EA80, 22.11.2014 in Mönchengladbach, Altes Kolpinghaus - Bericht von tenpints
EA80, 22.11.2014 in Mönchengladbach
Immerhin zwei Freunde freuen sich mit mir, und so landen wir nach eineinhalb Stunden Schreckensfahrt im gnadenlos überfüllten RE11 plötzlich auf dem Gladbacher Weihnachtsmarkt. M. möchte sich spontan am Eisbären festhalten bzw. betrunken die Kinder auf der Eisfläche erschrecken, macht er dann aber gar nicht!
Mein erster Gladbach-Besuch. Eigentlich ganz nett hier. Nach dem Weihnachtsmarkt geht's in eine hübsche Gasse voller Gastronomie, in der aber so gut wie absolut gar nichts los ist. Na ja, ist ja auch erst 20 Uhr. Auch in der Gasse: der Dicke Turm. Guter Name für einen dicken Turm!
Hier exemplarisch eines der zahlreichen Etablissements, in denen nicht nur nichts los ist, sondern die sogar geschlossen haben. Wirkt so ein bisschen wie der gescheiterte Versuch, eine Vergnügungsmeile zu etablieren.
Wir sind eh nicht zum Vergnügen hier, sondern für EA80. Die spielen im Alten Kolpinghaus, einem Veranstaltungsort mit dem Charme eines Graubrots. Dafür aber schön groß und gut gelüftet.
Die Band strotzt erst vor Vor- und dann vor Spielfreude. Erstes Lied: "Fort von krank" vom aktuellen Album "Definitiv: Nein". Das Lied
Ich bin schwer begeistert vom Banner, aber auch von Klang und Platz vor der Bühne, denn es sind zwar sehr viele Menschen da, aber wie "ausverkauft" fühlt sich das nicht an. Obwohl es ausverkauft ist. Geil.
Wir senken den Altersschnitt des Publikums ein wenig. Man hat ein bisschen das Gefühl, in einem Raum voller Leute zu sein, die das letzte Mal vor zwanzig Jahren auf einem Punk-Konzert waren. Außerdem befindet sich ein großer roter Apfel im Raum, wie man sieht.
Ein paar szenigere Menschen sieht man auch, aber so im Großen und Ganzen ist das Publikum wie die Band: kein bisschen hip, dafür sympathisch und toll! Und genau für diese Leute spielt die Band erstmal "Gladbach soll brennen".
Nach ein paar Liedern stellt Junge seine Gitarre weg und rastet drei-vier Lieder lang vollkommen aus; geht z.B. wie einem Horrorfilm entsprungen ins Publikum und holt sich eine blutende Wunde. Ist ihm aber scheißegal. Ich liebe den Typen. Er ist ja auch einer der wenigen Punk-"Prominenten", die man immer mal wieder auf kleinen DIY-Shows sieht.
Es ist wie bei jedem anderen EA80-Konzert: Ich hab irgendwann für mich beschlossen, dass es genug ist, wenn ich die letzten fünf Alben (oder so) kenne, die anderen hab ich kaum auf dem Schirm, deshalb kenne ich viele Lieder einfach nicht. Heute ist das aber egal, denn die Performance und der Sound sind so gut, dass alles direkt wirkt als wär ich von Anfang an dabei gewesen.
Ja, ein paar Lieblingslieder fehlen dann natürlich, aber das ist ja kein Wunder. Ich arbeite mich jetzt einfach in die anderen Alben rein, damit ich beim 40-Jahre-Jubiläumskonzert (oder so) alle kenne. Gegen Ende holt Junge eine Baustellenlampe hervor und sorgt für eine Lichtshow. Vorher ist das Licht ja nicht so atmosphärisch gewesen, aber auch das passt zu EA80: keine Show, kein besonderes Konzept, einfach Punk.
Pogo im Baustellenlicht auf einem Boden, der die ganze Zeit wackelt. Kurz habe ich die Fantasie, dass wir alle gleich in den Keller einkrachen. Das wär doch mal ein cooles Ende, im Boden versunken auf nem EA80-Konzert!
Das Konzert dauert tatsächlich fast genau zwei Stunden, und jede Sekunde davon wird von allen Anwesenden, inklusive der Band, mit großer, geradezu kindlicher Begeisterung aufgenommen und abgefeiert. Und das im 36. Jahr des Bandbestehens. Es ist so schön, dass ich heulen möchte, pardon, dass ich literweise Bier in mich hinein schütten möchte. Klappt.