Fiducia Fest Tag 1: Derbe Lebowski, Dawn Ray'd, Sleep Kit, Mont-Doré, Femme Krawall, No Surprising News, 26.03.2016 in Mülheim/Ruhr, AZ Mülheim - Bericht von der Redaktion
Fiducia Fest Tag 1, 26.03.2016 in Mülheim/Ruhr
Nüscht los heute. Also schließe ich der Rentnergruppe an. Auch wenn mich von den Bands nicht wirklich was interessiert, man kann sich ja überraschen lassen. Gefühlt der erste etwas wärmere Tag des Jahres. Ende März! Zudem der einzige am gesamten Osterwochenende. Da bietet es sich an, einen schönen dunklen Ort aufzusuchen und lauschiger Musik zu huldigen. Jede Menge Krach beim Fiducia Fest im Az Mülheim.
7 (oder mehr) Euro für 7 Bands an Tag eins. Value for money oder so. Nur sind die Anwesenden weder zahlreich, noch besonders aktiv...obwohl schon die erste Band gespielt hat.
Was zunächst auffällt: Anders als andere Festivals, die man im AZ Mülheim so kennt, liegt noch nicht alles voller schlafender Suffpunks. Lediglich am Merchstand lässt man mal Fünfe gerade sein.
Hätte ich eigentlich gerne gesehen, aber wusste nicht dass die schon dran sind. Dafür beobachten wir halt die Schlange an der Essensausgabe und Garçon N., der ziemlich lässig da sitzt und niemanden bedient. Ein tolles Bild! Anscheinend keine Bilder gibt's von DERBE LEBOWSKI. Das ist schade, denn die waren geil! Sänger die ganze Show über im Publikum, Vollgasveranstaltung, sehr schöner Power Violence. Überragende Spielzeit von 15 (!) Minuten. Top Band!
Hatte vorher zwecks Überraschungseffekt in keine Band reingehört (sowas nennt man glaube ich professionelle Vorbereitung). Positiv überrascht auf jeden Fall von DAWN RAY'D aus Liverpool.
Fiese Gekeife wechselt sich mit fetten Growls ab. Die tieferen "Gesangs"-Passagen hätte ich gerne während des 30-Minuten-Sets häufiger gehört.
Echt mal was anderes. Die musikalische Vielfalt beim Fiducia-Fest scheint größer zu sein als erwartet, auch innerhalb der Bands. Als Bonbon gibts bei einigen Songs Unterstützung in Form einer Geige. Gar nicht mal so schlecht, so Black Metal mit Streichinstrument.
Nett fand ich das kleine Statement am Schluss über die Rezeption von politisch motivierten Ausschreitungen. War die Ankündigung "Political Black Metal" wohl gar nicht so verkehrt.
Dritte Band: Waren das SLEEP KIT? Haben direkt den ersten Song fett verkackt, die danach folgenden 5 Minuten (aka 1,5 Lieder) lassen mich fast einpennen. Emo/Indie ist ja sowas von gar nicht meine Baustelle. Ab zum Tresen!
Fand ich, ebenso wie sämtliche anderen Bands des Abends, eher so semi. Irgendwie komm ich heute nicht in Konzertlaune. Vielleicht bin ich auch einfach nur genervt, weil ich alle 10 Minuten angesprochen werde "was machst du denn hier, das ist doch gar nicht deine Musik!" - die Aussage scheint Tradition zu haben, bekam ich bisher auch auf jedem Fiducia-Konzert an den Kopf geworfen, das ich besuchte.
Ich hab SLEEP KIT zuletzt Ende Dezember 2014 in Duisburg gesehen. Hauptstadt-umzugsbedingten Besetzungswechseln zum Trotz behalten die Drei diese taumelnde Lethargie, die mich was die zweistimmigen Gesangsmelodien angeht, zeitweise etwas an triefige Tigers Jaw Sachen erinnert, sich musikalisch dann aber doch deutlich abhebt. Mich kriegen SLEEP KIT heute deutlich mehr als bei letzten Mal.
Nee, mir gibt das nix. Um mich zumindest innerlich zu unterhalten, versuche ich, den englischen Texten zu folgen, verstehe aber nur deutsche Sätze. Akustisch kamen bei mir so Strophen wie "Dieses Gefühl von Diarrhö // unser Leben mit Diarrhö" an, was mich schon irgendwie amüsiert hat. Oder die Schnulze "Deine Liebe, au, danke, ey". Worüber sie tatsächlich gesungen haben, weiß ich nicht. Aber dafür waren die Ansagen gespickt mit feinstem Nonsense-Humor. Leider gab es zu wenig Ansagen und zu viel Musik.
Kleiner Zuckerschock für den trägen Körper. Punk und Kuchen sind ne schöne Kombination! Wenn's lecker Kuchen gibt!
Hat irgendwie was, sehr stimmungsvoller Beginn und sehr dankbare Band (und auch dankbares Publikum). Könnte mir gefallen haben, hätte ich da Bock drauf gehabt. Apropos strahlen: Das tue ich bei der folgenden Kapelle. MONT DORÉ aus Brüssel
Screamo meets Post-Hardcore. Im adretten Rotton gehaltene Lichterspiele werden untermalt von langsamen Passagen, die immer wieder in unglaublich kraftvolles Gebretter übergehen.
Der Großteil der Anwesenden ist zurecht absolut begeistert. Super geiler Auftritt der Belgier. Da jubeln und jauchzen echt so einige. Nur das Ende kommt etwas überraschend, auch für die Band - also dreht der Mischer die Regler halt wieder hoch. Mit einem Move die ganze atmosphärische Stimmung kaputt gemacht.
Ich gehör eher zu den anderen 50%. Vielleicht wäre es mir vor 1,2 Jahren noch anders gegangen. Bei MONT DORE ist mir einfach zu viel Pathos. Mukke voll ok, aber irgendwie zu viele Gesten, die ich nicht mehr brauche. Finden 50 % unserer Reisegruppe auch und es werden diverse Utensilien am Merchstand erworben.
Zwischendurch gibts nebenan in der großen Halle Akustik vom S-Bahn-Hooligan NO SURPRISING NEWS (kleiner Insider)
No Surprising News hat sich literarisch weiter entwickelt (O-Ton von R.). Der Auftritt so für zwischendurch ganz cool. Ein neuer Song wird direkt verkackt, aber auf sympathische Art. Nach dem Auftritt ist er nass wie ein Hund nach dem Wellenbad - scheint ganz schön anstrengend zu sein, dieses ständige mit dem Fuß auf den Boden stampfen. Die Leute spenden artig Applaus. Völlig zurecht. Engagement und Message vorhanden.
Das hier!
Die große Halle ist übrigens ansonsten gefüllt mit Distro-/Merch- & Info-Ständen sowie ausreichend Sitzmöglichkeiten. Schon ganz angenehm so ein Sonntags-Kaffee-Klatsch. Ups, ist ja Samstag. Achja, ich soll noch erwähnen, dass Spastic-Maz durch Abwesenheit glänzt und seine Schergen ganz schön schuften lässt. Und was kriegen sie zum Dank?
Würde zur Diskussion stellen Bands einfach auch nach male-fronted zu kategorisieren....
Ich wär ja für human-fronted. Man muss den aufkommenden Roboter-Bands Paroli bieten! Garagenrock, Schüsschen Hardcore und viel Bewegung kommt von der Bühne. Ich als Frauenbeauftragter dieser Unterhaltungswebsite (die Rolle habe ich mir garantiert nicht ausgesucht) schreibe nicht den berühmten Satz: Female Fronted. Das finden alle doof und sagt man nicht mehr. Aha!
FEMME KRAWALL sind in den letzten Monaten gut durchgestartet, auch wenn sie sagen, dass sie heute "ihre erste richtige Tour" beginnen. Ich habe seit nem halben Jahr vercheckt mir meine Platte bei SPASTIC FANTASTIC abzuholen.
Getz isse wech !
Die Band selbst hat auch keine mehr. Vielleicht sind FEMME KRAWALL ja zum Nachpressen zu bewegen. Ich reservier auf jeden Fall schon mal! Auf jeden Fall sehr viel Bewegung und Action auf der Bühne. Auf Dauer empfinde ich den abwechselnden Gesang der beiden Damen etwas zu quietschig. Trotzdem machts Bock.
Message und Sound okay, aber auf den Gesang komm ich nicht klar. Mir ist das zu schrill. Aber Punk is ja nich da, um zu gefallen, wa? Beim nächsten Mal (07.05. Partysane/Dortmund, 29.07. Spastic Fantastic Fest/Dortmund) nehme ich einfach bessere Ohrenschützer mit. Mir gefällt neben der Message der Band, vor Allem der leicht zurückgefahrene "angesurfte Sound". Könnte mir vorstellen, dass (u.a.) FEMME KRAWALL da gerade was lostreten...