MicroPopWeek Abschlusstag: Cocktailbar Stammheim, Dr. Dreck, 01.04.2017 in Düsseldorf, Weltkunstzimmer - Bericht von Fö & Coco
MicroPopWeek Abschlusstag, 01.04.2017 in Düsseldorf
Suffki hat Geburtstagswoche!!!!!! Die MicroPopWeek ist ne ganz interessante Veranstaltungsreihe in Düsseldorf, die seit nunmehr 4 Jahren eine Woche lang kleine DIY-Veranstaltungen in den Mittelpunkt stellt. Und so gibt es jeden Abend Veranstaltungen (Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Workshops,...), bei denen sich verschiedene Akteure vorstellen können, die sonst ihr Büro auf der Toilette haben und eher jenseits des Mainstreams existieren. Schöne Sache, wie ich finde, auch weil das Konzept, soweit ich das verstanden hab, relativ offen ist und sich jeder einbringen kann, der in dieser Woche irgendwas auf die Beine stellen will. Ich hab da erstmalig im letzten Jahr von gehört, auch dieses Jahr waren wieder ein paar interessante Themen dabei, wenn auch nicht wirklich was, das mich unter der Woche nach Düsseldorf treiben würde. Aber am heutigen Samstag steht die Abschlussveranstaltung an, ein schönes Zwischenziel, da es für mich doch abends eh weiter gen Köln geht.
Früher hieß das mal "Consum". Und sonst immer; oder nee, weiß ich eigentlich gar nicht, also sagen wir mal: früher wars zumindest so, dass das eher eine Örtlichkeit für Leute mit Budget war. Heutige Veranstaltungsstätte: Weltkunstzimmer. Mir bisher nicht bekannt, scheint ein ganz nettes Kunst- & Kulturzentrum zu sein. Mit Innenhof, mehreren Räumlichkeiten und Pipapo. Für heute stehen einige Programmpunkte an, von denen ich zumindest die ersten zu erhaschen gedenke.
Das ist gut! Melancholischer Sprechgesang mit Texten über die eigenen Unzulänglichkeiten in einer glattgebügelten, neonlichtbeschienenen Glitzerwelt. Geht los mit DR. DRECK! Sagte mir bisher nix, aber alle sagen, das sei gut. Also Coco sagt, das sei gut. Deswegen mussten wir auch schon so früh hier sein. Aber was will man auch sonst machen.
Glockenspiel! Knarre in der Hand! Dr. Dreck hat son Sample-Loop-Irgendwas-Pedal-Effekt-Gerät, wat weiß ich wie das heißt, kenn mich mit so ner Technik nicht aus, jedenfalls nutzt er das, um sich selbst son paar Begleitspuren zu legen, die er zuvor mit E-Bass, Stimme oder anderen obskuren Mitteln einspielt.
Über das entstehende Gedudel wird dann gerappt. Ging um diverse Themen, beispielsweise ganz selbstreferenziell um Dr. Dreck selbst (macht man im Rap so), aber auch um die wirklich wichtigen Dinge im Leben, wie Salat oder Äpfel.
Mich berührt der melancholische Teil der Texte. Gänsehaut! Gab sogar einen Gast-Rap-Part, oder Feature, wie es korrekterweise im Jargon heißen müsste. Schon alles ziemlich cool und spaßig und eigen was Dr. Dreck da bietet, auch wenn es eher dieses Effekte-Gebimsel ist, was das alles für mich spannend macht. Aber auch sonst alles schön sympathisch, da tanzen sogar die Kinder.
Puh... gut, dass ich mir das geknickt habe. Aber eh - auf gar keinen Fall kann ich von 15 bis 23 Uhr durchgehend Programm gucken. Da wirste ja kirre im Kopp! Nächster Programmpunkt: 4 Menschen lesen 95 Thesen zu DIY vor, immer abwechselnd. Da kann ich jetzt nichts zu sagen, das ist mir zu sehr Kunst, das ist wie diese komplett sinnlosen Gemälde in irgendwelchen Galerien, vor denen Menschen stehen, die denken, wenn sie nur grübelnd genug aussehen, würden sie die totale Erleuchtung bekommen. Ungefähr 5 der 95 Thesen waren witzig oder interessant. Aber DIY muss ja nicht jedem gefallen (These 96).
Blick schweifen lassen. Es gibt auch noch ein paar Tische mit Labelerzeugnissen und Bandmerch, echt alles ziemlich nett aufgezogen hier. Dieses Jahr gibt es auch erstmalig ein 36seitiges Fanzine, vielleicht werde ich dazu an anderer Stelle noch was schreiben.
Eine Vokü wäre echt mal sinnig gewesen! Gut, dass Suffki drölfzig Kuchen zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Den ganzen Tag Kuchen und Programm! PS: Was fehlt, ist sowas wie ne Fressbude, wie sonst soll man das hier den ganzen Tag aushalten? Der Pizzamann um die Ecke hat Erbarmen und verteilt Knabberkrams, der aber nicht vegan ist. Bringe ich jetzt eigentlich die komplette DIY-Szene gegen mich auf, wenn auf diesem Foto gleich zwei Produktabbildungen von Großkonzernen zu sehen sind? Ich blätter mal kurz in den 95 Thesen, ob das okay ist. Ah da, These 60: "DIY ist Mainstream!"
Kann mal jemand diesem nervigen Fototypen in den Hintern treten? Der, der sich ständig nach vorne drängelt, dabei alle zur Seite schiebt(!), um dann stundenlang mit seiner Hunderttausendmark-Kamera da rum zu wedeln? Das Konzert ist nicht alleine für zugekokste Fotografen, da wollen, so verrückt das auch klingt, auch noch andere was von sehen. Die anschließende Lesung und ich glaube auch irgendein Konzert verpassen wir, weil uns der Pizzamann so lange aufhält und weil es draußen schön ist und weil es Kuchen gibt. So viele happy Menschen hier! Zum Runterkommen gehen wir wieder rein, es spielen die Misanthropen von COCKTAILBAR STAMMHEIM!
Zunächst muss aber mit Gaffatape was am Schlagzeug gefixt werden. Das ist auch DIY. Rosi erklärt, was noch DIY ist: Die Shirts selbst bedrucken, spart Geld und man kann viel mehr aus den Verkäufen einnehmen. Raffiniert!
Ach, die Cocktailbar! Ich bin hin und weg, wie immer. Niemand kann die Wut über den Zustand der Menschheit trauriger und bissiger auf den Punkt bringen. Die Kette schon immer zu kurz, die Kugel schon immer zu schwer...und viel zu groß für die Knarre in meiner Hand!
Cocktailbar Stammheim sind ja auch die Toten Hosen des DIY-Punk. Oder so. Der Auftritt wie immer großartig. Zündet bei mir heute aber nicht voll, zum Einen weil ich die Band in letzter Zeit irgendwie zu häufig gesehen habe und zum Anderen weil ich eh gleich schon los muss.
Ach Fö, Du hast echt noch was verpasst. Die Cocktailbar covert zu Suffkis Ehren noch "Zuviel für Berlin" von Pascow. Dr. Dreck spielt den Bass dazu UND MARLEN SINGT. Ich wünsche mir, mit dieser Frau in einer Band zu spielen. Und so verabschiede ich mich schon irgendwann mitten im Set. Buh! Das war so nicht geplant, aber der Zeitplan ist, streng den internationalen Regeln für DIY-Veranstaltungen folgend, etwas nach hinten gerückt. Machste nix! Tschöö!
Und noch Beatpoeten-Konzert! Zitat S.: "Ich hatte vergessen, wie bescheuert die sind!" Das unterschreibe ich mal so. Bescheuert und schön!
Alles an Programm dazwischen knicke ich mir, weil: Einfach zu viel des Guten. Und am Ende spielt noch Kiesgroup, die haben irgendetwas mit Meerkatzen am Hut, aber ich muss mich mal kurz aufs Ohr legen, bis meine Reisegruppe mich heim schleppt. Leider werde ich zwischendrin ständig geweckt und man bietet mir Wasser an. Nett gemeint! Aber ich bin keine Sumpfzypresse, ich brauche doch nur ein klein wenig Schlaf... Die Beatpoeten beglücken uns noch mit "Popper lesen Punk" (in Anwesenheit von einem von einer der im Vortrag erwähnten Bands (AuWeia!)). Ein bisschen "Opfer lesen Battlerap" gibt es auch noch, während alle, Vortragende und Zuhörer, langsam aber stetig in den riesigen Sesseln versinken.