Me First And The Gimme Gimmes, Itchy, 21.06.2017 in Dortmund, FZW - Bericht von Schuldenberg
Me First And The Gimme Gimmes, 21.06.2017 in Dortmund
Fö übergibt mir heute die Verantwortung für die Kamera. Ich nehme diese Aufgabe mit dem gebührenden Respekt entgegen. Hier direkt mal der Beweis für mein Können. Ich will auf meinen Fotos Emotionen einfangen, zeigen, was die Menschen fühlen, gelebte Gesichter. Hier fange ich spielend leicht Fös dunkle Aura ein, dabei war das FZW komplett erleuchtet.
Itchy (ehemals Poopzkid) sind schon seit Jahren dabei. Wir haben uns zuvor von allen Vorurteilen befreit und uns gesagt, dass sie defintiv eine Chance verdient haben. Gute Musiker machen einen Neustart, was soll daran verkehrt sein.
Itchy spielen ein technisch solides Konzert, aber von einer Kehrtwende kann nicht die Rede sein. Ich bin ein toleranter Mensch und jeder kann machen, was er will, aber das war leider eher ein Show-Konzert, was auf Party-Festivals gut ankommt, wo alle so richtig abrocken. Mit einem Punkkonzert hatte das nichts zu tun.
Ich kann dem leider nichts abgewinnen. Ich erspare mir jetzt weiteres Geläster und lasse das so stehen.
Fairnesshalber muss ich sagen, Itchy kamen beim Publikum gut an. Scheiße schmeckt gut, Millionen von Fliegen können sich nicht irren.
Me First kamen auf die Bühne und haben, auch wenn das jetzt eine Phrase ist, von Anfang an Gas gegeben. Sound, Technik, Spielfreude, Körperspannung alles war vorhanden. Ein richtiges Brett.
Ich habe das Gefühl, dass nun viele Skatepunk-Bands sich nach Identitätskrise und Altern, nun aus dem Saufen und PartyTourModus verabschieden und stattdessen mit neuer innerer Geisteshaltung auf das Musizieren konzentrieren.Was für alle gut ist. Bei Lagwagon vor zwei Jahren im FZW hatte ich auch das Gefühl, dass die noch nie so gut waren.
Fat Mike war nicht dabei, stattdessen Jay Bentley von Bad Religion. Vermutlich war das Konzert deswegen auch so gut.
Spike Slawson überzeugt mit gutem Gesang und super Performance. Entertainment ohne peinlich zu werden. So eine Show ist auch nicht nervig oder schlimm, weil es in dem Sinne keinem vormacht, eine echte "keep it real" Punkband zu sein.
Ich muss sagen, dass mir die Band auf Platte nicht gefällt, weil beim Covern häufig das Besondere eines Songs verloren gehen kann, was bei den Aufnahmen der Me First häufig passiert. Heute Abend kommt das aber gut.
Extra Punkte noch für das Bowie-Cover "Heroes" in der deutschen Version. Nicht nur eine Strophe auf Deutsch, sondern das komplette Lied. Respekt!
Wir haben uns hinterher noch darüber gestritten, ob das für einen Amerikaner in nahezu akzentfreiem Deutsch gesungen wurde, oder ob er sich in seiner "Akzentuierung" an der originalen deutschen Version von David Bowie orientiert hat. Super.
Da waren gestandene Profimusiker am Werk. Die californische Skatepunkszene hat mit der Zeit erkannt, was sie mit ihrem unverkennbaren Stil erreicht und geschaffen hat. Jetzt scheint es, dass sie ihr Erbe verteidigen und dafür sorgen, dass niemand diesen Sound besser auf die Bühne bringt als sie selbst.