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Reisebericht Brighton, u.a. Eat Dirt, Gurf, Bailer, 18.-24.05.2019 in Brighton (UK), diverse - Bericht von Roland der Voland

Reisebericht Brighton, 18.-24.05.2019 in Brighton (UK)

Reichlich spät der Bericht, dennoch versuche ich mal, noch ein paar Erinnerungen an meinen Brighton-Trip zusammen zu klauben. Es begab sich im Mai, dass ich für eine Woche nach Brighton gereist bin. Aber nicht einfach nur so aus purem Vergnügen, nein, Bildungsurlaub heißt das Zauberwort (Exkurs: Jeder Arbeitnehmer hat das Recht auf 5 Tage Bildungsurlaub im Jahr). Ich habe mich für einen Englischsprachkurs entschieden, kann man schließlich nie gut genug sprechen. Die Schule ging von Montag bis Freitag, ich bin allerdings schon den Samstag zuvor angereist.
Nach planmäßigem Flug und Zugfahrt bin ich am frühem Abend angekommen. Fix bei meiner Host-Familie eingenistet (übrigens alte Punkers, das ganze Haus war voll mit Iggy-, The-Damned-, etc -Postern und die Eltern waren in der Woche auf genau so vielen Konzerten wie ich) ging es an den Strand und den unübersehbaren Pier. Schon lustig, so habe ich einen Strand noch nie gesehen...
Aber nicht viel Zeit dort verbracht, denn ich wollte ja schließlich auch etwas von der Musikszene in Brighton erleben. Für diesen Abend hatte ich mir ein Konzert im THE PIPELINE ausgesucht, ganz in der Nähe vom Pier in einer gemütlichen Seitengasse gelegen. Hier finden wohl oft Konzerte statt, in der Regel, so wie heute, mit freiem Eintritt. Und soweit ich mich erinnere mit veganer oder vegetarischer Küche, für die, die es interessiert.
Den Beginn machten OUR LIVES IN CINEMA. Unter solidem PopPunk habe ich das abgespeichert. Die Bühne liegt übrigens im 1. Stock über dem Pub, eher recht klein alles, aber so viel Publikum (von den anderen Bands abgesehen) war hier leider sowieso nicht.
Als nächstes dann TAILBLOCK, das war mehr so die EmoPunk Ecke. Sänger und Gitarrist übrigens derselbe, wie Gitarrist vorhin, wenn auch ohne Hemd. Habe ich trotzdem gemerkt, ich Fuchs! Gefiel mir auf jeden Fall ganz gut, auch wenn das eigentlich nicht so meine Baustelle ist.
Jetzt FASTFADE aus dem hiesigen Brighton. Drei Jungspunde, die SkatePunk der ganz schnellen Sorte spielen, mit Hardcore-Kante. Richtig gut war das, die springen und hüpfen rum, rempeln und pogen sich gegenseitig, pure Spielfreude, herrlich. Leider dauert der Auftritt nicht sehr lange, weil ganz Punkrockstar-mäßig schon nach kurzer Zeit die Gitarre zerkloppt und das Schlagzeug zerlegt wird...
Dann die Headliner des Abends, EAT DIRT aus Sussex London. Und meine Fresse, was für ein HardcorePunk-Brett! Super Mucke gepaart mit super Energie auf der Bühne und davor, so muss das. Die haben mich echt richtig beeindruckt.
Habe mir dann auch die LP geholt und sogar heile bis nach Teutschland transportiert bekommen. Klingt auch vom Tonträger super. Kann ich nur extrem empfehlen die Truppe, was ein Abriss.
Das war schon mal ein gelungener Einstand, Bands waren super, angenehm lange (oder kurze) Spielzeiten von max 30min und sympathischer Laden, gerne mehr davon!
Der nächste Tag, Sonntag bevor die Schule startet. Die Schule bietet ein Treffen für alle Neuanfänger an, mit gemeinsamen Brunch und anschließender Stadtführung. Da ich alleine in der Stadt bin, gehe ich hin. Nach dem offiziellem Teil findet sich schnell ein Truppe von Mitstreitern, die gewillt sind noch etwas zu unternehmen. Und damit ist gemeint: Bier kaufen und am Strand saufen. Anschließend gehen wir noch in ein paar Pubs. Gegen Abend sind aber alle schon platt und/oder besoffen. Na gut, waren ja auch alle im Bereich 10-20 Jahre jünger als ich, die sind halt nichts gewohnt. Mich verschlägt es dann aufs nächste Konzert.
Und zwar ins THE GREEN DOOR STORE unweit des Hauptbahnhofs. Hier spielen wieder 4 Bands, diesmal mit Eintritt, aber verträgliche 5 Pfund. Den Beginn machen GURF. Es fällt mir schwer, die zu beschreiben, drei Leute, die größtenteils rein instrumental ein Riffgewitter und eine Soundwand nach der anderen produzieren. Dabei aber immer Einflüsse aus diversen Musikstilen einfließen lassen, bisschen Reggae oder Funk und sowas. Das ganze musikalisch ziemlich komplex und technisch anspruchsvoll. Trotzdem haben die Jungs jede Menge Spaß auf der Bühne und nehmen sich nicht ganz für voll, was man an der Maske des Bassisten und seinem albernen Gehabe sieht.
Das sind übrigens die Tretminen vom Bassisten, der Gitarrist hatte noch mehr. Da kann man in etwa abschätzen, was für ein Chaos die produzieren. Es wurden auch wirklich alle gebraucht. Wirklich höchst interessant und unterhaltsam! Ach, und die kamen auch aus Brighton.
Es folgen WELTERWEIGHT, die machen so Emo/Grunge Zeugs und kamen irgendwo aus Wales. Hm, hatte mich nicht ganz so überzeugt, aber zum live angucken okay.
Dann wieder ein Stilbruch, mit YVAH betritt eine female fronted Powermetal Band die Bühne. Instrumental machte das ziemlich Druck, auch mal Gegrunze vom Gitarristen dabei, gesanglich dann aber eher epischer Klargesang. Und eben deshalb erinnerte mich das ein wenig an Epica. Gefiel mir richtig gut. Überhaupt gefiel mir die musikalische Abwechslung hier und es sollte auch weitergehen mit der Abwechslung...
Und zwar mit diesen hier, RAINMEN. Schon das Auftreten ziemlich verrückt, der Sänger mit Wolfsmaske und Schürze. Also nur Schürze, nichts drunter, was einem bewusst wurde, wenn er sich umgedreht hat, um sich nach seinem Getränk zu bücken...
Die Anderen auch mit Klebeband "verziert". Musikalisch sehr chaotischer Punk/Hardcore, der mich in Teilen an Gallows erinnert hat, aber verrückter und weniger melodisch. Puh, harter Stoff, aber auf jeden Fall unterhaltsam.
So, jetzt aber ins Bett, morgen erster Tag Schule, bin ja schließlich nicht (nur) zum Vergnügen hier.
Neben der Schule und der allabendlichen Pub/Club-Tour habe ich aber auch noch Zeit gefunden, die Umgebung ein wenig mit dem Fahrrad zu erforschen, z.B. die Kreideklippen "7 fingers" die sich direkt an die Promenade anschließen
Kann man sowohl vom Strand aus erkunden, als auch über einen Wanderweg, der oben über die Klippen führt. Überhaupt muss man eigentlich nur relativ kurz mit dem Rad fahren, um den Bereich des hoch frequentierten Strandes zu verlassen. Und Kiesel-Strand, kein nerviger Sand!
Natürlich alles bei bestem Wetter, da hatte ich sowieso Glück in der Woche. Immer top Wetter, aber nicht zu heiß. Was auch ganz gut war, denn Brighton (&Hove) ist größtenteils auf Hügeln angesiedelt, das heißt von der Küste aus in die Stadt und Wohngebiete hinein geht es eigentlich immer bergauf, teilweise auch nicht zu knapp. Und schön und interessant, über das ganze Wohngebiet herrscht eine durchgehend hohe Pub-Dichte und es sind auch sehr viele und schöne Parks zu finden, inklusive halb-zahmer Eichhörnchen, habe ich so auch noch nicht gesehen.
Ein schönes Hafenviertel gibt es auch noch, erinnerte mich teilweise an die Docks in Amsterdam, wenn auch nicht so groß. Von der Musikszene und Pubs abgesehen gibt es also durchaus einiges zu entdecken, auch abseits der Touri-Sauf-Meile. Außerdem fand auch gerade das Brighton Festival statt (Brighton Fringe). Über 4 Wochen finden da in über 200 Venues allerlei Veranstaltungen statt, Konzerte, viel (Klein)Theater, Kabarett und Comedy, aber auch interessante Sachen, wie ein Craftbeer-Festival (Spaß, hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mich da mehr eingearbeitet, gab schon viele vielversprechend klingende Veranstaltungen). Bier trinken kann man in England allerdings sowieso sehr gut, leider stehen die Preise in Brighton denen in London in nichts nach, da zahlt man auch schonmal 6 Pfund für einen Pint.
Zack, und schon ist Donnerstag, mein letzter Abend in dieser schönen Stadt. Es treibt mich in den COWLEY Club, eine von einem Kollektiv betriebene Bar/Bücherei/Cafe/Volksküche/Club usw, also Treffpunkt für Kultur und Zusammensein im linkslibertärem Spektrum. Benannt nach einem Herrn Harry Cowley, ein Sozialist und Antifaschist der Stadt, der in den 30ern gegen den aufkommenden Faschismus kämpfte.
Soviel zur Location, auf dem Bild zu sehen sind BARRIERS, ne Hardcore-Punk Kapelle, die fleißig auf der nicht vorhandenen Bühne rumhüpften. Konnte man sich ganz gut anhören ist alles, was mir in Erinnerung geblieben ist...
Zweite Band waren dann NEGATIVE MEASURES, noch recht junge Menschen, die aber noch mehr durch die Gegend sprangen. Sowieso steigerte sich das quasi von Band zu Band heute Abend...
Auch Hardcore-Punk, aber extrem aggressiv und rau, so gar keine Andeutungen von Melodie mehr. Hatte mir musikalisch nicht so gefallen, stachen eher durch wildes und agiles Auftreten heraus. Außerdem die erst zweite Frau auf einer Bühne, die ich bei allen Konzerten in dieser Woche gesehen habe.
Dann kommen CONFRONTED und setzten in Sachen wilder Performance nochmal einen drauf. Zu dem eher metallischen Hardcore-Gebolze (kein Metalcore) springt vor allem der Sänger durchs (spärliche) Publikum, so weit das Kabel vom Mikro reicht. Im Laufe des kurzen Konzerts hat er glaube jeden mindestens einmal angepogt, jeden Meter der Theke abgelaufen und von jedem Stuhl gesprungen und auf alles geklettert was geeignet oder ungeeignet war. Krasser Typ.
Zwischendurch schnappt er sich so ne abgefuckte Tomtom und prügelt darauf rum, wälzt sich auf dem Boden, gibt Gästen oder Sängern der anderen Bands das Mikro derweil. Wirklich krasser Auftritt. Interessant anzusehen. Musikalisch war das allerdings auch nicht ganz meins, wirklich zu heftiges Geprügel, ohne dass ich irgendwas an Struktur oder sonstwas erkennen konnte.
Der Sound war allerdings auch echt richtig schlecht muss ich leider sagen, die Anlage in dem Laden war einfach für sowas nichts. Aber das an sich gute Konzept, wirklich nette Leute und so praktische Sachen wie verhältnismäßig günstiges Bier oder Selbstgekochtes (natürlich vegetarisch/veganes, in so einem Laden kein Wunder) Essen, ließen darüber hinwegsehen. Beziehungsweise hinweghören.
Als Headliner des Abends spielen BAILER, die wohl zumindest ein wenig bekannt zu sein scheinen. Es gibt mal wieder Hardcore, diesmal mit schöner thrashmetal lastiger Gitarre. Also das war echt schon gut. Gingen auch alle ordentlich ab, für mich die beste Band des Abends, leider waren Tonträger schon vergriffen.
Hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, hierher zu kommen.
Ich gehe noch ein Häuschen weiter in einen Pub in der Nähe, wo ich mit meinem Mitschülern, bzw Mitstudenten (so nennen die das von der Schule, hatte sogar seit vielen vielen Jahren mal wieder einen richtigen Studentenausweis :-)) treffe und bei günstigem Bier (Studentnight!) meinen letzten Abend gebührend ausklingen lasse.

Mein Fazit der Reise:
1. Bildungsurlaub: Kann ich jedem empfehlen, ne Woche extra Urlaub, wenn man bereit ist, sich in der Zeit fortzubilden und das hat schließlich noch niemandem geschadet.
2. Die Stadt Brighton: Ich bin ratz begeistert von der Stadt, die alles zu bieten hat, von Natur direkt nahe beim Strand mit viel Touri-Saufen, eine unglaublich hohe Pub-Dichte von hoher Qualität, vielen Musikläden/Veranstaltungsorten, viel Kultur, schönen Parks, netten Menschen von überall her, die es alle genießen, in einer so alternativen Stadt zu leben.
ABER, bringt genug Geld mit, alles, aber auch wirklich alles furchtbar teuer hier.

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