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Punk in Drublic: NOFX, Lagwagon, Bad Religion, Anti-Flag, Less Than Jake, The Lillingtons, The Real McKenzies, 11.05.2019 in Würzburg, S. Oliver Arena - Bericht von Gerdistan

Punk in Drublic, 11.05.2019 in Würzburg

Sobald die Daten dieser Festivaltour (oder wie auch immer man das nennt) bekannt gegeben wurden, habe ich direkt mal fünf Karten gekauft, schließlich sieht man selten so viele Bands, die man schon so lange hört, auf einem Haufen. Später stellte sich heraus, dass Teile meiner Reisegruppe ebenso schlau waren. Also habe ich bei einem Ausflug nach Nürnberg ein paar wieder verkauft und dafür sogar noch Käsekuchen-Muffins bekommen. Guter Deal.

Am Tag der Veranstaltung setzen wir uns zu dritt in einen unscheinbaren grauen Golf V, der mich allerdings schon viele Stunden durch die Republik und die angrenzenden Staaten kutschiert hat. Mangels Aux-Kabel hören wir drei mal hintereinander die Punk-O-Rama III. Der zur Wagenausstattung gehörende Flaschenöffner findet alsbald Einsatz und so haben alle außer dem bedauernswerten Fahrer (also mir) ihren Spaß.
Die Mitfahrer gönnen sich unterschiedlich viel - Rückbank trinkt ein Bier, Beifahrersitz zwei Halbe und 0,2 L Kirschbrand - teils pur, teils in Spezi Energy gelöst (ähnlich Brodersen). Riecht exakt wie Mucosolvan Hustensaft, zu probieren getraute ich mich nicht. Da die A7 gesperrt ist, leitet uns Google Maps durchs malerische Nördlinger Ries, und Markus kann uns so noch zeigen, wo seine Cousine ihre Brüste hat.
Bereits im Vorfeld hatten einige Bekannte sich über die Location mokiert, zu groß, schlechter Sound, blabla. Das ist bei einer Veranstaltung dieser Größe nun nicht anders zu lösen und den Eintrittspreis i.H.v. EUR 50,70 fand ich auch erträglich. In Würzburg den Rest der Gang aufgegabelt, irgendwo illegal geparkt, ab zum Festival, die BOMBPOPS eröffnen gleich den Reigen. Aber pustekuchen - wir stehen im Nieselregen geschlagene 45 Minuten in der Einlassschlange, ein Ordner erzählt alle paar Minuten übers Megafon denselben Schrott und die Band fängt früher an als angekündigt, ist also schon komplett rum, als wir den Saal betreten.
Bombpops also verpasst. Zeit, die Getränkepreise zu überprüfen, kleines Wasser für zwei Euro, alkfreies drei, Bier dreifuffzsch (0,4). Naja, geht. Es dauert allerdings ewig, was zu kriegen, weil der Bierverkauf anscheinend massiv unterdimensioniert ist. Habt ihr noch nie ein Punkkonzert veranstaltet, oder was?
Selbe Situation auf den Toiletten, aufgrund von Alkoholabstinenz und Dick-Sein für mich nicht ganz so tragisch, da ich den ganzen Abend nur Wasser trinke und es vor der Bühne wieder rausschwitze, aber für nen Klogang musste man schon 20-30 Minuten einplanen.
Erste Band für uns dann: THE LILLINGTONS, am Gesang Kody Templeman, bekannt durch Teenage Bottlerocket. Eigentlich spielen die ja harmlos-poppigen Kaugummipunk, aber heute streuen sie da irgendwie (u.a. als Opener) ein paar düstere, sphärische Titel ein. Brauch ich persönlich ja überhaupt nicht, sowas. Dann kommen aber ein paar bekannte Nummern und die Stimmung im spärlich gefüllten Saal steigt etwas. Wir waren ja noch eher früh dran (ne halbe Stunde nach Einlass), die Schlangen sind wohl eher länger als kürzer geworden währenddessen... treffe einige, die die Lillingtons gerne gesehen hätten, aber nicht konnten.
Den ersten Song von LESS THAN JAKE verpasse ich in der Getränkeschlange stehend, ich meine es wäre "Automatic" gewesen. Den Rest sehe ich dann aber aus gebührendem Abstand und mit dem Fuß wippend und amüsiere mich prächtig. LTJ nutzen die kurze Spielzeit für Klassiker und Gassenhauer, wie "The Science of Selling Yourself Short", "All My Friends Are Metalheads", "Johnny Quest Thinks Se're Sellouts" usw.
Da die Halle inzwischen ganz gut gefüllt ist, hat der Sound auch nicht mehr den widerlichen Hall, den er bei den Lillingtons noch hatte. Stimmung steigt auch, so allgemein, trotz der widrigen Umstände. LTJ räumen jedenfalls gut ab, keine halbe Stunde gespielt, aber die Zeit gut gefüllt. Sehr gut!
Nächste Band: ANTI-FLAG, mit 16 total abgefeiert, dann irgendwann nicht mehr so verfolgt. Aber auch sie spielen eher die alten Hits, obschon mich verwundert, dass Justin Sane von zwei Backup-Sängern, die mit Mikrofonständern am hinteren Bühnenrand stehen, unterstützt wird. Aber auch nicht bei jedem Lied. Merkwürdig.
Exkurs: Wir alle fanden den Song "DIE FOR THE GOVERNMENT" aufgrund seiner schmissigen Melodie und der plakativen Lyrics damals wohl ziemlich geil. Bei näherem Betrachten schaffen es Anti-Flag jedoch, in einem systemkritischen Punkrocksong ein gewisses Maß an Patriotismus anklingen zu lassen. "Radiation, Agent Orange, tested on U.S. souls, guinea pigs for western corporations" - stimmt schon irgendwie, aber was ist mit den Vietnamesen, die das Zeug direkt auf den Kopf gekriegt haben? Die zählen wohl nicht, was? Scheinheilige Scheiße.
Da ich mir während des Konzerts solche und ähnliche Gedanken mache, reißt es mich auch nicht sonderlich mit, auch wenn der Bassist alles gibt, um das Publikum in Stimmung zu bringen, da werden natürlich auch diverse Mitmachaktionen ausgepackt, eieiei. Wäre ich randvoll im Pit vor der Bühne, hätte ich es vermutlich abgefeiert, aber so bin ich heute mal der meckernde alte Mann in der 27sten Reihe. Dennoch gehen die meisten Songs noch gut ins Ohr und sind auch von der Aussage her okay. Es wird auch zwischendrin auf "Kein Bock auf Nazis" aufmerksam gemacht, also insgesamt doch in Ordnung.
Zur Umrandung des Festivals gibts noch diversen Scheiß, man kann sich von Fat Mike eine Bondage-Massage geben lassen (10 Minuten 20 Euro, glaube aber die war gar nicht von Mike persönlich) oder eben am "Wheel of Misfortune" drehen, wie Olmfried der Schaumige hier. Er hat "gewonnen" und wurde dann geschminkt. Kostete auch irgendwie Geld, hat aber Cpt. Strand bezahlt.
Nächste Band für mich dann schon der heimliche Headliner: LAGWAGON. Die Herren um Joey Cape, Dave Raun und Chris Flippin schießen ein Hitfeuerwerk ab, das seinesgleichen sucht. Alien 8, Stokin' the Neighbours, Sick, Making Friends, Violins und natürlich May 16th. Es fehlen natürlich ein paar, klar (z.B. Island of Shame), aber auch hier: Kurze Spielzeit gut genutzt. Nur Hits, ich kann so gut wie jedes Wort mitsingen und malträtiere meine Stimmbänder sowie die Gehörgänge der unschuldigen Seelen neben mir. Einfach klasse, bisschen Gänsehaut auch.
Hier hätte mich ausnahmsweise etwas neueres Material nicht gestört, aber was solls. Altes Zeug geht immer.
Irgendwann zwischendrin möchte diese Dame, die ich vorsichtshalber mal zensiert habe, ein Foto mit mir machen. Wegen der lustigen Mütze. Am Montag stellt sich heraus, dass es ein Junggesellenabschied war und eine Freundin der Braut mit einer Freundin von mir zusammen arbeitet, ihr natürlich sofort das Foto mit dem Heini mit der total lustigen Mütze zeigen muss... die Welt ist wirklich klein! Das Punk in Drublic in Würzburg dann jedoch so groß, dass ich diverse Leute, von denen ich wusste, dass sie auch da sind, nicht gesehen hab. Verrückt.
Nächste Gruppe von alten Männern: BAD RELIGION! Und damit die ersten, die die Eier haben, hier und heute auch mal ein paar neue Songs zu spielen. Das kürzlich veröffentlichte Album "Age of Unreason" oder so ähnlich ist ja auf Platz 8 der deutschen Charts eingestiegen. So klingts aber bisher auch, keine Highlights zu erkennen. Dann folgt eine Reise quer durch die Geschichte der Band, mit "Fuck Armageddon... This is Hell" und "Do What You Want" auch richtig schön olle Kamellen dabei, mit "Infected" und "21st Century Digital Boy" auch was aus der Ära, als ich anfing, mich intensiver mit der Band zu beschäftigen. "American Jesus", "You" und "Generator" fehlen auch nicht, dafür "Atomic Garden" und "Against The Grain", aber naja, die haben auch nur 50 Minuten oder so gehabt.
Kurz nachdem ich zu meinem Nebenmann sagte, dass ich es geil fände, wenn sie ohne "Punk Rock Song" von der Bühne gehen würden, wird als letztes natürlich genau der gespielt. Das Publikum raspelt komplett aus, ist ja auch schon halb zehn inzwischen, fühlt sich aber an wie halb zwei.
Die Zuschauer sind an sich doch ziemlich "baurig", also überwiegend Leute, die mega besoffen Spaß haben und nicht wie ich mit verschränkten Armen hinten stehen. Leider sieht man so auch einige Betontod-Shirts oder wird trotz gebührenden Abstands zur Bühne von hinten umgepogt, aber naja, irgendwas ist ja immer. Insgesamt doch recht friedlich. Je später der Tag, desto mehr Deppen kommen in der miesen Hallenluft noch auf die Idee, sich ne Kippe anzustecken, aber auch das ist ja auch überall sonst so. Inzwischen steht übrigens A. Schwers persönlich vor der Halle und darf nicht mehr rein. Dafür verteilt er dann Ruhrpott-Rodeo-Flyer, da es nahe Würzburg ja am selben Wochenende ein Konkurrenzveranstaltung gibt, ein durchaus kluger Schachzug.
Zum guten Schluss dann NOFX. Der Gag mit dem winzigen Bühnenbanner ist immernoch derselbe wie in Dornbirn letztes Jahr, aber kann man machen. Gut gemischte Setlist, aber die Band hat fast nur Hits, da ist eigentlich egal, was gespielt wird, außer natürlich mein Hass-Song "72 Hookers", der aber tatsächlich auch kommt. Aber "Perfect Government", "Stickin' in my eye" und natürlich die ganz großes Hits wie "Linoleum" und "Bob" wiegen das wieder auf. Viel dummes Gelaber, was einigen Unerfahrenen wohl sauer aufstößt. Ich würde es als Standard-NOFX-Experience verbuchen. Danach ab ins Auto und nach Hause, kurz vor drei im Bett, hat sich doch gelohnt.


Bis zum nächsten Mal, euer Gerd

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Gerdistan
(Gerdistan)
20.05.2019 12:28
Nachtrag: Ich habe vollkommen unabsichtlich die REAL MCKENZIES einfach weggelassen. Gut für sie, denn da hätte ich wenig Positives drüber geschrieben. Nur so als Transparenznotiz!

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