Muff Potter, Ash am 07.05.2007 im Ringlokschuppen Bielefeld
Muff Potter, Ash am 07.05.07 in Bielefeld
Die Rumgurkerei durch Bielefeld erspar ich euch mal. Immerhin scheint es die Stadt tatsächlich zu geben...Also rein in den Ringlokschuppen. The Enemy haben sowieso abgesagt, die Good Shoes grad gespielt, bleiben noch Muff Potter und Ash. Am Einlass wird mir auch prompt mitgeteilt, dass der Veranstalter wünscht, dass keine Kameras mit reingenommen werden, nichmal die kompakten. Hm...Angst vor Konkurrenz, liebe Visions? Zu Recht!
Ich nehme mir vor, aus Rache einfach viel geilere Fotos zu schießen als die Visions-Fotografen mit ihren 1-Meter-Objektiven. Das stellt sich dann aber doch als etwas schwieriger heraus...achja, Muff Potter spielen ja schon. Heute laufen sie mal mit Intro (nein, nicht die Zeitschrift) ein.
Das Publikum ist recht spärlich besetzt. Das linkeste sind da noch zwei Dreadlocks-Trägerinnen, die allerdings rechts stehen. Und eifrig tanzen. Ansonsten gibts überhaupt keine Bewegung hier, alle nicken höchstens mit den Köpfen mit. Der Raum ist ungefähr so gut gefüllt wie das Zentrum in Scharnhorst, wenn Sticks'n'Stones spielen.
Naja, welcher Iroträger kann sich auch 19 Euro Abendkasse leisten. Wenn Muff Potter mit ihrer Musik überhaupt noch irgendwelche Iroträger ansprechen, das Set besteht ausschließlich aus Liedern von der "Von Wegen" und der "Heute wird gewonnen, bitte", plus zwei-drei neue Lieder wie die aktuelle Single "Fotoautomat", die finden die Zuschauer auch total dufte und singen mit.
Und sonst? Ganz rockstar-like erwähnt Nagel, wie toll er Bielefeld findet. Son Bastard, WIR ham das nicht so gut gefunden. Und Muff Potter ham wohl ihre letzte Platte irgendwo hier aufgenommen, in nem Ort namens Ummeln, und Nagel fand das so stark, das jemand ein "F" vor das Ortsschild gemalt hat. Deswegen also findet er Bielefeld toll, soso.
Der Auftritt ansonsten - hm. Zwar hab ich Muff Potter schonmal nüchtern gesehn (das will was heißen), aber heute fühl ich mich irgendwie nochmal doppelt so nüchtern. Einfach ereignislos alles. Muff Potter stehen auf de Bühne, tun so als hätten sie total viel Spaß, und vor der Bühne stehen ein paar Studenten mal so rum, das kann doch nicht wirklich die Erfüllung sein...
Und Nagel scheint fürs neue Album "Steady Fremdkörper" (Immerhin ein schicker Name!) Gesangs-Nachhilfe beim Madsen-Sänger genommen zu haben, so nölig klingt seine Stimme inzwischen. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass die Stücke, die Dennis singt, viel mehr nach Muff Potter klingen als Nagels?
Irgendwer aus dem Publikum pöbelt auch irgendwas, aber in Nagels Richtung, verstehen wir nicht. Nagel antwortet auch irgendwas und stellt fest, dass er seinen Gesprächspartner gar nicht sieht, also muss der Lichtmann das Licht anmachen und Brami stellt pöbelnderweise fest "Ey, der is ja viel größer als du!". Na wenigstens Brami pöbelt noch!
Nüchterne Zwischenbilanz: Bisher tatsächlich nur Stücke der neueren Alben, und da gehen Muff Potter auch schon von der Bühne. Altes Spiel, kennt man ja, kommen tatsächlich wieder zurück. Und Nagel erzählt, dass dies erst das zweite Mal während der Tour ist, dass sie ne Zugabe spielen. Heißt das, die bisherigen Konzertorte mussten lediglich mit dem bisherigen, recht dürftigen, Set auskommen? Welch Schande!
Und die "Zugabe" besteht auch "nur" aus "einem" Lied - richtig geraten, "100 Kilo", endlich mal was "älteres" von der Bordsteinkantengeschichten, der absolute Überhit! Diesmal sogar extra-lang. Nicht nur der bekannte "If I could talk I'd tell you"-Zwischenpart und "Kleine Welt" am Schluss, nee, Nagel versucht sogar zu Rappen! Heiliger Strohsack! Rage Against The Machine müssen dran glauben, mit "Know Your Enemy". Geil, Highlight der Show!
Ja, und dann? Ham gar nicht soo kurz gespielt, die Muff Potters, aber auch nicht sonderlich lang. Und wer weiß, wann wir die mal wiedersehen...erstmal hinsetzen. Der Ringlokschuppen ist ein riesiges Areal, viel zu groß für diese Tour, man kann sich sogar oben hinsetzen und Musikvideos gucken, läuft aber nur Indie, Nu-Britpop und Emo
Nach langem Warten fangen dann auch Ash an. Die werden übrigens nicht wie der "Ash" aus Tanz der Teufel ausgesprochen, sondern, wie Nagel betont, wie das deutsche Wort "Arsch". Weil man das in Nordirland halt so ausspricht. Wieder was dazugelernt. Ash gingen mir auch bisher größtenteils an ebenjenem vorbei, mal schauen was die so können
Was soll man sagen - Muff Potter begingen den Fehler und spielten ihren größten Hit erst als letzte Zugabe, Ash begehen den Fehler und spielen ihren (meiner Meinung nach) größten Hit "Burn Baby Burn" gleich als erstes.
Ansonsten bin ich durchaus geneigt, positiv überrascht zu sein. Sind doch nicht so alte Männer, wie man ob des Alters der Band vermuten mag, heizen ganz gut ein und kommen auch noch gut an. Die Musik ist auch irgendwie so Indie-Zeux bis hin zum Powerpop. Wenn der Bassist nicht diese furchtbare Emolocke hätte. Und Charlotte Hatherley ist nich mehr dabei, pf.
Das Publikum - wie man sieht - etwas mehr geworden als bei Muff Potter, das beruhigt mich etwas. Ansonsten bleibts beim Alten - 2-3 Leute tanzen, ein paar singen mit, die meisten stehen nur da und nicken. Damit uns das gar nicht erst passiert, hauen wir auch prompt ab. Wir hams ja. Und müssen morgen früh raus anne Maloche. Ich fotografier absichtlich nochmal mit Blitz, vielleicht werden wir ja von der Security rausgeschmissen - klappt aber nich, schade.
Und Phil hat noch Bier im Auto, das kostet hier drinnen nämlich 3 Euro für 0,3er. Überrascht? Schnell noch ein wenig Kühlflüssigkeit nachgefüllt und dann versuchen, aus diesem Bielefeld wieder herauszufinden. Ist mindestens so schwer, wie reinzufahren. Ich bin immernoch überzeugt, dass irgendeine Geheimorganisation ihre Finger mit im Spiel hat...