Manu Chao am 21.10.2007 im Palladium, Köln
Manu Chao am 21.10.07 in Köln
Im Palladium is es schon gut voll, vom Supportact kriegen wir auch nur die letzten Klänge mit, Keziah Jones heißt der und hat, soweit wir das mitkriegen, das Publikum nicht unbedingt überzeugt. Dafür is hier Familienzusammenführung: Mein Vater is da, ebenso der Hö und die Dortmund-Southside-Gang - an Manu Chao kommt halt keiner vorbei
Sogar Hille wird mal wieder auf nem Konzert gesichtet und lässt sich heute zur Feier des Tages von Yase nach Hause fahren - der kleine hat nämlich Geburtstag. 21 Jahre alt, wie putzig! Nunja, gespannt lauschen wir bekannten Klängen aus den Boxen, während die Bühne langsam für den großen Manu Chao vorbereitet wird.
Schon bald betritt die Band die Bühne, legt los mit treibenden Klängen, die den Auftakt zu einem furiosen Konzert bieten, bei dem kein Bein stillhalten kann.
Manu Chao, der Weltenbürger, wird frenetisch von der Menge gefeiert, zieht uns von Ton zu Ton mehr in seinen Bann. Ein neues Album hat er im Gepäck, "La Radiolina" heißt es. Davon gibt es auch einige Songs zu hören, wie "El Hoyo", erster Song des Abends
Aber auch ältere Stücke dürfen nicht fehlen, wie "Casa Babylon" von seiner alten Band Mano Negra, deren hektische Spielfreude die Musikwelt revolutioniert hat und deren Erbe uns heute auf der Bühne zeigt, dass Manu Chao mehr ist als nur Akustikgitarre und Polizeisirene auf seinen Soloalben - live gibt er volle Power
Manu Chao ist bekannt dafür, sich seine Band gerne öfter mal neu zusammenzustellen, im Kern bleiben dennoch die alten Weggefährten bestehen, wie das Basstier Gambeat - was ein Kerl! Die Bläser wie auf der Live-DVD sind wohl nicht mehr dabei, waren sie schon letztes Jahr auf dem Hurricane nicht - aber der Sound bleibt dicht wie eh und je
Für einige Lieder, wie das ebenfalls aus Mano-Negra-Zeiten bekannte "The Monkey", kann Manu auch mal die Gitarre auspacken und das Publikum mit kleinen Rapeinlagen zu technohaften Beats begeistern. Seinem Stil bleibt Manu Chao treu, aber ebendieser zieht sich quer durch alles, was die Musikszene weltweit so hervorgebracht hat, das ist Weltmusik im wahrsten Sinne des Wortes!
Die Musikstile sind vielseitig, sie grob als Mestizo oder Latinska abzustempeln würde der Musik nicht die nötige Achtung entgegenbringen. Heute sehen wir, was so viele Bands wie Pantéon Rococó, La Vela Puerca, Che Sudaka und wie sie alle heißen beeinflußt hat. Ska, Punk, Reggae, Hiphop, Salsa, Rai - alles dabei, ein unglaubliches Klangerlebnis
Gitarrist Madjid präsentiert uns mit flinken Fingern ein paar Flamenco-Töne, die problemlos in den Soundteppich von Radio Bemba eingewoben werden. Hinter ihnen werden mit Percussions, Schlagzeug und Keyboard all die anderen Töne produziert, die aus der Musik solch ein Erlebnis machen.
Das ausverkaufte Palladium feiert Manu Chao und seine Radio Bemba, ein sehr buntes Publikum quer durch alle Altersstufen und soziale Herkünfte. Fast so vielseitig wie seine Lieder, die mit Texten auf französisch, englisch und spanisch begeistern. Que pasó, que pasó?
Pausen gönnt sich die Band nicht, ein Lied geht fließend in das nächste über, ruhige Parts wechseln sich ab mit schnellen Beats, die das Publikum zu neuen Höchstleistungen treiben
Gambeat und Madjid heizen das Publikum zwischendurch weiter an, indem sie immer wieder an den Bühnenrand kommen, mitklatschen, laut rufen oder einfach nur Grimassen schneiden, man merkt wirklich wieviel Spaß die Band auf der Bühne hat.
Danach macht die Band doch glatt Anstalten, von der Bühne zu gehen - aber bei so einer Musik macht man keine Pausen! Mehr Zugaben folgen, immer wieder verabschiedet sich die Band. Aber große Hits wie "Mala Vida" von Mano Negra oder Manus wohl bekanntestes Stück "Bongo Bong" (achja, im Original ebenfalls von Mano Negra, aber wer will denn kleinlich sein) dürfen schließlich nicht fehlen
Ebenfalls von Mano Negra: Der Percussionist Garbancito, der zum Schluss auch mal ans Mikro darf, um "Sidi H' Bibi" zu singen, während Manu Chao hinten die Sticks schwingt.
Mit dem Diego Maradona gewidmeten "La Vida Tombola" endet dann das Konzert. 2 Stunden schweißtreibende Action auf der Bühne, 2 Stunden begeisterte Gesichter und tanzende Füße davor. Für mich bestes Konzert des Jahres, trotz des hohen Preises von 29.15 Euro für ne Karte - perfekter Abschluss des Urlaubs. Und toller Geburtstag für Hille, bei dem wir uns danach noch ein paar Bierchen genehmigen...