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March, Black Square, Morra, Miley Silence, 10.09.2021 in Dortmund, Musikpavillon Fredenbaumpark - Bericht von der Redaktion

March, 10.09.2021 in Dortmund

Zwen: Hui! Pankdemic hat wohl ein paar Pfennige aus irgendeiner Restkasse gekratzt. Zumindest wird heute richtig aufgetischt! Nicht nur, dass March aus den Niederlanden und Belgien und Miley Silence aus Hamburg anreisen, nein, darüber hinaus haben alle heute spielenden Bands auch mindestens eine FLINTA* am Start. Eigentlich schade, dass ich das extra betonen muss, aber die Unter-Präsenz von weiblich gelesenen, trans und queer* Menschen ist immer noch ein Problem. Ich könnte jetzt ausführen, wie dies letztendlich am Kapitalismus liegt und warum Feminismus ohne Kapitalismuskritik sinnlos ist, lasse dies aber und belasse es stattdessen lieber bei ehrlich gemeintem Lob für die Veranstalter*innen.
Schlossi: Es sind heute sogar mehr FLINTA auf der Bühne als cis-Dudes. Was andernorts unmöglich erscheint, ist hier offensichtlich kein Problem.
niklas: Nach einer anstrengenden Woche und dem gestrigen Besuch eines mittelschweren Umtrunks bin ich ganz schön gerädert und habe eher keine Lust nach Dortmund zu fahren. Um mich in meiner Entscheidung zu bestärken tue ich etwas, was ich sonst partout (schreibt man das so?) unterlasse: Ich höre mir die Bands vorher an! Fazit: zwei Volltreffer, einmal Kategorie "könnte live ganz cool sein" und ein Ausfall, irgendeine sperrige Ballade. Also doch Schuhe angezogen, die übrig gebliebenen Flaschen diverser Reise-Six-Packs zusammengepackt und ohne jeden Regenschutz nach Dortmund gedüst.
Zwen: Leider hat sich meine Fluggans auf dem Weg von Bochum in den Fredenbaumpark verflogen und musste dann noch unbedingt kurz bei der Tanke halten. Das nächste Mal fahre ich wohl einfach wieder mit der DB. So verpasse ich heute nämlich die erste Band Morra, von der alle sagen, dass sie wohl sehr...gewesen sei.
Schlossi: Ich kaufe ein g, ein u und ein t und möchte lösen! MORRA waren sehr gut. Wenn ich das richtig in Erinnerung behalten habe, war es zumindest für zwei der vier Musiker:innen der allererste öffentliche Auftritt. Souveräner Einstand würde ich sagen. Gleich zu Anfang gibt es einen Song zur "Lost Boys"-Thematik, da fühl ich mich direkt abgeholt.
niklas: Also, wenn die nix dazu gesagt hätten, wäre mir nicht aufgefallen, dass wir hier Bühnenneulinge vor uns haben. Erster Volltreffer abgehakt. Von denen wird man noch hören!
Schlossi: Pünktlich zu MILEY SILENCE öffnet der Himmel seine Schleusen. Bestimmt haben die das Wetter extra aus Hamburg mitgebracht! Aber gibt ja kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung und ich habe in weiser Voraussicht einen Schirm dabei. MILEY SILENCE haben derweil den besten Platz des Festivals, nämlich auf der Bühne. Mir gefällt das, was die Hamburger:innen da abliefern, ganz ausgezeichnet, bester räudiger HC-Punk mit schön rotzigem Gesang.
Schlagzeugerin Mary verrät mir vor dem Konzert noch, dass sie sich einen Spickzettel geschrieben hat, wann sie was wie spielen muss.
niklas: Der Regen bringt ungefähr alle Besucher dazu, sich direkt vor die Bühne zu stellen. Vielleicht ein Tipp für diese ganzen Schülerbands, die zu mittäglicher Stunde auf diversen Stadtfesten mit schüchternem Publikum zu kämpfen haben: Am Abend vorher einen Regentanz tanzen und dann noch das Dach vom Bierstand vor die Bühne hängen.
Nee, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, wär mir das auch zu aufwändig!
Schlossi: Bei "Hugs til I die" wird kurz einmal komplett durchgewechselt, Schlagzeugerin singt, Bassistin spielt Schlagzeug, Gitarrist übernimmt den Bass und die Sängerin die Gitarre. Voll gut. Zum Schluss gibt es, nach lauten Zugabe-Rufen, noch ein Isolierband-Cover.
niklas: Krass, kanntest du das Cover? Ich fand das voll super, aber von Isolierband hab ich noch nie gehört. Auch sonst schöner Auftritt, bei dem keine Langeweile aufkam. Zweiter Volltreffer abgehakt.
Zwen: Über das Cover mussten wir auch mal kurz Plenum halten. Aber da es kein "Midnight Sky Train" gepaart mit einem schönen "Lalala" zu hören gab, konnte es sich nur um Isolierband handeln.
Schlossi: Das zum einen, zum anderen stand ich zufällig gerade neben jemandem, der es wusste. An dieser Stelle ein Dank an Eike fürs Auflösen !
niklas: Gut, dann bin ich wenigstens nicht als einziges unwissend!
niklas: Ach, es standen ja doch Leute weiter hinten. Das mit dem Regenschutz habe ich in den letzten Monaten wohl irgendwie verlernt. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass ich mir da schon jemals so viele Gedanken drüber gemacht habe...
niklas: Dann kommen MARCH auf die Bühne. Der Ausfall, beim vorsorglichen Reinhören. Wie konnte das denn passieren? Die sind ja voll gut! Nicht so Hardcore-lastig wie die ersten beiden Bands, sondern irgendwie poppig auf ne gute Art. Das ist nicht nur ne nette Abwechslung, sondern würde auch als Einzelshow gut funktionieren. Dazu auch noch richtig sportlich unterwegs. Besonders die äußere Gitarristin und der Bassist posen was das Zeug hält und haben unfassbar viel Spaß an dem, was sie da spielen. Das überträgt sich auch aufs Publikum, also zumindest auf mich.
Zwen: Hach, March...vor kurzem noch auf dem Punk Rock Camp in Slowenien gesehen, und heute direkt in der Hood bei den Gänsen. Ich freue mich tierisch und singe jeden Song mit. Heute klingt es nicht ganz so, als würde man eine Platte abspielen, sondern ein klein wenig dreckiger. Als Pop würde ich das nicht bezeichnen, aber natürlich ist es poppiger als die anderen Bands. Schließlich kreischt Sängerin Flora nicht so rum.
Schlossi: Ey Zwen, ich muß doch sehr bitten! "Rumkreischen" klingt im Bezug auf Frauen* am Gesang schon arg negativ, so als würde man deren herausgeschriene Wut klein reden, indem man sie zu "hysterisch kreischenden Weibern" degradiert. Und heißt die Sängerin nicht Fleur?
Zwen: Okay, werde "Rumkreischen" dann erstmal nur noch für männlich gelesene Musiker verwenden, deren Wut ich auf jeden Fall klein reden möchte. Klar, Fleur, hast recht, weiß auch nicht, was mich da geritten hat.
Schlossi: Naja, auf jeden Fall hat sie kürzlich ihren Job gekündigt und scheint darüber sehr glücklich zu sein. Kann ich gut nachvollziehen, ich habe auch mal einen Job gekündigt, war einer der schönsten Tage meines Lebens und wenn mein ehemaliger Chef mir heute nochmal mit einem "Sie werden schon sehen, was Sie davon haben." käme, würde ich ihm nur nonchalant zuprosten.
Zwen: Dem kann ich mich nur anschließen. Auch immer richtig klasse, wenn einem besagte Chef*innen die letzten Drecksjobs als das ganz große Los verkaufen.
Schlossi: Ansonsten schließe ich mich meinen Mitschreibenden an, coole Show, gute Musik, macht Spaß da zuzuschauen.
Zwen: Hätte auch fast ein richtig cooles Poserinnen-Foto geschossen, aber leider habe ich den Auslöser gedrückt ohne, dass die Kamera überhaupt eingeschaltet war. Profi-Fotograf!
niklas: BLACK SQUARE sind dann wieder etwas sperriger. Musikalisch geht es in Richtung Deutschpunk, aber der Schrei-Gesang offenbart doch eine gewisse Affinität zu HC- und Crust-Punk. Ansagen und Texte passen da politisch auch einwandfrei.
Zwen: Ist das jetzt eine Band oder ein politischer Vortrag? Beides. Ich persönlich finde das als letzte Band etwas schwierig, auch wenn es erst halb neun ist.
Schlossi: Ich finde lange Ansagen, so sie denn etwas aussagen, immer gut. Entweder das, oder einfach gar nichts sagen und das Set runterzocken.
Zwen: Erneut geht es um die "Lost-Boys"-Thematik, aber auch um Europa und das Ertrinken im Mittelmeer.
Schlossi: Ich bin ja großer Fan von Finis "Lost Boys" Text (nachzulesen hier oder im aktuellen Black Cat Fanzine) und auch sonst gefällt mir die Band mit jedem hören besser. Hatten sie kürzlich auf dem "Kein Bock auf Nazis"- Festival in Kusel noch eine Live-Schlagzeugerin dabei, kommen die Backings heute vom Band.
Schlossi: Gespielt wird natürlich auch die nächste Single-Auskopplung "Macht und Herrschaftsverhältnisse im Wasserglas" vom demnächst erscheinenden Album "Blumen am Abgrund", mit Gastsängerin Sabrina von LÜGEN und irgendwie muss ich jetzt an die Kontroverse um das Interview von Joachim Hiller mit Alex Schwers im Ox denken. Bevor mir dieser Gedanke aber noch die Stimmung vermiest, konzentriere ich mich lieber wieder auf das Geschehen auf der Bühne. BLACK SQUARE sind sicherlich keine Band, die als Hintergrunduntermalung für die nächste Party taugen, aber ab und an mal wirklich hinhören, wenn Leute was zu sagen haben, kann in den meisten Fällen niemandem schaden.
Zwen: Zum Ende gibt es noch eine kleines Featuring mit Gast-Rapperin. Ein gut überlegter Ausklang. Dann gehen alle nach Hause und der Azubi von Rock It darf ganz alleine alles abbauen. Wäre zumindest so gewesen, wenn Fisher und Lawi nicht um Punkt neun mit der Frage "Was spielt denn jetzt noch?" erschienen wären und dann spontan ihre Hilfe angeboten hätten. Auch so waren wir ca. eine Stunde zugange, bis wir alles in den Bus geladen hatten, ein Hoch auf die Solidarität, die hoffentlich den Kapitalismus irgendwann mal besiegen wird!

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