Rancid, Evil Conduct, Control, 03.08.2012 in Amsterdam (NL), Melkweg - Bericht von Fö & Härp
Rancid, 03.08.2012 in Amsterdam (NL)
Reisegruppe Berlin mit Bönx und Sebo ist schon ein paar Stunden vor Ort, als Reisegruppe Ruhrpott (Johanna, Hengzt, Härp und Fö) aufschlägt. Der Campingplatz ist ungefähr so teuer wie andernorts ein Hostel, aber an teure Preise muss man sich in Amsterdam gewöhnen. Auto auf dem Zeltplatz parken? Okay, kostet 9.20€ - obwohl überhaupt keine Parkplätze mehr frei sind...
Mehr Platz findet die obligatorische Biker-Gang, die anscheinend ebenfalls ihr Lager hier aufgeschlagen hat. Die Anwärter tarnen ihr Fahrrad als Moped und hoffen, damit durchzukommen.
Der Campingplatz liegt im Norden, zur Amsterdamer Stadt muss man der/die/das Ij (sprich "Ei") - durchschwimmen. Oder man nimmt ein Schiffchen. Ist sogar gratis - noble Geste für das ansonsten nicht gerade geldbörsenfreundliche Städtchen. Richtung Melkweg sparen wir uns dann auch lieber den Bus und laufen...kleine Stadtführung mit Härp gefällig?
...und die Assis aus'm Saarland waren auch schon da. Die Location ist ja fast um die Ecke. Knappe Stunde Fußmarsch oder so?! Umweg und verlaufen eingerechnet. Egal, hat man jedenfalls mal bisschen was von der Stadt gesehen!
Fö: Rein ins Melkweg! Legendäres Veranstaltungszentrum, von innen sieht's aber eher unspektakulär steril und wenig kultig aus. Naja. Angeblich 1400 Leute passen in die große Halle, einen ganz so riesigen Eindruck macht der Laden aber nicht - obwohl der Anklang bei den Vorbands noch etwas durchwachsen ist. "Razorblade" haben wir verpasst, gerade spielen CONTROL
Hm, dunkle Fotos - mein Kamerablitz will mal wieder nicht so richtig. Oder ist das schon das gefürchtete Grauzon-o-meter? Zu Control: Oi-Punk-Band aus London, schönes Tempo, aber etwas eintönig. Sowohl von der Musik her als auch von den Texten - zumindest, soweit verständlich: "Skinhead" kommt ziemlich oft vor, genauso wie "Oi!". Härp: Ja hurra... mein erstes Grauzonen-Konzert...
...wenn man OireSzene Glauben schenken darf spielen heute nur rechtsaußen Bands. Sind eh alle kacke und super eintönig ;) Mein ehemaliger Fleischmützen-Mitbewohner hätte wohl feuchte Augen bekommen bei dem LineUp. Bei mir regt sich nichts.
Fö: Nächste Vorband dann EVIL CONDUCT. Schon wieder Oi! Ich bin ja schon ein wenig enttäuscht, was für Bands Rancid (bzw. in dem Falle wohl Lars Frederiksen) sich so als Support ausgesucht haben: Eine Oi-Band nach der Nächsten. So prinzipiell will ich da ja nichts gegen sagen, aber erstens ist das ja doch ziemlich eintönig und zweitens liegt die Nähe zur Grauzone ja doch irgendwie im Hinterkopf.
Meine Recherchen zu Evil Conduct führten zu den Kollegen vom Plastic Bomb, also verweise ich einfach mal darauf...tja, bildet euch selbst eure Meinung. Ich für meinen Teil muss mir mal wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich heute wirklich ausschließlich wegen Rancid hier bin, sehe Evil Conduct aber doch als vergleichsweise harmlos an...Achja, Musik: Working-Class-Oi in gedrosselter Geschwindigkeit - eher eintönig. Dazu Texte, die von "Skinhead" und "Oi!" handeln.
Härp: Rancid, Rancid, Rancid, Rancid... gleich. Ich halte durch. Skinheads ausblenden. Ausblenden und Punkrock Party feiern. Punkrock Party des Jahres!
Fö: Und endlich ist es so weit! RANCID! Das Melkweg platzt mittlerweile aus allen Nähten, und als die ersten Töne von "Radio" erklingen, rasten alle aus. Körperteile fliegen umher, ebenso wie Bierbecher, die sich über unseren Köpfen leeren. Härp: Ja, vorallem über meinem. Nach 20 Sekunden bin ich pitschnass bis auf die Unterbuchse. Hier wird gerade die wirklich wahre Punkrock Party gefeiert! Roots Radicals Freunde!
Fö: Was mir zuerst ins Auge fällt, ist selbstverständlich der gute Tim Armstrong. Also, ich hätt den so auf der Straße nicht erkannt! Tätowierte Glatze, und, noch viel krasser: Ein Vollbart! Hatte ja im Vorfeld schon Fotos von seinem aktuellen Outfit gesehen, aber leibhaftig ist das echt nochmal ganz was anderes. Wow.
Das Set: Scheiße, ey. Nur Hits! Ihr 20jähriges Jubiläum zelebrieren sie dieses Jahr, demzufolge viele Songs aus ihrem "älteren" Schaffen in den 90ern - also genau die, die eh jeder hören will. Vom aktuellen "Let The Dominoes Fall" lediglich "Last One To Die" und "East Bay Night", und somit auch die größten Hits des Albums
Auch das gute 2003er Album "Indestructible" wird lediglich kurz angerissen - bei "Red Hot Moon" holt Tim einen Fan auf die Bühne, der den Rap-Part von Skinhead Rob übernehmen darf. Klappt, unter Mithilfe von Lars Frederiksen, sogar ganz gut.
Und sonst? Dass es nur Hits waren, erwähnte ich ja schon. "The Way I Feel", "Maxwell Murder", "I Wanna Riot", "Salvation" waren so meine Highlights. Immer wieder eine Ohrenweide: Matt Freeman's geil ätziger Gesang, beispielsweise bei "Rejected". Achja, zu Matt hat Härp bestimmt noch was zu sagen:
Härp: Ja was muss ich zu dem Übermenschen (Grauzone here we are) am 4-Saiter noch was sagen? Unfassbar und ich freu mich wie'n Schnitzel, dass ich den Helden meiner Jugend mal live bestaunen durfte. Wohl der schärfste Bassist der Gegenwart.
Fö: "The War's End" trägt Lars Frederiksen ganz alleine vor - nur er und seine Gitarre. Ergreifend, wenn 1000 Kehlen mitsingen. Auch wenn ich bei der Gelegenheit mal wieder an Rancid's Beteiligung an der Grauzone denken muss: Scheinen sie doch das US-Amerikanische Militär ziemlich unreflektiert zu betrachten. Klar, Amis denken vielleicht anders als "wir" - aber Punkrocker?! Nunja. Grund, Rancid aus meinem Musikkosmos zu streichen, ist das trotzdem noch lange nicht.
Dass ich mir während dem Auftritt überhaupt über sowas Gedanken mache, zeigt schonmal eins: So richtig warm werde ich mit dem Gig nicht. Auch wenn ich damit alleine dastehe. Die Band gibt alles, der Auftritt druckvoll und ohne Hänger, das Publikum feiert ohne Ende - aber ich merke mal wieder, dass mir kleine geile Kneipenkonzerte einfach viel mehr liegen als diese Hallen mit Tausender-Kapazitäten
Härp: Trotzdem ein rundum geiler Gig. Lediglich vom 2000er Album hätte ich mir ein paar mehr Songs erhofft. Aber nun gut... Leben ist kein Wunschkonzert. Lediglich eine riesige Punkerparty!
Fö: Zur Zugabe dürfen auch "Timebomb" und "Ruby Soho" nicht fehlen, und schon ist der Auftritt schon wieder vorbei - obwohl wirklich viele Songs gespielt wurden, hätte es doch noch deutlich länger dauern können. Mein Fazit? Geiler Auftritt! Bester Auftritt (von zweien, höhö), den ich je von Rancid gesehen habe - Abstriche muss ich trotzdem machen, einfach weil's bei mir nicht 100%ig gezündet hat.
Härp: Bei mir schon, restlos begeistert, solange ich alle Begleit-Umstände ausblenden kann, welche das Konzert mit sich brachten, dem ich gerade beiwohne.
Vor der Zugabe zieht es mich dann aus dem Pulk raus auf die Empore in sichere Entfernung von den verschwitzen nackten Männern die mit Bier um sich werfen. Das gehört sich ja auch nicht. Punkrock Grauzone olé =P
Aber unser Abend ist noch lange nicht vorbei - es zieht uns noch zu einer Aftershowparty mit Liveauftritt der "Accelerators"! Wie das da war, lest ihr hier