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Knochenfabrik, Incoming Leergut, 17.01.2015 in Düsseldorf, AK47 - Bericht von Fö

Knochenfabrik, 17.01.2015 in Düsseldorf

Der Absagevirus grassiert! Nachdem im AK47 für diesen Tag ursprünglich ein Abend mit Blutjungs und Schlepphoden geplant war, erlagen am Vortag zunächst Blutjungs dem gefährlichen Leiden. Als Ersatz dafür mal eben Knochenfabrik aus dem Ärmel zu zaubern, muss man als Veranstalter aber auch erstmal hinkriegen. Soweit also cool. Bis kurz darauf auch noch Schlepphoden dem Virus erliegen, für die Incoming Leergut einspringen. Ich weiß gar nicht ob ich das schonmal erlebt habe, dass so kurzfristig ein komplett anderes Konzert aus dem Boden gestampft wurde als ursprünglich geplant. Entsprechend auch die Spannung im Vorfeld: Kommt da überhaupt irgendwer oder wird es gar ausverkauft? Alles ist möglich!
War ich gegen Mittag noch guter Dinge, mit einer personenstarken Klassenfahrts-Einsatztruppe zum spontanen Konzerthighlight zu gondeln, nüchterten die Erwartungen schrittweise aus, so dass wir uns schließlich mit lediglich 3 Mann auf den beschaulichen Weg machen. Partyclique on Tour. Alle top drauf! Während N. noch in den Seilen hängt von ungefähr 3 Stunden Schlaf, hängt tenpints in den Seilen vom gestrigen unironischen Konzertbesuch. Die Aussicht, dass Konzerte mit Claus Lüer oftmals eher urinisch statt ironisch enden, weckt aber die Lebensgeister. Ebenso wie Bier und Weinbrand.
Ein sensationell gutes Konzertplakat! Hat sich nach Konzertende eigentlich noch jemand die Mühe gemacht, das "heute" durchzustreichen und durch ein "gestern" zu ersetzen? Gar nicht mehr drauf geachtet. Schade.
Geht los mit INCOMING LEERGUT! Die standen, wie übrigens auch Schlepphoden, eh auf meiner imaginären Liste an Bands, die ich mal live gesehen haben wollte, es bis dato aber nie schaffte. Von daher schonmal kein schlechter Ersatz!
Wobei ich Teile der Band durchaus schon live erlebt habe. Dave als Aushilfe bei Supernichts beispielsweise, oder Marlon mit Snitch a Snatch. Und mit Drummer Vinz wurden vor Ewigkeiten mal ein paar Gerstensaftdosen auf dem Force Attack geleert. Jenem Festival übrigens, auf dem wir uns auch schon mal den Zeltplatz mit Schlepphoden teilten, nur um mal den dramaturgischen Rahmen zu schließen.
Konzert: Okay. Ich bin eigentlich ganz angetan von der für Deutschpunk viel zu abwechslungsreichen Musik und der Spielfreude der Jungs, aber so wirklich zünden will das nicht. Laut N. liegt das am kopflosen Bass, dessen alleiniger Anblick dafür sorgt, dass man jegliches Treiben auf der Bühne ignoriert.
Dazu kommen die witzig gemeinten Ansagen, manchmal kommt trockener Humor anscheinend doch nicht so gut an. Schade, mit diesem Martin-Sonneborn-Verschnitt als Sänger kann da doch eigentlich gar nichts schief laufen. Aber ungefähr ab der Mitte des Sets kommen auch ein paar Leute, die bei den Ansagen mehr tun als nur höflich schmunzeln.
Gespielt wird auch der schönste Songtitel der Band ("Die schönsten Schaufelradbaggerstrecken Deutschlands") sowie der schönste Song der Band ("Saufblockade"). Letzterer mit kleinem Publikums-Chor. Andere Lieder der Band sind mir leider nicht wirklich geläufig. Aber ich sag mal, wer Supernichts und Nonstop Stereo abfeiert, macht hier nichts verkehrt. Affinität zu 90er Ami-Skatepunk ist auch nicht abzuweisen.
Ein Lied handelt von Kneipenschlägereien. Das ist schön. Incoming Leergut haben eben den Blick für die Romantik des Alltags. Ansonsten, tja, beispielsweise Lieder über Discotorten - ich verstand zunächst "Discotauben" und freute mich, dass gehörlose Minderheiten thematisiert werden. Mein Gehör ist anscheinend auch nicht mehr das beste. Sonst cool. Bisschen Midtempo, bisschen Volle-Kanne-Tempo, diesdas, und so bin ich zum Ende des Auftrittes hin dann doch recht begeistert.
Dann KNOCHENFABRIK! Die feiern in einigen Wochen ihr 20jähriges Jubiläum, was für eine Band, die sich bereits nach 4 Jahren Bestehen auflöste, eigentlich ganz amtlich ist. Nach 20 Jahren kann man auch mal ruhigen Gewissens ein Konzert spielen, ohne dafür extra geprobt zu haben.
Und so leitet Claus jedes Lied ein mit einem "Wie ging das nochmal?", zeigte aber auch genug Bodenhaftung, auch das Publikum in die Programmgestaltung einzubinden. So dürfen wir beispielsweise entscheiden, ob das nächste Lied mit gestimmter oder ungestimmter Gitarre gespielt wird.
Was nicht heißen soll, dass er zwei Gitarren dabei hat. Oder gar Ersatz-Saiten. So werden wir über den Gitarristen-Kniff aufgeklärt, die Saiten einfach im Song nicht übermäßig zu strapazieren, damit da auch ja nichts reißt. Man merkt, ein Konzert der experimentellen Sorte.
Was nicht heißen soll, dass das Konzert in irgendeiner Form unprofessionell rüberkam! Sogar Publikumswünsche wurden gewährt, und seien sie noch so ungewöhnlich! Kann mich zumindest nicht entsinnen, in diesem Jahrtausend schonmal das Bash!-Cover "Lebenskreis" gehört zu haben. Inklusive näselndem Achim und einem sehr ambitionierten Hasan. Das Experiment "Lebenskreis" wurde aber irgendwann im zweiten Feldversuch abgebrochen.
Auch ein Publikumswunsch: "Die Tochter vom Nachbarn". Da sind sie ja flexibel. Weniger flexibel dann aber, als es später tatsächlich auf der Setlist erscheint, da muss man durch. Aber da das Lied bereits zweimal auf Tonträgern der Band erschien, kann man es ja auch zweimal aufführen. Ist alles durchaus gerechtfertigt.
Schließlich handelt es sich hier auch um die Probe für den Köln-Auftritt in einigen Wochen. Da kann man auch mal Lieder mehrmals spielen, Refrains dreifach auf Wirkung testen und basisdemokratisch über Akkorde abstimmen. Das ist jetzt zwar so von musikalischer Seite vielleicht nicht das beste Knochenfabrik-Konzert, auf dem ich je war - aber unterhaltungstechnisch ganz weit vorne.
Ein Handy wurde gefunden. Claus traut sich nicht, es selber einzustecken, weil es so hässlich ist. Der Betrunkene, dem es gehört, schläft später auf der Bühne ein.
Kurz ein Nickerchen auf der Bühne - na klaaar! Hat sich auch Hasan gedacht und legt sich erstmal gemütlich auf die Box. Und das nicht mal, weil er zu betrunken ist, sondern, so sah es zumindest aus meinem Blickwinkel aus, einfach nur weil er's halt kann. Achim hat später merklich Probleme, zwischen dem angerichteten Chaos seine Bühnenbiere zu finden.
N. meint später, heute das beste Konzert einer Claus-Band aller Zeiten gesehen zu haben. Lachend klopfe ich ihm auf die Schulter, merke dann aber, dass er das tatsächlich ernst meinte! Sein persönlicher Grund war die 20-Minuten-Version von Toni Schumacher, die diesmal tatsächlich nicht von der Band, sondern vom Publikum dermaßen in die Länge gezogen wurde. Das AK47 hat halt einfach Stadionrock-Publikum. Kann man nicht anders sagen!
Tenpints meint später, das Konzert sei so schön gewesen, er müsse sich unbedingt bei den Bandmitgliedern dafür persönlich bedanken. Was er dann auch artig tut. Ker, ist das alles harmonisch hier! Also, bis auf die Anmerkung von tenpints auf dem Rückweg, er müsse jetzt zurücklaufen und alle verprügeln. Hat er dann aber nicht gemacht.
Ich fand das Konzert übrigens auch schön! Hatte ja eigentlich nach den letzten Knochenfabrik-Konzerten die Erwartungshaltung, heute das perfektionistische 90-Minuten-Geil-Abliefern-Set zu kriegen, stattdessen gab's eben noch ein wenig Proberaum-Atmosphäre und ein sehr dankbares Publikum. Auch sonst alles geil. Angenehm gefüllter Laden, nicht zu leer und nicht zu voll, wuuunderbar! Konzert des Monats in Bezug auf Musik, Saufen und Drumherum!
Toni ist der Beste und er wird es immer sein.
Kam der Ball auch feste, Toni ließ ihn niemals rein.
Kein Schuss ist unhaltbar, ob Regen oder Sonnenschein.
und wenn's auch glatt und kalt war, Toni ließ ihn niemals rein


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tenpints
(tenpints)
18.01.2015 19:28
Chantré ist echt schlimm. Nie wieder. Warum wollte ich denn alle verprügeln?

(Fö)
18.01.2015 20:35
soweit ich deine Gedankengänge rekonstruieren konnte, hast du es als homophoben Angriff empfunden, mit Jon Lajoie verglichen zu werden. Auf unseren Einwand, du würdest doch nie jemanden verprügeln, meintest du, in deinem Alter sei das angebracht.
tenpints
(tenpints)
19.01.2015 10:17
Ah, ich erinnere mich. Leider kenne ich Jon Lajoie gar nicht.

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