Groezrock Festival 2014 Tag 1: NoFX, Descendents, Alkaline Trio, INVSN, Red City Radio, Iron Chic, The Lawrence Arms, Taking Back Sunday, Paint it Black, Brand New, La Dispute, The Menzingers, Atlas Losing Grip, Astpai, PUP, Restorations, 02.05.2014 in Meerhout (BE), acker - Bericht von Fö
Groezrock Festival 2014 Tag 1, 02.05.2014 in Meerhout (BE)
Anfahrt schon am Donnerstag. Wir reisen an mit mehrteiliger Kolonne aus Dortmund/Kiel/Witten, was mehr oder weniger klappt. Das Partymobil ist mit Linda, Flo, mir und dem obligatorischen Gepäck gut gefüllt. Kurzer Zwischenstopp im holländischen Supermarkt, um den Proviant um Bier zu ergänzen (große Freude bei mir, als ich alkoholfreies Dosenbier entdecke).
Nächster Stopp: Parkplatz, Acker, Meerhout, Belgien. Hier macht sich schon bemerkbar, dass die Belgier Ordnungsfanatiker sind: Alle Autos schön fein säuberlich reihenweise eingeparkt. Klappt soweit ganz gut. Und dass die andere Kolonne aus Kiel zufälligerweise nur wenige Meter neben uns parkt, macht das Glück perfekt. Ahh, jetzt ein alkoholfreies Dosenbier! Ach, ich hab ja noch. Prost.
Weniger geil: Der Weg vom Parkplatz zum Camping-Gelände. Da muss man etwas latschen, was insbesondere mit Rollkoffern (selbst so offroad-gepimpte wie Lindas Hackenporsche) auf matschbedeckten Waldwegen für etwas Unmut sorgt. Aber auch das wird gemeistert und der Asphalt wartet.
A propos Warten: Vorm Zeltplatz muss man sich erstmal in diverse Schlangen einreihen. Mangels Beschriftungen für Neulinge eventuell etwas verwirrend, aber wir haben ja erfahrene Groez-Gänger dabei. Zunächst: Camping-Ticket gegen Camping-Bändchen umtauschen. Dann: In die Menschenmenge zur Taschenkontrolle. Die Kontrolle geht zügig, die Schlange weniger. Aber irgendwann sind wir durch...
And the waiting continues. Ein ausgeklügeltes System soll dafür sorgen, dass der Zeltplatz möglichst komprimiert befüllt wird: Mit langen Absperrseilen sorgen die Ordner dafür, dass freie Flächen erst betreten werden können, wenn der Rest befüllt ist - oder zumindest bis sie Lust haben, nen Schritt zurück zu machen. Noch nie gesehen sowas, erfüllt seinen Zweck, aaaber es dauert ne Weile. In der Zeit stehen wir vor dem Seil, direkt vor offener Wiese, hinter uns türmen sich die Zelte, kein Platz für die unserigen, aber wir müssen warten, bis die Ordner sich bequemen, Platz freizugeben.
Läuft aber irgendwann doch. Ordner gehen einen Schritt zurück, allesamt werfen ihre Zelte auf den freigewordenen Quadratmeter, kurzes Gezanke bis jeder genug Platz gefunden hat (Notiz fürs nächste Mal: Lernen, im Stehen zu schlafen. Auf Zehenspitzen) und irgendwann löst sich das Kuddelmuddel und wie durch Zauberhand haben wir nicht nur Platz für Zelte, sondern sogar für zwei Pavillons. Scheint also doch zu funktionieren! Ich dachte ja eigentlich, das mit dem Platz sei doch kein Problem da in Belgien eh alles unterkellert wär. Die Ackerfläche vom Groezrock aber anscheinend nicht.
Abendprogramm Part 1: Mit zufriedenem "Haa-haa" werden die weiterhin fleißig anreisenden Scharen begrüßt, die voller Elan darauf warten, dass die Schnüre ihnen Platz gewähren. Also mal ehrlich, wenn geschätzt 300 Leute darauf warten, dass Zeltfläche frei gegeben wird, nach größtenteils weiter Anreise und dann auch noch im Dunkeln, damit sie dann endlich ihr Zelt aufbauen können, muss doch irgendwas am System kaputt sein. Scheiß System - piss auf dem!
Abendprogramm Part 2: Im Discozelt wird aufgelegt. Scharen betrunkener Menschen tummeln sich hier drinnen. Ein DJ, der mit selbstherrlichen Gesten sich selbst feiert, dabei aber immerhin ein paar nette Songs aufs Parkett zaubert. Die Massen auf der Tanzfläche feiern sich auch ganz gut selbst. Gerne auch mal dadurch, dass zusammengeknüllte Bierdosen in weitem Bogen in die anonyme Menge geworfen werden. Die Kopfbedeckung ist hier Pflicht.
Falls euch meine bisherigen Ausführungen zu negativ waren: Quark, das kommt euch nur so vor! Zur Abwechslung hier ein paar Bilder von gut gelaunten Menschen. Hier Flo beim Präsentieren der neuesten Dance-Moves.
Abendprogramm Part 3: Vor der Grillzone (Grillen am Zelt ist nicht erlaubt, nur in besagter Zone - finde ich, offen gestanden, okay so, sofern man nicht allzu weit entfernt zelten muss) findet das "Acoustic Punk Meeting IV" statt. Etwa 30 mehr oder weniger bekannte Künstler servieren akustisch und unverstärkt ihre Kost. Schönes Konzept, verstehen tut man allerdings nur was wenn man wenige Meter vorm Künstler steht.
Außerdem gibt es keinen Zeitplan, was ja eigentlich ganz cool ist, aber ich bin nunmal nicht auf Dauer für Akustikgitarren zu begeistern und hab keinen Bock, unbestimmte Zeit auf von mir favorisierte Acts wie Smith Street Band, Crazy Arm, Astpai, Murderburgers etc. zu warten, deswegen verweilen wir nicht lange. Das hier im Bild dürfte übrigens GREG REKUS aus Kanada gewesen sein, der mit eigenem und fremden Material ganz gut für begeisterte Mitsinger sorgte.
Wer zwischen den Zeilen las oder auf den Himmel geachtet hat, wird soeben erkannt haben, dass wir uns mittlerweile im Freitag befinden, dem eigentlichen Start des Festivals. Nachdem es gestern die Camping-Bändchen gab, müssen heute die Festival-Bändchen abgeholt werden. Danach geht's aufs eigentliche Gelände. Noch relativ wenig los, also erkunde ich erstmal die Stände und Bühnen. Gibt insgesamt nen Pluspunkt: Alles schnell erreichbar und trotzdem viel Angebot.
Insgesamt gibt es 4 Bühnen. Hier die kleinste, im Straßenjargon Sydney-Bühne, im Festivaljargon selbstverständlich nach nem Sponsor benannt. Die einzige Open-Air-Bühne übrigens, die anderen sind, wie im vorherigen Bild ersichtlich, untergebracht in diesen voluminösen Zelten, die irgendwie die Lust auf Schokolade wecken. Entsprechende Schokoladen-Marke ist übrigens kein Sponsor - warum eigentlich nicht?
Erste Band im Hauptbühnenzelt: ASTPAI! Die unermüdlich tourenden Österreicher haben ja oft genug in dunkeln Kellerräumen und Garagen gezockt (hihi), die Freude heute mal vor großer Kulisse spielen zu dürfen, steht ihnen wahrlich ins Gesicht geschrieben. Auftritt super, im Publikum viele mit Textkenntnissen. Für mich heute die Erkenntnis, dass Astpai auch auf großer Bühne mehr als überzeugen können.
Achja, wer sie nicht kennt: Die Musik ist der übliche melodische Punkrock/Hardcore-Sound, der wohl beinahe typisch fürs Groezrock zu nennen ist. Kleine Hymnen zuhauf. Besonders schön: "Honest Or Sentimental", heute von Sänger Zock schnell mal eben umgedichtet zu "Honest Or Heavy Metal". Next Station Wacken oder was?
Sympathischer Auftritt, tolle Songs. Ein neues Album wird für August angekündigt, neues Material gibt es auch schon zu hören.
Zum Abschluss der Absprung: Zock auf den Händen der Menge! Sieht besonders witzig aus, weil die Leute nicht nur bemüht sind, ihn schön lange zu tragen, sondern weil sie nebenbei noch versuchen, ihm wohlwollend auf die Schulter zu klopfen.
Zum Abschluss der Absprung: Zock auf den Händen der Menge! Sieht besonders witzig aus, weil die Leute nicht nur bemüht sind, ihn schön lange zu tragen, sondern weil sie nebenbei noch versuchen, ihm wohlwollend auf die Schulter zu klopfen.
Die drittgrößte oder viertkleinste Bühne steht nun an. Küre ich spontan zu meiner Lieblingsbühne: Keine Barriere vor der Bühne, angenehme Größe, und durch das Zelt kommt hier tatsächlich Clubatmosphäre auf. Gut gefüllt ist es auch. Die Band dort auf der Bühne nennt sich RESTORATIONS. Hier wieder "melodischer Punkrock/Hardcore" zu schreiben, würde die Sache wohl zu einfach machen. Hat auch ein paar Powerpop-Elemente und einige sphärisch anmutende Indie-Passagen.
Gutes Organ, eingespielte Band. Ihr letztjähriges Album "LP2" hatte ich auch irgendwann mal auf dem Schreibtisch, ist aber wegen der Veröffentlichungsflut amerikanischer Punk/HC/Indie-Bands an mir irgendwie vorüber gegangen. Vielleicht mal bei Gelegenheit noch ne Chance geben. Gefällt. Und sie haben eine Korgel!
Nochmal das Gelände. Heute habe ich ein mehr als vollgepacktes Programm, zu viele Bands die ich sehen will, und dank der vier Bühnen gibt's einige Überschneidungen und einige Bands, die ich nicht sehen werde. Was ich schade finde. Eigentlich gehe ich gerne auf Festivals, weil sich hier die Möglichkeit bietet, auch mal neue Bands kennen zu lernen - aber wenn die immer parallel zu den "bekannten" spielen, schaut man sich halt doch lieber zweitere an...
Wie die anschließend auf der Hauptbühne spielenden ATLAS LOSING GRIP! Die finde ich ja, falls ich es noch nirgends erwähnte, ziemlich großartig. Eine der wenigen aktuellen Skatepunk/Melodycore-Bands, die auch im Jahre 2014 noch diesem Musikstil fröhnen, ohne dabei als Relikt der 90er rüber zu kommen.
Witzigkeit am Rande: Ich fotografiere im Fotograben weiterhin mit meiner kleinen Kompaktkamera, während neben mir die Mega-Objektive ausgefahren werden. Das führte auch einmal dazu, dass der Sicherheitsmensch mich zunächst nicht nach vorne lassen wollte, weil er meine kleine Kamera nicht gesehen hat. Höhö. Naja, um im Internet trotzdem professionell rüber zu kommen, mache ich ein Bild in schwarzweiß. Das machen die Profis ja schließlich auch so.
Auftritt wie gewohnt super. Auch die Schweden kündigen ein neues Album an, spielen auch nen neuen Song - da hier noch keiner mitsingen kann, empfehlen sie, dass wir alle dazu bangen. Da wird mir ja angst und bange um meine Haarpracht!
Wieder zur dritten Bühne. PUP aus Kanada spielen. Mit so einem Bandnamen kann man einfach nicht bekannt werden, Musik ist trotzdem okay. Punkrock mit Indie-Hauch. Haben bei mir im Vorfeld schon verloren, weil im offiziellen Presseinfo was von der Energie von "The Bronx" und "Fucked Up" gefaselt wird, die Musik des Vierers dem aber einfach nicht gerecht wird. Aber das ist vermutlich weniger ein Vergehen der Band und eher des übermotivierten Pressetextschreibers.
Trotzdem schau ich's mir an, vielleicht kommt die Energie ja live besser rüber. Zugegeben, is' ganz geil. Die Stimme des Sängers ist weniger mein Fall, erinnert zu sehr an Indie-Schmachtrüben à la Mando Diao. Aber die Instrumentierung kann was, dezentes jedoch präsentes Gitarrengefrickel um aus der Masse hervor zu stechen. Hat mich nicht voll überzeugt, wird aber abgehakt unter "grundsolide".
PUP haben übrigens ein One-Hit-Wonder vorzuweisen: Bei "Reservoir", zu dem es hier auch ein Video gibt, rasten alle aus. Endlich ist mal Energie spürbar!
Aufm Groezrock gibt's übrigens Wertmarken/Bons/Coupons/Token oder wie auch immer man die Dinger nennen soll. 2 Euro pro Stück resultieren in Preisen von 4 Euro für ein 0,5er Bier, 4 Euro für Pommes-Majo, 6 Euro für nen Burger...nunja, Festivalpreise halt. Muss man sich drauf einstellen. Wertmarkensystem mag sinnvoll sein, sorgt bei mir aber eher dafür, dass ich eher selten dem spontanen Hunger und Durst nachgebe. Außerdem gibt's hier eh kein alkoholfreies Bier. Buh.
Zurück zur dritten Bühne und zum ersten Highlight des Tages: RED CITY RADIO! Erst vor wenigen Tagen in Wermelskirchen gesehen - aber nur, weil ich unbedingt ne Club-Show der Jungs sehen wollte. Konnte ja nicht ahnen, dass die Bühne beim Groezrock so gemütlich ist. Hat sich natürlich trotzdem gelohnt, die Band zwei mal zu sehen, schließlich spielen sie heute kürzer.
Dafür wird hier mehr ausgerastet! Heiliges Kanonenrohr! Hassenochnichgesehensowat. Sicherheitskonzept nein danke. Ständig stürmen Leute auf die Bühne, springen mit Anlauf (wahlweise auch Salto/Rückwärts/Köpper usw.) zurück in die Menge. Haben die denn alle ihren Verstand am Einlass abgegeben? Ne dermaßen verquirlte, lebhafte und euphorische Stimmung erlebt man echt selten. Geil!
Selbstverständlich ist das Zelt proppevoll, überall Punkrockfinger und begeistert mitsingende Kehlen. Passt natürlich hervorragend zur Musik der Band aus Oklahoma. Da lädt so ziemlich jedes Wort, jeder Ton und jede Geste zum Mitgrölen ein, vom ersten Song "Two notes shy of an octave" bis hin zu Klassikern wie "Spinning In Circles Is A Gateway Drug" oder "An Introduction of Sorts" und neuem Material à la "the silence between" oder "Show me on the doll where the music touched you" - alles geil.
Ist mir aktuell von diesem ganzen Ami-Punk-Krams eh die liebste Band. Und obwohl Gründungsmitglied Paul Pendley die Band verlassen hat und durch Ryan Donovan (Nothington) ersetzt wurde, verlieren Red City Radio nichts an, wie sagt man, catchiness. Fast jeder Song mehrstimmig vorgetragen, unglaublich mitreißende Songs, ein Traum.
Das Set wird ziemlich knackig runter gespielt - less talk, more rock, die 40 Minuten Spielzeit wollen schließlich mit Hits vollgepackt werden. Der Band steht aber die Freude ins Gesicht geschrieben, sie grüßen artig all die vielen anderen Bands, empfehlen noch ein Akustik-Set mit Perdition später am Merchzelt (von mir wegen engem Zeitplan leider verpasst) und hauen ansonsten einen Kracher nach dem Nächsten raus.
Kann man nicht beschreiben, muss man erlebt haben. Was da vor und auf der Bühne abging, spottet jeder Beschreibung. Okay, für meinen Geschmack etwas viele Stagediver - teilweise kommen die ja in Scharen von 4-5 Leuten AUFeinander! - aber wenn das hier so üblich ist, seine Freude durch Springen auf die Köpfe anderer zu zeigen (Super Mario lässt grüßen), dann will ich mich da mal nicht beschweren
Anschließend etwas Zeit. Kurz am Merchzelt vorbei. Hier ist es gefühlt ebenso voll wie vorhin bei Red City Radio, obwohl keine Band spielt. 90% der Leute stehen hier nur rum, trinken Bier und führen vermeintlich gehaltvolle Gespräche. Zwängt man sich durch die Massen, kann man ab und zu auch nen Blick auf die dargebotenen Waren werfen. Die Bands scheinen kreativ zu sein, was den Bezahlvorgang betrifft: PUP tauschen gegen Bier und Essen, Smith Street Band gegen andere Substanzen - beruhigend, wenn ausgerechnet im Merchzelt der Kapitalismus in die Knie gezwungen wird.
Mal wieder zur großen Bühne, die von einem kapitalistischen Großkonzern gesponsort wird, dessen Relevanz in der Punkszene ich zutiefst anzweifle. Aber, nunja, Sponsoring hin oder her, ich will ja auch nicht, dass das Groezrock den Preis verdoppeln muss. Kaufen werd ich mir das Zeug trotzdem nicht. Es spielen: THE MENZINGERS.
Übrigens zeitgleich mit Kids Insane auf der janz kleinen Bühne, was ich etwas schade finde und mich eigentlich schon entschieden hatte, den Israelis den Vorzug zu geben, aber irgendwie ging es dann doch zu den Menzingers. Auftritt: Naja. Ich schwanke zwischen "besser als erwartet" und "langweilig".
Anderen Leuten geht das anders. Zumindest wirken hier im Zelt alle ziemlich glücklich.
Anderen Leuten geht das anders. Zumindest wirken hier im Zelt alle ziemlich glücklich.
Keine Frage, die Menzingers sind ne tolle Band, auch von Platte, aber ich persönlich kann von Album zu Album weniger mit ihnen anfangen. Musikalisch immer ausgefeilter, aber die Energie geht flöten. Heute wird kein einziges(!!!) Stück vom Debütalbum "A Lesson In The Abuse Of Information Technology" gespielt. Werfe ich ihnen nicht vor, ist ja ihre Sache, aber mich persönlich kicken die neuen Sachen einfach nicht so sehr. Und ich Blödmann warte auch noch bis zum Schluss, ob noch irgendwas Gutes gespielt wird, anstatt einfach rüber zur anderen Bühne zu gehen.
Kulinarisches Angebot beim Groezrock: Geht klar. Preise sind gesalzen, die Pommes auch, was willste mehr. Bester Fraß: Beim "Just like your mom" Vegan Food. Vom Becher Tagessuppe für eine Wertmarke (2 Euro) bis hin zum schmackhaften Crispy Burger für drei Wertmarken (6 Euro) kommt jeder auf seine Kosten, Salat und Cupcakes gibt's auch, alles super. Bis auf die Preise. Und die Schlangen an Leuten, die das auch super finden.
Wieder zur Hauptbühne. THE LAWRENCE ARMS! Zuletzt gesehen auf etwa genau derselben Bühne vor etwa genau 8 Jahren. Scheiße, bin ich alt. Die Band fand ich damals super, weiß gar nicht warum ich die ein wenig aus den Augen verloren habe, super sind sie ja eigentlich immer noch. Vielleicht weil sie sich selbst etwas rar gemacht haben. Dieses Jahr kam ja endlich das neue Album "Metropole" raus. Das ist okay, kommt aber nicht an den Vorgänger "Oh, Calcutta" ran.
Hier ein Foto mit Instagram-LSD-Filter. Höhö. Übrigens gehöre ich einer Minderheit von geschätzt 1,6% auf dem Groezrock an, die weder Smartphone noch Instagram-Account besitzen. Aber das nur nebenbei. The Lawrence Arms: Guter Auftritt, aber nicht überragend. Ich freue mich über Songs vom 2006er Album à la "Cut it Up" oder "Recovering The Opposable Truth", der Rest geht irgendwie an mir vorbei.
Kreide ich mal der großen Bühne an. Klar, die Größe ist gerechtfertigt, aber in nem Club würd's einfach mehr Spaß bringen. Hier noch, weil ihr es doch auch wollt, ein Foto vom Publikum. Wer sich entdeckt, kann ja seinen Instagram-Account taggen. Oder wie auch immer man das im Web 2.0 macht.
Komplett schaue ich mir Lawrence Arms eh nicht an, es gibt da ne Band, die einfach vorgeht: IRON CHIC! Spielen auf der dritten Bühne, also der, die am ehesten Club vermittelt - und boah ey, wie sie das tut. Das was ich eben noch bei Red City Radio schrieb über euphorisches Publikum, vergesst es einfach, das hier setzt dem noch die Krone auf.
Ihr kennt das ja vielleicht, diese geilen Bands, die am Ende des Sets ein paar Leute zum Tanzen auf die Bühne bitten, damit's nach großer Party aussieht. Iron Chic müssen gar nicht erst bitten, und die Bühne wird beständig belagert von 10-20 menschlichen Flummies, die ohne Rücksicht auf sich, andere oder den Weltfrieden in die Menge springen. Natürlich nicht, ohne die Musiker vorher liebevoll zu umarmen.
Und dabei sehen auch noch alle total lustig aus! Iron Chic, wie erwartet, großartig. Mehr Melodien als Atome in Sandkörnern und geilere Songs als Timbaland und Madonna zusammen (okay, scheiß Vergleich). Und alles wird hier abgefeiert als gäb's keinen Morgen, noch nicht einmal als gäbe es ne nächste Stunde oder als gäbe es sonst überhaupt irgendwas anderes als Iron Chic und ihren Auftritt beim Groezrock. Geil.
Und wie die Band einfach ruhig weiterzockt, während um sie rum die Welt Kopf steht! Irre! Macht Spaß, das hier. Ist mir nur irgendwann zu viel. Zu viele Stagediver, zu viele Füße im Gesicht, zu viele Zeigefinger in meiner Nase und zu viele Würmer in meinen Ohren. Besser Abstand halten, der Auftritt lässt sich auch von weiter hinten genießen. Abgefahren. Kein Wunder, dass Iron Chic (die bevorzugt kleine Clubs bespielen) ständig ausverkaufte Konzerte geben...
Iron Chic überschnitten sich nicht nur um 10 Minuten mit Lawrence Arms, sondern auch 10 Minuten mit INVSN. Auch bei letzteren gebe ich Iron Chic den Vorzug, bin dann aber ganz froh, dass der Soundcheck auf der kleinsten Bühne (und gleichzeitig einzigen Freiluft-Bühne) offensichtlich lange genug gedauert hat, dass ich pünktlich zu Beginn dort bin. Yeah!
Tja, was soll ich zu INVSN sagen. Aktuelles Projekt von Dennis Lyxzén von Refused wäre wohl zu einfach. Hießen früher (damals mit schwedischen Texten) noch "Invasionen" und sind aus der "Lost Petrol Band" hervor gegangen. Musik: New Wave und Powerpop. Also mal wieder ein Beweis für Dennis' Vielseitigkeit - und eine Band, die wohl eher wenig zum sonstigen Festivalprogramm passen will.
Egal. Was hier kommt, ist nichts weiter als mein nächstes Tageshighlight. INVSN sind schon von Platte ein wahrer Ohrwurm-Olymp, aber was hier live an Energie rüber kommt, ker, da sind die Erdölvorkommen dieser Erde ja mal gar nix gegen. Meine Begeisterung findet gar keinen Ausdruck! Fantastisch!
Klar, liegt auch viel am Frontmann. Gibt wohl keinen, der die Bühne derart beherrscht wie Dennis Lyxzén. Wie er das Mikrofon hin und her schleudert und immer im richtigen Moment wieder auffängt, wie er springt, rennt und wild gestikuliert, unglaublich. Noch dazu wirkt er dabei so ungeheuer sympathisch und keineswegs abgehoben.
Engagiert ist er auch noch, klärt uns auf über die wirtschaftlichen Folgen der industriellen Landflucht, und kann auch mal konkrete Zahlen nennen. Beispielsweise zum Thema "Anzahl der weiblichen Musiker beim Groezrock". Am ersten Tag 3 (davon übrigens 3 gerade auf der Bühne), am zweiten Tag 6. Von insgesamt 170-180 Musikern pro Tag auf dem Festival. Im Publikum trifft sein Appell auf offene Ohren, keine Ahnung wie das die Verantwortlichen sehen.
Mhh, lecker Mikrofon. Dennis beim Gang durchs Publikum. Übrigens ganz gut gefüllt vor der Bühne, was aber auch daran liegt, dass das hier die kleinste Bühne ist. Aber kleine Bühnen sind ja eh besser. INVSN, fantastische Band! Wenn man diesen New-Wave-Pop mag...
Kurz auf der zweitkleinsten Bühne vorbei schauen. LA DISPUTE spielen. Kann ich schon auf Platte nix mit anfangen, live noch viel weniger. Hab zwar bereits vernommen, dass das aktuelle Album etwas "sanfter" geworden ist, aber wenn der ganze Auftritt so langweilig war wie die 2-3 Lieder, die ich mitverfolgt hab - na dann gute Nacht. Gibt tatsächlich Leute, die dazu stagediven. Schlafen die dabei nicht ein?
Kurz zum Publikum im Allgemeinen: Pluspunkt für die Internationalität, sind wirklich Leute aus aller Herren (und Damen) Länder hier. Ansonsten nicht viel anders als jedes x-beliebige andere Massenfestival (außer dass die meisten Leute immerhin sowas wie nen Musikgeschmack haben). Ganzkörperkostüme auf Festivals? Wie originell!
Aber wat solls. Weiter zur Hauptbühne und zum ALKALINE TRIO! Tolle Band, tolle Songs, toller Auftritt. Mehr bleibt eigentlich nicht zu sagen. Oder?
Sehr ausgewogenes Set. Es wurde, glaube ich, so ziemlich jedes Album gewürdigt - mit Ausnahme von "Agony & Irony", was ich nur konsequent finde, erschien ja schließlich auf nem Major. Tiefpunkt für mich: "Dine, Dine My Darling", irgendwie nervt das Lied ziemlich. Ansonsten hagelt es Hits und Klassiker. "This Could Be Love", "Sadie", "Stupid Kid", "Radio" - alles geil.
Ansonsten alles ganz amtlich, aber kein Highlight. Ist halt auch mal wieder ne Band, die in kleinerem Rahmen mehr Spaß macht...
Danach: Zeit überbrücken, bis die Descendents spielen. Also rüber zur dritten Bühne, auf der soeben PAINT IT BLACK stehen und, wie auf dieser Bühne so üblich, ne große Stagediver-Party feiern. Die Band kannte ich bisher nur vom Namen, live zündet das aber gewaltig. Volle Granate Punk/Hardcore, schön rotzig. Viele mitsingwillige Fans vor der Bühne, kein Wunder dass der Sänger das Mikrofon immer mal wieder in die Menge reicht...
Außerdem stimmt die Message. So wird sich gegen christliche Bands ausgesprochen und auch das etwas sehr maskulin geprägte Groezrock-Lineup kommt, wie zuvor schon bei INVSN, zur Sprache. Bei der Gelegenheit: Im Programmheft finden sich auch Referenzen auf ausgeprägten Sexismus bei den Groezrock-Verantwortlichen. Nur mal so am Rande...
Nu aber! DESCENDENTS! Hab ich bisher ja immer verpasst, wenn sie auf Tour waren. Und wenn sie schon nicht beim Ruhrpott Rodeo spielen, muss ich halt zum Groezrock fahren, um sie zu sehen. Nee, mal so ganz unter uns: Ich bin mir der Relevanz der Band natürlich bewusst, aber so wirklich viel befasst habe ich mich mit ihnen nie. Was daran liegen mag, dass ich, wie schon öfter erwähnt, mich selten mit Bands befasse die älter sind als ich selbst.
Trotzdem ist der Kult-Faktor natürlich berechtigt. Und der Auftritt macht verdammt Spaß! Bin selbst überrascht, wie viele Lieder ich kenne und sogar mitsingen kann, angefangen vom Opener "Everything sux" und weiter mit "Hope", "Clean Sheets", "I'm the one", "I don't want to grow up" und und und. Mein absoluter Ohrwurm des Tages: "Nothing with you"!
Gut gelaunte Band, es wird gegrinst und gescherzt. Super. Nix zu spüren davon, dass hier doch eigentlich alte Männer auf der Bühne stehen. Ich bleibe durchgehend bei bester Laune und verschwende keinen Gedanken daran, dass doch parallel auf der kleinen Bühne "Larry and his Flask" spielen...
Milo lässt es sich auch nicht nehmen und stürmt nach vorne, um auch dem Publikum mal das Mikrofon zu überlassen. Klappt. Bei der Gelegenheit sei euch direkt mal die Videoleinwand seitlich der Bühne präsentiert. Am unteren Rande laufen ständig Twitter-Nachrichten durchs Bild, die außer dem Wort "Groezrock" aber selten so wirklich ne Aussage haben. Aber Hauptsache Web 2.0!
Anschließend weiter zur zweitgrößten Bühne. Das ist die, die ich bisher sträflich ignoriert habe, weil mir das dort dargebotene Programm eher bedingt zusagte - so Sachen wie Terror und Madball. Und dann plötzlich, quasi als Kontrastpunkt, TAKING BACK SUNDAY. Die will ich ja dann doch gerne sehen. Dank Überschneidung kriege ich aber nur die zweite Hälfte noch mit.
Tolle Band. Ne Augenweide ist auch Sänger Adam Lazzara und sein Aerobic-Programm. Sein Signature-Move: Das Mikrofon um sich wirbeln, so dass sich das Kabel um seinen Hals zu zieht. Ich erwarte eigentlich jeden Moment, dass er mit blauer Gesichtsfärbung röchelnd zu Boden geht, aber Pustekuchen. Ich kriege noch ein paar Hits mit ("What's It Feel Like To Be A Ghost", "Cute without the E"), bevor Adam auch noch die seitliche Traverse erklettert und dort oben hängend den Auftritt beendet. Beeindruckende Band!
Auf der Hauptbühne jetzt BRAND NEW. Damit sowas wie der Co-Headliner des heutigen Tages, dabei kannte ich die bisher gar nicht. Aber da mir von verschiedenen Seiten immer wieder zugeflüstert wird, was für ne wahnsinnig gute Liveband das ist, gebe ich ihnen mal ne Chance.
Tja, was soll ich sagen...Die Lichtershow beeindruckt mich nur bedingt, die Lieder noch weniger. Aber ich kenne da ja auch nix von. Klingt wie x-beliebiger Alternative Rock. Ein paar Lieder halte ich aus, dann beschließe ich, doch lieber zum Zelt zu gehen, um Hunger und Durst zu stillen für den letzten Act des Tages...
...nämlich NOFX! Ich habe ernsthafte Zweifel an meinen Festivalbegleitungen, zeigen die doch alle keine große Motivation, sich NoFX anzuschauen. Auch wenn ich versuche, so objektiv wie möglich an die Sache heran zu gehen, bleiben NoFX nunmal die beste Punkband weltweit. Isso. Ich mein', wer kommt schon auf die Bühne und bindet sich erst mal die Schuhe zu?
Auch sonst, man kennt das ja, viel Schwachsinn und viel Gerede. Klar, ist nicht jedermanns Sache, ich find's immer wieder irre witzig. Heute zeigt Fat Mike uns seinen neuen Verband, außerdem hält er fest, das hier sei ihre erste Belgien-Show - an die sie sich erinnern können. Geil. Erster Lacher. Aber vor Allem El Hefe und Eric Melvin geben immer wieder die besten Bonmots zum Besten, nämlich wenn sie Sprüche rauslassen, ohne vorher groß darüber nachgedacht zu haben.
Wie der Typ von New Found Glory, den Mike zu sehen geglaubt hat. Wozu Melvin nur einfällt, dass der doch ganz gut zu Belgien passt. Brüller! Aber, achja, wir sind ja wegen der Musik hier. Für heute wurde angekündigt, das komplette Album "Punk in Drublic" zu spielen. Was sie auch tun, aber (tätä) nicht in der Original-Reihenfolge, sondern durcheinander, damit es niemand merkt, falls sie ein Lied skippen. Die Füchse.
Hm, ich vermisse kein Lied, aber mir persönlich sind auf "Punk in Drublic" eh zu viele Lückenfüller, was sich auch live bemerkbar macht. Fat Mike selbst gibt zu Protokoll, dass er "So long and thanks for all the shoes" viel besser findet - also wird einfach mal zwischendurch "It's my job to keep punkrock elite" eingestreut. Yeah! War übrigens das erste Album, das ich je von NoFX besessen habe.
Weitere Besonderheiten? Milo von den Descendents stürmt auch nochmal auf die Bühne, wird von Mike dafür gelobt, noch eine Stimme zu haben, und singt "Quart in Session". Später versucht er auch noch, den Einsatz bei "Champs Elysées" zu finden - scheitert aber. Aber ich glaube, er scheint auch Fan vom "so long..."-Album zu sein.
Die Gastauftritte von Karl Alvarez und Stephen Egerton (beide selbstverständlich angekündigt als "Bill Stevenson") beschränken sich hingegen eher darauf, kurz auf der Bühne zu stehen. Reicht ja auch. An den Frauenpart von "Lori Meyers" traut sich Karl wohl nicht ran - Eric Melvins zartes Organ muss aushelfen.
Super Auftritt, wie immer eigentlich, zumindest war ich noch nie bei nem NoFX-Konzert, auf dem ich nicht bestens unterhalten wurde. Der Zugabeapplaus dann eher verhalten, was Fat Mike auf ihren Alkoholpegel schiebt. An Nicht-Drublic-Material noch "kill all the white man" und keine Ahnung was noch, zum Abschluss dann "The Shortest Pier" von Tony Sly.
Noch ein Moshpit-Foto. Als Outro und beim Abbau läuft "The Hustler Store", scheint ein Hit zu sein, muss ich mir merken! Reinhören hier!
Soviel zum ersten Tag vom Groezrock 2014! Meine Höhepunkte heute: In der Reihenfolge Red City Radio, INVSN, NoFX. Außerdem finde ich besoffene Leute super. Weiter mit Tag 2 geht's hier.