Fear & Fury Festival mit Time Again, Heideroosjes, Lokalmatadore, Kassierer, Ignite, Mad Caddies, Millencolin am 01.09.2007 in der Gysenberghalle, Herne
Fear & Fury Festival am 01.09.07 in Herne
Früh losfahren heißt die Devise, man will ja schließlich früh ankommen - denn um 13 Uhr spielt auch schon die erste sehenswerte Band. Time Again heißen die, kommen aus Kalifornien und machen Streetpunk.
Und da hab ich mir eigentlich was besseres drunter vorgestellt. Ne billige Rancid-Kopie. Okay, recht nah am Original aber trotzdem einfach nur ne Kopie, da ändert auch Tim Armstrong als Gastsänger aufm Debüt-Album (das übrigens auf Hellcat rauskam) nix
In den weiten Kreisen des Internet fand ich dann auch die schicke Umschreibung "Tim Again" für die Band - was ein Brüller! Egal - schlecht war die Show beim besten Willen nicht, vielleicht wars auch einfach nur zu früh. Oder ich zu nüchtern
Oder die Halle zu groß, dat is ja schließlich nu wirklich keine Musik für ne Eissporthalle, eher für n kleines AZ. Da kommen auch nich so viele erste-Reihe-Groupies hin
Irgendwann wieder zum Auto, wo Johannes mir den Schuh ableckt, aus Dank dass ich so gut aussehe. Später bekommt er von mir noch ein Bierverbot auferlegt, als er sich frecherweise erdreistet, mich mit ebenjenem alkoholischen Getränk zu besudeln. Drecksau.
Alkoholische Getränke werden bevorzugt in meinem Auto gelagert, was mich zu nem ungeheuer wichtigen Menschen macht weil ständig irgendwer anruft und an irgendwas dranwill was da drinnen ist. Oder was reinpacken will. Eine Armada von Schlafsäcken und sonstigen Taschen tummelt sich da, weil die Schließfächer am Bahnhof alle belegt sind, puh...Glück für Michi und Ulf, dass die Saarländer auch ihr Bier bei mir lagern
Ja, soviel zu ner recht großen Zeitspanne, die wir am Auto verbringen mussten ("mussten", weil drinnen Montreal spielte, hehe) - Aber zu den großartigen Heideroosjes geht es selbstverständlich wieder rein! Wie lang hab ich die Band schon nich mehr gesehn, endlich spielense mal wieder inner Gegend!
Seid Ewigkeiten gibts die holländische Punkrockband schon, und noch immer haben sie nichts von ihrem Spirit verloren. Lecker Punkrock mit allen Facetten von Pop bis Hardcore, dazu deftige Melodien und Hits am laufenden Band
Ein klein wenig zu perfekt is mir die Show aber doch. Einspielungen vom Band wie das Lemmy-Intro zu "My Funeral" oder der verzerrte Refrain zu "Nothing's Wrong" find ich persönlich etwas befremdlich, is ja schließlich ne Liveshow hier
Was mir dagegen fehlte: Ein Gastauftritt von Ignite-Sänger Zoli, wo die doch eh heute hier spielen, so wie aufm Album. Aber hat wohl terminlich nich geklappt
Das Publikum is trotzdem volle Kanne dabei, sind sogar für nen Circle Pit zu haben und machen gut Stimmung. Wohl doch einige Heideroosjes-Fans hier zugegegen, sehr fein!
Der Sänger versucht auch ein paar Ansagen auf Deutsch, was ihm mehr oder weniger gelingt, zumindest verstehen wir was er sagt. Holländer halt. A propos, gegen Holländer wird auch mächtig gewettert. Muss man anscheinend so machen, um sich bei deutschem Publikum Sympathien zu erkaufen
Aber dat ham die Heideroosjes nu wirklich nich nötig - geile Show, mehr davon! and we're all fucked up
Zurück am Parkplatz, mal schauen was da so abgeht. Zwei Polizeiautos sind da, weil böse gemeingefährliche betrunkene Leute einen Parkplatz besetzt haben. Total lustig, kamman schön zugucken
Und dabei trinken alle Bier, während ich danebensteh und zugucke. Ham ja schließlich genug Zeit, irgendwie müssen wir den Auftritt der Sondaschule ja überbrücken
So, ich hab mal kurz Pause gemacht mitm Berichteschreiben, also nich wundern wenn der Text jetz ein wenig abgehackt klingt. Was ich in der Pause getan hab? Bier getrunken! Wenn schon nüchtern Lokalmatadore gucken, dann wenigstens betrunken Bericht schreiben. Habbich mir so gedacht.
Denn die großartigen Lokalmatadore spielen als nächstes, machen ihrem Namen alle Ehre - nagut, aus Herne kommense nich, aber immerhin ausm Pott - und sorgen für ausgelassene Stimmung im Publikum. Im Vorfeld war es nicht möglich, irgendwo langzulaufen, ohne irgendwelche Proleten "Olé olé olé viva lokalmatador" singen zu hören - dementsprechend enthusiastisch das Publikum dann auch beim Auftritt, yeah!
Das Konzert halt wie ein Lokalmatadore-Konzert zu sein hat. Schäbbig, prollig, und über Allem thront das stimmliche Organ von Sänger Fisch. Was für Genießer also. Diana meinte, als sie kurz der Band ne Chance geben wollte und kurz die Halle betrat, kam ihr laut schallend "Fußball Ficken Alkohol" entgegen - sie machte kehrt. Was in gewisser Weise für die Band spricht.
Achja, sind auch sonst so einige Leute hier (ich kann keinen Meter weit gehn ohne dass mich irgendne Bekannte Seele anlabert oder nach meinem Autoschlüssel fragt) - Daniel zum Beispiel, den weiten langen Weg gereist, um dann doch in der zweiten Reihe zu stehen. och.
König Alkohol zwingt ihn in die Knie - sehr theatralisch, wie Fisch n Schluck aus seiner Wasserpulle nimmt, bejubelt von tausenden von Fans
Tja, soviel zu Lokalmatadore. Mit Songs wie "Pillemann Votze Arsch" und dem erwähnten "Viva Lokalmatador" wurd auch ne recht lange (fürn Festival) Zugabe eingeleitet. Achja, Nino und Steve sind auch da, so halb feiernse die Band ab und halb hamse nen Hals weil das Schalke-Fans sind. Recht lustig. Als spontane Reaktion zeigt Nino der Band zum Abschied den Stinkefinger, kamman das auf dem Foto sehen?
Jawoll, wo wir grad bei Prollkultur aus dem Ruhrpott sind - die mächtigen Kassierer sind als Nächstes dran! Wer auch immer das Line-Up zusammengestellt hat (In Worten Kingstar und Beerandmusic) muss wirklich ein feines Näschen für den Musikgeschmack hier inner Gegend gehabt haben. Paar hoch angesehene Skatepunkbands treffen auf hoch angesehenen Ruhrpottcharme
Ich vermute mal, für den Ruhrpottcharme is Nico zuständig, der kommt immerhin nicht aus Münster. Ausleben tut diesen Charme ganz hervorragend Wölfi, heute mal mit "Hamburger Abschaum"-T-Shirt - was nicht lange hält
Das Publikum liegt sich vereint in den Armen und feiert die Band ab. Ein tolles Gefühl die mächtigen Kassierer vor so viel Publikum zu sehen
Der Spaß kam natürlich nicht zu kurz. Wanne-Eickel und Bochum-Gerthe wurden mit Lorbeeren bedacht, ein Außerirdischer kam auf die Bühne, es wurde Pisse getrunken - das volle Programm halt
Wölfi hingegen hat eindeutig betont, dass er keine Pisse trinkt - was seinen wohlgeformten Bierbauch erklären könnte. Ein Bauch, so formschön und fest wie nur ein Bierbauch sein kann. Wenn man diesen Bauch sieht, weiß man genau - der Mann hat nicht zu viele Croissants gegessen, der Mann trinkt fleißig Bier. Ein Vorbild unserer Generation!
Schlagzeuger Volker Kampfgarten hielt sich dahinten auch nicht lange mit Schlagzeugspielen auf, zeigte uns so locker während dem Spielen angenehme Grimassen und setzte sich später gar nach vorne, um uns mit Akustikgitarre und entblößtem Unterkörper zu erklären, wie er zu alten Männern steht, die ihn anscheißen
Womit wir auch schon beim einzigen Minuspunkt wären: Die Kassierer waren eindeutig schonmal assozialer! Wölfi lässt die ganze Zeit seine Hose an (zieht sie sogar hoch wenn sie rutscht), es wird sich keine Flasche in den Arsch geschoben und auch sonst bleibt alles ganz human - nagut, hauptsache das Gehirnvolumen wird gefördert. Wölfi quillt das seinige bereits aus dem Kopf raus
Das wars dann auch schon zu den Kassierern, wollen ja nich übertreiben hier. Nächste Band: Ignite, Hardcore aus den US of A. Beim Groezrock hab ich mir die nur kurz angetan, bedingt durch das aus allen Nähten brechende Zelt, heute schau ich mir die sogar mal komplett an und muss sagen - gefällt
Ziemlich melodischer Hardcore von Leuten, die wissen was sie tun. Sänger Zoli hat auch sonst viel zu erzählen, zum Beispiel wie sozial das Publikum hier in Deutschland sei weil jeder dem anderen hochhilft wenn er fällt - spricht für die Band.
Zu erwähnen wäre auch noch die Aktion vom Sänger, einfach mal ins Publikum zu springen - die Crowd freut sich, alle stürmen hin - und er fliegt trotzdem fast auf den Boden. Was mich an den Typen erinnert, der ungefähr 20mal hintereinander surfen wollte und irgendwann von keinem mehr getragen wurde - riesig!
Oder die Armada von gutaussehenden jungen Damen, die hinten auf der Bühne stehen und Fotos machen dürfen - wer weiß was Ignite mit denen noch vorhaben
Natürlich muss es bei dieser Band auch zu einem Circle Pit kommen, sind ja nich zum Spaß hier! Biggest Circle Pit und so weiter. Nett anzusehen, hinten laufen sie alle ohne Probleme und vorne vor der Bühne staut sich das - aus welchen Gründen auch immer
Jo, schicker Auftritt von Ignite, auch wenns nicht meine Musik is - aber gefallen mir immer besser. Schönschön.
Die nächste Band ist dann schon eher was für mich: Die Mad Caddies! Schon recht oft gesehen dies Jahr, aber bei der Band geht das klar, jedes Konzert ein Highlight!
Und mit dem neuen Album im Gepäck wird das Set auch recht smooth, ruhige Lieder zum locker tanzen wechseln sich ab mit alten Gassenhauern wie "Monkeys" und "Macho Nacho" - für jeden was dabei
Is das letzte Konzert der Tour heute. Vielleicht kommt mir die Band deswegen etwas unmotiviert vor. Oder ich bin einfach zu nüchtern. Aber ich glaube das erwähnte ich bereits
Selbst der Trompeter - tanzt zwar ulkig rum wie immer, aber wirkt irgendwie zu routiniert. Naja. Der darf das.
Nun denn, trotz allem der beste Gig auf diesem Festival, Mad Caddies sind immer ein Garant für Spaß und ausgelassenes Tanzen. Selbst Michi wurde im Moshpit gesichtet.
A propos Michi - der is heute hauptsächlich wegen Millencolin da, was auch garnich so schlimm ist, schließlich sind das die Headliner heute, durchaus verständlich wenn wegen denen wer da is
Und Millencolin halt wie Millencolin so sind. Skatepunk mit dem gewissen Pop-Etwas. Heute ein ähnliches Set wie letztes Jahr, mit Betonung auf den neuen Stücken und ein paar alten Einsprenklern wie "Bullion"
Schönes Konzert, so richtig werd ich mich zwar nie für die Band begeistern - aber live trotzdem ein Erlebnis
Sänger Nikola Sarcevic holt auch später noch die Akustikgitarre und da merkt man dann auch, dass er richtig singen kann und nicht nur näselnd irgendwas runterbrettern. Genau dieses Näselnde ist auch das, was mich bei Millencolin etwas nervt. Vielleicht sollte ich mir doch die Solosachen vom Sänger antun...
Wat solls, der Meute gefällts und alle schön in Feierlaune. Zumindest die, die noch geblieben sind und nicht wie Johannes und seine Saarländer schon nach den Kassierern abgehauen sind - was auch irgendwie cool ist...wir hauen auch direkt nach Millencolin hab, müssen ja schließlich noch alle auf irgendwelche Parties
Knut und mich ziehts zu Miriams Party, nachdem er als Ersatz für das geschnorrte Bier noch nen Kasten Hansa für mein Auto spendet - neben den zwei Sixpacks von Michi und Ulf macht das nen ganz guten Vorrat. Und die Ehre, der letzte auffer Party zu sein der noch Bier hat. Total toll
Ich weiß, die Partybilder ham hier nix zu suchen, mir latte. Fazit: Trotz Alkoholpegels von 0,0 Promille ein sehr feines Festival. Der Sound in der Halle ließ sehr zu wünschen übrig, aber mehr hab ich nach der miserablen Deconstruction-Tour vorn paar Jahren auch nich erwartet. Ich hatte tatsächlich Spaß, trotz der vielen betrunkenen Vollidioten. Prost!