The Mahones, 17.04.2012 in Essen, Anyway - Bericht von Fö
The Mahones, 17.04.2012 in Essen
Etwas Verspätung, weil die Band im Stau stand. Dafür wird die Bühne (ein passenderer Name wäre "Ecke") recht fix hergerichtet für etwas, das (zu meiner Freude) gar nicht so nach dem Akustik-Gig aussieht, als das es angekündigt wurde. Puh! Stellung beziehen, Getränk ordern, kann los gehen!
Wer die Band nicht kennt: Irish Folk Punk aus Kingston (oder auch "Drinkston") in Kanada. Zumindest Sänger Finny McConnell betont, ursprünglich aus Dublin zu kommen, auch Schlagzeuger Dom macht nen stark irischen (will sagen: versoffenen! Verdammte Vorurteile) Eindruck, beim Rest wäre ich mir jetzt nicht so sicher. Aber macht ja nix.
Bevor der Band jetzt jemand vor wirft, doch nur auf einen mittlerweile ziemlich populären Musikschubladen-Zug aufgesprungen zu sein: Die gibt's tatsächlich schon seit 1990! Für mich schon etwas überraschend, wurde ich doch erst durch die ausgiebige Tour im letzten Jahr auf die Band aufmerksam. Aber so ganz stecke ich in diesem Folkpunk-Gedöns ja eh nicht drin.
Die Folk-Elemente werden insbesondere getragen durch das von Katie McConnell gespielte Akkordeon. Muss man mögen. Tun die meisten auch, alleine wegen der ständig fröhlichen Musikerin. Mir persönlich ist das Akkordeon-Genöle doch etwas "too much" (wie war das noch mit Anglizismen?), begleitet es doch geradezu durchgehend jeden Song.
Just als ich über das überstrapazierte Akkordeongedudel nachdenke, gibt's Probleme im Mischpult-Kabel-Harmonie-Gefüge, Katies Instrument verstummt und der Soundman wird gerufen. Scheiße ey, ich und meine negativen Gedanken! Egal, der Soundman kommt und bringt direkt Whiskey für die Band. Perfekt! Warum sind die Gläser schon wieder leer? "'cause we're irish!", betont Finny.
Neues Hobby: Setlisten fotografieren. Hier etwas versteckt auf der Fensterbank. Ich muss ja zugeben, "von Platte" nix von der Band zu kennen (hängt mal wieder mit dem Folkpunk-Nervfaktor zusammen), also kann ich mit den Songs eh nichts anfangen. Wobei doch, die irische Volksweise "The Wild Rover" wurde gespielt.
A Propos Folkpunk-Nervfaktor. Da hat ja jeder andere Präferenzen. Mir persönlich würden einige Lieder deutlich mehr zusagen, wenn da einfach mal ohne Hochton-Gefidel drauf los gebrettert würde - hitverdächtig, kneipentauglich und punkrockkompatibel wären die Lieder auch so. Aber ich glaube, das sähe das restliche Publikum anders.
Die Zuschauer geben sich relativ begeistert und Irland-affin (gemessen an den T-Shirts, die man heute so trägt), der Altersdurchschnitt ist angenehm hoch, nur getanzt wird eher widerwillig. Dafür wagt Finny einen Spaziergang durch die Menge.
Witzig: Ein Typ vor mir pafft die ganze Zeit Pfeife. Warum auch immer. Vielleicht weil das so nen traditionellen Eindruck macht und zu nem irischen Kneipenabend passt. Riecht auch nicht ganz so scheiße wie Zigaretten. Trotzdem ist das schon beinahe penetrant zu nennen. Egal, ich will nicht meckern.
Der Bassist versteckt sich die meiste Zeit unter seiner Kappe und hinter der Box. Vielleicht agiert er auf ner großen Bühne mehr, aber hier überzeugt seine Präsenz eher durch zurückhaltende Coolness.
Zwischendurch hat das Konzert irgendwie so seine Längen. Ein paar Trinklieder dürfen nicht fehlen, die obligatorische Whiskeystimmen-Ballade ebenso wenig, aber da ich mal wieder kein Lied kenne, klingt doch irgendwie alles gleich. Vertraute Töne kommen dann schließlich gen Ende: Covern die doch tatsächlich "Teenage Kicks" von den Undertones! Geil!
Irre gut, da kommt auch nochmal ordentlich Leben in die Bude und die Herrschaften (und Damschaften) im Raum entdecken ihre Tanzbeine. Beinahe sphärisch wird es später beim Bauhaus-Cover "Bela Lugosi's Dead" - DAS muss man sich erstmal trauen! Kommt aber einem Ritterschlag gleich, dass sogar Vorzeige-Goth Westfale dazu tanzt. Harhar!
Nee doch, nach nem kleinen Durchhänger in der Mitte des Sets fieber ich jetzt auch wieder voll mit. Bei Eindreiviertelstunde Auftritt kann ja auch nicht alles perfekt sein! Respekt dafür, überhaupt so ausdauernd zu spielen und trotzdem weiterhin beständig gute Laune zu verbreiten.
Zugabe: The Ramones (Bandname klingt ja eh so ähnlich), I Wanna Be Sedated. Geil! Da legt Katie sogar mal ihr Akkordeon weg und die Zuschauer schweben im siebten Punkrockhimmel. Fantastischer Ausklang! Super Konzert, geiler Abend, nette Band. So schön kann ein Dienstag Abend sein. Übrigens, nächsten Monat im Anyway: Reno Divorce! Geiler Scheiß! Danke noch an die Wolverine-Familie fürs Mitnehmen!