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Sonntag, 21.04.2024: A Punkrock Guide To Parenting Teil 2: Reisefieber



Wie ist es, wenn man vom Punk zum Papa oder zur Mama wird? Alte Gewohnheiten, Lebens- und Denkweisen stehen auf einmal auf dem Prüfstand. Nichts ist mehr, wie es mal war, das ist vielen schon vorher klar. Doch wie dicht die Minen auf dem weiten Feld zwischen Dosenbier und Drei-Monats-Koliken liegen, da machen sich die wenigsten eine Vorstellung von. Daher möchte ich euch in dieser „Kolumne“ immer mal wieder einen Einblick darin geben, wo möglicherweise die Nähte spannen beim Spagat zwischen Pogo und Pampers.

Das heutige Thema lautet: Reisefieber!


Die Urlaubs- oder Festivalsaison steht an. Alles, was du früher brauchtest, waren ein bisschen Unterwäsche, ein paar abgeschnittene Shirts, Iso-Matte, Schlafsack und wenn überhaupt eine Handvoll Hygieneartikel (Deo, ggf. OBs, auf jeden Fall ganz viel Haarspray) und natürlich ein ausreichender Vorrat an Dosenbier. Wenn du alles richtiggemacht hast, musstest du nicht mal am Steuer des Autos Platz nehmen, sondern konntest dich direkt auf der vermüllten Rückbank daran machen, den Bestand an Hansa-Export zu minimieren. Das einzige, was nun noch die Gemüter erregen konnte, war die fünfte Pinkelpause auf den ersten 100 km, eine vergessene Eintrittskarte oder eine Polizeikontrolle.
Symbolbild: Familienurlaub
mit wenig Gepäck

Heute beginnst du 4 Tage vor Abreise damit, die Koffer für dich und deinen Nachwuchs zu packen, trotzdem beendest du dies erst 10 Minuten vor der Abfahrt. Dabei stellst du dir immer wieder die Frage, ob es wirklich nötig ist, das ca. 47 Kuscheltiere und ein Sack Duplo-Steine mit auf die Reise gehen müssen. Währenddessen führst du erquickende Diskussionen mit deinen Kindern, in denen es darum geht, ob ein Stirnband im Sommerurlaub an der Adria wirklich von Nöten ist. Natürlich hältst du dies für unnötig und erklärst deine Beweggründe, genervt, aber ruhig und mit Säuselstimmchen, um die benzingeschwängerte Luft nicht vollends in Brand zu setzen. Dein Gegenüber bekommt derweil den dritten Tobsuchtsanfall, deshalb packst du schlussendlich das beschissene Stirnband in den Koffer gleich neben den Schneeanzug, die Pfannenwender und die drei Weihnachtsbaum-Kugeln.
Sind die Kinder dann im Kombi verstaut und ihr habt es dann auch noch auf die Autobahn geschafft, wünscht du dich schon bei Kilometer 30 hinter das Steuer, um endlich einen triftigen Grund dafür zu haben, nicht alle 46 Sekunden einen Streit auf der Rückbank schlichten zu müssen. Keine Snacks anreichen, keine Tablets reseten zu können und auch kein "Ich sehe was, was du nicht siehst (und das ist schon wieder das Heck des bekackten LKWs hinter dem wir seit dem Kreuz Lotte/Osnabrück her krabbeln)" spielen zu müssen. Dabei schaust du zu, wie sich der frisch ausgesaugte Fußraum mit Kubikmetern von Krümeln füllt und die Kindersitze zu Low-Budget-Piñatas werden, aus denen man bei Bedarf eine Tonne Paprika, Möhren und Apfelstückchen klopfen kann und wartest auf den nächsten Super-Stau.
Die drei Säulen eines Familienurlaubs Stress, Streit und Stau! Nachdem du dann irgendwann als nervliches Wrack am Zielort angekommen bist, die Karre wieder leergeräumt und die überdrehten und übermüdeten Kinder aus den klebrigen Sitzen geschält hast, versuchst du nun den Urlaub zu genießen. Am besten ohne ständig daran zu denken, dass am Ende noch der breit grinsende Dämon namens "Rückfahrt" auf dich wartet, der die Beziehung zu deinem Partner oder deiner Partnerin, deinen Kindern sowie den Zustand deines Blutdrucks und deines Nervenkostüms noch mal nachhaltig schädigen wird.

In dir keimt nun noch immer das Reisefieber? Dann mach dich besser frei von eigenen gesellschaftlichen und familiären Erwartungshaltungen. Schiebt die Sprösslinge zu Oma und Opa oder ins Ferienlager ab und macht es euch auf dem Balkon mit ganz viel Dosenbier gemütlich. Die Nordsee war eh schon immer überbewertet. Nicht dass es am Ende heißt:

"Die Nordsee schlägt dir ins Gesicht, trotzdem hast du verloren, du bist nicht weit gekommen, du läufst weiter nach vorn!"



Peter 04/2024
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