Thilo mit h, HerrBinner, 19.03.2010 in Cottbus

Fußball ist immer noch wichtig! Und eigentlich kann man sich mit ruhigem Gewissen ja nur sehr wenige Clubs anschauen. Einer ist da ja der FC St. Pauli. Also mach ich mich mit Basti auf den Weg in die Lausitz. Basti war nach seiner Aussage noch nie so weit im Osten. Oje, das kann ja was werden. Auf der Fahrt bestätigen sich dann auch schon alle Klischees die man so haben kann. U.a. arbeitsscheue Ostler in Jogginghosen am Autorasthof, verlassene Dörfer und Kuhmist, pfui!

Da der heute gastgebende Verein leider keiner ist wo man mit ruhigem Gewissen hingehen kann, hat die Polizei ordentlich was aufgefahren und ganze Straßenzüge gesperrt. Sah ähnlich aus wie beim ersten Mai in Kreuzberg. Wasserwerfer, Mannschaftswagen und Reisebusse, alles da was das Bullenherz begehrt. Cottbus war grün und wir noch nicht blau. Alles falsch gemacht. U.a. war auch die komplette Straße gesperrt, an der die Eingänge zum Gästeblock liegen, uns war quasi der Durchgang gesperrt. Aber da Basti scheinbar nicht so ne Abneigung gegen Bullen hat fragte er lieb und wir durften, ohne Glasflaschen, das Polizeisperrgebiet betreten.

Dann die Ernüchterung am Einlass, alle Taschen sollten heute draußen bleiben. Und was trägt der gewiefte Mann von heute? Genau! Einen Jutebeutel. Inhalt: meine Kamera und diverse Flyer fürs Bierschinkenfestival. Nach Aussage der örtlichen Securíty hätte ich den Fotoapparat wohl mit rein nehmen dürfen aber nicht den leeren Jutebeutel. Samma gehts noch? Nach gründlicher Durchsuchung, inklusive Zigarettenschachteln öffnen, Schuhe ausziehen und ekligem Abgetaste durften wir dann aber doch irgendwann ins Stadion und in den gut gefüllten Gästeblock.

Ja, Fußball ohne Bier. Jedenfalls ohne Alkohol, geht ja eigentlich nicht. Aber wird ja wohl in immer mehr Stadien gemacht. Im Endeffekt wahrscheinlich sogar besser aber irgendwie trotzdem scheiße. Das mit dem Glühwein seh ich übrigens gerade erst auf dem Foto. Glühwein ohne Alkohol würde man hier zumindest Kinderpunsch nennen. Oder war da vielleicht doch Alkohol drinne und keiner hats gemerkt? Seis drum, lieber Spiel schauen! Immerhin tritt hier der Tabellendritte gegen so nen Bundesligaabsteiger an.

Da ja sämtliche Bierschinkenleser totale Fußballfans sind, schweife ich jetzt mal nicht zu sehr ab und erkläre euch an dieser Stelle nicht die Abseitsregel. Hö! Ja, warn schickes Spiel, vor allem aber sehr sehr spannend. Chancen hüben und drüben. Mit dem besseren Ende für die Paulianer wie man hier schön an der Siegesfeier erkennen kann. 1:0 am Ende und ein soweit friedliches Spiel, so dass es nach dem Spiel scheinbar nicht zu Ausschreitungen kam. Also die ganzen Bullen umsonst da gewesen. Was für ne Steuerverschwendung schon wieder. Danke lieber Staat! Meiner Meinung nach sollten die verdammten Fußballclubs diese Ausgaben selber tragen, dann könnten in Deutschland wohl alle besser leben! Achja, falls es wen interessiert, das goldene Tor schoss Takyi in der 53. Minute.

Jut, soviel also zum Spiel, Staat und Bullerei! Also ab durch eine der hässlichsten Städte der Republik zum Muggefug. Dies liegt dann aber wenigstens in einer netten Studentengegend, dass die sich auch immer in den Altbauten aufhalten. Auch in Cottbus: Draußen rauchen. Aber so stehen immerhin Thilo, Binner, Steffi und Thilos Schwester draußen und warten auf Publikum, da sind wir nämlich quasi die ersten. Ok, eine verlorene Seele aus Spremberg war auch schon da.

Viel zu spät gings dann auch mal los, ich musste ja nüchtern bleiben, bäh! Mittlerweile waren dann aber immerhin ein paar Leute anwesend, so dass alle aufgestellten Sofas im Raum besetzt werden konnten. Also nette, sehr gemütliche Atmosphäre. Gleich die ersten beiden Lieder zeigten wo es heute Abend lang gehen sollte: Binner fing an mit 'Männermusik' und Thilo mit 'Punkrock akustik'. Das ging dann auch im Laufe des Abends so weiter, immer im Wechsel. Macht die ganze Sache auf jeden Fall noch interessanter.

Eigentlich war ja geplant, dass Thilo mit h erst auf der WarmUp-Party des Bierschinkenfestivals sein Reunionskonzert spielt. Eigentlich müssten wir ihn ausladen, nun fehlt uns da doch wer an dem Abend. Vielleicht BiK? Thilo gab jedenfalls zu, dass er arsch nervös is und es so besser sei für alle oder so. Jaja, wir verstehen schon. Umso passender ist es dann wohl, dass Thilo sich im weiteren Verlauf des Abends als Emoliedermacher bezeichnet hat. Irgendwie hatter damit auch nich so unrecht.

So langsam frage ich mich aber was da bei mir so los is. Erst letztens auf den Frau Doktor Konzerten in Wiesbaden habe ich diese ja noch als EmoSka betittelt. Ich glaube ich werde alt und weich. Ein Höhepunkt, gesäumt von vielen weiteren, war eindeutig, als Herr Binner feststellte, dass es nur noch fünf Jahre dauert, bis wir endlich den 500. Geburtstag des deutschen Reinheitsgebots feiern können. Ich persönlich hoffe nur, dass das nich son Fest gibt wie die WM 2010.

Besonders schön machte die Kombination aus den Beiden, die übrigens auch zusammen noch bei den Biertenören aktiv sind, das Zusammenspiel bei einigen Songs. So kam mal ein Wortfetzen oder gar ein ganzer Refrain bei nem HerrBinner-Song oder mal eine zweite Gitarre bei nem Thilo-Song. Machte das ganze deutlich lebendiger, schön! Achja, wie man sieht kann man auch durchaus beim Liedermachern ordentlich posen!

Neben Gitarrenklängen wurde auch das ein oder andere Mal ein wenig variiert und zum Beispiel dieses komische Instrument zum Vorschein geholt. Was zum Teufel ist das? Jedenfalls auch hier nochmal der Beweis, dass das mit dem Posen auch beim Liedermachern funktioniert. Beim Posing ein klares 1:0 für Binner. Musikalisch waren aber beide ebenwürdig, so dass Herr Binner mit einem knappen Sieg aus dem Muggefug torkeln konnte.

Da man ja wie erwähnt im Muggefug nicht Rauchen durfte, gab es nach jeder Stunde Musik ein kurzes Raucherpäuschen. Aus einer kehrte Thilo deutlich früher als Binner zurück und nutze die Gunst der Stunde und präsentierte uns mit 'Geh bitte duschen' einen Song aus seiner neuen EP 'Diebe und Erfinder' die am 15.04.2010 (also pünktlich zum Festival!) das Licht der Welt erblicken soll. Gut geklaut der Herr!

Ging auch gleich spektakulär weiter, als Frau Hermann zu einem Duett mit Thilo auf die Bühne geholt wurde. Eigentlich heißt se ja nich Frau Hermann sondern Steffi, hat heut Geburtstag und ist ganz schön blass im Gesicht. Na, wir sind ja auch im Keller und uns fehlt allen die Sonne, is schon ok ;) Riesenhit jedenfalls! Sie singt den Anruferpart einer Firma am Telefon die einem was verkaufen will, Thilo wills aber nich. Brauch ich den Song.

Thilo bemerkte im Laufe des Abends, dass sich seine Songs ja eher um die zwischenmenschlichen Beziehungen drehen und Binners ums Saufen. Punkt. Klare Aussage! Und so dürfte auch folgende Gottansage vor 'Hobbyalkoholiker' nicht groß weiter stören: "Wir sind Freitzeitnazis, äh, Wochenendostler, achne, Hobbyalkoholiker!" Na, dann mal Gläser hoch und Prost!

Nach der zweiten Pause kamen dann beide pünktlich wieder und Binner durfte mit 'Kampfansage' beginnen, was in der Ansage dazu führte, dass Frau Mansmann als einzige noch existierende Punkband gehuldigt wurde, da sie auf ihrem kommenden Album ja dieses Liedchen mit Herr Binner zusammen neu vertonen möchte. Von Thilo gabs dann noch 'Sprichwörtlich', auch hier basteln Frau Mansmann ja schon an einer Forsetzung, hui. Das kann ja was werden.

So langsam fallen uns dann auch, nach einem ereignisreichen Tag, die Augen zu. Wir schaffens noch, die Livepremiere von Binners WM-Song zu hören. Refrain gefälligst: Ich bin unterwegs mit Johnny, Jack und Jim - Keiner von uns ist Fußballfan - Trotzdem feiern wir WM. Das sagt so alles über mein Bild über die bekackten Großereignisfußballfans die sonst keine Ahnung vom Tuten und Blasen haben. Danke dafür!

Jut, dann geben mir uns mit 'Mein VW Bus' noch einen letzten Thilo Song bevor wir dann die Reise gen Kreuzberg antreten. Ab in die Milchbar. Wo auch sonst? Ja Thilo, ich bin ein Star zwischen Trinkteufel und Milchbar. So! Da gabs dann aber aber nur ein Bier (Achja, für die Statistik Bier im Muggefug 1,50) und dann weiter in den Raumfahrer. Ich hasse Neuköllner Kneipen! Nacht!

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