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Jonas Künne, Herr Lehmann, 16.02.2012 in Berlin, Brückeneck - Bericht von Fö

Jonas Künne, Herr Lehmann, 16.02.2012 in Berlin

Immernoch in Berlin! Gestern noch schön bei den Aeronauten gewesen, heute soll die Abendbeschäftigung noch besinnlicher ausfallen. Muss man sich mal vorstellen. Wo bleibt der Punkrock, wenn man ihn braucht? Herr Lehmann, alias André, ursprünglich weltweit Bekanntheit erlangt durch seine Tätigkeit bei der Dortmunder Urpunk-Legende "Hamwa wieda vergessen", ist gerade auf Tour mit Jonas Künne, den man vor Allem als Frontmann von "Black Rust" kennt. Bewaffnet mit ihren Akustikgitarren läuft derzeit also die "Für immer und morgen"-Tour anlässlich der Veröffentlichung der gleichnamigen EP von Herrn Lehmann. Nunja. Den beiden Herren habe ich es auch zu verdanken, heute so spontan hier in Berlin sein zu können. Ziemlich starch, wenn ihr mich fracht.
Tagsüber noch ein wenig Touriprogramm mit André und seinem Klagenfurter Mitbewohner Michi. Ich sammel die beiden bei ner Stasi-Ausstellung ein und gemeinsam latschen wir zur nächsten Ausstellung - nein, leider noch nicht die berüchtigte Fotoausstellung mit dem Konterfei dieses Bochumer Politikers, aber immerhin eine von Jim Rakete, und zwar in der SPD-Parteizentrale! Wir alten Politbastarde. Zufällig finden wir dort auch diese Autogrammkarte.
Irgendwann dann nach Neukölln. Hier liegt das Brückeneck. Wie der Name schon andeutet, eine Eckkneipe - und, wie der Name ebenfalls andeutet, an einer Brücke. Leicht zu finden also. Der Betreiber ist auch son schönes Beispiel für ein Berliner Kneipier-Original.
Wegen der Witterungsverhältnisse beginnt der Auftritt etwas später als geplant, was aber hier keinen stört - erst recht nicht uns. Herr Lehmann startet. Heute Unplugged-Show, obwohl der Soundcheck bereits im Kasten war. Aber in solch einem intimen Rahmen kann man auch mal den Rockstargestus über Bord werfen, die Bühne hinter sich lassen und ganz auf Barhocker-Kneipen-Beschallung setzen.
Der erlesene Kreis an Besuchern fühlt sich sogar ganz gut unterhalten, viel Gelegenheit für ein wenig Small Talk zwischen den Songs, und der gespendete Applaus wirkt sogar tatsächlich ehrlich. Herr Lehmann ist heute ein wenig angeschlagen. Juckt mich nicht.
Die besten Liedermacher sind eh die, die nicht singen können. Nee, André hat in den vielen Jahren, die ich ihn jetzt schon kenne, beachtlich an Stimmvolumen zugenommen. Anfangs fand ich seine Versuche, emotionale Texte zu singen, ja noch zum Davonlaufen. Mittlerweile kriegt er das sogar ganz gut hin.
Er beherrscht die leisen wie die lauten Töne, vielleicht eine Schüppe zuviel Herzschmerz, aber dafür auch genug Ernsthaftigkeit im Spiel, dass man ihm wahrhaftig glauben mag, dass er das, was er da gerade macht, tatsächlich liebt, auch wenn er mal nen schlechten Tag hat.
Passt also. Die Songs kommen gut an, die eigenen genau so wie das Jupiter-Jones-Cover, und zwischendurch ein wenig Stichelei gegen verfeindete Fußballvereine (gähn). Erwähnte ich schon, dass das Lehmann-Künne-Gespann morgen in Gelsenkirchen spielen wird?
Die Besucherzahl lässt sich an zwei Händen abzählen und rekrutiert sich aus dem Bekanntenkreis von André und Jonas - das ist etwas schade, aber ohne einen lokalen "Act" ist wohl auch nicht mit mehr zu rechnen gewesen. Jonas kommt auf die Idee, einfach mal die Rollen zu tauschen - die Zuschauer begeben sich auf die Bühne, und er setzt sich davor und spielt. Finde ich ja irgendwie cool. Mal was anderes. Leider ist sein Barhocker zu hoch, man kann ihm gar nicht auf den Kopf spucken.
Herrn Künnes Darbietung kommt weniger flott daher als zuvor Herr Lehmann. Sanftes Stimmchen, zartes Saitengestreichel. Nichts für mein Punkrockgestähltes Gehör - aber ich glaube, man kann es trotzdem immerhin noch als Rockmusik bezeichnen.
Jonas spielt Lieder seiner Bands Black Rust und Aerobatics, aber auch eigene Stücke. Ne Soloscheibe soll im Laufe des Jahres kommen und wird bei Star(ch)produzent Maurice M. durch die Regler gejagt werden. Der hat übrigens auch die EP von Herrn Lehmann aufgenommen - ein bombastisches Klangwunder, um das mal kurz anzumerken.
Die mehr als familiäre und intime Atmosphäre heute kommt dem Auftritt von Jonas ziemlich zugute, wie ich finde. Je mehr Leute und je mehr Raum, desto mehr verliert sich auch die Musik, hier kommt das Ganze tatsächlich gut rüber, und die Zuhörer lauschen so andächtig, dass man die Biertrinkgeräusche des Nachbarns hören kann.
So sieht das übrigens von "hinten" aus, also von vor der Bühne. Schon geil. Ich bin ein klein wenig begeistert von unseren zwei Musikern, für einen 12-Mann-Gig extra von Dortmund nach Berlin zu reisen - und zurück natürlich. Wenn sie enttäuscht sind, verbergen sie das jedenfalls ziemlich gut.
Gerade Jonas erwähnt immer wieder, wie schön intim das doch hier sei, da kann er heitere Tourstorys raushauen oder in Erinnerung schwelgen gemeinsam mit alten Freunden aus der Ahlener Heimat, die heute ebenfalls anwesend sind.
Ja, Musik wie gesagt zu ruhig für meinen Geschmack. Wobei die musikalischen Einflüsse auch nicht von der Hand zu weisen sind (Jonas trägt nicht umsonst ein Joy-Division-Shirt!). Irgendwann sind wir im Zugabenteil angelangt und in weiser Voraussicht, was jetzt folgt, verlasse ich die Bühne. Ein Oasis-Cover. "Don't look back in anger". Und alle singen sie mit. Macht doch direkt ein Lagerfeuer, ihr dreckigen Hippies!
Schließlich noch ein allerletztes Stückchen, diesmal mit unseren beiden Protagonisten zusammen. André hat nach seinem Auftritt sichtlich gebechert. Bestens! Gemeinsam geben sie Tomte's "Endlich einmal" zum Besten. Ja, schön. Ich mag das Lied.
Nettes Konzertchen. Der vielfach erwähnte "intime Rahmen" hat echt einiges gerettet, in meinen Augen, auch wenns natürlich schade für die Musiker ist, lediglich ein solch ausgewähltes Publikum bedienen zu können. Latte. Die Tour geht ja noch ein wenig. Und wir einen saufen. Am nächsten Morgen früh gehts schon wieder auf den Rückweg, die beiden spielen in Gelsenkirchen. Gute Nacht!

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Mecker-Eddi

21.02.2012 12:45
Das Publikum sieht doch "ein wenig" gelangweilt aus, allen voran die Else, die anscheinend gerade ne SMS schreibt... Kulturbanausen!

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