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Scherbe kontra Bass, 13.05.2011 in Castrop-Rauxel, Bahia de Cochinos - Bericht von doX

Scherbe kontra Bass, 13.05.2011 in Castrop-Rauxel

Freitag Abend, auf zu SCHERBEkontraBASS ins Bahía de Cochinos nach Castrop-Rauxel. Den Laden kenne ich bisher nicht und finde eine schnuckelige kleine Eckkneipe vor. Raucherladen, puh! Nico latscht erstmal mit 'nem eigenen Bier rein und wundert sich über den scheelen Blick des Kassentypens. Großartig.
SCHERBEkontraBASS spielen Rio Reiser. Hm, noch ein Scherben-Tribut-Projekt. Immerhin war Marius del Mestre 1981/82 Gitarrist bei den Scherben und nicht nur auf ein Wochenende zu Besuch in Fresenhagen um sein Stück vom Kuchen zu legitimieren. Für gerade noch annehmbare 8,- Euro kann man ja mal gucken, denke ich. Zumal die Hörproben im Netz recht viel versprechend klingen. Kontrabass is eh geil.
Um es vorweg zu nehmen, musikalisch gibt es an der Nummer nichts auszusetzen. Gitarre und Kontrabass sind eine gute Wahl um den Rio-Texten einen passenden Rahmen zu verleihen. Vor allem Akki Schulz am Bass gelingt es, die nötigen Akzente zu setzen und dadurch auch das Wesen der Scherben-Songs zu erhalten. Marius del Mestres Stimme passt hervorragend und kommt dem Original oft erstaunlich nahe.
Einzig die Interpretationen von Junimond und König von Deutschland haben mich nicht überzeugen können. Highlights des Abends waren zweifelsohne Zauberland und snaft. Letzteres vor allem wegen seines, dem Tango Argentino ähnlichen Arrangements.
Per Anhalter durch die Subkultur.
Wenn die Herren del Mestre und Schulz mit Handtuch um den Hals und Anglerweste in einer Punk-Kneipe stehen, ist das schon ein eigenwilliger Anblick. Noch weitaus weniger ins Bild passt dann aber, wenn die zahlreichen gereiften '68er mit Seidenschal und Breitlig-Uhren lauthals "wir sind geboren um frei zu sein" oder schlimmer noch "Die rote Front und die schwarze Front sind wir " mitgrölen.
Da ist man ja fast geneigt sich den sächselnden Truckern mit Minipli-Vokuhila, Moustache und schlecht sitzenden Baseballcaps nahe zu fühlen.
Das wohlwollend auf 45 Jahre Durchschnittsalter geschätzte Publikum ist relativ gemischt und vom Deutsche Bank Vorstand über zwanzigjährige Skins, Hausmütterchen, Altpunks bis hin zu nachreisenden Proll-Sachsen ist nahezu jeder Typus Fan vertreten.
Ihnen allen ist, neben einer beeindruckenden Textsicherheit, vor allem ihre Feierlaune gemein. Dass es ihnen weitaus mehr um die Scherben und Rio Reiser geht als um SCHERBEkontraBASS ist dabei offensichtlich. Während Akki Schulz sich gut mit dieser Situation arrangieren kann, leidet Marius del Mestre sichtlich in seiner Rolle.
Wie eine alte verbitterte Diva versucht er durchweg deutlich zu machen, dass er der Star ist. Immer wieder maßregelt er das Publikum, bölkt wie ein 50er Jahre Pädagoge in einer Schulkasse voller 17-Jähriger herum und scheitert zwangsläufig auch daran kläglich. Scheinbar möchte Herr del Mestre lieber in ausverkauften Theatersälen von bepelzten Damen gefeiert werden als in Punk-Clubs, Autonomen Zentren oder Eckkneipen vom Straßenpöbel. Meiner Meinung nach sollte er das dann auch tun oder besser noch, es ganz lassen.
SCHERBEkontraBASS geben vor, den Geist der Scherben zurückholen zu wollen; zurück aus der Werbeindustrie, den Teeniebands, dem Business, dorthin wo er hingehört.
Als "echte Scherbe" erwartet Marius del Mestre dafür ein Maß an Respekt und Anerkennung, das er m.E. selbst, weder den Scherben, noch seinem Publikum entgegenbringt und es scheint so, als ginge es ihm dann letztendlich doch nur um Ruhm, Ehre und natürlich das eigene Stück vom Kuchen.
Ich finde das jämmerlich und höre lieber weiterhin die alten Platten. Schade eigentlich.

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TOLL

20.05.2011 08:35
bester artikel aller zeiten auf dem bierschinken.

da gibts nichts mehr hinzzufügen!
ich

20.05.2011 17:26
doll
ich

20.05.2011 17:27
Dann hör ma ordentlich!
Lawi

07.11.2012 12:11
Das hört sich aber nicht so gut an, ich hab die letztes Jahr im Rattenloch gesehen und fand es eigentlich ganz geil.

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Scherbe kontra Bass
Konzertberichte: 2

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