Vor knapp einem Jahr habe ich bei einer Open-Stage in Stuttgart Olaf Bossi getroffen. Er hat lediglich zwei Lieder gespielt und das Publikum komplett in den Bann gezogen.

Der Künstler, der jetzt Singer/Songwriter/Kabarett-Sachen macht, hat auch einen musikalischen Hintergrund. Als Tipp: Titel 6. Hach, die guten alten 90er Jahre.

Nun ist seine CD "Glücklich wie ein Klaus" erschienen. Und Olaf Bossi schafft es tatsächlich: Er bannt die Live-Magie einfach mal so auf den Tonträger. Und nicht nur das - ihm gelingt nahezu die Quadratur des Kreises.

Ich versuch das mal zu erklären: Es gibt ja mehrere Arten von Liedermachern: Manche singen emotionale, persönliche Lieder, andere sind enorm sozialkritisch und wieder andere sind einfach lustig.

Olaf Bossi gelingt das Kunststück, dies alles unter einen Hut zu bringen: Er macht enorm emotionale Texte ohne auch nur ein einziges Mal kitschig oder schmalzig zu werden ("Glücklich wie ein Klaus", "Kann man noch brauchen Sachen", "Kleine Maus 2.0", "Der auf den Bildern nie drauf ist").

Was das nun mit der oben erwähnten Quadratur des Kreises zu tun hat? Bossi schafft es in so einem erwähnten emotionalen Lied, zugleich lustig zu sein. Beim Titeltrack zum Beispiel muss man in den Strophen oftmals herzhaft schmunzeln. Man denkt sich bei einigen Zeilen: "Singt der Typ gerade über mein Leben?" Dann folgt ein starker Refrain, der für Gänsehaut sorgt.

Anderes Beispiel: Bei "der auf den Bildern nie drauf ist". Ach, der Olaf vertont da grad meine Jugend, als ich mit 17 mal auf ein Festival gefahren bin. Schöne Zeit, erinnere ich mich gerne dran. Dann kommt ein Gute-Laune-Refrain. Melancholie wird zu Sommer-Ohrwurm.

Und dann schimmert immer wieder auch die Sozialkritik durch: Ob konkret ("Der Preis"), zynisch ("Der Großbuchstabenjournalist") oder wieder vereint mit den beiden andern Attributen "lustig" und "emotional" wie beim Titeltrack. Das ist schwierig zu erklären - vielleicht ist genau für solche Schmierjournalisten wie mich die Live-Version von "Glücklich wie ein Klaus" auf dem Album. An den Publikumsreaktionen merkt man denk ich ganz gut, was ich meine.

In mir schlummert auch die Vermutung, dass "Glücklich wie ein Klaus" ein Konzeptalbum ist. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass die Lieder live in eine Story eingebettet werden: Ein paar ehemals gute Freunde treffen sich nach vielen Jahren wieder und erzählen sich gegenseitig von ihrem jetzigen Leben und ihren Jugenderinnerungen. Ist aber ne reine Vermutung.

Ich bin auf jeden Fall begeistert. Das beste Album des Genres, das ich seit langem gehört habe. Jeder Song ein kleiner Hit mit greifbarem Thema. Jeder Song bleibt hängen, kein einziger Ausfall. Abwechslungsreiche Instrumentierung (von Reggae-Rhythmen in "Geld oder Leben" bis Electronica in "Der Preis") und sauklare Produktion.

Anspieltipps: Alles, ganz besonders gut gefallen mir persönlich die Titel 2,3,4,6 und 12.

Nochmals: Bestes Album des Genres was ich seit Langem gehört habe, ich weiß eigentlich nicht wie da noch ne Steigerung möglich ist.