Traum vom perfekten Konzert

Schon beim Booking ist klar dass wir nur unseren nötigsten Kram mitbringen müssen: Weichteile vom Schlagzeug, Tops und Gitarren. Die satte Gage ist fix, Plus X ist selbstverständlich, die Wegbeschreibung ist tadellos. Als wir ankommen ist tatsächlich alles an Backline da, und obendrein nicht nur Schrotthaufen, sondern gängiger, anständiger Kram! Gebucht ist außer uns nur noch eine andere Band, nette Jungs, erfahren, ziehen auch ein paar Leute. Gerne eine lokale Band, aber scheißegal. Aber bloß nicht drei oder fünf andere Bands! Hass! Chaos! Dann beginnt die letzte Band nämlich frühestens um zwei Uhr Nachts! Zum kotzen! Da will man bereits in Ruhe saufen!

Das Essen ist frisch zubereitet und Teller und Besteck sind tatsächlich gespült. Eine scheiß Pizza für jeden reicht doch völlig. Getränke gibt es für die Band unbegrenzt, den ganzen Abend, natürlich auch während der Party hinterher. Ehrensache!

In den Backstageraum kommt man nur als Bandmitglied, da passt jemand auf. Ein Kühlschrank dort ist selbstverständlich! Gefüllt. Nach Entleerung ungefragte Neubefüllung!

Ein Soundmann der Ahnung hat und eine ausreichende Anlage sind Standard. Ein seperater, guter Platz für unsere Merchdame ebenfalls. Zwei bis drei unauffällige Aufpasser werfen ein heimliches Auge auf Merch, Band und Kram der auf der Bühne steht.

Die Pennplätze sind sehr sauber und im Gebäude, so dass man nicht durch die Kälte rennen muss oder sogar noch irgendwo hin fahren muss, und natürlich sind die Zimmer für Säufer und Schläfer getrennt, separat mit Dusche, und Frühstückszeiten sind gemäß der Weiterfahrt der Band angepasst, selbstverständlich durch separates Personal, die nicht bis morgens saufen und dann drei Tage im Koma liegen!

Selbstverständlich wird jedes Wort mit gesungen, alle Ladys zeigen ihre Möpse, Pogo wie sonst was, überall wird getackert, alle saufen friedlich mit, und jeder Gag seitens der Band ist allen Leuten unbeschreiblich peinlich.

Bühnenbier wird unaufgefordert gebracht. Bütterken mit lecker watt drauf für Matze ebenfalls. Ein, zwei Schnäpperken können nicht schaden!

Von der Bühne aus gibt es einen direkten Weg, der nicht durchs Publikum führt, zum Bus, oder wahlweise einen abgeschlossenen Raum, dessen Schlüsselwart nicht trinkt (und sich deshalb nachts bitte von der Band fern hält!) und sich an der morgigen Weiterfahrt der Band zeitlich orientiert. Ein eigener, sicherer Abstellplatz für den Bus ist gewährleistet.

Die Gage wird sofort in bar ausgezahlt, in einem ruhigen Raum, selbstredend mit einem dicken Zuschlag weil wir so geile Kerle sind, den Raum zum kochen gebracht und die Veranstalter zu Millionären gemacht haben.

Nächtliches Rumjammern von wegen wir haben Hunger weil wir gesoffen haben wird prompt mit warmem Essen begegnet.

Die Party hinterher kann absolut alles und geht bis morgens früh.

Nebenan sind sofort ein Puff, ein Metalschuppen, eine Rentnerkneipe und eine Gothicdisco mit Lackladys in Netzstrumpfhosen! Sabber. Wir haben natürlich freien Eintritt.

Bereits bei der Abfahrt bekommen wir eine CD mit tausend Fotos von der Nacht und eine geschnittene DVD des Konzertes aus sechs verschiedenen Kameraperspektiven.

Unser Merchkram ist natürlich leer gekauft.

Von den Ladys, die bei uns im Bett liegen, verabschieden wir uns indem wir ihnen sagen, dass sie auch ruhig schon mal ein bisschen mehr Fahrrädchen fahren können. Prost! KOLLEGE 04/06