Kategorie "was sonst keiner besprechen will".

Warum das keiner besprechen will: Ich muss mal wieder Coverartwork und Bandname als Schuldige ausmachen. Das sieht so dermaßen nach mittelmäßiger lahmer Indierock-Schülerband aus, dass der Wille, sich durch kurzes Reinhören vom Gegenteil überzeugen zu lassen, gen Null tendiert.

Ging mir auch so. Entsprechend niedrig meine Motivation, als ich in einem Anflug gnädigen Wohlwollens die CD aus dem hintersten Stapel unserer Rezi-Kiste ziehe. Mal eben eingelegt, son Verriss ist ja schnell geschrieben. Anschließend klebe ich erstmal mit Sturmfrisur an der Wand, taumele langsam auf allen Vieren gen Anlage und drehe den Lautstärkeregler auf etwas humanere Werte. Moment, dieser Lärm von einer Band, die sich "Couchdivers" nennt? Hab ich die falsche CD eingelegt?
Kein Scheiß, das ist ja echt ganz geil! Brachialer Gesang, fette Gitarren, Hardcore-Punk feinster Güte, bisschen Streetpunk/Rock'n'Roll-Touch. Erinnert mich spontan an Smoke Blow und Power, ähnlich wie diese bauen auch die Couchdivers immer mal kleine entspannende Melodien in ihr Krachinferno. Ebenso nicht fehlen dürfen die genretypischen Shouts und eine durchgehend angepisste Attitüde. Geile Scheibe! Der gebe ich gerne nochmal ein paar Durchläufe! Ein Durchlauf erstreckt sich übrigens auf angenehme 26 Minuten für 11 Songs, so mag ich das, schöne Dampfwalze ohne allzu viele experimentelle Passagen, einfach nur Vollgas. Für Oldschool-Hardcore erstaunlich abwechslungsreich, "One Piece" kommt sogar unerwartet catchy daher. Weitere Anspieltipps: "Jump At The Chance", "The Indiscernible Change", "A Legion Of Unconvincibles" und, ach, eigentlich kann man die ganze Scheibe bestens in einem Rutsch durchhören, auch wenn die ganz großen Hits fehlen. Die Texte sind übrigens auch ganz gut, fernab von Peinlichkeit und mit den Fingern in den Wunden der Gesellschaft.

Fazit: Don't judge a book by its cover! Wer die finale Smoke-Blow-Platte "The Record" super fand, wird das Teil hier, äh, zumindest ganz gut finden. Mehr davon!