Atomtest Weihnachtsfest: Terrorgruppe, The Toten Crackhuren im Kofferraum, Radio Havanna, 20.12.2014 in Berlin, C-Club - Bericht von Philriss
Atomtest Weihnachtsfest, 20.12.2014 in Berlin
Hier das Beweisfoto: wir mussten sie wirklich sehen. Fö feiert Radio Havanna ja aus unerfindlichen Gründen mega ab. Für mich heute die erste Begegnung und schon in der Mitte des ersten Songs weiß ich, dass wir keine Freunde werden.
Aus diesem Grund wird beschlossen, interessantere Sachen zu fotografieren. Zum Beispiel dieses goldene Armbändchen, dass es für "VIP-Gäste" gab. Sah wirklich sehr chic aus.
Oder die Plastikbecher Bier. Wieder einmal gnadenlos überteuert. Dagegen hätte mal ein Song gemacht werden sollen! Wurde aber leider nicht.
Und natürlich die Klofrau. "Die hat definitiv mehr fame als Radio Havanna" hör ich aus dem Publikum. Könnte man so unterschreiben.
Irgendwann keimt kurze Freude auf, dass dies der wirklich letzte Song sein könnte. Wer sonst bedankt sich denn in der Mitte des Sets bei den anderen Bands für eine tolle Tour? Nunja. Die Antwort lautet dann wohl Radio Havanna. Danach kamen doch noch viel zu viele "system- und gesellschaftskritische" Lieder.
Nachdem Radio Havanna dann ebenfalls festgestellt haben, dass sie heute ganz schön kaputt sind (aber die Welt ja immer noch ein Ticken kaputter sei), ist der Auftritt vorbei. Leute stoßen an (wie hier auf dem Bild zu sehen) und sind sichtlich erleichtert, sich nun den Freuden des Abends zu widmen.
Diese Freuden werden dementsprechend euphorisch von den Toten Crackhuren im Kofferraum eingeleitet. Ein herrliches Kontrastprogramm! Vorher noch erhobener Zeigefinger, nun wildwedelnde Puscheln. Herrlich!
Die Crackies (wie Fö immer wieder betont) haben ihre neuen süßen Boys dabei, die anscheinend vor dem Auftritt noch ganz schön nervös waren, da die alten Boys im Publikum stehen. Heute wird es also ein kritisches Expertenurteil über ihre Performance geben.
Da es kurz vor Weihnachten ist, lässt der Weihnachtsmann nochmal auf der Bühne die Sau raus. Geschenke hat er leider nicht dabei, allerdings kann man sich für 1 Euro mit ihm fotografieren lassen. Und für 2 Euro bietet er Beischlaf an. Vermutlich ein Weihnachtssonderangebot.
Da Weihnachten ja bekanntlich der Geburtstag von Jesus ist, wird ihm natürlich auch gehuldigt. Dafür hat sich Kristeenager extra ein großes Kreuz mitgebracht, nur um auch etwas Besinnlichkeit in diese Veranstaltung zu bringen. Schön.
Darauf folgt "Ronnie". Hier sind sicherlich ein paar Ronnies im Raum, immerhin wird der Song frenetisch abgefeiert.
Kurz vorm Ende kommt der Weihnachtsmann noch mal zurück, nur diesmal als Dragqueen. "Schuhe mit Absätzen in Größe 48", erzählt er hinterher, "seien gar nicht so einfach zu finden."
Die Show: super! Immer wieder schön, diese penibel einstudierten Choreographien zu bewundern. Trotzdem bleibt noch genug Raum für Anarchie auf der Bühne. Und die Outfits sind natürlich auch immer eine Augenweide. Schön, zum Ende des Jahres nochmal die Crackhuren gesehen zu haben!
Nach kurzer Umbaupause werden die Zuschauer in "Tempelhof-Nord" von der Terrorgruppe willkommen geheißen. Johnny Bottrop salutiert, Archie Alert pöbelt. Läuft bei euch.
Zwei oder drei Songs später ist der Pogomob vor der Bühne schon ordentlich ins Schwitzen gekommen, aber die Menge will natürlich mehr. Also geht es mit Vollgas weiter.
Bereits bei den Reunion-Shows im Juni fielen ja insbesondere die neuen im Hintergrund auf: Schlagzeuger und Keyboarder sind für die Gigs extra rekrutiert worden und geben den Songs ein wenig mehr Fülle (wenn das nötig ist). Deshalb spielt der Keyboarder nicht nur Keyboard, sondern auch Rassel und Saxofon.
Auf der weißen Wand im Hintergrund werden immer wieder Videos projiziert. Dadurch ergeben sich vor allem schöne Schatten der Terrorgruppe auf der Wand im Hintergrund.
Zur Show: eine breite Songauswahl, allerdings gefiel die Hitdichte beim ersten Reunion-Gig im Juni im SO36 doch besser. Heute gibt es auch ein paar Songs, die ich nicht von vorne bis hinten mitgröhlen kann. Vermutlich waren die von der neuen EP oder so.
Immerhin kommen "Schöner Strand", "Die Gesellschaft ist schuld", "Kinderwahnsinn", "Angela" und das "Tresenlied".
Kurz vorm Ende gibt es noch einen obligatorischen Konfettikanonenabschuss. Ist ja sehr weihnachtlich.
Und zum finalen Höhepunkt mit "Wir müssen raus" dürfen noch die Sängerinnen und Sänger der Vorbands ihre Unterstützung anbieten. Fichte schreit am lautesten ins Mikro, springt auf der Bühne rum und feuert das Publikum an. Läuft nicht ganz so wie erwartet. Besonders Lulus Blick ist wunderbar, wenn sie wieder mal vom Mikro weggestoßen wird, damit er sich dieses besser greifen kann und zum Singen positioniert ist. Fremdschämen nennt man das, glaub ich.
Im Anschluss an das Konzert verteilen Radio Havanna noch Flyer und irgendwelchen Gratiskram. Allzuviele Leute wollen die Sachen aber gar nicht haben. Dabei stehen sie mitten im Ausgang und lassen einem fast keine Wahl, die Sachen auch anzunehmen. Da muss man resolut sein.
Insgesamt war der Abend ganz gut. Die Terrorgruppe liefert immer eine gute Show, obwohl auch diesmal "Der Rhein ist tot" gefehlt hat. Immerhin kam "Opa" und "Nazis im Haus". Die Crackhuren sind ebenfalls ein Garant für gute Unterhaltung. Schade, dass das Festival schon so früh begonnen hat und wir deshalb Lulu & die Einhornfarm verpasst haben. Schade auch, dass wir dafür mitten im Set von Radio Havanna kamen. Und schade, dass die Bierpreise im C-Club sich nicht am Sternipreis vom Büdchen orientieren.