Ducking Punches, Not Scientists, Dead Koys, 20.06.2019 in Bochum, Rotunde - Bericht von der Redaktion
Ducking Punches, 20.06.2019 in Bochum
Am Bochumer Hauptbahnhof begrüßt uns zunächst ein fröhlicher junger Mann, der uns offensichtlich CDs verkaufen will aus einem Stapel, den er in Händen hält. "Hey ihr, wie geht's euch? Ihr hört doch sicherlich gerne Musik, oder? Ich hab hier was, Rock, Metal..." - wir winken ab und gehen weiter. Ich höre nur noch, wie er uns ein verzweifeltes "...Hip-Hop..?" hinterher ruft.
...und ich dachte, es ginge um estonischen Metalcore. Prozessionsspinnerplage in Dortmund! Sie sind überall, diese grüne-Schals-tragenden Jesus-Freaks!! Wenn das kein Grund ist, fluchtartig den Ort des Grauens Richtung Bochum zu verlassen. In der Rotunde gibt es heute laute Gitarrenmusik von den DUCKING PUNCHES, NOT SCIENTISTS und den DEAD KOYS. Mit dabei, der verstrahlte Fö, frisch aus Tschernobyl. Feiertag ist heute auch noch. Fronleichnam...hat, glaub ich, irgendwas mit Kannibalismus zu tun.
Muss ja sagen, mit etwas mehr Andrang hätte ich auch gerechnet. Dachte irgendwie, Ducking Punches wären angesagter. Aber naja, vielleicht haben ja auch DEAD KOYS alle verschreckt? In der Rotunde angekommen, falle ich erstmal auf den Witz mit dem "is' ausverkauft" rein. Isses nämlich gar nicht. Wie auch, sind ja alle beim Kirschentag.
Die Dead Koys sind ja sowas wie entfernte Reise-Buddys dritten Grades, ist uns aufgefallen. Machen uns alle Urlaube vor oder nach. Und so können wir uns vorm Auftritt noch kurz über Georgien und Transnistrien austauschen. Über letzteres, genauer gesagt die Stadt Bender, haben Dead Koys sogar nen Song in petto! Die Stadt haben wir aber nur mit Bus bzw Zug tangiert, der Punkt geht also an die Dead Koys.
Zu hören gibt es gewohnt gefälligen melodischen Punkrock mit heiserem Gesang und einigen neuen Liedern, die wohl kürzlich aufgenommen wurden und vielleicht so irgendwie im Herbst rauskommen sollen. Da bin ich doch mal gespannt!
Auftritt ansonsten souverän, wobei das Publikum sich noch spürbar zurück hält und es irgendwann an Benn ist, die Distanz zu überwinden und in die dunklen kalten Weiten der Tanzfläche vorzudringen.
Dann NOT SCIENTISTS! Für mich ja der Hauptgrund meiner heutigen Anwesenheit, finde die Band mit ihrem zwischen Wave- und Pop-Punk schwingenden Sound ja ziemlich spannend, auch wenn gerade die neueren Sachen von Platte ne Weile brauchen, bis sie sich entfalten. Aber live ist ja alles anders.
Ich bin Negan! Heute ist zunächst mal eines anders: Da fehlt doch einer! Der zweite Gitarrist Jim hat es nicht auf diese Tour geschafft. Ist schon schade, dadurch wirken die Songs etwas weniger verspielt, andererseits aber auch einfach roher. Außerdem fehlt eine Stimme für die Backing-Vocals. Sänger Ed bittet die Zuschauer, diese zu übernehmen. Heute sind wir alle Jim!
"This is Thibault, he plays bass and breaks stages", so wird der Bassist vorgestellt. Sein Signature Move, beim Spielen mal eben eine Armee imaginärer Kakerlaken platt zu stampfen, sorgt auch heute wieder für Begeisterung. Nur vielleicht nicht bei den Bühnenelementen.
Live macht das Ganze aber durchaus Spaß und klingt knackiger und weniger glatt poliert. Zudem führt Sänger/Gitarrist Ed sehr charmant und sympathisch durch den Abend. Auf Platte bin ich mit den NOT SCIENTISTS ja nicht wirklich warm geworden, alles ganz nett, aber nichts blieb so wirklich hängen.
Ich kann's nur wieder betonen: Tolle Band! Und guter Auftritt, auch wenn mir die volle Bandbesetzung lieber gewesen wäre. Aber wird bestimmt nicht die letzte Chance gewesen sein.
Von den DUCKING PUNCHES kenne ich genau ein Lied und zwar "God damn coward". Das zugehörige Video zeigt einen Tag im Leben des Todes. Also, morgens Kaffee trinken, Kippchen rauchen, Rasenmähen, was man halt so macht. Leider hat der Tod keine Freund*innen, weil alle, die ihn berühren, tot umfallen, was für ihn sehr frustrierend ist. Ein Video, das erschüttert und betroffen macht.
der Fall war, wo sie allerdings noch größtenteils mit akustischen Instrumenten unterwegs waren, während wir heute ne reine Punkrock-Show serviert bekommen.
Ich kenne genau 0 Lieder von Ducking Punches, war mir auch unsicher, ob ich die überhaupt schon mal gesehen habe, hab aber soeben nach Recherche festgestellt, dass dies beim Groezrock bereits einmal
Muss sagen: Echt gute Band! Ist wieder so diese melodischer-Punkrock-Sparte, aber sehr mitreißend, trotz Unkenntnis der gespielten Lieder. Dazu gut aufgelegte Musiker, die sich auch gerne die Gelegenheit geben für kleine Spitzen gegen ihre Tourpartner Not Scientists.
Wird auch zwischendurch mal etwas ernster, als es in einem Lied um Suizid geht und der Sänger etwas mehr Sensibilität in der Gesellschaft einfordert und mehr Bereitschaft, Menschen mit seelischen Problem beizustehen, insbesondere natürlich im eigenen Freundeskreis.
Zum Schluss noch die Zugabe auf Zuruf. Gewünscht wird "D.I.Y. or die" und nach kurzem Überlegen, wie doch gleich die Akkorde dazu waren, wird dieser Wunsch auch erfüllt.
Look out! Beware! Unterhaltsamer Abend mit drei sehr guten Bands und hervorragendem Sound. Auf dem Rückweg überlegen wir noch kurz, in eine Karaoke-Bar zu gehen, entscheiden uns dann aber doch für die S1. Am Dortmunder Hauptbahnhof haben sie derweil Wellenbrecher aufgebaut. Vielleicht kommt morgen der Messias.