Horse The Band, 30.06.2010 in Dortmund, Silent Sinners - Bericht von Fö
Horse The Band, 30.06.2010 in Dortmund
Nino zum Beispiel erfuhr zufälligerweise vom Konzert, als er nen Flyer im Kartoffel-Lord entdeckte. Beim Karten kaufen fiel ihm dann die Verkäuferin vom Ticketshop fast um den Hals: "Was, die spielen hier? Da guck ich direkt mal!"
Naja, Nino war es dann auch, der mich ne halbe Stunde vor Beginn anrief, er hätte ne Karte zuviel. Also gut, hin. Die Band die sie Pferd nannten...
Keine Ahnung wer so alles Vorband war (so richtig angekündigt war das alles nicht), zumindest spielten schon mindestens 2 Bands, während wir noch vor dem Laden weilten. Und auch, als wir drinnen unser Bier ordern, ist es zunächst erstmal ne weitere Vorband, die auf die "Bühne" kommt. Ne Hardcore-Band, die mit nem Hiphop-Intro die Bühne betritt...
Nach meinen Recherchen hört die Band auf den Namen "We eat Milf". Ebenso origineller wie bescheuerter Name. Die Musik sagt mir auch nicht zu. Prolliger Mosh-Hardcore, viel Gebrülle, viele Breaks und keine Melodie. Beatdown-Hardcore nennt man das dann wohl, hm. Gibt auch direkt zwei Leute, die zumindest für 2-3 Sekunden ausschweifendes Violent Dancing an den Start bringen, glücklicherweise aber direkt wieder aufhören.
Also lieber nochn Bier trinken. Horse The Band übernehmen bald die Bühne und während sie sich kurz auf ihr Konzert vorbereiten, füllt sich der Laden dann doch noch so nach und nach. Trotzdem deutlich weniger Leute, als ich bei so ner Band erwartet hätte.
Da sindse auch schon! HORSE the band (eigene Schreibweise) machen ne ziemlich kranke Spielart des Hardcore, nämlich unterlegt mit ordentlich Synthiesound und 8Bit-Samples. Gelten ja nicht umsonst als Vorreiter (oder Erfinder?) des Nintendocore.
Muss aber zugeben, dass ich kein einziges Stückchen Musik von denen besitze, mich heute also einfach mal mit den Stücken habe konfrontieren lassen. Und ich kann nur sagen, äußerst unterhaltsam. Nicht nur durch komplexe Songstrukturen und progressiven Hardcore-Frickel-Sound überzeugen Horse The Band, sondern auch durch den Betrunkenheitsgrad.
So liefern sich Sänger und Keyboarder fleißig Battles, wer wohl den meisten Schwachsinn erzählen kann. Dabei macht man selbstverständlich auch nicht vorm Publikum halt, das eifrig beschimpft wird wie lahm es doch sei. Nebenbei wird die Band nicht müde, zu erzählen, das hier sei doch der letzte Deutschland-Gig oder gar der allerletzte Europa-Gig und wir sollen das doch bitte zu würdigen wissen.
Den Vogel abschießen tut aber der Keyboarder, als er uns erzählt, dass sogar unsere Eltern bei ihren Konzerten mehr tanzen würden. Großartig! Scheint auch zu helfen, anschließend bringt sich das Publikum tatsächlich zu neuen Hochleistungen.
Darunter hat dann zum Beispiel auch diese Box zu leiden, die wird nämlich einfach mal umgemäht (passiert in letzter Zeit irgendwie öfter) und muss fachmännisch neu aufgerichtet werden. Na dann, viel Glück dabei.
Publikum. Etwas ungünstig ist im Silent Sinners die Säule direkt vor der Bühne, also teilt sich das Publikum direkt mal in zwei Lager. Links vor der Säule wird ordentlich getanzt, auf der anderen Seite eher ruhig gewippt. Immer wieder lustig, wie schnell sich bei solchen Konzerten die Mosh-Zonen herausbilden...
Aber zurück zur Band. Verdammt geile und schweißtreibende Performance! Dazu sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Truppe sowieso ständig auf Achse ist, 100 bis 200 Konzerte im Jahr sind da schon Standard - und dann jeden Abend so viel Gas geben, Respekt!
Ehrensache, dass man auch vor dem Genuss von Alkohol nicht zurückschreckt. Dem Keyboarder hat es neben dieser Flasche Feigenwodka auch noch ein junges Mädel angetan, dass sich mit ihm die Flasche teilen muss. Naja, später durfte jeder mal was abhaben (vom Feigenwodka, nicht vom Mädel).
So, Musik! Kann wirklich was, vor allem live. Treibender Hardcore-Sound, immer mal wieder aufgelockert durchs Keyboard, ziemlich tanzbar. Ich kenne ja wie erwähnt kein Lied, also kann ich euch auch nicht berichten, was genau so gespielt wurde. Immerhin schienen zwischendurch ein paar bekannte Nintendo-Melodien durch.
Aber, gemessen an den Publikums-Reaktionen, war wohl der eine oder andere Hit dabei...besonders zum Schluss hin artete es noch richtig aus, die Band gab nochmal alles und das Publikum tat sein bestes, um den gebührenden Abschied zu liefern. Auch wenn das ihre Eltern besser hingekriegt hätten, wie der Keyboarder nochmal hinzufügt.
Großartig auch der Sänger, der, wenn er nicht gerade in Selbstgespräche vertieft ist oder das Publikum beleidigt, sich ordentlich die Seele ausm Leib schreit. Erinnert mich irgendwie an Dean-Dirg-Doph, nicht nur wegen des Schnurrbartes.
Zweimal geht die Band von der Bühne, wird jedesmal aber durch ausufernde Pfeifkonzerte und Zugabeklatschern zurückgerufen. Ganz am Schluss gibts dann natürlich DEN Hit, vermute ich zumindest mal und bestätigt mir Nino sogar.
Achja, hier mal das Silent Sinners in seiner Fast-Gesamt-Größe. Wie man sieht, wäre noch ordentlich Platz für weiteres Publikum gewesen. Schon irre, die Leute die da sind, drängeln sich tatsächlich direkt vor der Bühne und feiern dort ordentlich, direkt hinter ihnen erstmal nichts - nur ein paar vereinzelte Thekensteher
Also denn. Ich würd mal sagen, geiles Konzert! Schön diese Band auch mal gesehen zu haben, hat sich gelohnt. Ne gute Stunde Spielzeit, da kann man auch nicht meckern. Wir hauen anschließend direkt ab, können an der Tür noch kurz Handshaken mit zwei Polizisten, die höchstwahrscheinlich der Lärmbelästigung auf den Grund gehen wollen. Cool, grad noch rechtzeitig raus geschafft. Hähähä.