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Dienstag, 25.08.2015: Interview mit Siberian Meat Grinder


Auf dem Punk Rock Holiday ergab sich die Gelegenheit, dass Zwen für ein paar Minuten mit böse dreinblickenden Russen in einen Bus gesperrt wurde. Was macht man in solch einem Moment? Diktiergerät raus und los! Hier das Interview mit Siberian Meat Grinder, weiter unten findet ihr die englische (Original)-Version.

Zwen: Okay, los geht's. Ihr seid momentan auf Europatour. Mich würde interessieren, ob es Probleme gibt, wenn eine russische Band in Europa touren will. Mit Problemen meine ich z.B. Probleme mit der Staatsgewalt.
Vlad: Oh, das ist echt ein gute Frage, weil für eine russische Band ist es wirklich schwer in Europa zu touren. Ich denke auch, dass es schwieriger ist, als für Europäer, weil es zunächst einmal sehr viel Geld kostet. Das liegt daran, dass die Löhne in Russland sehr niedrig sind und man sehr viel Geld für die Flugtickets, für Visa und das ganze Zeug ausgeben muss. Außerdem ist es manchmal ziemlich schwer an Visa zu kommen, weil man den Behörden zunächst einmal ziemlich viele Papiere vorzeigen muss. Papiere von der Arbeit, Dokumente von der Bank und sowas, um ein europäisches Visa zu bekommen und auf Tour zu gehen. Ich habe schon oft von Bands gehört, die eine Tour geplant hatten und dann musste die Tour abgesagt werden, weil eine einzige Person aus der Band sein Visum nicht rechtzeitig bekommen hatte. Man könnte also sagen, dass jede Tour etwas von Lotto spielen hat. Du steckst ziemlich viel Geld rein und dann kann das Ganze immer noch abgesagt werden. Außerdem ist die Entfernung schon ziemlich groß und wir sind weit weg von zu Hause und man muss sehr viel Geld in so eine Tour stecken, damit das Ganze erfolgreich wird, aber das ist es definitiv wert, weil jede Tour ein großes Abenteuer ist. Es ist die Möglichkeit seine Musik vor vielen Leuten zu spielen, alte und neue Freunde zu treffen, tolle Bands zu treffen und ein paar großartige Orte zu sehen. Deshalb sind wir sehr dankbar für jede Show und für jede Tour, die wir spielen können.

Zwen: Okay, aber auf dieser Tour gab es keine Probleme mit der Polizei? Ich kenne nämlich einige Bands, die ständig angehalten werden und dann sagen die Beamten sich "Ah, großer Bus, Leute mit Tattoos. Die nehmen doch bestimmt Drogen, oder sind kriminell."
Vlad: Nun, wir sind schon relativ oft angehalten worden, aber das war immer nur eine normale Verkehrskontrolle und da ist eigentlich nichts passiert. Nochmal, was das angeht, ist alles sehr entspannt. Außerdem fahren wir einen Van mit deutschen Kennzeichen, deshalb ist es für uns einfacher. Für Leute, die mit russischen Kennzeichen fahren, ist es oft viel schwieriger.

Zwen: Ja, das glaube ich. Und in Russland? Ich habe gehört, dass ihr dort die Szene erst richtig mit Bands wie Moscow Death Brigade oder What We Feel gestartet habt, denn vorher haben wir hier in Europa nicht so viel von der russischen Hardcore, Punkrock oder antifaschistischen Szene mitbekommen.
Vlad: Ich denke nicht, dass wir diejenigen waren, die das gestartet haben, aber wir haben uns einer wachsenden Szene angeschlossen und wir haben schon etwas in den Aufbau der Szene gesteckt. Die russische Szene war sehr schwach. Die ganze Subkultur wurde von Nazis dominiert und es war aufgrund von Naziangriffen sehr gefährlich zu einem Punk- oder Hardcore-Konzert zu gehen. Viele Leute sind Opfer von Naziattacken geworden, wurden zusammengeschlagen oder sogar getötet, nur weil sie Punkrocker waren. Dann fing die Szene langsam an zu wachsen. Es sind immer mehr Leute dazugestoßen und nun wird die Situation immer besser. Das liegt wahrscheinlich an den vielen Leuten, die da so viel reingesteckt haben und dafür mit ihrer Freiheit oder dem Leben bezahlt haben. Wir versuchen einfach ein Teil der Szene zu sein und Musik zu machen, Shows zu organisieren und Geld zu sammeln für die, die es wirklich brauchen, z.B. für die Familien der Opfer von Neonaziattacken. Ich denke, dass What We Feel damals sicher eine sehr wichtige Band im russischen antifaschistischen Hardcore-Punk war. Ich selbst habe für sie als Sänger auf einer Tour 2009 agiert, aber die haben schon lange vorher gespielt und ich denke, dass die wirklich sehr viel reingesteckt haben um diese Szene aufzubauen.

Zwen: Ok, was ich sonst noch fragen wollte. Macht ihr euch Sorgen wegen Repressionen seitens der Nazis oder der Regierung?
Manche Bands tragen ja Masken, um sich zu schützen. Ihr tragt nun auch Masken. Dienen diese zu eurem Schutz und wenn ja, warum tragt nur ihr beiden Sänger Masken und der Rest zeigt auf der Bühne Gesicht?
Vlad: Siberian Meat Grinder ist keine politische Band. Klar, wir stehen für einen Zusammenhalt gegen alle Arten von Hass, Diskriminierung und Faschismus, wie alle normalen Leute, aber die Masken sind eher ein Teil unseres Images und nicht um unsere Gesichter zu bedecken, deshalb haben wir keine Probleme. Einmal wurde ein Konzert von einem Einsatzkommando abgebrochen. Wahrscheinlich wegen einer Prügelei in der Nähe des Clubs, aber sowas passiert ja auch in anderen Ländern. Irgendwie ziehen Metal-, Punk- und Hardcore-Konzerte auch immer aggressive Jugendliche an. Das ist normal und gehört halt wohl irgendwie dazu.

Zwen: Also, habt ihr keine Angst vor Repressionen. Ich finde das interessant, weil in euren Videos besprayt ihr z.B. Wände. Kommt da dann nicht wer und hängt euch ein Verfahren an?

Vald: Also, Graffiti ist ein wichtiger Teil unseres Lebens und das könnte außerdem ein Grund sein, weshalb wir Masken haben. Einige von uns waren außerdem jahrelang Mitglieder von Graffiti-Crews, aber das ist eine andere Geschichte. Eigentlich ist alles ganz cool. Obwohl, Graffiti ist in Russland, wie in jedem anderen Land, illegal und ja man kann deswegen schon Probleme kriegen. Deshalb musst du halt einfach clever sein. Und außerdem sage ich natürlich, dass wir keine Wände besprühen (lacht). Wir machen das nicht. Klar, man kann da etwas Graffiti in unseren Videos sehen, aber vielleicht sind das auch nur Computer-Effekte.
Zwen: Ja, oder vielleicht stand da einfach zufällig irgendein Typ rum, der gerade, während ihr gedreht habt, die Wand besprüht hat.
Vlad: Oder wir haben einfach etwas Videomaterial von Leuten, die wir gar nicht kennen, zugeschickt bekommen. Irgendwie sowas halt.

Zwen: Ihr habt Kontakte zu verschiedenen Bands über den ganzen Globus. Ein Beispiel wäre Agnostic Front. Vinnie Stigma ließ sich sogar in eurem neuen Video "Walking Tall" blicken. Ist das wichtig für euch? Ich werfe mal das Wort global unity ein. Was bedeutet euch der Zusammenhalt zwischen den Bands, vielleicht auch zwischen verschiedener Musik und verschiedenen Jugendkulturen.
Vlad: Ja, klar. Das ist uns sehr wichtig und es ist immer eine große Ehre, wenn wir die Bühne mit solchen Bands teilen dürfen. Ich z.B. bin aufgewachsen, als die meisten Skinheads in Russland Nazis waren. Damals hatten wir noch nie von antifaschistischen Skins gehört. Agnostic Front war eine der ersten Bands, die wir gehört haben und die für Skinheads, die keine Nazis sind, gesprochen haben, die gegen Rassismus sind und für ihre Szene eingestanden haben, für den Zusammenhalt, für Anti-Rassismus, für Anti-Faschismus und sowas. Also, ja wir glauben, dass der Zusammenhalt zwischen Bands, oder Leuten von verschiedenen Szenen, sehr wichtig ist um die globale Hardcore-Punk-Szene zu stärken.

Zwen: Ja, und sogar zwischen verschiedenen Musik-Genres. Ich finde z.B., dass in Siberian Meat Grinder ein großer Metal-Einfluss steckt. Liege ich damit richtig?
Vlad: Ja, sicher. Für uns ist das ein Mix aus Metal, Hardcore-Punk, HipHop und verschiedenen Metalarten, wie Black Metal, Stoner Rock, Heavy Metal und Thrash Metal. Was uns als Band aber wichtig ist, ist die Schaffung eines eigenen Stils, denn klar hört man die Einflüsse von vielen Bands, aber ich denke nicht, dass wir irgendeine Band kopieren. Denn wenn man ein Original hat, warum sollte man dann die Kopie hören? Wir benutzen also diese Einflüsse um unseren ganz eigenen Stil zu entwickeln.

Zwen: Wenn wir schon bei der Musik sind. Ihr habt kürzlich ein neues Video rausgebracht: "Walking Tall". Wann kommt das Album, oder wird es eine EP?
Vlad: Nein, wir arbeiten an einem kompletten Album und wir werden daran weiterarbeiten, wenn wir die Tour beendet haben. Ich kann jetzt noch kein konkretes Datum nennen. Ich hoffe, dass das Album im Winter oder vielleicht im Frühling kommt. Mal schauen, vielleicht sogar früher.

Zwen: Okay, wir sind auch schon am Ende. Hast du noch was zu sagen, das noch nicht erwähnt wurde?
Vlad: Ja, sicher. Danke für das Interview. Danke für die sehr interessanten Fragen. Einige davon sind sehr wichtig. Vor allem die über den Zusammenhalt, weil wir uns alle - Bands, die Leute, Veranstalter, einfach jeder der in der Szene aktiv ist - darauf besinnen sollten, dass diese Szene zunächst einmal wie ein Manifest von Gleichheit und Zusammenhalt ist. Es zieht total verschiedene Leuten an und gibt ihnen eine Chance, einen Ort und Hoffnung. Deshalb ist es für uns auch so wichtig, die Szene von jeglichem Hass und jeglicher Diskriminierung freizuhalten und dafür zu sorgen, dass sie vor allem auf Freundschaft basiert.

Zwen: Vielen Dank für das Interview.
Vlad: Danke.




And now the same kokolores in english!

Zwen: Okay, let's go. You have an Europe Tour now and what I wanted to asked is, is there any problem for a Russian band to tour Europe? Like having problems with police, being pulled over, something like that?
Vlad: Oh, well it's a very good question because for a Russian band it's pretty hard I think to tour Europe. At least I think it's harder than for European Residence because first it costs a lot because Russian salaries are pretty low and you have to spend a lot of money for the plain tickets, for visas and all the stuff like that. Also, sometimes it's hard to get visas because you need to present lot of papers. Papers from your work, papers from your bank and stuff like that to contain a European Visa to go on tour. And I know many stories when bands planned tours and tours have been canceled because one single member did not receive his Visa on time. So in this situation every tour is like a lottery. You just put money in and then it could be canceled. And so it's pretty long distance from Russia so we are far away from home and also have to put lot of work to get money for the tour and just to make it successful but it is definitly worth it because every tour is a great adventure. It's an opportunity to play your music in front of many people, to meet old and new friends, meet great bands, see a lot of great places, so we are really greatful for every show and for every tour we can plan.

Zwen: Okay, but on this tour there was no problem with police? I know a lot of bands who are getting pulled over and they are going "Ah, big bus, people with tattoos. Must be doing drugs, or be criminals."
Vlad: Well, actually we have been stopped very often but just for ordinary check on the road and nothing happened because again in this case everything is cool. Also we are driving a van with German plates. So it's easier for us. People who travel for example Russian plates, it's usually much harder.

Zwen: Yeah, I believe that.
And in Russia? I kinda heard that you quite started the scene with bands like Moscow Death Brigade or What We Feel because before we in Europe didn't hear much about Russian punkrock or hardcore or antifascist scene.
Vlad: Well, I think that we probably were not the ones who started it but we joined the growing scene and I believe put some efforts in building it. Because you're absolutely right and Russian scene was very weak. The whole subculture was dominated by Nazis and it was very dangerous to go to the punk and hardcore shows because of Nazi attacks. Many people fell victims, got beaten up or even killed by Nazis just for being punkrockers. Than the scene started to grow and became bigger, more people joined it and now the situation gets much and much better. Probably because of the efforts of many people who payed for that with their freedom or even with their lives. We just try to be part of the scene and play music, organize shows or collect money for those in need. For example for the families of the victims of neonazis. I think that What We Feel was one of the most important Russian antifascist hardcore bands. I used to sing for them as like session singer in one tour in 2009 but they started playing long before and I believe they put a lot of afford into building the scene.

Zwen: Ok, so what I wanted to ask is, do you fear attacks by nazis or by the government? Because some bands protect themselves by wearing maskes. You wear masks, too. Is this kinda protection against repression? And if yes, why are only you two singers wearing masks and the rest of you shows their faces?
Vlad: Siberian Meat Grinder is not a political band. Of course we stand for unity against all kinds of hate, discrimination and fascism as any normal persons, but we have masks as a part of our image not to cover our faces, so we don't have any problems. Siberian Meat Grinder never had any problems with the police. One time our show was stopped by the riot cops. Probably because of some fights near the club and stuff like that but also this happened in other countries, too, because anyway punk, metal and hardcore shows attract some aggressive youth so it's just a normal way of life.

Zwen: So, you don't fear state repression. I think it's kinda interesting because in your videos you show like spraying walls and something like that. Isn't there government coming trying to put a process on you?
Vlad: Well, graffiti is a big part of our life and it's like probably because of that we also have masks. Some of us also were the members of graffiti crews for years but that's just another story. Actually, everything is pretty cool. But anyway, graffiti in Russia is like in any over country illegal and yes you can get some legal problems because of that but you just gotta be smart. And also I don't say that we paint any walls (laughs). I don't admit it. Yes you can see some graffiti in our videos but maybe it's just a result of computer effects.

Zwen: Yeah, or maybe just some random guy who stands there right in the moment spraying the wall and you accidently filmed him.
Vlad: Or we just got sent some video material from people we don't know. Just like that.

Zwen: You have contacts to different bands from all over the world. For example Agnostic Front. Vinnie Stigma showed up in your new video. Is it kinda important for you, talking about global unity between the bands, maybe even different music, different youth cultures. Is this an important part for you?
Vlad: Yes, it is for sure. It is very important and it is a big honor to share the stage with bands like this because for example when I was growing up most of the skinheads in Russia were nazis and we never heard about antifascist skinheads and Agnostic Front was probably the first band that we heard and that was speaking for like skinheads who are not nazis. Who are against rascism and who stood for their scene, for the unity, for anti-rascism, for anti-fascism and stuff like that. So yes, we believe that the unity between bands, between people from different scenes is very important to strengthen the worldwide hardcore/punk-scene.

Zwen: And even between different genres because I think in Siberian Meat Grinder there is a lot of metal influence. Is it right?
Vlad: Yeah, for sure. For it's just a mix of metal, hardcore-punk, hiphop, different kind of metal, black metal and stoner rock and heavy metal, thrash metal. Stuff like that. Because what we are trying to do as band is to create and master our own style, because for sure we are preshade the influence from many bands classical, legendary bands but we don't think that we need to copy any band. Because when you have the original, why listen to the copy? So we just try to use this influences to create our own style.

Zwen: Talking about your music. You realesed just a new video called "Walking Tall". When does the new album come out, or is it going to be an EP?
Vlad: No, we are working on a full album right now. And we will continue working when we get back from the tour. I can't name exact dates of release. I hope we release in winter or maybe spring. But we will see. Maybe earlier.

Zwen: Okay, we're already at the end. Have you something to say? Something that wasn't mentioned?
Vlad: Yes, for sure. Thank you very much for the interview. Thank you very much for the interesting questions because some of them are very important. Especially questions about unity because what we really need to do because all of us - bands, people, promoters, everybody who is involved in the scene on any levels - you must remember that this scene is in the first place like a manifest of equality and unity. It attracks absolutly different people and it gives kids a chance. Gives them a place to go and hope. So for us it is very important to keep the scene free of every kind of hate and discrimination and keep it based on friendship.

Zwen: Thank you very much for the interview.
Vlad: Thank you.


Zwen 08/2015
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