The Real McKenzies, 12.01.2011 in Dortmund, Inside Club - Bericht von Fö
The Real McKenzies, 12.01.2011 in Dortmund
So ist es dann auch schon knapp 22 Uhr, als die McKenzies endlich starten - ohne Vorband, dafür mit ihrem selbst gesungenen Intro "Barrett's Privateers", dicht gefolgt von Hits wie "Scots Wha'Ha'e" und "Cross The Ocean" - eigentlich perfekte Voraussetzung für ne ordentlich ausgelassene Party!
Ja, eigentlich. Das Publikum ist noch recht verhalten, sowohl zahlen- als auch stimmungsmäßig. Traut sich kaum einer nach vorne, applaudiert aber immerhin brav. Ein Werktags-Publikum halt, ich hätte aber wirklich mit ein paar mehr (und vor allem betrunkeneren) Leuten gerechnet. Naja.
Egal, die Real McKenzies haben mit Sicherheit schon schlimmere Konzerte hinter sich gebracht und geben auch ihr Bestes, um die Zuschauer ein wenig aufzutauen. Wobei, wenn ich mir die Band so anschaue, könnten nicht nur die Zuschauer betrunkener sein - das sollen drunk musicians sein?
Immerhin ihm hier kauft man das ohne Umschweife ab. "Dirty" Kurt Robertson hat einen herrlich verkaterten Gesichtsausdruck. Ein paar Zähne weniger und er könnte, zumindest optisch, Shane McGowan Konkurrenz machen.
Aber, ups, der is ja Ire. Die McKenzies sind ja Kanadier. Trotzdem oder gerade deswegen die besten Verfechter folk-inspirierter Punkmusik. Ich kann die ständigen Vergleiche mit den Dropkick Murphys nicht mehr hören, denn die finde ich mittlerweile eigentlich nur noch scheiße. Wenn Dudelsackpunk, dann so!
Nach ein paar Liedern gibts aber ne kleine Unterbrechung und Schlagzeuger Sean Sellers bekommt ein wenig Szenenapplaus, da er es tatsächlich geschafft hat, sein Drumkit ein wenig auseinander zu nehmen. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wars die Fußmaschine, die ihren Geist aufgab.
Was nun? Die Real McKenzies verschieben einfach das Programm ein wenig und leiten durch ein kleines Dudelsacksolo über zum Akustik-Set. Kommt ein wenig überraschend, finde ich aber gut - denn unverstärkt konnte ich die McKenzies bisher nie sehen, dabei halte ich das Akustik-Live-Album "Shine Not Burn" für das bisher beste Output der Band, und das wo ich Livealben eigentlich nicht ausstehen kann.
Das geht auch ziemlich nahtlos über, und ich vermisse nichtmal wirklich was. Ein paar Lieder mit Strom, aber den Großteil des Konzertes mit Akustikgitarren - kann ich mit leben! Macht Bock! Fehlt nur ein wenig der Whiskey, der durch den Raum schwappt. Aber, ach, ich trink ja eh nicht.
Und so gehts fleißig weiter mit großartigen Songs wie "Mainland" oder "10.000 Shots" und ein paar Späßen der Musiker. Allen voran natürlich Paul McKenzie, bei dem alle Ansagen vom Saufen handeln. Beste Ansage: "I don't drink too much, I don't drink too little, but I like to drink the way I do drink". Haha. Folgen kann da natürlich nur "Drink the way I do"
Das Publikum ist inzwischen auch einigermaßen aufgewärmt, kriegt zu "Drink Some More" auch nen recht amtlichen Mitsingchor hin und schafft es sogar, ab und zu mal unqualifiziert durch den Raum zu pöbeln, statt immer nur brav zu klatschen.
Zwischendurch greift Paul auch mal auf Instrumente zurück, statt immer nur starr da zu stehen. Mundharmonika, Whistle, und hier diese komische Tröte, die er zu "Anyone else" raus holt. Einer der schnellsten Songs im Set.
Anschließend: zaghafte Versuche des Publikums, nach Zugabe zu rufen. Das resultiert dann doch irgendwann zu recht hörbarer Lautstärke, so dass Dudelsackspieler Gord Taylor sich zurück zur Bühne begibt und mit "Auld lang syne" sogar dafür sorgt, dass ein paar Zuschauer laut mitgrölen. Mitgrölen ohne Textkenntnisse ist immer wieder schön anzuhören.
Verwischtes Foto, ich weiß. Aber irgendwie wollte ich den Zustand von Kurt nochmal ablichten. Zur Zugabe kam er übrigens zu spät, weil er pissen war. Immerhin einer der fleißig die Rock'n'Roll-Fahne in den Wind hält!
Damit isses auch schon so ziemlich vorbei. "Whiskey Scotch Whiskey" gibts noch zu hören, als letzten Song ganz traditionell "Bugger Off", und weg sindse. Dabei glaube ich, dass die Real McKenzies eine der wenigen Bands sind, die sich wirklich noch spontan auch zu ner zweiten Zugabe überreden lassen - aber sollte heute halt nicht sein. Is ja auch schon spät.
Das war auch so ziemlich das Einzige, was an dem Abend fehlte: Der Elan des Publikums. Schade. Etwa anderthalb Stunden Spielzeit ist natürlich trotzdem nicht ohne, ich zumindest kam auf meine Kosten, gerade wegen dem recht langen Akustik-Set, das mehr als gefallen hat. Aber da wäre wirklich mehr drin gewesen...
"Mehr", das erhoffen wir uns zumindest von der Aftershowparty im Cafè Banane, zu der Paul fleißig geladen hatte und zu der am Schluss sogar Bier-Gutscheine verteilt wurde. Dass sich dort im Endeffekt nur Paul plus ein paar Konzertbesucher einfinden - naja, hätte mit mehr gerechnet. Immerhin konnten wir die Gutscheine umsetzen. Geiler Abend, geiles Konzert, zu wenig Publikum. Oi.