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Egotronic, 100blumen, Val Sinestra, 03.12.2015 in Düsseldorf, Zakk - Bericht von Fö

Egotronic, 03.12.2015 in Düsseldorf

Hatte ich nicht bei meinem letzten Bericht über Egotronic angemerkt, die Band mittlerweile zu oft gesehen zu haben und mal ne Auszeit bräuchte? Lügenpresse, sag ich euch. Die Chemtrails stehen gut, mein Aszendent ist Hase und weiß von nix, also kann man auch mal an einem Donnerstag nach Düsseldorf. Zumal sich die Gelegenheit ergibt, endlich mal Val Sinestra live zu sehen, 100 Blumen veredeln das Lineup noch zusätzlich, und Konzerte in Düsseldorf sind immer eine gute Möglichkeit, eines der begehrten Dates mit Nat zu erwischen. Alles Pro-Argumente! Geil!
Verschiedene Konzertbeginn-Zeiten waren im Vorfeld gestreut worden, ich hoffte auf frühen Beginn und frühes Ende, aber 20 Uhr klappt dann doch nicht ganz. VAL SINESTRA verbringen nen guten Teil ihrer Auftrittszeit dann auch erstmal damit, das Publikum nach vorne zu locken - teils auch mit handfesten Argumenten.
Oder auch, wie das so ist mit Berg und Prophet und der unüberwindbaren Mauer dazwischen: Auch der Jesus-Bassmann darf seine Mähne mal inmitten der anwesenden Raver schütteln. Bei mir haben sie dadurch eigentlich schon gewonnen, ich mag agile Bands. Hat was von John Coffey, die tragen ja auch lange Haare und Schnauzer.
Mir läuft lediglich der nasse Schleim den Rücken runter, als irgendein Song allen Musikern, Veranstaltern und Bierschinken gewidmet wird. Diese Anbiederei an die Lügenpresse ist echt ekelhaft. Was machen die denn, wenn die in Berlin spielen? Danke an die Bild-Zeitung? Ich will ne Tomate auf die Bühne schmeißen, hab aber keine. Blitze schleudern kann ich auch noch nicht.
Die Musik ist ein kleiner Kulturclash für die anwesenden Electro-Kiddies, es gibt nämlich die erdige Rock'n'Roll-Schiene zu hören, versetzt mit etwas Punk und Hardcore, recht hippe Kiste also, durch die deutschen Texte hat's auch was Eigenständiges. Ne Portion mehr Härte würde ich mir aber schon wünschen, so Kosslowski-Style vielleicht. So klingt's dann eher wie The Bronx auf Kegelfahrt. Was aber auch nicht schlimm ist.
Kann man draufklettern, mach ich. Ein Lebensmotto, das sich so einige Musiker mal hinter die Stirnlappen schreiben könnten. Unabsichtlicherweise ist hier übrigens Schleichwerbung für ein Radio reingerutscht. Ich distanziere mich davon.
Leider kein Foto von der astreinen Glitzerhose des Schlagzeugers! Mist! Ansonsten ist mir die Band, so rein optisch, etwas zu durchgestylt. Hipstercore ist der Feind! Wie können die in diesen engen Hosen überhaupt laufen?
So, genug gelästert. Im Gegensatz zu meinen Begleitungen fand ich den Auftritt ja eigentlich ganz erfrischend und kurzweilig. Die Band hat auch Spaß und das Publikum ist gar nicht so geschockt wie ich eigentlich insgeheim gehofft hatte. Val Sinestra, ruhig mal auschecken.
Bei der nächsten Band beschleicht mich das Gefühl, dass der Großteil der heute Anwesenden eigentlich für sie da sind: 100BLUMEN! Die hab ich mal auf diesem F*sion-Festival, von dem aus ausdrücklich keinen Bericht gibt, gesehen, und fand die, naja, sagen wir, zumindest interessant.
Heute kickt das schon mehr! Liegt auch daran, dass das Zakk nen ordentlichen Sound vorzuweisen hat (falls ich's noch nicht erwähnt hab: Das Konzert findet im kleineren Club statt, dessen Größe geradezu perfekt für den heutigen Abend ist). Zudem ein spürbares Heimspiel für die Floristen.
Musik: Elektrogeballer mit Gedresche. Das hat was und ist definitiv was anderes als die 8Bit-orientierte Audiolith-Masche. Eher ein wenig Industrial auf Punk getrimmt, und der Vergleich mit Atari Teenage Riot wabert auch noch durch den Raum. Letzteres auch wegen der politischen Attitüde, die hier sehr offensiv eingesetzt wird. Aber was soll das Autokennzeichen von Österreich da an der Wand?
Oh, und noch was: Die Band ist Elvis-approved. Ich finde Ansager und Vortänzer ja mindestens so nervig wie verkleidete Konzertgänger, aber hey, es ist Elvis!
Vor der Bühne ist ganz gut was los, viel Bewegungsdrang in den Menschen, teils aus Begeisterung für die Musik, teils auch alkoholbedingte Schwankungen der motorischen Fähigkeiten, aber wer will denn kleinlich sein. Es werden sogar Texte mitgeschrien - von denen ich kein Wort verstehe. Vielleicht schreien die auch nur irgendwas. IRGENDWAAAAS!
Zur Zugabe brüllt das Publikum eifrig nach "Modestadt Düsseldorf", was ein Song der Band zu sein scheint. Auf die Frage, ob sie denn lieber besagten Song oder stattdessen doch lieber einen guten, auf den sie selbst Bock haben, spielen sollen, antwortet das Publikum mit Unverständnis. Künstler, die eigene Wünsche haben? Wo kommen wir denn da hin!
Also feiert die Modestadt sich selbst, oder vermutlich (ich kenn den Songtext ja nicht) die Kritik an sich selbst, wobei die Grenzen dazwischen ja wahrscheinlich eher fließend sind. Sehr impulsiver Auftritt von 100 Blumen, ein wenig lässt sich der Hype jetzt nachvollziehen. Auch wenn man Hype nie sagen soll, sonst haut einem die Band auffe Fresse.
Bei EGOTRONIC dachte man ja mal, dass der Hype vorbei sei, aber irgendwie sind sie grade stärker denn je. Der Laden ist jedenfalls pickepackevoll, als die Berliner Druffis die Bühne entern.
Heute übrigens ne etwas andere Besetzung. Zum Einen ist Basser Max dabei, den ich bisher nicht bei ner Clubshow gesehen hab, zum anderen ist Synthie-Keyboarder Kilian auf Mutterschaft und wurde durch einen sexy Boy ersetzt, der sonst bei Ira Atari klimpert.
Hat das Auswirkungen auf den Sound? Ich hab keine Ahnung, ich bin Banause! Kommt mir aber tatsächlich punkiger und druckvoller vor als zuletzt. Aber das kann auch nur mein persönliches Empfinden sein, vielleicht bin ich einfach nur druckvoller. Ihr wisst ja wie das ist, ein Bier zu viel und so.
Apropos ein Bier zu viel (ach, herrlich, diese Überleitungen...): Zwischenzeitlich fröhne ich meinem liebsten Hobby und läster über das Publikum. So haben sich doch einige Proleten hierher verirrt - was in Düsseldorf aber nicht verwunderlich ist, muss an den Toten Hosen liegen, oder an Koks, oder an der Kombination daraus. Auch schön: die junge Selfie-Generation vor der Bühne. Aber Selbstprofilierung ist, glaube ich, auch wieder son Düsseldorfer Ding. Ohne jetzt lästern zu wollen, andere Städte sind ja schließlich auch scheiße.
Ein wenig Probleme bereitet heute anscheinend Chrüs Gitarre. Probleme von der Sorte, dass sie sich nicht durch "irgendwas ist komisch, ich stimme einfach mal meine Gitarre" lösen lassen. Vielleicht war das ja auch der punkige Sound, von dem ich eben sprach. Chrü sieht jedenfalls sehr süß aus, wenn er verzweifelt ist.
Ist es in heutigen Zeiten eigentlich unangebracht, wenn man von einem explosiven Konzert spricht? Ach, ich halt ja schon die Klappe...
Ansonsten? Ganz geiles Set und ein sehr feierwütiges Publikum, für nen Donnerstag echt beachtlich. Man beachte auch Torsuns Schnurrbart, der auf den Fotos aber irgendwie nicht so wirklich zur Geltung kommt. Gibt ihm eine angenehme Dorfbullen-Ausstrahlung. Wobei, dazu ist er dann doch zu dünn. Irgendwas is immer.
Im späteren Verlauf werden dann auch Leute als Zivibullen oder Nazis bezeichnen, die sich nicht hinsetzen. Sitzblockade gegen Egotronic oder was? Ich finde dieses Hinsetz-Aufspring-Spielchen ja ebenso nervig wie Leute, die bei Konzerten ständig ne Wall of Death anzetteln wollen. Bin ich deswegen ein Nazi? Egotronic sind so intolerant! Oder bin ich intolerant? Sollten wir nicht alle mehr für- und weniger gegeneinander sein? Oder doch gemeinsam gegen alles? Alles für nichts? Jeder gegen keinen?
Ich simuliere das Aufspringen, indem ich mich kurz auf die Zehenspitzen stelle. Guter Abend, schönes Konzert. Und mal eben 90 Minuten gespielt, Respekt! Mit nem Ohrwurm von "Deutschland Arschloch Fick Dich" schwanke ich gut gelaunt gen Bahnhof.
Am Bahnhof dann der Dämpfer: Der Zug hat 5 Minuten Verspätung! Was man in 5 Minuten nicht so alles machen kann! Ich hätte mich zum Beispiel im Zakk noch von Leuten verabschieden können, anstatt überhastet abzuhauen. Aber hey, 5 Minuten weniger die ich in Dortmund auf meinen Nachtbus warten muss, alles cool. Fleißige Bahnfahrer wissen allerdings, dass die 5 Minuten lediglich die Zeitspanne anzeigen, nach der die Anzeige auf 10 Minuten umspringt, das Spielchen wiederholt sich einige Male, bis dort schließlich ganz dreist die 20 stehen bleibt, während der Zug mit satten 55 Minuten Verspätung einfährt und der Nachtbus schon längst unerreichbar ist. Können diese Selbstmörder nicht einfach irgendwo auf die Gleise springen, wo keine Züge fahren? Achnee, ich seh schon, blöder Vorschlag. Ach, egal.

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Weitere Infos zu den Bands: Val Sinestra, Egotronic, 100Blumen
Location:
Zakk
Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation
Fichtenstraße 40
40233 Düsseldorf
www.zakk.de

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