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Panik Panzer, Martin Seeliger, 10.03.2023 in München, Heppel & Ettlich - Bericht von Gerdistan

Panik Panzer, 10.03.2023 in München

Vorabinformation:
Wer noch plant, auf diese Lesetour zu gehen, sollte diesen Bericht vielleicht mit Vorsicht genießen. Ich werde zwar nichts über die Inhalte des Buchs verraten, aber wenn die Shows in anderen Städten ähnlich ablaufen, würde ich lieber vorher keine Beschreibung der Szenerie gelesen haben wollen. So.

BRRRRRRT – mit dem Vertrauten Summgeräusch der Stechuhr verlasse ich um 16:45 meinen Arbeitsplatz, schwinge mich auf mein geparktes Fahrrad und bin wenige Minuten später am Bahnhof Augsburg-Oberhausen angelangt, von dem aus mich neuerdings die blaue Verkehrsgesellschaft Go Ahead nach München transportieren soll. Die Züge sind neu, verhältnismäßig sauber und immer unangekündigt 5-10 Minütchen zu spät – so auch heute.

Vertieft in einen weiteren Roman mit Musikerautor, den ich vor anderthalb Jahren auf einer Lesung begutachten durfte („die Ambassadorin“ von Sebastian Janata) vergehen die 56 Minuten Fahrt wie im Flug, am Münchner Hauptbahnhof der übliche Gewaltmarsch zur U-Bahn und am Scheidplatz treffe ich auf meinen langjährigen Ex-Mitbewohner Matthias. Wir resümieren vergangene Zeiten und pfeifen uns türkische Spezialitäten in den Magen, bevor wir zur Location „Heppel & Ettlich“ weiterflanieren, von der noch keiner von uns jemals gehört hat.

Dort angekommen laufe ich zunächst meinem guten Freund Roland van Oystern in die Arme. Hätte ich das mal gewusst, hätten wir uns das Bayernticket ja teilen können! Wie dem auch sei, wir betreten die Location, versorgen uns zu adäquaten Preisen mit Getränken und harren der Dinge, die da kommen. Auf jedem Sitzplatz liegt, wie in der Kirche, ein kleines gefaltetes Textblatt mit dem Hinweis, dass dies ein Mitmach-Event sei.

Pünktlich um 20:00 betritt dann Dr. Shitler die Bühne um sowohl die Lesung als auch sich ein Bier zu eröffnen. Er erklärt kurz, was uns erwartet und sodann tritt auch der Star des Abends, Tobias Pongratz a.k.a. Panik Panzer, das Rampenlicht. Es folgt eine irrwitzige Abfolge aus Buchkapiteln, Hintergrundanekdoten, Gags und Quatsch. Abwechselnd lesen die beiden Kapitel aus dem Buch vor. Wenn Panzer liest, zieht Martin Grimassen, trinkt Bier oder spielt an seiner Gitarre herum. Wenn Martin liest, bereitet Panzer Rührei zu und verteilt dieses auf Papptellern ans Publikum. Man kann ihn mit scharfem Blick auf dem Bild in der Pfannen rühren sehen. Das Rezept sei angeblich im Buch.

Die angesprochene Gitarre ist nicht bloß da, um Martin zu beschäftigen, es wird auch musiziert. Zunächst das auch als Textblatt verteilte Lied „Gewalt“ von der Schweineherbst von Slime, und dann spontan auch noch „Leaving on a Jet Plane“ von, äh, John Denver? Keine Ahnung, ob das stimmt. Und zu faul, jetzt im Internet nachzugucken. Nach dieser Darbietung erklärt Panik Panzer vollmundig, man könne jedes Lied auf dieser Gitarre spielen. Jedes! Das Publikum wünscht sich – wenig überraschend – erst Wonderwall und dann Filmriss, was dann nicht so gut klappt. Ich verstehe ja sehr wenig von Musik, jedenfalls vom aktiven Zubereiten derselbigen, habe mir aber mehrfach sagen lassen, dass Filmriss gar nicht so einfach sei und da die drei Lagerfeuerakkorde nicht ausreichen. Q.e.d.!

Nach exakt einer Stunde wird zur Pause aufgerufen. Matze und ich teilen das Gefühl, dass die Zeit rasend schnell vergangen ist – Kompliment an die Künstler. Time flies when you‘re having fun.

Ich nutze die Pause, um zu versuchen, Martin Seeliger mit der Frage, ob ich ein Rezi-Exemplar des Buchs für Bierschinken haben könnte, zu provozieren, was nicht funktioniert. Es entwickelt sich allerdings ein spannendes Gespräch über Tätowierungen mit Lauchgewächsen, ist ja auch was wert.

Die zweite Hälfte geht dann genau so weiter, allerdings sind beide Protagonisten inzwischen merklich betrunken, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Fehlerfrei vorlesen können sie noch, mit Ausnahme der Wörter, die aus einem Synonym-Generator im Internet stammen. Es wird ein weiteres, extra für diesen Anlass geschriebenes Lied auf der Gitarre dargeboten, und weil Martin augenscheinlich gerade Laune hat, auch noch „Opa“ von Terrorgruppe. Geld Geld Geld, Stoff Stoff Stoff.

Ebenfalls Teil des Programms ist das Verlesen der Buchkritik von Laut.de – die Rezensentin ist zwar Fan der Darsteller, kann aber mit dem Humor des Buchs nichts anfangen. Das geht einigen im Publikum wohl auch so, da aus humoristischen Gründen eingebaute Fehlleistungen stets durch Zwischenrufe korrigiert werden müssen. Spätestens, wenn jemand sich in Bayern auf eine Bühne setzt und im Wort „Brezel“ den Buchstaben L übertrieben stark betont, sollte man sich doch mal fragen, ob das eventuell Absicht sei, statt Schmähungen in den Raum zu brüllen. Naja.

Nach über zwei Stunden gibt es als Zugabe noch zwei Texte, die spontan auf der Tour geschrieben wurden, anscheinend ist der Plan, für jeden Spielort einen kurzen Bonustext zu präsentieren. Heute, hier, beim offiziellen Tourauftakt (gestern war wohl Probelesung vor Freund:innen in Berlin), bekommen wir beide bisher geschriebenen Zusätze serviert. Dann ist Feierabend. Martin greift sich die angebrochene Weinflasche und beide Künstler verschwinden.

Herrlich war das, extrem kurzweilig, Tränen gelacht und laut irgendwelchen Quatsch mitgesungen. Der Versuch, das Buch käuflich zu erwerben, scheitert daran, dass Panik Panzer und das EC-Karten-Lesegerät (und vermutlich auch die Kasse, bar bezahlen konnte man nämlich auch nicht) sich noch im Backstagebereich befinden. Mein Angebot mit dem Rezi-Exemplar steht also noch, hähähä.

Ich verabschiede mich von Roland und begebe mich in den ÖPNV-Teil des Münchner Nachtlebens, fahre erst mit einer brandneuen U6 und einer uralten, nach Pisse riechenden U4 zum Hauptbahnhof, wo schon der blaue Go-Ahead-Zug wartet. Wie üblich fährt er mit einer Verspätung von 10 Minuten ab.

In diesem Zug ereignen sich dann noch weitere skurrile Szenen, aber davon erzähle ich euch ein andermal.

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Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
11.03.2023 11:46
Was ist ein Go-Ahead-Zug?
lesender

11.03.2023 14:07
seht im 2.Absatz, 2. Zeile, thrun.
Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
13.03.2023 20:42
Stimmt. Mist.

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