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MEBP Fest: Punkrockgang, Sexbomba, Joke Ferajna, Criminal Tango, 11.08.2012 in Maniowy (PL), Czorsztyn-See - Bericht von Fö

MEBP Fest Tag 2, 11.08.2012 in Maniowy (Polen)

Immer noch befinden wir uns auf der Maniowy Epika Biba Party! Gestern schon mächtig Spaß gehabt und tolle Bands gesehen, heute geht's weiter...aber erst einmal den morgendlichen Durchhänger überstehen...
Idylle auf dem See. Das Festival findet statt auf dem Gelände einer Wassersport-Station, also bedienen sich die Besucher fleißig an den Tretbooten. Ansonsten traut sich nicht wirklich jemand ins Wasser, es hat sich nämlich abgekühlt und regnet gerade recht stark.
Ich stecke kurz den Kopf ins Zelt unserer Alkoholleichen und bin schlagartig betrunken. Scheiß auf Tretboote, mit der Luft hier drinnen könnte man Dieseldampfer betreiben. Puh!
Erstmal aufs Gelände. Es gibt Kaffee. Und wenige Minuten später das erste Bier. Damit die Nässe nicht nur von oben tröpfelt, sondern auch von innen das Gehirn durchweicht. Die lokalen Punks sind auch schon gut dabei. Und ich kann schon nahezu perfekt "Dziękuję, kurwa!" sagen, als mir jemand ne (ja! eine!) Pommes anbietet.
Die Biertische sind auch schon im Einsatz (irgendwo muss man seine Schnapspulle ja hinstellen) und die Sonnenschirme dienen als prima Regenschirme. Irgendwann kommt ein Trupp Polizisten (auf polnisch: "Policja, kurwa!") angefahren und fragt sich nach dem Veranstalter durch - sie müssen aber resigniert wieder abhauen, als den keiner benennen kann. Kurz: Die Veranstaltung findet auf jeden Fall statt!
Und sowieso, is ja alles privat hier! Wir besichtigen die Bühne und machen Bestandsaufnahme. Die Boxen stehen wieder, Plastikmüll säumt uns den Weg und wir finden einen Schuh. Soweit also alles in bester Ordnung!
Preisliste. Bier ("Piwo, kurwa") für 5 Zloty, also ungefähr 1.20 Euro - dazu wahlweise "Frytki, kurwa" oder "Zapiekanka, kurwa" (Pilz-Käse-Ketchup-Baguette) und fertig ist die ausgewogene Mahlzeit. Aber Uwaga, kurwa! Hier ist alles videoüberwacht!
So, lassen wir die Saufnasen mal ihr Delirium züchten. Kiki und ich bewandern ein wenig die Gegend. Nette kleine Ortschaften hier, im angrenzenden Gebirge lässt sich auch tiefer wandern, der Supermarkt ist auch unser Freund - herrlich!
Zurück am Gelände. Hö, Bönx und Helena haben viele neue Freunde gefunden, ein Gesprächsmischmasch aus englisch, deutsch und "kurwa" herrscht. Gemeinsam spielen sie ein interessantes Saufspiel: Wer alle Becher vom Tisch schmeißt, holt die nächste Runde. Der Zapfhahn läuft quasi im Dauerbetrieb...
Super auch der Hö, der irgendwann beschließt, im See zu baden - und dies auch konsequent durchzieht. Leider kein Foto davon, weil ihm eh keiner abgekauft hat, dass er das tatsächlich macht. Schön auch seine Taktik, mit den Polen Freundschaft zu schließen: Er erwähnt, aus Dortmund zu kommen und zählt dann die polnischen Spieler des BVB auf. Erfolgsquote durchwachsen, allzu viele Fußballfans scheint es hier nicht zu geben.
Nee, echt geil hier! Gehen alle ziemlich locker mit der Invasion deutscher Touristen auf ihrem gemütlichen Punkfestival um, vielleicht freuen sie sich sogar über den neugewonnenen Status als internationales Festival. Alle verdammt freundlich! Andere können ihre Freude nicht mehr ganz so gut zeigen.
Bönx hat in kürzester Zeit seinen Betrunkenheitsgrad von vergangener Nacht erreicht und stört sich nicht daran, dass der Weg vom Regen etwas aufgeweicht ist. Schmeißt er sich also ein paarmal hin und freut sich darüber. Ker, wie einfach das doch ist, Leute zufrieden zu stellen.
Achja, Regen. Bönx' Zelt ist durchnässt und nach einigem Hin und Her wird entschieden, das Zelt den Urgewalten zu opfern und die heutige Nacht in trockenen Betten zu verbringen. In Maniowy bieten diverse Haushalte bzw. Privatunterkünfte freie Betten an, und mit umgerechnet 10 Euro pro Nase sind wir zufrieden. Jetzt bloß der Gastgeberin nicht den verschlammten Bönx präsentieren...
Klingt alles ganz witzig, aber lasst euch sagen: War doch ziemlich stressig, sich um sowas zu kümmern, nur weil man zufälligerweise etwas nüchterner ist. Bönx zeigt seine Dankbarkeit, indem er "Ey geil, das Auto hat das gleiche Nummernschild wie meins!" ruft, als wir ihn mit seinem Mercedes abholen.
Genug Stress für heute. Mal gucken, was auf dem Festival so geht! Auf der Bühne stehen CRIMINAL TANGO. Cool! Dafür dass die um 16 Uhr den Opener machen sollten und wir bereits 19 Uhr haben, scheinen wir nicht viel verpasst zu haben. Musik ist, mal wieder, Punkrock - hier mal mit ein paar Ska- und Rockabilly-Einflüssen.
Nett zum Auftakt, nach und nach kommt auch Bewegung in die Meute vor der Bühne. Gibt auch ne bandeigene Hymne zu hören, kreativerweise "Kryminalne Tango" benannt, zu der die Punker fleißig die Arme in die Luft werfen.
Danach ist für uns wieder kurz Pause angesagt, Zelt zusammenpacken und Zeug zur neuen Spießer-Unterkunft bringen. Der nasse Boden macht nicht nur Bönx Probleme, wir beobachten das Auto der Nachbarn beim fleißigen Schlamm-Aufwühlen...
Zurück zum Gelände. Mehr am Rande kriegen wir mit, dass "Regres" ganz geilen Hardcore-Punk zu machen scheinen, aber als wir schließlich vor der Bühne stehen, ist der Auftritt soeben beendet. Hm, Mist. Ab ans Lagerfeuer.
Die folgende Band klingt dann aber auch wieder ganz geil! PUNKROCKGANG nennt sich die Kombo, ist meinen Recherchen nach sowat wie ne Allstarband aus Bands, die ich alle nicht kenne. Geboten wird melodischer Punkrock, der stark in die Rasta-Knast-Ecke geht, nur halt mit polnischem Gesang. Und weiblichem. Polnischer Schwedenpunk also, auch mal was anderes.
Aber echt mal, das kann was! Mein persönliches musikalisches Highlight des Festivals. Mitreißende Songs, auch wenn man sie nicht kennt. Kann was. Dem vermutlichen Alter der Bandmitglieder nach zu urteilen, habense ja auch einiges an Erfahrung auf dem Buckel. Souverän eingespielte Band, mehrstimmige Gesänge, viel Melodien und doch ein ordentliches Maß an Druck.
Ein (selbstbetiteltes) Album hat die Band draußen. Keine Ahnung ob auch Coversongs gespielt wurden (ein paar Lieder kamen mir dann doch irgendwie bekannt vor), aber zumindest keine unbekannten - das Publikum grölt durchgehend mit und diese beiden Gastsänger bleiben auch konsequent auf der Bühne
Vor der Bühne: ne ordentliche Pogo-Sause. Regnen tut es mittlerweile auch nicht mehr, aber selbst wenn würd das hier vermutlich Niemanden stören. Großartiger Auftritt! Im Nachhinein ärger ich mich, mir keine Platte von der Punkrockgang zugelegt zu haben...
Zum Ende hin wird dann noch die Bühne gestürmt, alle tanzen fleißig und gemeinsam skandiert man "If the kids are united". Großer Spaß!
Und wir? Bönx pennt seinen Rausch aus, der Rest ist noch gut dabei. Sieht man ja.
Nächste Band. Mal wieder wat mit Ska. JOKE FERAJNA machen Punkrock mit Bläsern und gelegentlichen Offbeats. Übertrieben aufgedreht, erinnert uns durch und durch an die Sondaschule auf Polnisch. Was kein Kompliment sein soll.
Aber sie haben doch ein paar Alleinstellungsmerkmale! Neben dem Akkordeon des Sängers ist das vor allem der Metal-Bassist. Schön mit Fünfsaiter und durchgehend am Posen und Mähne schütteln. Großartig! Hat sogar seinen eigenen kleinen Fanclub, der vor der Bühne fleißig am Headbangen ist.
Doch ganz nett, der tanzbare Kirmes-Ska. Nur auf Dauer ist mir das doch etwas zu viel, sonderlich abwechslungsreich sind die Lieder nämlich nicht...
Weiter mit der nächsten Band! Wir mussten ein wenig rätseln, wer das denn nun ist (der Zeitplan stimmt eh nicht, aber die Reihenfolge mittlerweile anscheinend auch nicht mehr), aber meine Nach-Recherche ergab, dass es sich hierbei anscheinend um SEXBOMBA handelt. Ein schöner Name.
Und auch wieder: Gute Band! Die Musiker hat man teilweise schon zuvor bei der Punkrockgang gesichtet (Bandinzest gibt's also auch hier), musikalisch bleibts beim Punkrock, hier mit ein wenig Rock'n'Roll-Touch, teilweise erinnerts dann wieder an die Ramones. Knackige Refrains, kann was.
Die Band gibts anscheinend auch schon länger (seit 1986, sagt die Bandinfo), und irgendwie merkt man ihnen die Bühnenerfahrung an. Besonders dem Sänger, der wirkt ein wenig wie ein aufgedrehter jüngerer Bruder von Lokalmatadore-Fisch. Kaum habe ich diesen Gedanken ausgesprochen, fällt mir auf, dass die Band auch musikalisch gar nicht allzu weit von den Lokalen weg ist - ziemlich abwechslungsreich nämlich. Bevor ihr fragt: Nee, keine Ahnung wovon gesungen wurde.
Und auch hier wieder bekanntes Tonmaterial: Plastic Bertrand's "Ça Plane Pour Moi" wird gesungen, die Zuschauer "uuh-hu-hu-hu"-en fleißig mit und alle haben Spaß. Geil hier alles! Trotzdem schon spät, und bevor wir alle umklappen verzichten wir auf die letzten beiden Bands und machen uns auf den Weg in unsere Schlafgemächer.
Fazit? Ey, affengeiles Festival! Schönes 300-Mann-DIY-Festival im tiefsten Südpolen, wunderschöne Lage (fürs Wetter am zweiten Tag können sie ja nichts), top Bands (wir kannten keine und fanden ALLE gut. Krass oder?), saunettes (und betrunkenes) Publikum, herrlich. Sollte es mehr von geben, von sowas! Punkrockparty des Jahres!
Nächster Morgen. Wir packen unser Gepäck und unsere Leiber in den Mercedes Bönx, kriegen das Auto auch gerade noch so bis auf den letzten Kubikmillimeter gefüllt. Weiter geht unsere heitere Urlaubsreise ein paar Kilometer weiter südlich: Wandern in der Slowakei ist angesagt...

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