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Disco Oslo, Zystem, 15.11.2017 in Stuttgart, Keller Klub - Bericht von Gerdistan

Disco Oslo, 15.11.2017 in Stuttgart

DIE FAHRT INS LÄNDLE
Ein Reisebericht von G. Vogts


Vorwort


Das schöne an Bierschinken ist ja, dass dem kreativen Schreiberling kaum Grenzen gesetzt sind. So kann man zum Beispiel unendlich viele Fotos hochladen, die nichts mit dem Konzert zu tun haben (vgl. THRUN 2017) oder sich aber auch mal komplett auf den Fließtext beschränken. Ich versuche mich heute mal nahezu an letzterem, ja gut, eine Handvoll Fotos gibt’s schon, aber hauptsächlich wird gelabert. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich bewusst einen Kontrast zu Thrun schaffen will – ich schreib schon auch viel Zeug rein, das nur sehr bedingt mit dem Konzert zu t(hr)un hat. Wie zum Beispiel dieses per se völlig überflüssige Intro. Wer das las, war doof.


1. Kapitel: Die Hinfahrt


Gegen 16:15 lasse ich den sprichwörtlichen Griffel fallen, ziehe mir noch ein Kaltgetränk für die Fahrt aus dem uni-internen Kaltgetränkeautomaten (Kosten der Reise bis hierhin: 1,15 €) und wandere zu meinem Kraftfahrzeug. Mutterseelenallein mache ich mich auf den langen und steinigen Weg nach Stuttgart, denn die Ausreden meiner Mitmenschen waren ebenso zahlreich wie kreativ (Bachelorarbeit, Rollschuhdisko, „so toll find ich die Band nicht“,„mal lieber einen Abend zu Hause verbringen“, „ich wohn in Kiel du Spast, was fragst du mich überhaupt“), aber wenn diese unglaublich gute Band den langen Weg aus meiner Geburtsstadt Oldenburg auf sich nimmt, kann ich die 175 km aus Augsburg nach Stuttgart ja wohl auf der linken Arschbacke absitzen.


Die Fahrt ist langweilig und unspektakulär, zieht sich durch Feierabendverkehr und die verkehrsreichste Region Deutschlands aber doch ziemlich und so brauche ich über zweieinhalb Stunden, bis ich das gute alte Punkrockmobil (vgl. Abb. 1) in die Landeshauptstadt von Baden-Würstchenberg steuere (Kosten der Reise bis hierhin: etwa 23,40 €, Kfz-Steuer und Versicherung sowie Sprit mit einbezogen,Wertverlust am Auto nicht, denn was keinen Wert hat, kann auch keinen verlieren).
An dieser Stelle wird einigen Beteiligten klar, wie schlecht geplant diese Reise ist, denn ich treffe mich in Stuttgart-Feuerbach mit Matze (eigentlich heißt er Matthias), mit dem ich über acht Jahre zusammen gewohnt habe, um noch was essen zu gehen. Matze hat keinen Führerschein und ich habe keinen Orientierungssinn, deshalb fiel mir erst, als es deutlich zu spät war, auf, dass es Quatsch ist, vom Süden in den Norden der Stadt zu fahren, dort zu parkieren und mit den Öffis ins Zentrum zu fahren. Aber es war wie gesagt bereits zu spät.
Matze und ich betreten einen Hipsterburgerladen, um das zu tun, was im August auf der Hinfahrt zum Brakrock bereits fehlschlug: Poutine, das kanadische Nationalgericht, Pommes mit Käse und Bratensauce, zu essen. Im August (Bierschinken berichtete… über etwas anderes) scheiterten wir daran, dass der Laden geschlossen war. Heute scheiterten wir daran, dass Matze falsch bestellt und wir Pommes deluxe oder sowas serviert bekommen, was auch nicht schlecht war, aber eben nicht das Gesuchte. Aber auch eine ziemliche Sauerei, Pommes mit Käsesauce, Sour Cream, Tomaten und Frühlingszwiebeln. Mit Burger und Getränk steigen die Kosten der Reise bis hierhin auf 35,40 €.


Gegen 20:20 trenne ich mich von Matze und setze mich in eine Straßenbahn der Stuttgarter Verkehrsbetriebe. Der Preis für das Einzelticket steigert die Kosten der Reise bis hierhin auf 37,80 €. In Stuttgart ist Feinstaubalarm, zu dessen Abbau ich mit meiner Dieselmöhre ja auch nicht beigetragen habe, dafür bekomme ich aber auch keinen Vorteil durch die infolgedessen vergünstigten Fahrpreise der Öffis. Ein Tagesticket wäre jetzt günstiger, aber nicht günstiger als zwei Einzelfahrten. Ohne Probleme komme ich an der Zielstation an, laufe direkt in die falsche Richtung, gucke auf dem Handy nach, wo ich überhaupt hin muss, und finde dann zum Keller Klub.


2. Kapitel: Das Konzert


Der Kellerklub liegt sehr zentral, weshalb ich auch die Anreise mit den Öffis gewählt habe. Schon von weitem höre ich Gerumpel, denn an die Vorgabe „Beginn: 20:45 pünktlich“ hat man sich offenbar tatsächlich gehalten! Also schnell rein, zehn Euro Eintritt entrichtet (Gesamtkosten der Reise: 45,40 €) und mal gucken, was da drin so los ist. Der Laden ist sympathisch verranzt und von der Größe her vielleicht mit dem Gleis 22 in Münster zu vergleichen. Die Getränkeauswahl hingegen ist, was alkoholfreies angeht, nicht so riesig und naja, günstig ist es auch nicht. Und das mitten in Schwaben! Das „mitten“ ist vermutlich das Problem, so ne Innenstadtlage muss man sich ja auch leisten können.
Es spielt jedenfalls bereits die Supportband Zystem aus Esslingen (vgl. Abb. 2), von der ich vorher noch nie gehört hatte. Passen aber gut ins Konzept, haben früher viel Turbostaat gehört und klingen Disco Oslo gar nicht so unähnlich, allerdings eine Spur angepisster, roher und weniger verspielt, Texte auch auf Deutsch. Im Gedächtnis geblieben sind mir die Lieder „Gier frisst Hirn“ und „DIY“, letzteres wird allen Konzertveranstaltern und Ladenbetreibern gewidmet, vielen Dank, wir kennen uns doch noch gar nicht, zwinkerzwinker.
Zum Schluss werden noch Mono für Alle gecovert, die finde ich nun nicht unbedingt klasse, aber in der Version geht’s. Publikum während des Gigs eher verhalten, bis auf einen: Ein Iropunker hat Bock zu tanzen, rempelt deswegen permanent in alle rein, tritt auf Füße usw. und macht sich allgemein eher unbeliebt, das restliche Publikum möchte nämlich eher rumstehen und mit dem Fuß wippen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist das Set von Zystem dann beendet.
Ich nutze die Umbaupause, um mir eine kleine Cola zu kaufen, die die Spesenrechnung auf 47,90 hochtreibt.
Wenig später, um genau zu sein um 21:34, geht es dann los mit Disco//Oslo (vgl. Abb. 3). Ich muss mich hier jetzt als schlimmer Fanboy outen, denn ich bekomme schon beim Soundcheck Gänsehaut, als der Refrain von „Madrid is burning“ kurz angespielt wird. Jaja, ich weiß. Aber diese Band zählt derzeit (und damit meine ich: in diesem Jahrzehnt) einfach zu den besten, die der deutschsprachige ernstgemeinte Punkrock zu bieten hat. Nicht mal der neuere Output von Pascow kann da mithalten. Ohne viel Gerede geht’s direkt auf die Zwölf, erst ein paar neue Lieder verheizt: Manifest, Teenageangst, Kunst, 400k, da bleibt kein Auge trocken, Hit folgt auf Hit (diese Band hat fast nur Hits). Dann werden mit Hongkong und Fassade auch ein paar alte Kracher bedient. Ansagen gibt’s nicht so viele, kein peinliches „Hallo Stuttgart“, aber auch das Faktum, dass das hier der Tourauftakt ist, bleibt unerwähnt. Dafür zählt der Bassist die bekanntesten Punkbands aus„Kaputtgart“ auf, die haben noch so richtig tolle Deutschpunknamen wie z.B. „Blasenschwäche“. Nie gehört.
Das Publikum geht gut mit, Pogen will außer dem einsamen Iropunker immer noch keiner und es kommt fast zu einer Schlägerei, infolge derer der junge Mann das Etablissement verlassen muss. Erstaunliche Parallelen zu meinem ersten Disco//Oslo-Konzertbesuch im Jahre 2010 treten ans Tageslicht, damals, im Salon Jürgenz in Oldenburg. Da hat sich ein stadtbekannter Asselpunker ebenso benommen, wurde dann rausgeworfen, kam irgendwann wieder rein und schlief mit dem Kopf direkt vor der PA-Box ein. D//O haben dann prompt das zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichte Lied „kaputt und abgefuckt“ gespielt, welches heute das einzige ist, das ich in der Setlist vermisse. Nach einer knappen Dreiviertelstunde wird halbherzig so getan, als wäre es das jetzt, bevor noch zwei oder drei Lieder als Zugabe rausgehauen werden, einer davon „88 Meter“. Mit furchtbar heiserer Stimme und einem dümmlichen Grinsen auf dem Gesicht begebe ich mich zum Merch, um weitere sechs Euro zu investieren (Gesamtkosten der Reise: 53,90€): In ein DIN A1-Poster und ein Geschirrtuch. Dieser Gag, Geschirrtücher als Merch zu verkaufen, existierte auch vor siebeneinhalb Jahren schon, ihr seht erneut, ich bin Fan der ersten Stunde (vgl. Abb. 4).


Kapitel 3: Rückfahrt
Nach kurzem Schnack am Merch (aufgrund meiner ramponierten Stimme verzichte ich auf das übliche „ihr müsst uuuuuuuuuuuunbedingt in Augsburg spielen!“,das hebe ich mir für Münster in anderthalb Wochen auf) latsche ich zurück zur S-Bahn, noch ein Ticket, Gesamtkosten 56,30 €, fahre zurück nach Feuerbach. Hier ziehe ich mir ein weiteres Kaltgetränk am Automaten um meine angegriffene Kehle zu kühlen, man ist ja keine 20 mehr (Gesamtkosten der Reise bis hierhin 58,30 €). In Feuerbach ist die Straßenbahn gerade weg und ich latsche den Weg zurück zum Auto einfach, dauert nur ne Viertelstunde und frische Luft ist ja schließlich gesund. Dann rein ins Auto, quer durch Stuttgart gurken und rauf auf die A8, Tempomat, 130, vielleicht reicht der Sprit ja bis zu Hause.
Tut er nicht, irgendwo auf halber Strecke dann tanken, ich finde in meinem Portemonnaie drei Sanifair-Bons, teilweise drei Jahre alt, werden aber ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert, allerdings gelten sie nicht auf Sprit und ich muss mir ein weiteres Kaltgetränk kaufen, was aufgrund der horrenden Tankstellenpreise nach Abzug der drei Bons immer noch einen Euro kostet. Mit Fahrtkosten und allem Pipapo endet die Reise bei rekordverdächtigen 81,55 €, für die ich aber immerhin einen netten Abend, was zu essen, viel zu trinken und natürlich ein Poster sowie ein Spültuch erhalten habe, von den Erinnerungen ganz zu schweigen.


Bis zum nächsten Mal, euer Gerd.
Abb. 1: Punkrockmobil
Abb. 2: Auftritt der Gruppe "Zystem"
Abb. 3: Auftritt der Gruppe "Disco Oslo"
Abb. 4: Geschirrhandtücher, links Kollektion 2010, rechts Kollektion 2017

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