Hirsches, Liedermacher aus Bayern (Ingolstadt), aber eigentlich aus dem Nachbarland mit dem ersten grünen Ministerpräsidenten. Ich finde Liedermacher/Storyteller ja eigentlich ziemlich gut: Ob Hans Söllner, Ludwig Hirsch, Monsters Of Liedermaching oder Weiherer (die beiden letzteren werden auf dieser Scheibe auch gecovert) - hör ich mir alles sehr gerne an. Das liegt an verschiedenen Gründen: Söllner und Weiherer sind sehr kritisch und trauen sich was. Ludwig Hirsch ist wunderschön melancholisch und morbid und die Monsters haben teilweise einen wirklich guten Brachial-Humor.
Hirsches kommt da nicht ran. Teilweise sind sehr gute lyrische Ideen vorhanden (Mi juckts am Beidl, Kirchenglockenblues, Im Gsichtsbuch) - es hapert aber an der Umsetzung: Die Themen werden zu brav abgehandelt - es scheint so, als wolle man nirgends anecken, keinem auf den Schlips treten. Bei manchen Texten werde ich sogar an grauenhafte Interpreten wie Reinhard Fendrich erinnert (z.B. X-Mass-Checker). Die englischen Lieder sowie der "Lach-Song" kommen mir zudem wie Fremdkörper auf dem Album vor.
Musikalisch ist alles sehr, sehr abwechslungsreich, was wirklich gut ist. Von Reggae, über Blues bis zum Ballermannsound ist alles dabei.
Hirsches Album "Brunftzeit" wär eine CD die vielleicht meinen Eltern gefallen würde: Braver Humor mit mitsingkompatiblen Melodien und fröhlicher Grundstimmung. Passt irgendwie in das konservative Bayern - "Mi juckts am Beidl" wird wahrscheinlich trotzdem mal auf eine Partyplaylist in feucht-fröhlicher Runde rutschen.