2 Plus 1 Festival: The Rival Bid, I am the river, Tommy Finke, 23.02.2014 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö
2 Plus 1 Festival, 23.02.2014 in Dortmund
der "plus 1" ist ein Songwriter und eröffnet den Abend. TOMMY FINKE macht nun auch schon halbe Ewigkeiten Musik, früher sogar mal in ner Punkband und trinkt auch gerne mal einen übern Durst - zumindest ist er heute verkatert. Sehr schön. Tommy Finke hat mich mal irgendwann per Twitter(!) als Blogger(!) bezeichnet und das kreide ich ihm bis heute an. Von daher hat er schonmal nen schweren Stand.
Nunja. Im vergangenen Jahr hat er das Album "Unkämmbar" heraus gebracht und ich muss zugeben, dass ich das wohl doch öfter gehört haben muss als gedacht, zumindest kenne ich einige Songs und würde mich durchaus der vorherrschenden Meinung anschließen, dass das ein gutes Album ist. Nicht nur bloßes Akustik-Songwriter-Geschrammel, sondern son paar Stufen drüber.
Einziges Manko sind die vielen Religions-Anspielungen in den Texten. Die sind zwar nicht explizit pro oder kontra, aber mir schlagen allein die verwendeten Bilder schon auf den Magen. Nunja. "Wer hat mich gemacht" ist trotzdem ein Hit, ebenso wie "Canossa" oder "Heimathafen" - die funktionieren auch live ganz ordentlich. Mit Band würde das eventuell sogar noch mehr können.
Tja, ansonsten, singen kann er, Gitarre spielen auch, Mundharmonika spielen sollte er lieber lassen. Bei den Ansagen hält er sich bedeckt, erwähnt aber dass das sonst anders sei, er heute aber nicht viel Zeit habe. Kommt ja schließlich gleich Tatort, haha. Also verknüpft er das Gelaber mit den Song-Intros und meint noch, wie sehr er es hasse, wenn Thees Uhlmann in die Lieder reinquatscht. Nachvollziehbar.
Kommt alles ganz souverän rüber und ich find's gar nicht mal so lahm wie ich mir vorgenommen hatte es zu finden. Immerhin ist ein schnellerer Song dabei. Und er versingt sich einmal, gibt nen Mitleidsbonus. Und er hat Jonas Künne von Black Rust alias Jonas Künne von Jonas Künne als Gast an Mundharmonika und Backings beim letzten Song "Haldern" dabei. Jonas Künne ist übrigens schuld, dass ich mir das "Unkämmbar"-Album damals überhaupt angehört hab, er empfahl es auf Facebook und verglich es mit "Hinter all diesen Fenstern" - und hatte damit Unrecht. Aber gut ist es trotzdem.
Nächste Band, mit fast keiner Umbaupause, weil ja schon alles bereit ist: I AM THE RIVER! Die Schnuckis aus Holzwickede, die sich auch noch offen als Söhne Holzwickedes zu erkennen geben, nicht wie andere Provinzband, die lieber behaupten, aus ach so tollen Städten wie Dortmund zu kommen, weil sie das ja vermeintlich weltmännischer machen würde. Nee nee, was das betrifft, hat die Band ganz andere Tricks drauf.
Würden sie aus Dortmund kommen, stünden sie auf meiner persönlichen Hitliste der besten Bands Dortmunds recht weit oben. So haben sie immerhin ganz einsam das Treppchen "einzige Band Holzwickedes" besetzt. Auch schön. Lange nicht mehr live gesehen, und ich bin zeitweise echt hin und weg, wie gut die sind. Indie-Pop mit leichtem Folk-Touch. Ein Klavier das NICHT nervt! Sachen gibt's! Ich empfehle einen Besuch auf http://iamtheriver.bandcamp.com, da kriegt man all die schönen Songs zu hören.
Wie immer bei der Band denke ich mir, Mensch, die könnten richtig fett Erfolg haben, wenn Marcus' Gesang nicht so nerven würde. Dafür bin ich sonst fasziniert, er rockt auf der Bühne nämlich voll ab. Gitarre anschlagen und dann die Arme so theatralisch kreisen lassen. Unglaublich. Er übt diese Gesten bestimmt vorm Spiegel und muss sich dabei immer kaputt lachen.
Roberts Gesang ist angenehmer. Sonst ist er eher der stille, ernsthafte in der Band. Muss ja sein in so ner Boyband, man muss halt die verschiedenen Typen integrieren. Wie Schlagzeuger Malte, der (Zitat Markus) immer aussieht, als würde er gerade ne Mathearbeit schreiben. Oder der Bassist, dessen Namen ich nicht kenne, was aber unwichtig ist, weil, wie sich das für Bassisten gehört, er eh nur am Rande der Bühne im Schatten steht.
Lieder: Alle toll. "Cicely, Alaska", oder "Time Zones & Datelines", oder "India", oder oder oder. Ab und zu erzählt Marcus was dazu. Wie "India" von der heimlichen Liebe eines Gitarrenschülers handelt. Alle anderen Songs handeln eigentlich von irgendwelchen Orten in anderen Ländern, oder irgendwas das damit zusammen hängt, wie das mit den Zeitzonen. Keine Ahnung ob er viel reist oder ob er einfach nur ganz viele Goldgräberdokus guckt und nie sein Haus verlässt. Vermutlich letzteres.
Er hatte mal ein Solo-Konzept-Album in dem alle Lieder von amerikanischen Bundesstaaten handelten. Verrückter Typ. Seine Amerika-Liebe macht sich auch bemerkbar, wenn er in den Ansagen immer mal wieder englisch spricht, einfach so, weil er's kann. Ganz schön verrückt. So, damit dieser Bericht nicht zu lang wird, werfe ich noch mal eben den Weakerthans-Vergleich ein und mache weiter mit der nächsten Band.
THE RIVAL BID! Dortmunds Indie-Lieblinge. Noch so ne Band, die eigentlich noch viel mehr Potential hat, es heute aber auch nicht schafft, die gar nicht mal so wenigen Zuschauer vor die Bühne zu bringen. Der Boden vor der Bühne scheint zu brennen, und damit meine ich jetzt nicht die Metapher, dass alles verrückt am dancen ist, sondern dass sich dort keiner hin traut. Aber ist ja Sonntag.
Ein Freudentag heute, weil Gitarrist Tillmann Geburtstag hat. Hat er aber im Vorfeld nix von erzählt, sonst hätte ich ihm zumindest mal freundschaftlich auf die Schulter gehauen. Aber so Geburtstage sind ja eh überbewertet. Eignen sich aber prima, um auch die Verwandten mal dazu zu zwingen, auf die eigenen Konzerte zu kommen. Ganz schön tricky. Ich glaube, Tillmann hat viele Verwandte.
Guter Auftritt soweit, aber entweder habe ich The Rival Bid mittlerweile einfach zu oft gesehen, oder I Am The River haben die Messlatte in Sachen Unterhaltungskunst einfach zu hoch angesetzt - es zündet nicht so wirklich. Gibt kaum Ansagen, alles riecht mehr so nach Sonntags-Stimmung und Standard-Programm, schade. Nicht standard ist ein neuer Song, der in seiner Premiere daher kommt. Wenn ich mich richtig entsinne, kam im Text das Wort "Heart" vor, wie in auch sonst jeeedem anderen Lied von The Rival Bid.
Wie auch immer, standard oder nicht, ich würde jederzeit ein Rival-Bid-Konzert einem öden Tatort vorziehen. Überhaupt, Tatort, ich hab ja auch mal versucht das zu gucken, aber den Kult hab ich nie nachvollziehen können. Ist eigentlich auch kein wirklich relevantes Thema, aber auch die Bands heute erwähnen in jeder zweiten Ansage, dass ja heute Tatort läuft. Is natürlich schön, dass so viele Leute darauf verzichtet haben, vielleicht war das heutige Konzert für sie ja nur die willkommene Ausrede um den Tatort mal nicht gucken zu müssen, und eigentlich wollen sie alle aus diesen starren Strukturen ausbrechen. Irgendwann wird in den Geschichtsbüchern stehen: "Und die Weltrevolution begann auf einem The-Rival-Bid-Konzert"
Nunja. Konzert gut, das mit der Zugabe müssense noch üben - erst zurück auf die Bühne kommen, wenn keiner mehr klatscht, ist aber auch irgendwie cool. Die Laune, anschließend noch Löcher in die Decke zu starren, tendiert gegen Null, weswegen wir uns wieder auf den Heimweg machen. Auf Wiedersehen, war doch mal wieder ein netter Abend im FZW.