Tja, die Frog Bog Dosenband hat nach langer Pause ein neues Album veröffentlicht. Los geht's.

Die Dosenband ist eine lustige Sauf-Rock-Band aus der Nähe von Osnabrück, mit Texten über Quatsch und übers Saufen. Um die Jahrtausendwende hat mal irgendjemand auf einer LAN-Party, auf der meine Freunde und ich zu Gast waren, eine CD von denen vergessen und seitdem fand ich diese Band einfach witzig. Während auf den alten Sachen der absolute Nonsens dominiert (ich zitiere wahllos: "Martin, Martin, dein Atem riecht nach Platin, Martin, Martin, deine Handschrift ist normal") und die Musik teilweise gar punkig anmutet (Gitarre, Schlagzeug, Bass, Gesang, vier Akkorde) widmet die mittlere bis spätere Schaffensphase sich deutlicher dem Thema "saufen", was ja jetzt erst mal überhaupt kein Problem ist, und inkorporiert eine Orgel ins musikalische Geschehen, die so lustig dahindüdelt, wie man das bei so Quatschmusik gern hat.

Ein Blick auf Titel und Trackliste verrät, in welche Richtung das aktuelle Album geht, "wir bechern mit dem dicken Mann", "Wochenende Alkohol", "Wir ham ne Fahne", "morgen früh kommt der Auamann" - Sauflieder eben. Alles gut, ich gebe zu, es entlockt mir nicht mehr dieselbe Begeisterung wie vor 20 Jahren, aber Tickets für die große Reunion-Show hab ich trotzdem rumliegen (Konzi wurde jetzt 3x verschoben...).

Ziemlich witzig sind zugegebenermaßen die drei Teile "mir kommt der Lehm" in flottem Country-Stil, äh ja, da musste ich wirklich lachen. Und auch "Dr. Pillemann" ist ein Ohrwurm mit primitivem Humor, wie er auch von den üblichen Vertretern des Genres Fäkalrock, z.B. den Geggen Gaggas aus Dinkelscherben, hätte serviert werden können. Also insgesamt eine gute, pubertäre Sauf-CD? Nun, leider nicht ganz.

Problematisch finde ich, und beim Schreiben dieses Reviews ist mir aufgefallen, dass dieses Sujet nicht zum ersten Mal auf "Wir ham ne Fahne" auftaucht, dass beispielsweise in "Kirmeskind René" auf humoristische Art und Weise mal eben dahergebauert wird, dass der Protagonist "den Frauen gerne untern Rock packt". Und nicht mal in irgendeiner überspitzten ironischen Form, wie es vermutlich Bands wie Die Kassierer hinkriegen würden, sondern plump, nebenbei, ganz selbstverständlich. Derlei Witze sind in 2022 (jaja ok, das Album ist an Silvester 2021 erschienen) einfach nicht mehr zeitgemäß. Und wenn man dann mal anfängt, das Œuvre der Dosenband aus einer einigermaßen erwachsen gewordenen Perspektive zu betrachten (sorry, ich habs ja auch lange versucht, mich dem zu verwehren...) findet man dann noch mehr Gags, die in den 1980ern ein Garant für Lacher in jedem verrauchten Partykeller gewesen wären ("Ägypten Wüstensand, Neu-Delhi Elefant, Paella espanol, Wochenende Alkohol"). Klar, das ist nicht bösartig, das ist einfach... dröge, albern, aus der Zeit gefallen.

Andere Lieder liefern textlich das ab, was im Punkrock eigentlich gut ankommt - Keinen Bock auf Arbeit, Saufen und Pipikacka-Hodensackhumor. Ich habe gelacht beim Durchhören, mehrfach sogar. Deshalb fand ich die Band ja eigentlich auch immer ganz gut. Fazit: Naja.

Unangenehm wird es jetzt, wenn die Fanbasis einer solchen Band, die sich politisch überhaupt nicht positioniert, dieses Review über Google findet, es wird das Schlagwort "cancel culture" fallen und über "die dämlichen Linken" gelacht werden. Oder aber ich nehme mich hier viel zu wichtig und das interessiert überhaupt niemanden. Kann auch sein.