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Punk im Pott 2. Tag: Slime, Chefdenker, Lili, Molotow Soda, Popperklopper, Kotzreiz, Hagbard Celine, 28.12.2010 in Oberhausen, Turbinenhalle - Bericht von Fö

Punk im Pott 2. Tag, 28.12.2010 in Oberhausen

Und weiter gehts! Nachdem ich den gestrigen Tag einigermaßen gut über die Runden gekriegt habe, folgt nun der zweite - und der wird schon stressiger. Bereits um 12 Uhr startet die erste Band, welch eine unmenschliche Zeit. Naja, eigentlich machbar wenn man in Oberhausen pennt...
...aber nicht, wenn man noch auf die Schnarchnasen Phil und Ulf warten muss. Alter! Die ganze Nacht mit voller Kraft gesägt, nur gelegentlich unterbrochen durch ein "Phil, nimm die Hand da weg!" oder "Ulf, nimm die Hand da weg!". Ja, die beiden im Doppelbett, das ist wirklich ein Traum. Erstmal raus an die frische Luft.
12 Uhr schaffen wir also nicht ganz, dafür ist es bei Gesa im Kassenhäuschen schön warm - und die nächste Band wartet bereits. Unsere lieben Freunde von HAGBARD CELINE dürfen heute vor geschätzt 20 Leuten (nagut, es wurden mehr) auftreten. Irgendwie schade, hätten deutlich mehr verdient.
Der Auftritt selbst war nämlich ganz in Ordnung. Deutschpunk mit sweatshopfreien Shirts. Und heute mit dem Abschiedskonzert von Neu-Ruhri Weissen, der sich somit in die Rockrente verabschiedet. Och.
Nunja, für die Uhrzeit geht der Auftritt in Ordnung, haben mich aber schonmal mehr begeistert. Auf der großen Bühne geht die Dreierbesetzung eh ein wenig verloren. Mit neuem Bassisten sind Hagbard Celine übrigens am 14. Januar in Mülheim zu sehen, da ist die Band dann vielleicht auch ein wenig ausgeschlafener.
Als nächstes spielen Missbrauch, die ich, obwohl ich sie eigentlich sehen wollte, irgendwie verpasst habe. Sind einfach zu viele bekannte Gesichter heute hier, man verliert sich in Gesprächen und eh man sich versieht, ist auch schon die nächste Band an der Reihe: KOTZREIZ!
Die Band ist dieses Jahr ziemlich durchgestartet, würd ich mal sagen. Zumindest hört man immer öfter von ihnen, sie sind ständig auf Tour, und bereits gestern fiel mir auf, dass so einige Punker fleißig ihre Texte vor sich hin grölen. Natürlich gibts da noch die anderen Punker, die die Band nicht ausstehen können, aber die scheinen heute in der Minderheit zu sein.
Angefangen mit "Hab Karies" und "365 Tage" gibts nen schönen Querschnitt durchs Debütalbum "Du machst die Stadt kaputt", auch "Useless" vom gleichnamigen Fanzine-Sampler wird gespielt. Souveräner Auftritt und absolut überzeugend, Probleme mit großen Bühnen scheinen Kotzreiz nun wirkich nicht zu haben.
Vor der Bühne gut was los, Stücke wie "Bauarbeiter stürb", "Saufen", "Fussball" und natürlich die Überhymne "Berlin" am Schluss werden ordentlich abgefeiert und mitgesungen, sogar zu nem Circle Pit lässt sich die Meute überreden - auch wenn die Band laut eigener Aussage gar nicht weiß, was das überhaupt ist. Jaja.
Also, ich find die Band super. Hab mich zwar zugegebenermaßen am Album etwas totgehört, aber live machen Kotzreiz einfach Bock. Mehrstimmige Punkrock-Hymnen, musikalisch absolut überzeugend und textlich nunmal äußerst klischeebeladen, aber gerade das macht auch irgendwie das Besondere aus.
Manche Sachen muss man nicht verstehen. Warum in der Halle KB-Plakate hängen, Leute in FW-Shirts rumlaufen und wir zu allem Überfluss auch noch ne BO-Setlist im Backstage finden. Wenn das ein Witz war, kann ich nicht drüber lachen. Bleibt bitte einfach zuhause.
So, zurück zur Musik! Die heißen Ladys von LILI sind an der Reihe! Da hat Alex ja mal wieder ein ganz besonderes Schmankerl ausgegraben. Nach zwei Jahren Pause endlich wieder geballte rosa Lili-Power! Juhu! Und dann auch noch auf dem Punk im Pott, mit Publikum das zu vermutlich 90% nichts damit anfangen kann. Irre!
Nee, ganz so schlimm isset nich, vor der Bühne finden sich tatsächlich ordentlich Leute ein, anfangs zwar recht verhalten aber später immer euphorischer. Punk oder nicht Punk - nie war ein Lili-Song passender!
Womit wir bei der Songauswahl wären. Ich sag mal: 1A! Hallo Dörte, Spion, Mustafa, Nimm mich mit, Rock mich, Selbstfeiermeister, Tanz...ach, alles halt. Unterhaltsamer Auftritt. Und selbst die Damen und der Herr auf der Bühne haben ordentlich Spaß, sind zumindest durchweg am Grinsen.
Achja, "Neu"-heit: Weniger Pop. Keine Keyboards mehr! Verdammt, dabei hab ich mich grad daran gewöhnt. Dafür muss zwischendurch öfter mal das weitaus punkigere Kazoo herhalten. Ein Instrument, das perfekt mit Ylvas Gesang harmoniert. Sag ich mal.
Kein Foto vom Kazoo. Mist. Dafür von der "Rockflöte", ohne die ein Lili-Konzert einfach kein Lili-Konzert ist. Nach wie vor. Ich bin hin und weg. An Bühnenpräsenz verloren hat die Band auf keinen Fall in den vergangenen zwei Jahren.
Mal schauen ob Lili jetzt wieder regelmäßiger auftreten. Irgendwas hat Ylva auch noch angekündigt, irgendwas mit Pfingsten oder so, aber das is ja noch wat hin. Aber was wollen Lili noch erreichen? Support für Betrunken im Klappstuhl, Pink und jetzt auch Slime - das macht ihnen so schnell keiner nach!
Nochmal Publikum! Inzwischen wird auch ordentlich getanzt. Wohl auch ein Verdienst der fleißigen Lili-Supporter, die heute mal wieder das Publikum aufmischen. Jau, alles super. Heute habbich übrigens das erste mal nüchtern Lili gesehen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Auf die nächste Band bin ich mal gespannt: POPPERKLOPPER! Bisher nie live gesehen, aber zugegebenermaßen auch immer etwas vom klischeebehafteten Deutschpunknamen abschrecken lassen. Das aktuelle Album "Was lange gärt, wird endlich Wut" ist aber wirklich klasse geworden und auch live kommt die Band schön druckvoll rüber.
Eindeutig eine Band, mit der ich mich mal mehr befassen sollte, irgendwie kenne ich nämlich kein Lied, außer ein paar vom neuen Album wie das großartige "Keine Gefühle" oder "Big Wallets, Bad Taste" - was recht wenig ist, wenn man bedenkt, dass es die Band schon seit 20 Jahren gibt.
Das restliche Publikum ist auch gut angetan vom Auftritt, rundum gelungen würd ich mal sagen. Den kompletten Auftritt gebe ich mir trotzdem nicht, laufen schließlich genug Leute hier rum, die mir erfolglos Bier ausgeben wollen oder mir sonstwie blöd kommen, indem sie mir Gespräche aufdrängen.
Als nächstes an der Reihe: Die mit den Windeln. Alias CHEFDENKER, wie der eingeweihte Leser weiß. Stadionrock allererster Güte! Zu "D'r Chef kütt" als Intro wandeln die Protagonisten nacheinander auf die Bühne und man wähnt sich wirklich wie im Stadion, wenn selbst die bloße Tatsache, dass sie dabei nen Becher Bier in der Hand halten, das Publikum zu euphorischen Begeisterungsstürmen verleitet.
Einige neue Fans gewinnt heute Thomas, der bereits schwankend auf die Bühne kommt. Ein Wunder, dass er nicht bereits schon am ganzen Körper mit Mexikaner besudelt ist! Übrigens gabs laut Polizeibericht nur eine einzige Person, die sich krankenhausreif trank. Glückwunsch!
Aber ansonsten präsentieren sich Chefdenker mal mit einem ihrer besseren Auftritte. Schön viele Hits zwischen Filmrissen, 16 Ventilen und Autobahnen, und ich freue mich auch Matze mal wieder am Schlagzeug zu sehen. Vermisst hab ich lediglich die Scorpions-Pyramide, oder hab ich da einfach kurz nicht hingesehen?
Ansonsten bleibt nur ein Wort: Stadionrock! Lieder durch überflüssiges Instrumentengeplänkel in die Länge ziehen darf man schließlich nur im Stadion. Und direkt zwei alleine-mit-Gitarre-Lieder hintereinander (Angela und Toni Schumacher), das traut sich Claus auch nur, ja richtig, im Stadion.
Vielleicht hat er sich das ja von Brian Wilson abgeschaut, den er heute eigenmächtig entmündigt und somit auch die Story hinter "Polonäse Hüftprothese" erklärt. Wieder was gelernt.
Damit wär auch die Überleitung zum nächsten Programmpunkt gesetzt: Ne amtliche Polonaise durchzieht zu "Disco ab 30" die Halle - so amtlich, dass die Polonaise sich irgendwann selbst verknotet. Großartiges Bild!
Soviel zu den Chefdenkern. Schöner Auftritt, ordentlich gefeiert, und Filmriss ist wie Weihnachten, wird heute aber nicht zum Schluss gespielt. Falls es wen interessiert.
Nächste Band: Pöbel & Gesocks. Kann ich gut und gerne drauf verzichten, das gleichnamige Lied schallt trotzdem durch die Halle, als zunächst das Publikum, dann die Band und dann nochmal die Band ebenjenes skandieren. Keine Überraschungen also.
Die Zeit vertreibe ich mir damit, einem Filmteam ein Interview zu geben, in dem ich mir sämtliche knallharten Fakten über den Punk im Ruhrgebiet im selben Moment aus den Fingern sauge, in denen ich sie ausspreche. Aber selbstverständlich trage ich Sorge dafür, dass im Hintergrund der schlafende Phil zu sehen ist. Wenn schon, dann richtig.
Dann aber wieder gen Bühne! MOLOTOW SODA sind inzwischen an der Reihe. Die Deutschpunk-Institution ist einfach nicht totzukriegen (dementsprechend auch Tommys Shirt "Old Punks Never Die") und spielt einen rundum gelungenen Auftritt.
Macht Spaß, besonders wenn Hits wie "Meine Mutti ist ein Hool" oder die Zeckenpack-Pauli-Hymne rausgekramt werden. Vor der Bühne wird ordentlich gepogt, Bier spritzt umher, alles schön. Muss ja zugeben, dass ich von dieser Band mal wieder viel zu wenig Lieder kenne, aber das stört nicht weiter.
Achja, Ehrensache, selbstverständlich wird noch Canalterror gecovert und auch das Szenegetränk (höhö) "Molotow Soda" darf zum gleichnamigen Song und zum Schluss im Publikum verteilt werden. Ich geh mal lieber nen Schritt zurück...
Zur Abwechslung mal wieder ein wenig Publikum. Eigentlich wollte ich den Getränkekanister fotografieren, aber der versteckt sich irgendwo zwischen den Menschenmassen.
Anschließend wird die Halle, obwohl schon gut gefüllt, nochmal deutlich voller - die nächste Band will wohl wirklich jeder sehen. Verständlicherweise. An der Backstage-Theke treff ich auf Ulf, der nicht mehr wirklich ansprechbar ist, aber sich seine Bestellung vorsichtshalber auf die Hand geschrieben hat. Vorbildlich.
So, nu aber! Zeit für SLIME! Die Deutschpunk-Legende schlechthin! Konnten mich bereits auf dem Ruhrpott Rodeo begeistern, und der heutige Auftritt steht dem in nichts nach. Wird wahrscheinlich wieder die üblichen Stimmen geben, die die Reunion für überflüssig halten, aber diese Hits müssen einfach live gespielt werden - und das lieber vom Original als von irgendwelchen Coverbands.
Und Slime haben wirklich ein ordentliches Repertoire an Songs, die nahezu jeder Deutschpunker ohne Probleme mitsingen kann. ACAB, Etikette tötet, Alptraum, Stillstand, Gerechtigkeit, Alle gegen alle - das will die Masse hören. Nee, ich bin ehrlich begeistert. Und die "neuen" Mitglieder Nici und Alex machen ihre Sache fast besser als der Rest. Hähä.
Sänger Dirk selbst fühlt sich auf der Bühne sichtlich wohl, bewegt sich sogar deutlich mehr als erwartet und haut auch immer mal ein paar Sprüche raus. Sticheleien gegen nen Zuschauer mit HSV-Schal, Stuttgart 21 kriegt mit "Polizei SA/SS" sein Fett weg und sogar die anschließend spielenden Lokalmatadore werden gewürdigt ("die haben wir schon in den 80ern gehört - politisch korrekt waren wir schon immer")
Neue Songs hat wohl eh keiner erwartet, mit "Heute hier morgen dort" gibt es immerhin ein Cover von Hannes Wader. Ach, übrigens gibts wirklich was "neues": "Gerechtigkeit" wurde anlässlich des St-Pauli-Films "Gegengerade" neu aufgenommen - PiP-Kombiticket-Inhaber finden den Song auf ihrem Gratis-Sampler, den es am Einlass gab.
Großartig auch eine weitere Ansage: Wir sollten ein wenig Nachsicht haben, wenn man älter wird will ma schließlich auch ab und zu mal Balladen spielen, über Frieden und so - gefolgt vom 1981er "Streetfight". Hey, die alten Herren haben tatsächlich Humor!
Nee, mal ehrlich, Slime überzeugen auf ganzer Linie, und damit hätte ich offen gestanden nicht wirklich gerechnet, zumindest nicht in dieser Form. Jedes Lied ein Klassiker, alles mit ordentlich Elan und Spielfreude vorgetragen, dazu ein überaus euphorisches Publikum (inklusive dem lauthals mitgrölenden Thees Uhlmann - Situationskomik olé).
Achja. Ich stell mal wieder fest, dass "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" einer der besten Slime-Songs ist, aber "Karlsquell" live einfach besser funktioniert - "Deutschland muss sterben" und "Bullenschweine" zur Zugabe hinterlässt dann aber wirklich durchweg glühende Augen, ballende Fäuste und zufriedene Punker, alt wie jung. Highlight des diesjährigen Punk im Pott. Eindeutig.
Anschließend verabschiede ich mich auch schon, um den Heimweg anzutreten. Es spielen noch Lokalmatadore, die ganz okay gewesen sein sollen, ich aber schon oft genug gesehen habe, außerdem Betontod, die mich mittlerweile überhaupt nicht mehr reizen, und die Porters, die mir einfach zu spät waren. Aber das Punk im Pott hat sich insgesamt mal wieder gelohnt. Sogar nüchtern. Experiment gelungen. Tjaja.

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hengst

03.01.2011 20:01
Wer bei Bild 1 nicht geil wird, hat doch die Eier abgeschnallt! Ulf ist der tollste.
Gerdistan
(Gerdistan)
04.01.2011 08:22
stimmt.

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