The Rival Bid, Jonas Künne, 08.03.2012 in Dortmund, Rasthaus Fink - Bericht von Fö
The Rival Bid, 08.03.2012 in Dortmund
An dieser Stelle böte sich ein kleiner Exkurs an: Beim letzten Knochenfabrik-Konzert in Leiwen stand doch tatsächlich ein Typ am Merchstand und fragte nach nem Polohemd! Exkurs Ende.
Zurück zu den Filets: The Rival Bid und Jonas Künne spielen heute im Rasthaus Fink. Das ist ein Laden in der Dortmunder Nordstadt. Richtig gefährliches Pflaster also! Und, anders als der Name eventuell vermuten lässt, ist das kein uriges Lokal mit 24/7-Alkoholikern am Tresen und Spießer-Rentnern am Salatbuffet, sondern ein loungig gehaltener, beinahe schon hipper, Kasten mitten auf dem Nordmarkt. Wieder was gelernt.
Als Steffi und ich ankommen, kriegen wir auch gerade noch so nen halben Tisch. Zum Sitzen. Ja richtig, Sitzkonzert. Ich hasse Sitzkonzerte. Ich glaube, das Schlimmste an dieser Luschenmusik ist nicht die Musik selber, sondern der Quasi-Zwang, bei den Konzerten sitzen zu müssen. Aber wat solls. Bin ja anpassungsfähig.
Bevor sich wer über die Qualität der Fotos wundert: Ich hab heute nur meine Not-Kamera dabei. Damit kann ich Alibi-Fotos machen (sonst sagen die Leute ja immer "ey, du machst ja gar keine Fotos!") und mir dann später immer noch überlegen, ob ich überhaupt nen Bericht schreibe. Aber ihr seht: Ich bin schon dabei.
Unter Anderem auch, weil Jonas nach dem Konzert mit zuckenden Augenlidern fragte, ob ich denn heute einen Bericht schreibe. Vielleicht sollte ich demnächst nicht nur Alibi-Kamera, sondern auch Alibi-Kugelschreiber und Alibi-Notizblock dabei haben. Den kritischen Alibi-Blick kann ich ja eh schon ganz gut. Hier, Sicht auf die Bühne. Voll loungig, nicht?
Kurzfristig fürs Vorprogramm empfohlen hat sich JONAS KÜNNE. Den Guten habe ich im letzten Monat ja schon ganze drei Mal live sehen können (die Hälfte der drei Konzerte waren Sitzkonzerte), was den immensen Vorteil hat, dass ich heute sogar tatsächlich alle Lieder kenne - weil ich die nämlich schon geschätzt dreimal gehört habe.
Namentlich benennen kann ich die Titel trotzdem nicht. Ätsch. Außer dem wundervollen "You Already Knew", das es auch auf seiner Soundcloud-Seite zu Hören gibt. Da könntet ihr eh ruhig mal reinhören, dann muss ich nicht noch versuchen, die Musik hier noch zu beschreiben. Hähä. Grob gesagt ruhiger Akustikgitarren-Rock.
Paar Lieder von seiner Hauptband Black Rust (ey Jonas, ich will dieses Lied mit dem "Take these pills and make me smile" haben! Ohrwurm!), mit denen er vor genau einem Jahr hier in der Nordstadt ein Video gedreht hat. Ein Lied von den "Editors" (ohne "The") namens "Papillon", von denen er stolz berichten kann, dass sie sich mal betrunken nen Auftritt von Black Rust angeschaut haben. Hab ich übrigens auch schonmal. Scheiße, war ich betrunken.
Insgesamt echt ein schöner Auftritt. Jonas' ruhige und fast besinnliche Stimme füllt den Raum ganz gut aus, und was ich an dieser Stelle positiv anmerken will: Es ist tatsächlich total ruhig hier, alle lauschen gebannt der Musik und selbst die Kellnerin nimmt Bestellungen nur "gehaucht" entgegen. Leute, die bei Konzerten dazwischen quatschen, hab ich eh nie verstanden. Achja, lauten Applaus gabs natürlich trotzdem.
Kurze Umbaupause, schon stehen THE RIVAL BID alias Maurice und Tillmann auf der Bühne. Ja richtig, Tillmann ist vom Sidekick zum vollwertigen Bandmitglied aufgestiegen. Und The Rival Bid vom Solo-Nebenprojekt zur Hauptband, nachdem sich The Making Of aufgelöst haben. Ist also einiges passiert seit dem ersten Auftritt beim "Bierschinken eats FZW" (Schleichwerbung).
Ja, was gibts zu "The Rival Bid" zu sagen? Die Debüt-CD höre ich nach wie vor häufig, und das will einiges heißen. Wirklich jetzt, das ist Musik, die ungeheuer tief geht, die mich irgendwie sofort packt und bei der ich heute mal wieder überrascht bin, wie stimmig unsere beiden Protagonisten das live darbieten.
Direkt zum Beginn "The Foreground Lacks A Background", und ich muss schon wieder an Morrissey denken, und heute ganz besonders, weil Maurice live noch eine Spur Gesangsvariabilität drauf legt, die Vokale dehnt und vibrieren lässt, ganz so wie der große Moz das auch gerne mal tut. Das kommt so gut rüber, dass ich kurzfristig versucht bin, Hackfleischbällchen auf die Bühne zu werfen.
Teilweise ist das echt etwas zu viel für meine punkrock-verwöhnten Ohren. Bei zu hohen und zu lang gezogenen Gesangs-Tönen klopfen die nämlich massiv gegen mein Sinneszentrum und melden akute Überlastung. Ich glaube, man sollte Maurice nicht so oft sagen, dass er gut singen kann. Sonst reizt er das immer weiter aus.
Neues Album ist auch bereits in Planung und soll im November rauskommen. Gibt auch ein paar neue Stücke. Eins davon hieß "New York", einfach so, weil ja jede zweite Band ein Lied über New York hat, wie Maurice scherzhaft einwirft. Achja, und ein Coversong: "Yellow" von Coldplay, wofür er sich sogar persönlich bei mir entschuldigt. Ja gut, genehmigt. Grad so.
Neben akustischer und elektrischer Gitarre stehen auch noch Synthesizer und Keyboard auf der Bühne, was der Vielfalt in der Musik ungeheuer gut tut und mich fast vergessen lässt, dass hier keine komplette Band auf der Bühne steht. Ehrlich, man sieht selten ne zwei-Mann-Kombo, die dermaßen dichten Sound produziert.
Was gibts da noch zu sagen? Einfach gut - und das sage ich nur, weil es zu schleimig klingen würde, wenn ich jetzt hier mit Superlativen um mich werfen täte. Wer auch nur ganz leicht was mit poppigem New Wave anfangen kann, kommt hier nicht vorbei. Hier antesten, wer es noch nicht getan hat. Gute Musik stirbt einfach nicht aus!
Danach? Eine einsame Kehle brüllt fleißig nach Zugabe, die anderen sind zu schüchtern. Aber da haben The Rival Bid sich eh schon ihre Feierabendbiere bestellt. Gibt also nix. Scheiße. Ich muss jetzt nochmal die Rival-Bid-CD hören. Tschüß.