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Andrew Jackson Jihad, Caves, 09.10.2014 in Münster, Lorenz Süd - Bericht von Fö

Andrew Jackson Jihad, 09.10.2014 in Münster

Am Eingang vom Lorenz steht heute "Jihad & Caves"! Als große Jihad-Anhänger dürfen wir da nicht fehlen. Zuvor mussten wir uns noch am Dortmunder Bahnhof durch Unmengen an Polizisten quetschen, die gerade für den Ernstfall ihr Racial-Profiling-Konzept trainiert haben und hinter jedem fremdländisch aussehenden Typen den personifizierten Jihad zu vermuten schienen. Da konnten wir dann nur müde drüber lächeln und fuhren nach Münster. Die Band mit dem komisch anmutenden Namen hatte ich irgendwie nie wirklich auf dem Schirm - Namen mal gehört, klar, aber mehr auch nicht. Aber nun kam dieses Jahr das neue Album "Christmas Island", das in renommierten Musikfachpublikationen wie bierschinken.net reißende Bewertungen bekam und so auch irgendwie in meinem Fokus landete. Und, ja, die Platte ist der Wahnsinn, im positiven Sinne. Zeit, mich noch mit dem kompletten Backkatalog einzudecken, hatte ich nicht mehr, aber zumindest das Liveerlebnis muss man sich doch mal gönnen! Also hin da. Unter kunstfertigen Namen wie Andi H., Theresa M. und Felix W. mogeln wir uns in die VIP-Lounge und harren der Dinge, die da kommen mögen.
Da kommt zunächst mal der Toursupport: CAVES aus Bristol, UK. Ein Trio mit Mann-Frau-Wechselgesang. Ist nicht deren erste Tour hierzulande, der Name ist mir auch relativ geläufig, reingehört hab ich bisher nicht. Live ist das aber echt ganz geil!
Und wie beschreibt man das nun? Ist Poppunk, aber schön schnell gespielt. Insbesondere die Gitarrenarbeit ist immer wieder beeindruckend. Das sind Instrumentalexzesse, da träumste von. Gesang gefällt auch, gute Melodien dazu, alles sehr stimmig.
Hat was von RVIVR, auch wenn's eigentlich unfair ist, melodische Punkbands mit Mann-Frau-Gesang mit RVIVR zu vergleichen, als ob's da nicht noch andere Vergleiche gäbe. Naja, mir fallen keine ein. Caves gehen aber noch ne Spur rasanter und irgendwie auch dreckiger zu Werke.
Pünktlich heute hat die Band übrigens die LP-Versionen ihres neuen Albums "Leaving" erhalten, weswegen sie den Tag zum Freudentag erklären. Und sie gehen auf Kundenfang mit den verlockenden Worten, dass wir die weltweit ersten seien, die die Möglichkeit hätten, das neue Album auf Vinyl zu erstehen. Hui.
Gute Band, kann man mal im Auge behalten. Zumindest live. Es gibt auch diverse Aufnahmen auf Bandcamp, aber die konnten mich nicht so überzeugen. Deswegen widerstehe ich auch der Versuchung, mir das Album zuzulegen. Sorry!
So, nu bin ich aber gespannt auf ANDREW JACKSON JIHAD! Theresa M. und Andi H. haben die schonmal live sehen dürfen, damals als Duo - heute, wie man sieht, mit Band! Das gibt schonmal nen Pluspunkt. Sie erzählen dann auch direkt, dass das heute der allererste Deutschland-Auftritt mit Band sei. Wahnsinn! Was wir hier alles für Premieren erleben!
Begonnen wird mit "Temple Grandin", Opener der aktuellen Platte. Und ziemlicher Hit. Sowieso, alles Hits, aber ich kenne nunmal nur das neue Zeug. Das Set insgesamt scheint ganz gut gemischt zu sein, zumindest kenne ich den Großteil nicht. Macht aber nichts, die Band kann man tatsächlich genießen ohne die Lieder zu kennen.
Das liegt an mehreren Sachen. Zum Einen ist die Band einfach top eingespielt und gleichzeitig irre ver-spielt, so dass selbst so obskure Instrumente wie Cello und Keyboard stimmig ihren Platz im Gesamtbild einnehmen, ohne zu stören. Und dabei sorgen sie immer mal für schöne kleine zuckrige Melodien.
Außerdem macht es Spaß, einfach nur den Texten zu zu hören. Gerade bei englischsprachigen Bands schaffe ich es ja eher selten, eine allzu tiefe Bindung zu den Texten aufzubauen, dazu ist mir die Sprache doch irgendwie zu fremd. Aber er hier, Sänger Sean Bonnette, hat eine herrlich feine Sprache, die sich mit witzigen, oft makabren Bildern wunderbar in den Hirnwindungen einpflanzt.
Echt mal. Kann ich jedem nur empfehlen! Einfach mal in die Texte eintauchen und verzaubern lassen. Live gibt's dann auch etwas Action, als Sean seine Gitarre mal wegstellt und einfach mal den Platz vor der Bühne ausgiebigst nutzt. Schlägt sogar Purzelbäume, während er gleichzeitig weiter singt! Unglaublich gut! Und es gibt High-Fives für die erste Reihe. Andi H. freut sich sehr, hat er doch zuvor noch betont, dass High Fives GENAU sein Ding seien.
Und die Musik? Tja, zugegeben, Punk is das nur in Ansätzen. Viel Akustikgitarre, viel Musik der Sparte "doch eher irgendwie ruhig". So Folk-Akustik-Indie-irgendwas. Aber wer kann, der kann! Das klingt sogar so gut, dass ich mittlerweile gar nicht mal abgeneigt wäre, AJJ lediglich als Duo zu sehen.
Nunja, zumindest ein halbes Duo kriegen wir geboten. Ha! Ein paar Songs werden solo dargeboten, bevor die Band wieder einsteigt zum fulminanten Finale. Was muss ich noch sagen? Naja, ich schau mir ja öfter mal so Akustik-Folk-irgendwas-Gedöns an, öfter zumindest als mir lieb ist, aber Andrew Jackson Jihad sind tatsächlich das beste, das mir seit Langem passiert ist. Ohne Scheiß!
Was auch noch positiv anzumerken ist: wie ungeheuer sympathisch die Band rüberkommt. Ein Typ im Publikum bekommt ein Lob für sein Tragedy-Shirt, woraufhin der Sänger erstmal erzählt, wie sie mal irgendwann im selben Laden wie Tragedy gespielt haben und sich danach gemeinsam betranken. Wie harmonisch!
Hätte auch gut und gerne noch ewig so weitergehen können, das Konzert. Falls ihr mal die Chance habt (ein paar Termine hat die Tour noch), gebt euch das! Auch schön, gerade entdeckt: Hier gibt's n Livealbum Kann man machen.
Ne Zugabe gibt's natürlich auch noch. Leider nur eine, aber eigentlich sind Zugaben ja eh kein Punkrock, weswegen es durchaus legitim ist, als Zugabe ausgerechnet nen Coversong rauszukramen: "Hybrid Moments" von den Misfits! Sachen gibt's.
So. Bisschen rumhängen noch, dann machen wir uns aber auch auf den Heimweg. Großartiges Konzert!

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