The Vaders, Jaques She Rock und weitere, 04.12.09 in Kamen

Heute is mal wieder Terminüberlagerung: Egotronic in Hagen und The Vaders in Kamen. Hm. Geldbeutelschonender ist da wohl zweiteres, also auf nach Kamen. Als wir am JKC ankommen, ist noch nicht mal Einlass, dafür lungern beachtlich viele Leutchens vorm Laden rum. Die viel zu wenig saufen. Ulf und ich müssen auch noch bestürzt feststellen, dass der Getränkemarkt vor unserer Nase schließt, also ab in die nächste Pinte. Die Wirtin begrüßt uns mit "Na, wollt ihr heute Abend Kamen unsicher machen?", was wir mit leichtem Schulterzucken quittieren. Kamen, wer ist Kamen?

Ein Bier und ein Korn später gehts zurück zum JKC. Hier ist nicht nur mittlerweile Einlass, nää es spielt sogar bereits ne Band. Hui. Was aber primär viel wichtiger ist: Am Eingang kriegt jeder nen gratis-Glühwein. Hach, da wird einem doch warm ums Herz. Erste Band: Die Vorstadtkinder aus Schwerte!

Uns fällt zunächst mal der mehr als amtliche Schnurrbart des Bassisten auf. Großartig! Jede Band sollte einen Schnurrbartträger haben! Und mit Schnurrbartquote in der Wirtschaft hätte es diese verdammte Krise nicht gegeben! Ja. Musikalisch kratzt die Musik der Vorstadtkinder nicht ganz so, es gibt Indie-Punk der Marke Hamburg geboten.

Ehemals war die Band (naja, ich glaub nur der Sänger) mal unter dem Namen XXX "unterwegs", konnte ich damals auch mal sehen, als mit Spandau das Rattenloch gerockt wurde - damals noch mit Drumcomputer. Inzwischen ne vollwertige Band. Musikalisch überzeugend, textlich bestimmt auch gut und mit viel Spaß in den Backen. Das lob ich mir. Am 13. Februar mit Spandau und Jaques She Rock in Iserlohn!

Die nächste Band trägt keine Schnurrbärte, und der Schlagzeuger spielt wie ein Mädchen: Gedankenflucht! Die Emo-Hippie-Punkrocker aus Dortmund spielen ja recht häufig in letzter Zeit (muss am tollen Booker liegen) und wissen live durchaus zu überzeugen, auch wenn die Musik nicht unbedingt zum Moshen (höhö) einlädt.

Inzwischen kenn ich (dank Besitz des Albums) ja sogar ein paar Songs, was den Auftritt auch gleich ein klein wenig spannender macht. Das Set beinhaltet aber nicht nur Songs des Albums, recht durchwachsen alles. Kurzweiliger Auftritt, der Spaß macht.

Beim letzten Song "Gesehen. Am Fenster." darf Drummerin Reni die Gitarre übernehmen. Immer noch ohne Schnurrbart, aber dafür auch ohne Schlagzeug gibt es noch etwas mit Herz, bevor die Band unter tosendem Beifall (oder verwechsel ich das grad mit der Kiss-DVD?) die Bühne verlässt. Gute Band!

Von der nächsten Band hab ich vorher noch nie gehört. Wird Zeit für nen Retro-Satz: Weil ich zu alt bin! Die sind nämlich alle so schätzungsweise 16 und damit immerhin älter als das Publikum. Durch meine Position an der Theke kann ich prima beobachten, wie ein Fan nach dem nächsten beim Bierkaufen abgewiesen wird, weil er "zufällig" keinen Perso dabei hat. Muahaha. Achja, die Band heißt "Sold as great"

Immerhin dürfte damit der Grund gefunden sein, warum es heute so gut gefüllt is hier: die sind alle wegen Sold As Great hier. Wegen der Band, die unsereins noch nicht mal kennt. Ordentlich abgefeiert werden sie aber, schön Kiddiepogo, und mittendrin eine Banane - offensichtlich das Maskottchen der Band. Passt prima zum Affen, der hier auch noch irgendwo rumtanzt.

Naja, die Musik is geleckter Poppunk, Itchy Poopzkid trifft auf Blink 182, schön amtliches Posing, aber, wie Matze treffend feststellte: "Denen fehlt die Straße!". Ich möchte noch hinzufügen: "Und die Schnurrbärte". Reiche Eltern machen halt noch keine Punkband, ohne jetzt gehässig klingen zu wollen. Den Leuten gefällts ja, und das ist die Hauptsache.

Als dann irgendwann auch noch technische Probleme auftauchen weil irgendwer den Mikroständer umgehauen hat (und weil der Begriff bei der Leserschaft so gut ankommt, hier isser: Schülerbandbonus), verlassen wir den Laden, reicht uns auch erstmal.

Die nächste Band hat schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, hatte viel Zeit ordentlich Straße zu lecken und hat im Januar eine der besten Punkplatten des Jahres an den Start gebracht: "A Link To The Past" ist ein Glanzstück und The Vaders heißt die Band. Streetpunk bis Hardcore-Punk, rauer Gesang, geile Melodien, Zeigefingerpunkrock, Straße!

Der Altersdurchschnitt ist mittlerweile beachtlich gestiegen, man könnte fast sagen das Publikum wurde komplett ausgetauscht - endlich dürfen wieder alle Bier trinken! Einzig ein Typ mit dem Shirt einer bekannt rechtslastigen Hooligan-Band stört ein wenig das Gesamtbild. Solche Leute ham hier nix verloren, Punkt.

Egal, Bühne. Die vier Jungs geben gut Gas, geil knackiger Punkrock wie er sein muss, viel Spiellaune und lauter Hymnen. Geil. Kenn ja nur das aktuelle Album, aber auch die anderen Stücke überzeugen auf ganzer Linie, inklusive ordentlich Mitgröl-Resonanz vom Publikum.

Der raue Brachial-Gesang kommt verdammt gut rüber, gut unterstützt von den Backing-Vocals der beiden Gitarristen, super Musik. Hits wie "Resource and Energy", "Lower Society", "Hiber Nation" und viele weitere werden gespielt und kräftigst abgefeiert. Großartig!

Definitiv die richtige Entscheidung, heute nach Kamen zu fahren! Super Auftritt, gerne wieder! Kommt übrigens nochmal doppelt gut mit Bier inner Hand, und das kostet hier 2€/0.5er - mehr als vertretbar.

Obwohl The Vaders doch eigentlich als Hauptband angesetzt waren, gibt es noch einen weiteren Act zu bewundern: Jaques She Rock! Mittlerweile auch kein unbeschriebenes Blatt mehr und längst den Status der Schülerband abgelegt (obwohls optisch nicht den Eindruck macht) gibt es hier humorvollen Poppunk bis Skatepunk mit Funk- und Retro-Elementen, alles recht tanzbar

Die Schnurrbärte in der Band wachsen zwar noch, aber immerhin geben sie sich Mühe. Wer einen Song namens "Tom Selleck is the law" im Programm hat, der macht einfach alles richtig. Moustache, Moustache!

Das Publikum ist - zack! - wieder jünger geworden. Ja, so schnell geht das. Aber ich glaube, Bier trinken dürfen die hier trotzdem.

Auch sonst alles kurzweilig, bunt und spannend. "Backstreet's back" wird kurz gecovert (machense anscheinend immer), das Publikum wird noch zu nem Circle Pit überredet, der nicht funktioniert, ebenso wie die Wall of Death - egal. Humor is ja wenn man trotzdem lacht. Oder so.

Anschließend ab inne Stadt. Wir fahren noch auf einen kleinen Umtrunk in der, ich nenne sie jetzt mal Gedankenflucht-WG vorbei - da gibts kein Bier, aber jede Menge Jim Beam. Argh.

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