TurbonegrA, Schrott, 11.10.2011 in Bremen, Treue - Bericht von Philriss
TurbonegrA, 11.10.2011 in Bremen
Und dann fängt es mit "Schrott" an. Die Band kommt, wie sie mehrmals betonen, aus Bremen und spielt Thrashmetal. Obwohl das meiner Meinung nach eigentlich schon fast zu langsam für Thrash ist.
Nichtsdestotrotz eine solide Show. Der Bassist überzeugt nicht nur als Ansager und - zu späterer Stunde - Kellner, sondern auch als einwandfreies Turbojugend-Member.
Die Gitarrensoli klingen für mich zwar häufig nach Metallica, aber trotzdem hat das Gesamtprodukt (ich hoffe, dass man hier Produkt schreiben darf) einen interessanten Klang. Außerdem scheinen einige Lokalpatrioten nur wegen der Vorband gekommen zu sein.
Deren größter Hit scheint "Piss in the Mainstream" zu sein. Auf jeden Fall kann man hier schon relativ schnell die wichtigsten Stellen mitgrölen. Dennoch fehlt für mich im Großen und Ganzen das gewisse Etwas. Also, eher so ein Fall von: ganz nett.
Als eines der Highlights bleibt zudem noch die Schlagzeugerin zu nennen. Zwar konnte ich hier in der Königsdisziplin des Schlagzeuger-Fotos nicht so wirklich mithalten, aber dafür gebe ich dem Crash-Becken und nicht mir die Schuld. Alles in allem eine "nette" Einstimmung auf das, was noch folgt.
Ebenfalls eine nette Einstimmung liefert das Merchandise von TurbonegrA. "I got erection" auf einer wunderschönen Herrenunterhose kann eigentlich alles. Nur damit bekleidet könnte man ganze Konzerte spielen, ohne tatsächlich auch nur einen Ton anstimmen zu müssen...
Jetzt aber zum Hauptact. Vorab: Geil! Ich hab mich ehrlich gesagt schon das ein oder andere Mal gefragt, wie Turbonegro wohl als Damenversionen aussehen würden und ob diese sich in irgendeiner Form auf der Bühne "benehmen" würden. Zur ersten Frage kann schon einmal geantwortet werden: sehr viel besser!
Der weibliche Euroboy kann dem männlichen Pendant zudem spieltechnisch locker das Wasser halten. Plus: das Outfit kann eindeutig mehr! Und die Lichtshow ist auch nicht von schlechten Eltern...
Jedenfalls rocken die Mädels die Hütte ab. Oder vielmehr das Schiff. Die Treue ist nämlich ein ehemaliges Betonschiff, das seit Jahren in Bremen für Konzerte genutzt wird. Und anderen Kram auch.
Als kleine Notiz am Rande: in das Schiff wurde auch noch vor Kurzem eingebrochen und der Tresor geleert, so dass die Location nun arge finanzielle Probleme hat. Wer also Zeit hat, sollte sich auf jeden Fall hier ein Konzert ansehen und somit sicherstellen, dass das Schiff nicht untergeht (was eine Metapher).
Zurück zum Konzert: die Schlagzeugerin ist großartig. Dennoch kündigt TurbonegrAs Euroboy an, dass sie auch die Schlagzeugerin von Schrott stehlen werden. Einfach so. Außer sie bekommen umgehend 5 Jägermeister. Der wird geholt. vom Schrott-Bassisten persönlich.
Zwischenzeitlich wird die Show weiter perfektioniert. Die Mädels wollen keine Zweifel aufkommen lassen, dass sie auch mit den großen Vorbildern mithalten können.
Deshalb wird auch sehr viel Wert auf das liebevoll zusammen gestellte Outfit gelegt. So macht man es dem Zuschauer auch einfacher, jede Musikerin ihrem männlichen Gegenstück zuzuordnen.
Beinahe hätte ich es vergessen. Die Bassisten war äußerst süß. Fast so süß wie der Kremer. Aber nur fast.
Das Publikum besteht selbstverständlich zu 80% aus Kuttenträgern. Ich hab mich kurzzeitig gefragt, warum die Zuordnung zu einem Ort Chapter genannt wird. Das sind ja keine Rockergangs. Dann fiel mir auf, dass sie jedoch genau das sind. Trotzdem blieb für mich offen, warum der Name auf der Brust nur der "Kampfname" ist. Gegen was kämpfen die Kids denn?
Außer mir scheint sich das niemand zu fragen. vermutlich bekomme ich in den Kommentaren eine Aufklärung. Auf jeden Fall wird ordentlich gefeiert. Das könnte auch an der Songauswahl liegen. Die geht nämlich Querbeet durch das Repertoire der großen Osloer Vorbilder. Get it on als krönender Abschluss. Natürlich? Denkste!
Es kommen dann nämlich noch zwei Zugaben. An der dritten scheitert es nur am Mischer. Dennoch wird hier noch einmal tief in die Trickkiste gegriffen: The Age of Pamparius, Prince of the Rodeo, I got Erection. Die Menge ist begeistert!
Zudem wird noch ein artistisches Extra eingebaut: die beiden Gitarristinnen spielen übereinander. Also, die eine trägt die andere auf ihren Schultern. So etwas habe ich noch nie gesehen. Zumindest nicht mit zwei Frauen...
Alles in allem eine großartige Show. Zu guter Letzt versucht sich noch ein eifriger Turbojünger beim Stagediving. Klappt im ersten Anlauf eher schlecht, da keiner damit rechnet, dass sich gleich 90 Kilo auf ihm niederlassen. Aber beim zweiten funktionierts! Und damit kann man wirklich zufrieden nach Hause gehen.
Also, um nochmal zusammenzufassen: 1. TurbonegrA anschauen! 2. auf die Treue gehen! 3. Oi! (in Gedanken an Bönx)