Die letzten Jahre, in denen wir uns alle mit der Corona-Pandemie herum ärgern mussten, sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Schon gar nicht an all den Menschen, die in irgendeiner Weise in der Musikindustrie beheimatet sind. Somit also auch nicht an den BOUNCING SOULS aus New Jersey. Da die Band in etwa so was wie eine Schreibblockade hatte, kamen sie auf die ausgefallene Idee, ihre Fans um Mitarbeit zu bitten. Also richteten sie einen Patreon-Account ein, mittels diesem sie ihre Fans und deren Geschichten besser kennenlernen konnten und schneiderten ihnen dann einen passenden Song auf den Leib. Diese Herangehensweise ist mir so bisher auch noch nicht untergekommen. Aus dieser Session entstanden 10 Songs, die nun dieses Album bilden. 

"Ten Stories High" ist Ende März erschienen und dann heute (12.04) auch bei mir auf Vinyl eingetroffen und ich finde, sie sieht wunderschön aus. Meine Version ist blau und hat weiße Sprenkel, das macht bei den Umdrehungen auf dem Plattenteller ordentlich was her. Das Cover kann sich auch sehen lassen. Die Fassade glänzt also schon mal, nun wollen wir mal schauen, was die Platte so an musikalischem Inhalt zu bieten hat. Den Titeltrack "Ten Stories High" und den Rausschmeißer "Higher Ground" gab es schon vorab zu hören und sie konnten mich einigermaßen abholen. Dass ich mit dem neuen Album kein neues "How I Spend My Summer Vacation" oder "Gold Record" bekommen werde, war mir im Vorfeld schon klar. Trotzdem war ich gespannt, ob ich eher ein Album vom Schlage der "Crucial Moment" EP, die ich gefeiert habe, bekomme oder eines das mehr in Richtung "Comet" oder "Ghosts On The Broadwalk" geht. Insgesamt fand ich noch nie ein Album der BOUNCING SOULS komplett schlecht aber gerade die letztgenannten konnten mich nur kurz und mild begeistern. Da ist eine blinde Preorder dann schon ein kleines Risiko, gerade bei den Preisen, die momentan für Vinyl aufgerufen werden. Ich gebe dem Album bewusst etwas Vitamin-B, indem ich die ersten Durchgänge auf dem Balkon bei strahlendem Sonnenschein absolviere. Die erhoffte Wirkung bleibt dabei nicht aus. Die Sonnenstrahlen geben dem von Natur aus positiven Sound der Band, bei der immer noch Punk und Pop zu teils schmalzig melodienreichen Songs angesiedelt im Mid-Tempo-Bereich verschmelzen, den vielleicht nötigen letzten Kick. Trotzdem braucht das Album ein paar Durchläufe, bevor wirklich etwas hängen bleibt. Dabei sticht zum Beispiel der deutlich schnellere und härtere Song "Vin And Casey", bei dem Kevin Seconds von 7 SECONDS aushilft, heraus, bei dem der wie immer sehr prägnante Bass der SOULS vollkommen zum Tragen kommt. Dementgegen steht ein Song wie "Magnus Air Organ", der fürchterlich vor sich hin plätschert und bei dem ich immer wieder gewillt bin, vor zu spulen. Der Nachfolger "To Be Human" greift aber sofort wieder ins Lenkrad, bevor die Karre unwiderruflich im Graben landet.

Fazit: Große Hits bleiben trotz ausgefallenem Konzept aus, einige gute Songs sind aber leicht auszumachen, was bei einer so routinierten und etablierten Band wie den BOUNCING SOULS auch erwartbar war. Diese können die paar Songs, bei denen Langeweile aufkommt, jedoch nicht negieren. Ich hoffe inständig auf ein weiteres und vielleicht dann auch wieder durchgängig gutes Album.