Smoke Blow, Pascow, Tyson, 20.10.2012 in Karlsruhe, Substage - Bericht von Fö
Smoke Blow, Pascow, Tyson, 20.10.2012 in Karlsruhe
Oh, Verzeihung, kein Sekt sondern Prosecco begleitet unsere Reise. Die Mädels quäken durchgehend, ich solle doch endlich mal die Kamera zücken und die Fahrt dokumentieren - verstecken sich aber, sobald ich den Apparat (also, die Kamera) raushole.
Bisschen Sightseeing! Die Mittelrheinbahn passiert die Loreley! Ein schiefer Felsen, äh sorry, Schiefer-Felsen, an dem angeblich früher immer Schiffe zerschellt sind, weil sich da oben ne Nixe die Haare gekämmt hat. Heutzutage muss man wohl etwas mehr bieten, unser Zugführer lässt sich jedenfalls nicht beirren.
Nach 7 Stunden Fahrt: Karlsruhe! Gastgeber Robert lädt uns in sein Domizil. Kurz stärken und ausruhen im Garten, allzu viel Schlaf genossen wir im Vorfeld ja nicht. Dafür sorgt das Wetter für beste Open-Air-Laune.
Besuch der Szeneprominenz: Synthex alias Paolo, Bierschinken der ersten Stunde und mittlerweile Fotograf auf allen Hochzeiten in und um Karlsruhe. Inzwischen haben wir uns schon gut dreieinhalb Jahre nicht mehr gesehen - mit ein Grund, warum die Reise hierher so verlockend war. Synni ist übrigens für einen Großteil der nachfolgenden Fotos verantwortlich - vielen Dank dafür!
Switchen wir kurz ein paar Stunden vor. Eigentliches Ziel unserer Reise: Das Substage, in dem heute die Bands Smoke Blow und Pascow aufeinandertreffen. Eröffnet wird der Abend aber von TYSON. Wie Smoke Blow aus Kiel kommend, gibts reichlich dreckigen Metal-Sound. Eingesprenkelt wird ein wenig grooviger Stoner und rauer Hardcore-Punk.
Paar melodische Töne gibt's auch, im Großen und Ganzen herrscht aber ziemlich mächtiger Dampframmen-Sound für alle Truckerfahrer mit Nietenjacke. Motörhead trifft Smoke Blow wage ich mal als Referenz einzustreuen.
Tja, den Vergleich mit Smoke Blow müssen sie sich wohl gefallen lassen, schließlich touren die beiden Bands nicht zum ersten Mal gemeinsam. Sänger Kochi durfte ja auch schonmal bei SB an den Drums aushelfen, hier malträtiert er Bass und Stimmbänder. Klingt schön räudig! Bei ein paar Liedern wechselt er plötzlich in eher klaren Gesang, was mich etwas irritiert - aber irgendwie muss man das mit den melodischen Tönen ja rechtfertigen.
Etwas enttäuschend das Publikum - obwohl Tyson sich redlich Mühe geben und gut drängenden Sound aufs Parkett zaubern, bleibt ebendieses größtenteils leer. Die Zuschauer drängeln sich weiter hinten und beschränken sich aufs Applaudieren, vor der Bühne wuseln höchstens die Fotografen. Irgendwie schade. Aber, ganz unter uns: ich hatte auch keinen Bock, nach vorne zu gehen.
Noch ein Schlagzeugerfoto. Sowas kommt ja öfter mal zu kurz. Insgesamt: Okayer Auftritt...in nem kleinen schäbbigen Club mit Sicherheit ne Bereicherung, hier auf großer Bühne wirken sie doch etwas verloren. Da hilft auch ein Misfits-Cover ("Die, Die My Darling") gen Ende nicht groß. Mein Interesse ist trotzdem geweckt. Neues Album soll's in Kürze geben, könnte man durchaus im Auge behalten!
Weiter geht's! PASCOW mit P! Heute als Smoke Blow denen ihr "Special Guest". Und letztes Konzert des Jahres für die Gimbweiler-Boys. Anfängliche Befürchtungen, das Publikum würde auch hier auf Distanz bleiben, bewahrheiten sich zum Glück nicht, dafür darf die heitere Truppe um das "Lustspiel in drei Akten" (wir berichteten) den Tanzreigen eröffnen.
Nunja, leichte Nervosität wage ich doch aus den Gesichtern herauszulesen, schließlich liegt das letzte Konzert auch schon ne Weile zurück und gestern wurde das erste Mal wieder geprobt, aber ihr wisst ja: mir Musikbanausen ist es ziemlich egal, wie oft geprobt wird. Achja, weil's oft zu kurz kommt: Hier ein Schlagzeugerfoto! Hallo Ollo!
Macht mal wieder Bock! Tut ja auch mal gut, vor der Bühne etwas Platz zu haben ohne ständig verschwitzte Leiber in die Fresse gedrängt zu bekommen. Schön viel Pogo gibt's aber doch, und der Publikums-Chor zu "The strongest of the strange" sitzt, auch wenn er sich in den hinteren Reihen schnell verliert.
Ansonsten schöne Songauswahl. "Paris fällt", "Wenn Mila schläft", "Das ist Gimbweiler nicht L.A.", "MS Pascow", "B-Movie Star", "Trampen nach Norden" und und und. Ordentlich alter und neuer Stoff für gut 35 Minuten Spielzeit. Wer auf neues Material gehofft hat (man schreibt ja schon fürs nächste Album...), wird enttäuscht - aber mit "Spraypaint the walls" wird immerhin die aktuelle und fast ausverkaufte Single gewürdigt.
Basser Flo meinte vorm Auftritt noch, streng darauf hin zu arbeiten, dass sie endlich mal ne negative Kritik auf Bierschinken kriegen. Merkt man nicht viel von. Er zeigt eher mächtig Engagement, so wechselt er mal eben mitten im Song ne gerissene Bass-Saite.
Super Aktion und ziemlich passend: Zu "Mond über Moskau" streift sich Flo die "Pussy Riot"-Gedenkmütze auf. Klares Statement einer Band, bei der sich politische Aussagen sonst eher im Subtext verbergen.
Ja, noch wat? Schlossi hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Pascow-Berichte auf Bierschinken immer dieselben Floskeln verwenden, also verzichte ich mal darauf hier noch weitere rauszuhauen. Schönes Konzert, im nächsten Jahr gibt's davon hoffentlich ein paar mehr!
Anschließend: SMOKE BLOW! Die Band der Augenringe (wir berichteten) befindet sich derzeit auf "Last Tour On Earth", was zwar nicht mit Auflösung gleichzusetzen ist, aber doch vom Abschied aus dem Touralltag - zukünftig soll's also nur sporadische Gigs geben. Wir sind gespannt. Achja, hier zum Einstand ein Schlagzeugerfoto.
Wie eigentlich immer bei Smoke Blow: Sieg auf ganzer Linie. Letten & Co legen ein Feuerwerk an Krachern vor, gespickt mit ein paar Sahnehäubchen in Form älterer Stücke und eingestreuter Coversongs, wobei die Hits auch nicht zu kurz kommen. Etwa 80 Minuten Spielzeit, das schafft wohl sonst keine Hardcore-Band.
Letten und Straßenköter gehen immer wieder auf Tuchfühlung, lassen auch mal das Publikum ins Mikro brüllen um die eigene Heiserkeit zu übertünchen (höhö). Glücklicherweise sind die Leute hier irre textsicher. Schon beim Opener "Sick Kid '85" bricht die Hölle los, melodischere Stücke à la "Unbroken" und "Dark Angel" entlocken beinahe unheimliche Mitsing-Chöre. "Alligator Rodeo", "777 Bloodrock" und so weiter - Hits hat die Band echt genug.
Ein Blick von der Bühne. Über-Fotograf Synni machts möglich. Das Substage ist nicht gerade klein, aber auch nicht so voluminös wie es von außen den Anschein macht. Für die heutige Veranstaltung eigentlich die richtige Größe. Gut gefüllt aber trotzdem noch Platz zum Stehen, und wenn man nicht gerade hinterm Pfeiler steht auch von fast überall gute Sicht auf die Bühne.
Geiles Konzert! Nicht perfekt (dafür ist das Rahmen-Setting irgendwie doch zu "gewöhnlich"), aber Smoke Blow haben ihren Ruf als Live-Band ja nicht umsonst. Da wird gespuckt und gepöbelt, ebenso aber auch miteinander und mit dem Publikum gescherzt - all so Kleinigkeiten, die die Kieler doch immer wieder sympathisch machen.
So findet Letten ein paar Typen im Publikum, mit denen es anscheinend beim Gig in Wiesbaden ne angenehme Gesprächsrunde gab - was auch immer das heißen mag. Scheint intensiv gewesen zu sein. Ebenso intensiv aber auch seine heutige Performance, springt immer mal ins Publikum, wälzt sich dort gar auf dem Boden
Und, leider nicht fotografisch festgehalten: Zu "Junkie Killer" gibts ne kleine Reminiszenz an Scumbag GG Allinn, als Jack Letten sich die Hosen runterzieht und versucht auf die Bühne zu kacken. Kommt aber nix, wie er später entschuldigend zugeben muss.
Auch ohne solcherlei Show-Einlagen dreht das Publikum brav durch. Wie bereits erwähnt: Angenehme Hallengröße, dafür aber mörderisches Gewusel im vorderen Bereich. Genervt bin ich von den "Heckenschubsern": stellen sich nah an den Moshpit, bewegen sich kein Stück - aber wehe, man touchiert sie auch nur leicht (und fremdinduziert), dann werdense böse und schubsen einen in die Masse. Wat ne armselige Klientel von Mensch. Geht doch auf Jazz-Konzerte!
Jau. Schönet Konzert. Kommt nicht ganz an den "Final Hands"-Gig letztes Jahr in Hamburg ran (immerhin wird am Schluss noch das gleichnamige Stück gespielt), aber das hat wohl auch keiner erwartet. Nach wie vor eine der geilsten Livebands im Lande! Okay, das behaupten wir von Pascow auch immer. Zeigt aber nur, was für ein starkes Package heute geboten wurde. Harhar!
Anschließend mit der Pascow-Brigade zur Aftershowparty in die Alte Hackerei. Irre gute Musikauswahl und ein paar Schnaps-basierte Entgleisungen sorgen für Unterhaltung, weitere Details lasse ich mal dezent verschwimmen. Aber einer muss noch sein: Als während der Straßenbahn-Rückfahrt die Durchsage kommt, die Sitzmöglichkeiten den Personen mit "eingeschränkter Mobilität" zu überlassen, können wir locker erwidern, uns genau daran gehalten zu haben. Gute Nacht.