Turbostaat:
Stadt der Angst
"Und obwohl Stadt der Angst im direkten Vergleich zu allen Vorgängeralben komplett anders klingt, ist es doch eine ebenso logische wie fast nahtlose Fortsetzung von Das Island Manöver." Ich will nochmal ganz sachlich darauf hinweisen, dass mir solche Floskeln aus Infoschreiben einfach total auf den Sack gehen.
Dennoch nutze ich diesen Satz, um meine CD-Besprechung darauf aufzubauen. Das erste Album "Flamingo" würde ich als eine meiner persönlichen Top-10 Punkplatten einordnen. Was danach kam, fand ich auch sehr gut. Die absolute Lüge ist: Stadt der Angst klingt absolut nicht ganz anders als der Vorgänger, sondern einfach total ähnlich. Ob das gut oder schlecht ist muss jeder selber beurteilen, ich finds gut. Nahtlose Fortsetzung von Das Island Manöver passt. Warum braucht man immer solche "pseudo-in-keine-Schublade-passen-wollende" Floskeln? So, genug über Presseabteilung gelästert, jetzt geht es um die Band. Hört euch mal bei "Tut es doch weh" ab ca. 2.50 die Phrasierung ("Erinner dich") mit "Ufos im Moor" von dem Vorgängeralbum ("Sie holen mich") im Vergleich an. Mehr Eigenplagiat geht eigentlich nicht. Auch vor Fremdzitaten (der Riff im letzten Drittel von "Psychoreal" erinnert heftig an "Youth Of America" von den Melvins) schreckt man nicht zurück. Ein absoluter Pluspunkt ist, dass die Intros wieder stimmungsmäßig rüber kommen, ähnlich wie auf dem Debut. Das Album an sich geht stets gut nach vorn, ob in schnellerem Tempo oder, auch durchaus legitim, im melnacholischen Midtempo. Hits zu erwähnen ist sehr schwer, alles ist relativ rund. Im ersten Teil des Albums gefallen mir "Sohnemann Heinz" und "Fresendelf" besonders gut. Lied 7 "Alles bleibt konfus" hat dann eine relativ witzige Instrumentierung am Anfang, man vermutet schon einen "5-Würstchen-Griff Part 2", so schlimm wird es dann gottseidank nicht, der Song entwickelt sich zu einem typischen Turbostaat-Kaliber. Was mich doch irritiert: Die CD läuft absolut stimmig und ohne allzu große Überraschungen durch - bis zu den letzten beiden Liedern. "Willenshalt" ist mit seiner treibenden Gitarre beinahe ein erstklassiger und fröhlicher Indiegitarrenschlager und ganz am Schluss steht der mit Abstand beste, außergewöhnlichste und dann tatsächlich komplett anders klingende Song "Sohnemann zwei", der ganz ganz leise anfängt und in einer schönen Krachorgie endet.
Fazit: Wer die bisherigen Outputs dieser Band mochte, kann mit "Stadt der Angst" absolut gar nichts falsch machen. Der Metalhammer schreibt immer gerne: "Slayer=Slayer=Slayer". Diese Gleichung kann getrost so auf Turbostaat übertragen werden - für mich ist das auch völlig okay so. Sehr gutes fünftes Album, alles richtig gemacht!