The Stanfields:
For King And Country
Wenn ich einst auf mein Leben zurückblicke, gezeichnet von Whiskey, Bier und Solosex, werde ich auf einer Veranda sitzen und die Prärie betrachten. Eine Ukulele wird da sein, hin und wieder hüpft ein Leprechaun durchs Bild. Neben mir sitzen die Stanfields und singen, der Blick von Bedeutung und Gram ganz wässrig, über den harten Weg, der hinter ihnen liegt, und das Leben so im Allgemeinen. Das machen sie gut. Ihre Verstärker haben sie zuhause gelassen, kein Wunder, in der Prärie wären die Dinger nutzlos, hier gibt es nur Geier und Kakteen und gelegentlich einen keltischen Ritter. Ich nicke ihnen zu. Dann starren wir weiter bedeutungsschwanger in die Gegend.
Nach einiger Zeit fällt mir auf, dass der Leprechaun und der Ritter mich schon seit etwa einer halben Stunde erwartungsvoll angucken. Sie wollen, dass etwas passiert. Ich schaue zu den Stanfields, die beiden schauen mit, aber die haben alle die Augen zu und spielen Mundharmonika. Das machen sie jetzt auch schon eine ganze Weile. Leprechaun, Ritter und ich schauen uns an. Was machen wir? Achselzucken allenthalben. Nun wird zwar wieder gesungen, es geht, glaube ich, um Meinungsfreiheit oder so, aber die Augen sind zu. Auch meine werden schwer.
"Die Stanfields", belehrt mich der Ritter, "hatten auf dem Vorgängeralbum 'Death & Taxes' herbe viele geile Folk-Punk-Songs mit hymnischen Refrains und flotten Riffs, also quasi Social Distortion mit Irland-Dings. Da habe ich um die ein oder andere Jungfrau gestritten zu, und er hier, der Grüne mit dem Rauschebart, war ständig voll. Und jetzt? Stehen wir hier rum und sind betroffen, und das so ungefähr 45 Minuten lang!"
Ich schaffe es gerade noch zu nicken, dann gieße ich mir den nächsten Whiskey ein. Die beiden Idioten nerven mich, außerdem meditieren die Stanfields ja noch in Form eines weiteren traurigen Country-Songs über irgendein trauriges Schicksal. Da will und soll man nicht stören, finde ich, schließe auch einfach mal die Augen und schlafe ein.