Nicht eingeloggt - Login [Registrieren]
Login X

Passwort vergessen?
The Decline!, The Argument, 21.09.2013 in Rennes FR), Mondo Bizarro - Bericht von Gerdistan

The Decline!, 21.09.2013 in Rennes

Thrun: Bonjour Fromage Jambon, liebe Bierschinkengemeinde. Das heißt soviel wie "Willkommen in Frankreich" auf Bretonisch, wurde mir gesagt. Glaub ich dann mal unwidersprochen. Bretonisch? Genau, Gerd lädt auch dieses Jahr wieder zum käseplatten und weinkanistern nach Frankreich und das Angebot nimmt man auch gerne an, wenn die Alternative aus Konzerten von Szenegrößen wie Die Bullen, Panzerband, Elway oder den Stereo_/- Romeos (Mit Sonderzeichen? Mit Leerzeichen? Ohne? Werd ich nie lernen...) in Kiel besteht. Was sind schon musikalische Großereignisse gegen 1200 km Autofahrt mit furzenden Klugscheißern, die nur dank Diagonallüften zu ertragen sind?
Gerd: Pups.
Thrun: Glücklicher Weise musste auf Livemusik dennoch nicht verzichtet werden, da am Abend der Hinfahrt The Decline! und The Argument in Rennes zum Tanze aufspielten. The Decline!, ist das nicht diese Band aus Tralien? "Leider nein!", hieß die Antwort, die find ich nämlich total dufte und war etwas enttäuscht, dass hier "nur" der französische Abklatsch spielen sollte. Aber gut, Konzert ist Konzert und bei sechs Euro Eintritt schaut man dem Gaul auch nicht ins Maul. Überraschender Weise war vor dem Mondo Bizarro (geiler Name!) doch schon einiges an französischem Punk- und Skinvolk anwesend, als wir gegen 20:30 Uhr den Premium-Parkplatz direkt vor dem Laden besetzen durften. Sollte das etwa bedeuten, dass es hier annähernd rechtzeitig losgehen sollte? Wäre zumindestens ganz angenehm, da immernoch 3 Stunden Autofahrt vor uns lagen.
Thrun: Hat dann auch ganz gut geklappt, gegen 21:30 erklangen die ersten Töne von The Argument, die im Internet mit "Punk Rock HxC" angekündigt wurden. Auch 'ne Beschreibung, bei der einem vom Agnostic-Front-Abklatsch bis zu diesem neumodischen Easycore-Scheiß alles serviert werden kann. Dann doch lieber 'ne lustige Schubladenkategorie, die einem zwar auch nicht weiterhilft, man aber wenigstens in sich hineinkichert.
Gerd: Was hier noch fehlt ist eine treffende Beschreibung des Innenraums, der ganze Schuppen ist mit Rockabilly-Flammen und Zeichnungen, die ohne Probleme von einem Voodoo Glow Skulls-Albumcover stammen könnten, vollgemalt. Darüber hinaus hängen überall alte Schwarzweißfotos von so vielen alten Punkbands, dass man keineswegs glauben kann, dass die alle schon hier aufgetreten sein sollen.
Thrun: Der Drummer mit Madball-Shirt sah immerhin schon mal nach Kategorie 1 aus, der bärtige Herr hier mit der umgedrehten Schirmmütze passte optisch aber wesentlich besser zum nun Folgenden: 90er Melodycore mit 2000er Streetpunk, irgendwo zwischen Pennywise und Anti-Flag, aber mit genug Eigenständigkeit, um keine richtig passenden Bandvergleiche zu finden. Find ich ja ganz geil, vor allem, wenn man Neuem gegenüber eh nicht so aufgeschlossen ist. Ich ess auch lieber Eintopf als irgendwas verrücktes aus der Molekularküche.

Gerd: Der Gesang ist hierbei auf Englisch, allerdings mit einem derart starken französischen Akzent, dass man erst überhaupt nicht merkt, dass es Englisch ist. Let's face pünishment!
Thrun: Flott gespielt, schön mit Rhytmus- und Leadgitarre, nur das Pubikum stand teilweise etwas starr in der Gegend rum, dabei sollte die Band hier doch ein Heimspiel haben, und brechend voll war der Laden auch. Wahrscheinlich bestand die Hälfte des Publikums aus den typischen "Ich kenne einen aus der Band und komme mal vorbei und zu Hause hör ich maximal Radio"-Leuten, die dann während der Mucke entweder mit ihrem Smartphone oder laut sabbelnd in der Gegend rumstehen und Leuten die Sicht klauen. Wär ja auch langweilig, wenn man sich nur zu Hause über sowas aufregen könnte.

Gerd: Wir hatten übrigens mehrere Alternativen, wo man heute abend in Rennes oder anderswo entlang der Strecke auf ein Konzert hätte gehen können, es ist recht viel los hier in der Bretagne! Mit BZH-live.com gibt es zum Glück auch eine gute Übersicht, auf der man den ganzen Wahnsinn ausfindig machen kann. Topp!
Gerd: Das Wesentliche hat Thrun ja bereits abgefrühstückt, ich als Organisator der Reise und Sohn der Haus- und Autobesitzer hatte mir natürlich vorher schon mal reingezogen, was uns hier erwartet. Von The Argument gab es zwar im Internet nur zwei Songs zu hören, die haben mich aber vom Fleck weg begeistert, besonders "Last Hope", was auch gegen Mitte des Sets verheizt wird.
Gerd: Die wenigen Ansagen, die von dem David-Tennant-Lookalike am Leadgesang rüberkommen, beschränken sich darauf, wie das nächste Lied heißt und so Sachen. Dafür werden mehrfach kommentarlos stundenlang die Instrumente (die übrigens alle ohne Aufkleber auskommen) gestimmt. Weiterer Hit aus dem Set: Tasteless Life, da singen sogar ein paar Leute mit.
Gerd: Zur Musik hat Thrun schon genug gesagt, der mehrstimmige Gesang und die mal flotteren, mal nicht ganz so flotten Gitarrenparts gehen mir auch ausgesprochen gut ins Ohr. Lustige Anekdote am Rande: Ich bin mir recht sicher, den Drummer von The Argument mal beim Twisted Minds-Gig auf dem Tells Bells-Festival getroffen zu haben. Unsere Kommunikation scheiterte damals an seinen Sprachkenntnissen, deshalb habe ich nicht versucht, das Erlebte zu verifizieren.
Thrun: Als Ausgleich für fehlende Publikum-Band-Interaktionen gab es entweder 'nen Schluck aus der Havanna-Pulle (lecker...) oder alternativ aus der 0.5L-Energydrink-Dose (Kinners, bah, ne!). Oder überteuertes Pissplörrenbier vom Tresen, an dem man dann sowieso gefühlte 30 Minuten anstehen musste. Aber man soll ja nicht nur meckern, auch wenn das mit zunehmenden Alter immer mehr Spaß macht.
Gerd: Da ich mich bereits zu Beginn des Konzerts relativ weit nach vorne gemogelt habe, kriege ich kaum mit, wie sich der Laden füllt - erst, als ich mich etwas nach hinten bewegen will, weil ein übermütiger Jungskin ausladend tanzt, stelle ich fest, dass hier locker 200 Leute im Raum sind. Wundert ja auch nicht weiter, wenn beide Bands hier aus der Stadt sind. Und so hübsch aussehen!
Thrun: Ne, doch, das war schon ziemlich geil, was die Herren da fabriziert haben, schweißtreibende Angelegenheit, auch ohne sich in die erste Reihe zu stürzen, wo sich am Ende dann doch noch ein paar Leute zu Schunkeleien hinreißen ließen. Also schnell raus an die frische Luft, das Klima im Mondo Bizarro muss dem im Regenwald recht ähnlich gewesen sein, irgendwo sah man auch schon Affen durch die Baumwipfel hüpfen.
Gerd: Bandpause, unsere Reisegruppe entscheidet sich einstimmig für "frische Luft", da der Laden, wie bei ranzigen Punkrockclubs so üblich, eher mäßig belüftet ist. Draußen hängen fast genau so viele Gestalten rum wie drinnen, saufen, schlafen, pissen in dunkle Ecken (das Büffet ist eröffnet), alles wie zu Hause. Thrun schafft es zielsicher, die einzigen zwei Franzosen ohne Feuerzeug in einer Sprache, die er nur sehr eingeschränkt beherrscht (siehe Einleitung) wegen Feuer anzusabbeln. Dumm gelaufen, Thrun!
Thrun: Dicke Deutsche, bleibt wo ihr seid. Dicke Deutsche, macht euch nicht so breit.
Thrun: Und zack, erklangen schon die nächsten Klänge aus dem Laden, die Umbaupause verlief wirklich fix. Kennt man so gar nicht und erfreut den pünktlichen, fleißigen Deutschen natürlich. Nun also "leider" The Decline!. Das "leider" hab ich aber ziemlich schnell wieder gestrichen, denn die Jungs waren wirklich mitreißend. Streetpunk nennt man sowas wohl, oder Punk mit Folk, oder was weiß denn ich. Son haarloser Typ singt über Frauen und Suff und das harte Leben. Gewinnt auch keinen Innovationspreis, aber wer das mit so einer Energie rüberbringt, dem nimmt man das auch sofort ab. Und es gibt genau die richtige Menge an Oh-Ohs, um ab und zu mal den Punkrockfinger zu heben.
Thrun: Scheinen hier auch deutlich mehr singalongfähiges Publikum am Start zu haben als The Argument. Schön zu sehen, wie das Publikum abgehen kann und mitgrölt, ob nu die lauten, schnellen Songs, oder die langsamen, nur von der Gitarre begleiteten Balladen. Untermalt vom schönen Weihnachtsstern. Ker, da wirste ja fast sentimental.
Gerd: Als ehrenwerter Fotojournalist versuche ich, einigermaßen in die Nähe der Bühne zu kommen, was sich aber als recht schwierig ausnimmt. Der Laden ist mittlerweile proppevoll und bei dem kleinen dünnen Ausgang aus dem Konzertraum beginne sogar ich zum ersten Mal, mir Sorgen um Brandschutzmaßnahmen zu machen. Aber ist ja nix passiert.
Thrun: Sagte ich schon, wie heiß es hier war? Scheiße, war das heiß hier.
Gerd: Ja, heiß war es, und schnell, und heiß. Naja, schnell auch nicht immer. Aber gut! Ich bin ja auch eher Fan der anderen The Decline, aber die hier sind auch ganz ganz großes Tennis. Auf Platte hat mich das bisher nur so mittelmäßig aus den Socken geblasen, aber live kann das echt was. Mal gucken, wie das nach dem Live-Erlebnis von Platte klingt, das kann ja manchmal was reißen. Und ich hab jetzt zwei Bands mit demselben Namen in einem Jahr gesehen, das soll mir erst mal einer nachmachen.
Thrun: Ker, wat sind die Leute hier glücklich, auch wenn das Auftauen alles ein wenig gedauert hat. Wie zu Hause, nur zu voll für den obligatorischen Halbkreis, schade.
Gerd: Die Leute ganz vorne sind mir ehrlich gesagt etwas zu glücklich und etwas zu nackt, das reiben von verschwitzter Haut auf verschwitzte Haut muss ich eigentlich nicht in dem Umfang genießen wie heute in den vorderen Reihen. Aber irgendwas ist ja immer.
Gerd: Vor der Bühne ist so eine praktische Aufhängung, an der sich jeder Stagediver hochziehen kann. CC der vierte (rechts im Bild) ist auch recht begeistert, ob jetzt wegen des Stagedivens, der Musik oder der zwei Wochen Urlaub, die uns bevorstehen, weiß außer ihm wohl niemand. Irgendwann ist es uns zu heiß und zu voll und zu alles, dass wir uns nach hinten begeben, wo Thrun versucht, sich am Merch was zu kaufen, während CC und ich versuchen, nicht im Weg rumzustehen, was gleichermaßen schwierig zu sein schien.
Thrun: Und nu? Platten abernten, möglichst vor Ende des Konzerts, da man sonst kaum 'ne Chance hat, in Richtung Ausgang (Ost) oder Merchtisch zu kommen. War auch im hinteren Teil des Mondo Bizarros noch laut genug, um alles mitzubekommen. Und selbst da noch recht voll, der Laden platzte wirklich aus allen Nähten. Und mit Händen und Füßen hab ich's dann auch irgendwie geschafft, dem Merchtypen Zeugs aus den Rippen zu leihern, mein Französisch war in etwas so bescheiden wie sein Englisch. Oui? Yes!
Gerd: Während drinnen noch die letzten Klänge der Zugabe zu hören sind, sind wir schon draußen am Auto und machen uns ne Stulle - wir müssen nämlich immer noch etwa 250km westwärts fahren. Immerhin ist es etwa halb 12, das mit dem Zeitplan hat also tatsächlich ganz gut geklappt. Was weniger gut klappt ist der letzte Teil der Reise, es wird immer nebliger und irgendwann ist auch noch das Scheibenwischwasser alle, herrjemine, naja, mit 50 km/h und sehr über das Lenkrad gebeugt kriege ich es dann doch hin, uns drei ins beschauliche Feriendomizil zu kutschieren. Ankunft ca. halb drei, Bett beziehen, ratzen. Zwei Wochen rumgammeln. Geil. Bis zum nächsten Mal, euer Gerd

Bitte hier klicken, um diese Seite bei Facebook zu liken oder zu teilen. Mehr Infos, wie wir mit Einbettungen von externen Anbietern umgehen, hier.

Kommentar eintragen:

kiki
(kiki)
28.09.2013 11:23
@Thrun:Avez-vous Fö?


Kommentar eintragen - Anmerkung, Kritik, Ergänzung

Name:

e-Mail:

Kommentar:
Deine Eingaben werden bis auf Widerruf gespeichert und für Nutzer der Seite sichtbar.
Die Angabe der Email-Adresse ist freiwillig und sie bleibt nur sichtbar für eingeloggte Nutzer.
Weitere Infos in unserer Datenschutzerklärung.

Weitere Infos zu den Bands: The Argument, The Decline!
Location:
Mondo Bizarro
264 Avenue Général George S. Patton
35700 Rennes (Frankreich)
...mehr Infos und Umgebungsplan

Zu den meisten Berichten werden nur ausgewählte Fotos verwendet.
Falls du mehr oder größere Bilder haben willst, wende dich an den Autor (Gerd/Thrun) oder nutze das Kontaktformular.
Dort kannst du dich auch melden, falls du mit der Veröffentlichung von Fotos, auf denen du zu sehen bist, nicht einverstanden sein solltest oder dich gar die Kommentare persönlich verletzen...
part of bierschinken.net
Impressum | Datenschutz