Vs. Rome am 08.10.2009 in Dortmund, Happy Happy Ding Dong
Vs. Rome am 08.10.09 in Dortmund
Anschließend beschließe ich dann auch mal, den Laden zu betreten. Das "Betreten" hat aber eher mit Quetschen zu tun, die Band ist offensichtlich mit einem großen Freundeskreis gesegnet. Nun bin ich ja glücklicherweise nicht der Kleinste und kann immerhin noch die Bühne sehen, aber das geht nicht allen so.
Insbesondere, wenn so große Typen (wie ich) nach vorne gehen. Muahahahaha! Sicht versperren deluxe! Indem ich ein wenig mit meiner Kamera rumfuchtel, rechtfertige ich mich dafür. Jau. Kommen wir zur Band. Neue Gruppe von Ex-Speedway69-Gitarristen Philipp und den Jamelle-Brüdern an Schlagwerk und Gitarre
Sänger und Bassist mir hingegen unbekannt. Macht ja nix. Der Sänger sieht total jung aus und ist vermutlich deswegen der Liebling der weiblichen Fans. Singen kann er aber trotzdem, auch wenn er, wie er meint, heute krank sei. Die Musik ist, grob gesagt, Alternative-Rock, so ausgelutscht dieser Begriff auch sein mag.
Um mal kurz die Eindrücke zusammenzufassen: Das klingt wie The Hives ohne Retro, wie Billy Talent ohne das erste Album, wie The Strokes ohne Julian Casablancas. Und trotzdem insgesamt sehr homogen und ausgereift, wenn man bedenkt, dass das heute ja das erste Konzert ist.
Womit ich schon direkt mit der "Kritik" ansetzen kann: Alles ne Spur zu geleckt und zu professionell. Zack zack zack, erster Auftritt, erstes Video, erste Platte. Badämm! Und vorher vermutlich ein Jahr lang im Proberaum verschanzt. Und dem Publikum wird der fertige Brocken hingeschmissen. Da, fresst! Klotzen statt Kleckern!
Okay, ich ruder kurz zurück. Das Album ist anscheinend noch nicht fertig, puh. Sorgt aber für ne lustige Ansage: "Das nächste Stück wird auch auf dem Album sein - naja, eigentlich sind alle Stücke heute drauf". Selten so gelacht! Fast so gut wie "Ich sehe lachende Gesichter im Publikum, das ist ein gutes Zeichen!". Klar, dass ich in dem Moment Nelson Muntz vor meinem geistigen Auge habe.
Insgesamt also zu wenig Deutschpunk. Und keine Texte über Rehkitze, Schmetterlinge und Häschen. Wie Ulf feststellt, nichtmal über Eichhörnchen. Ich attestiere der Band trotzdem mal großes Potential, denn das wurde heute eigentlich gebührend gezeigt. Ob es für mehr reicht als für den nächsten "großen" Visions-Hype, sei mal dahingestellt.
Zumindest hat Dortmund jetzt wieder ne Band, die auch überregional die Clubs rocken könnte. Seien wir mal gespannt, was da noch kommt. Vielleicht kommen sie auch einfach ein paar Jährchen zu spät für diese Musik, aber seien wir ehrlich, richtig aussterben wird Alternative-Rock erstmal nicht.
Und eigentlich wird's auch mal Zeit, dass Blackmail anständig beerbt wird. Gut, die sind nicht tot, aber eben derzeit weg vom Fenster. Und Vs. Rome schlagen in eine ganz ähnliche Richtung. Harte und melodieverliebte Rockmusik mit Arsch in der Hose. Da stören auch ein-zwei langsamere Stücke im Set nicht weiter.
Etwas weniger "Professionalität" hätte ich mir trotzdem gewünscht. Sowas wie Bier auf der Bühne trinken oder das Publikum anpöbeln hat halt einfach gefehlt. Oder allgemein etwas Publikumsinteraktion abseits vom oft gehörten "Dankeschön", auch sonst fielen die Ansagen eher dürftig aus.
Lustig hingegen, dass glatt vergessen wurde, das Ende des Sets anzukündigen, für den fließenden Übergang zur rockstarmäßigen Zugabe. "Ach äh, das war übrigens unser letzter Song" - "Was, wir haben doch noch zwei? Achso, ja, als Zugabe". Ein Brüller! Nach der Zugabe dann hinterm Backstage-Vorhang verschwinden und vorher Sticks ins Publikum werfen ist auch schon fast stadionwürdig.
Und dann? Hauke legt noch ein wenig Musik auf, was aber kaum jemanden interessiert, während weiterhin das Stop-Motion-Gaffatape-Video auf der Leinwand läuft und uns den letzten Nerv raubt. Noch ein Bier (klein 2.30, groß 3.50), Palaver hier, Palaver da, und irgendwann ab nach Hause. Kurzweiliger Abend.