Rockstage Dortmund: Treibstoff, The Wörst, Sheronda, Newphoria, Jake Porn, Tony Gorilla, 22.11.09 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö
Rockstage Dortmund am 22.11.09
Dann die erste Band: Treibstoff. Hm. Könnte man als Metal bezeichnen, mit deutschen Texten und einem Sänger, der singt, als würde er gerade nen großen Haufen aufm Klo rausdrücken. Hab ich ja nix gegen, die größten Bands schreiben ihre Hits eh aufm Klo, aber dieser gepresste Gesang wirkt dann doch eher erheiternd.
Fast so erheiternd wie die Ansage, die Band würde ja total ihr eigenes Ding machen und keine Musik wie all die anderen, blabla, und das nächste Lied heißt "Große Klappe viel dahinter". So viel ironiefreie Selbstabfeierei kennt man wirklich sonst nur von den Onkelz und den Fluten an Bands, die sich in deren Fahrwasser befinden
Naja, komm ich nich wirklich drauf klar, ebenso wie der Großteil des Publikums, der trotz mehrmaliger Aufforderung eher im hinteren Teil des Saales verbleibt. Lange gibts die Band wohl noch nicht, Gitarrist und Bassist sind neu dabei, aber ihren Stil scheinen sie ja "schon" gefunden zu haben - meiner isses nich.
Ulf macht mich auf die toleranteste Toilette der Welt aufmerksam: Für Männer, Frauen UND Behinderte! Wenn das mal keine Gleichberechtigung ist! Daumen hoch!
Kurz später darf auch schon die nächste Band auf die Bühnenbretter: The Wörst. Ungeheuer witziger Name, finden auch die amerikanischen Freunde von Christoph, die grad angekommen sind. Offen gestanden erwartet man bei dem Namen ja auch nicht wirklich viel, aber was uns da entgegen schallt, ist ja mal mehr als amtlich!
The Wörst machen Metal. Heavy Metal und Rock'n'Roll mit gut aufgelegten Musikern in ihren besten Jahren. Wow, ich bin ein wenig baff! Erinnert, wie so viele Metalbands, zunächst mal an Metallica, aber mit Iron Maiden und Motörhead schauen auch die anderen üblichen Verdächtigen mal durch die Türe.
Was auf Anhieb sehr positiv rüberkommt: Die Band nimmt sich selbst und das Drumherum nicht allzu ernst, spaßt mal rum zwischen den Liedern und verulkt beispielsweise ein wenig die üblichen "Yeah Motherfuckers"-geprägten Metal-Ansagen. Sehr unterhaltsam, auch musikalisch gibts absolut nichts auszusetzen.
Einziger "Tiefpunkt": Ne Metal-Ballade, die darf anscheinend nie fehlen. Egal, kurz verschnaufen bis weiter geheadbangt wird - hähä, aber da halt ich mich lieber raus. The Wörst, die Überraschung des heutigen Abends, kann ich getrost weiterempfehlen!
Die nächste Band hingegen kann mich nicht lange begeistern: Sheronda. Dortmunder Band, die schon seit ein paar Jahren ihr Unwesen treibt, mir aber bisher nie vor die Augen gekommen ist. Alternative Rock, würd ich mal sagen. Erinnert am ehesten noch an Revolverheld und Konsorten, wofür vor allem die deutschen Texte sorgen.
Laut Alexej hat die Band früher ausschließlich englisch gesungen und irgendwann gemerkt, dass deutsche Texte besser ankommen. Hm, manchmal wäre es vielleicht doch besser, beim Altbewährten zu bleiben, mich zumindest haut das nicht unbedingt vom Hocker.
Also schauen wir uns die Band auch nicht komplett an, lieber noch in Ruhe ein Bierchen trinken. Is ja eh Geschmackssache. Wer sich von meinen Erläuterungen nicht allzu sehr hat abschrecken lassen, kann ja mal bei Myspace reinhören
Auf die nächste Band freu ich mich: Newphoria! Die Dortmunder Ausnahmeband (weil sie so schön amerikanisch klingt) lohnt sich eigentlich immer, auch wenns nun nicht unbedingt meinen Musikgeschmack trifft. Alternative und so.
Gitarrenrock mit Frauengesang, da muss wohl mal wieder der oft gehörte Alanis-Morissette-Vergleich fallen. Oder, etwas exquisiter: Muse trifft Heather Nova. Wow. Treibende Musik, geht gut nach vorne, vor allem in den Parts, wo die Songs mal schön brachiale Soundwände aufbauen, um dann kurz später wieder zurückzufallen
Schöne Musik. Sarah am Gesang spielt mir persönlich etwas zu viel mit den Tönen. Ein stetiges auf und ab quer durch die Oktaven, so lange bis die Ohren klingeln. Klar, singen kann sie, aber mein Gehör is sowat nich gewöhnt.
Kurzer Schnitt zum Publikum. Ja, einigermaßen gefüllt der Raum. Und heute, so kommt es mir vor, ist auch der Altersdurchschnitt mal etwas höher als die letzten Male. Ein gutes Zeichen? Ja, denke schon. Die sind schon eher bereit, sich auf Bands einzulassen, die sie vorher nicht kannten, und das sollte man wohl beim Rockstage...
Zurück zur Bühne! Newphoria treffen durchweg auf Begeisterung. Ein neues Album ist auch bald am Start, da gibts selbstverständlich auch direkt Stücke von zu hören. Releaseparty is am 5. Dezember im Bakuda, falls es wen interessiert. Ja, das waren Newphoria, guter Auftritt, jetzt aber erstmal Bier trinken.
Dadurch bekommen wir von der nächsten Band nicht allzu viel mit. Jake Porn heißt die Truppe, machen grob gesagt Metal mit Anleihen an Crossover und Alternative. Oder auch Nu Metal, diese Musik die in den 90ern mal angesagt war.
Schlecht ist das nicht unbedingt, die Fans vor der Bühne sind begeistert, bei mir will der Funke aber nicht wirklich überspringen. Irgendwie auch, weil nach 10 Minuten die Luft raus ist und man das Gefühl hat, wirklich nichts neues mehr zu hören. 2-3 Musikstile, die abwechselnd mal durcheinander gewürfelt werden machen halt immer noch keine abwechslungsreiche Musik.
Also denn, Zeit vertreiben bis zur nächsten Band: Tony Gorilla! Schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, hat die Band sich ja auch ziemlich rar gemacht in letzter Zeit, da Sänger Chris in Finnland weilte - jetzt sind sie zurück und haben nichts von ihrer Power verloren.
Tony Gorilla orientieren sich musikalisch an die 80er-Amipunk-Szene. Früher Hardcore-Sound, aber das wirklich beeindruckende ist der Gesang. Erinnert verdammt an die Misfits zu Glenn-Danzig-Zeiten, teilweise auch an die Tiger Army. Und trotzdem driftet die Musik nicht zu sehr in diese überladene Horrorpunk-Schiene ab, sondern bleibt schön eigenständig.
Augenscheinlich wird man in nächster Zeit auch wieder etwas mehr von Tony Gorilla hören: Neues Album ist in der Mache, auch hiervon gibt es neue Stücke zu hören - was mir aber an sich ziemlich egal ist, schließlich kenne ich die alten auch nicht. Hähä. Vielleicht sollte ich mir wirklich mal ne Platte zulegen.
Live kann die Band zumindest einiges. Mitreißende Songs und ein Sänger, der ständig quer über die Bühne fegt und offensichtlich auch recht begeistert ist, mal im neuen FZW aufzutreten. Die Stimmung vor der Bühne ebenfalls gut, besonders gen Schluss taut das Publikum richtig auf.
Und so bleibt Tony Gorilla gar nichts anderes übrig, als noch ne letzte und anscheinend ungeplante Zugabe zu geben - egal, kriegense hin. Beste Band des Abends, meiner bescheidenen Meinung nach. Und ein weiterer Beweis dafür, dass Dortmund doch so einige gute Kapellen zu bieten hat.
So, morgen is wieder Uni, inzwischen sind eh schon so ziemlich alle gegangen, mit denen ich hier war (Banausen!), also trete ich auch langsam mal den Heimweg an. Mal wieder ein guter Rockstage-Abend. Und an die Reihenfolge, dass ich jede zweite Band (The Wörst, Newphoria, Tony Gorilla) super finde, kann ich mich durchaus gewöhnen! Der nächste Termin ist übrigens diesmal schon in zwei Wochen: Am 06.12. wirds wieder Zeit für Rockstage Dortmund...