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Thees Uhlmann, Grillmaster Flash, 11.12.2019 in Dortmund, FZW und Rockaway Beat - Bericht von der Redaktion

Thees Uhlmann 2x in Dortmund, 11.12.2019

Fö: "Thees? Was ist das überhaupt für ein Name?" Diese Frage stellten Ultrafair einst, und das ist einer der vielen Sätze (oder Fragen), die mir im Kopf umherschwirren, wenn ich an Thees Uhlmann denke. Gut auch: "Abwarten und Thees trinken" von der Band Stiller. Ich denke mal, wenn man's so weit geschafft hat, die Pop- und Subkultur zu durchdringen, dass der eigene Vorname sinnbildlich für eine ganze Musiksparte gilt, dann hat man's wohl geschafft. Whatever! Besagter Thees Uhlmann gastiert in Dortmund, was mir die Chance gibt, endlich mal ein vollwertiges Konzert von ihm zu sehen - ich hab zwar damals Tomte diverse Male gesehen, seine Solo-Sachen aber eher so nebenbei verfolgt. Tomte hätten vermutlich auch nicht das große FZW ausverkauft oder? Naja, mittlerweile würden sie es wohl schon.
Wie knüpfe ich jetzt den gedanklichen Faden zum Vorgeplänkel? Also, einige Wochen vor diesem Tag kommt R. von Stresz DIY Shows auf die Idee, anzufragen, ob Thees nicht für eine kleine Soli-Performance im Rockaway Beat zu haben wäre. Das Rockaway Beat ist, wer es nicht kennt, ein Gitarrenladen, oder, wie wir Ignoranten sagen, "son Liebhaber-Ding", im Dortmunder Norden. Hier gibt es Custom Guitars zum Erwerb oder zum Begucken, Gitarren werden repariert, es gibt Gitarrenunterricht, und das alles in sehr heimeliger Atmosphäre. Angeblich soll es auch sehr guten Kaffee geben! Jedenfalls wird der Laden geführt von Bernd, und Bernd hat quasi durchgehend Sorgen, das Ding irgendwie zu halten, und rettet sich irgendwie von Monat zu Monat. Hmm, sowas könnte man doch zum Beispiel mit Soli-Konzerten unterstützen! Womit wir beim Thema wären (oder sagt man Theema? Egal)! Die Idee kommt jedenfalls ganz gut beim Musiker an, aber weil son Touralltag auch mitunter nicht unbedingt zu 100% planbar ist, erhalten wir die finale Zusage erst 2 Tage vorher. Kein Problem, es ist ja alles vorbereitet! Sogar der Flyer, und alleine dafür hat sich das gelohnt, weil dort die Begriffe Stresz, Thees Uhlmann und Bierschinken vereint sind. Voll gut!
Der Platz ist (natürlich) begrenzt und mit 30 Leuten schon sehr kuschelig ausgefüllt. Die begehrten Tickets, deren Erlös komplett ans Rockaway geht, gehen am Vortag ziemlich schnell über die Ladentheke. Am Abend (oder Nachmittag) des Konzertes kommen natürlich noch einige mehr Menschen, aber zum Glück ist der Andrang gut genug austariert, dass nicht allzu viele Leute vor der Tür bleiben müssen - die aber netterweise geöffnet bleibt, so dass man auch von draußen mitbekommt, was passiert.
Yanik: Thees Uhlmann spielt heute im FZW, das aktuelle Album gefällt mir im Gegensatz zum letzten sehr gut, deshalb hätte ich schon Bock auf die Show, ist aber leider ausverkauft. Schön, dass sich noch die Gelegenheit ergibt, Thees und Band in reduzierter Besetzung im Rockaway Beat Club, einige Stunden vorher zu sehen. Ein schöner Laden für diese Art Konzert und hier wollte ich eh schon immer mal hin, hab gehört der Schnaps soll sehr gut sein.
Nat: Rückblick zum vorherigen Sonntag, als ich am Hamburger Hbf Fö traf und wir zusammen im Fahrradabteil zurück in den Pott fuhren. Während der Fahrt flüsterte er mir zu, dass eventuell vielleicht hoffentlich mal schauen Thees Uhlmann im Rockaway Beat eine kleine Akustikshow veranstalten wird. Während er davon sprach, wurden die ca. 30 Mitreisenden im Abteil leiser und schauten auffällig unauffällig zu uns rüber. Und, wie meine Vorschreiber schon verraten haben, hat es tatsächlich geklappt und Mittwoch um 17.00h sah ich meinen ersten Thees-Uhlmann-Auftritt. Und drei Stunden später meinen zweiten.
Fö: Thees Uhlmann "Danke für die Angst"-Trio nennt sich die heutige Besetzung. Ausschließlich Akustikgitarre wäre in einem E-Gitarren-Laden aber auch echt nicht passend gewesen! Gespielt werden 5-6 Lieder, größtenteils vom aktuellen Album, zur Zugabe aber sogar noch das Tomte-Stück "Ich sang die ganze Zeit von dir", was mich sehr freut.
Nat: Los ging es natürlich mit "Fünf Jahre nicht gesungen", das vom Publikum leise mitgesungen wurde.
Fö: Thees erweist sich abermals als guter Entertainer, erzählt ein wenig, verbittet sich nervige Handyfilmerei und spaßt mit dem Publikum. Alles sehr sympathisch! Mein Nachbar Aleks bekommt auch noch spontan Gästelistenplätze angeboten, einfach nur weil er ne Opeljacke trägt. Opeljackenmann +1! Schon geil, das alles! Unterhaltsamer Auftritt, sehr sehr gute Aktion. Und sehr gutes Setting, viel schöner als, sagen wir mal, beispielsweise ne Saturn-Filiale.
Nat: Gerüchteweise sollen mehrere Personen später im FZW versucht haben, mit dem Satz "Hallo, ich steh auf der Gästeliste. Unter Opel, Vorname: Kadett" reinzukommen.
Yanik: Die Musik passt, der Laden passt, das Publikum passt. Insgesamt ein stimmungsvoller Auftritt und wie es der Zufall so will, kann ich auch noch eine Karte für den Abend bekommen. War ich mir vor dem Konzert noch nicht sicher, so wusste ich spätestens nach dem ersten Song, dass ich davon heute noch mehr sehen will.
Nat: Ich will davon auch noch mehr sehen und vor allem hören. Ich bin von Thees' Stimmgewalt überrascht, habe ich ihn doch immer für einen schlechten Sänger gehalten. Mea culpa, Thees.
Fö: Schnitt, 2-3 Stunden später, FZW-Halle, etwas mehr als 30 Menschen (also ungefähr im Quadrat), auf der Bühne steht ne Akustikgitarre mit einem Menschen dran. GRILLMASTER FLASH macht den unangekündigten Support mit nem viertelstündigen Set.
Yanik: Befeuert von der Euphorie des kleinen Konzertes gehts los, doch das ausverkaufte FZW ist dann doch voller als ich das in Erinnerung hatte. Da vermisse ich den Rockaway Beat Club.
Nat: Bei dem Namen Grillmaster Flash habe ich einen Rapper erwartet. Stattdessen ein Singer/Songwriter, der das Dortmunder Publikum von sich überzeugt, indem er ihnen von Bremen vorschwärmt. Funktioniert erstaunlich gut.
Fö: "Das wird so geil gleich, ich kann hier schon die Setlist sehen: Landungsbrücken raus, Deiche..." - großartiger Typ! Die Kettcar-Anspielungen scheinen ein Running Gag des Abends zu sein, gab es auch zuvor im Gitarrenladen und später beim Thees-Konzert ("Shirts von Kettcar haben wir nicht"). Der Grillmaster aus Bremen-Nord hat sich zum Ziel gesetzt, irgendwann mal das Westfalenstadion zu füllen und auf dem Wege dorthin alle Fans zu verlieren, die er sich zuvor erarbeitet haben. Und wir haben die Chance, dazu zu gehören! Das finde ich super, da fühle ich mich angesprochen. Ne Band fallen lassen, wenn sie zu fame wird - genau mein Ding! Grillmaster Flash war ja auch eh viel besser, als er damals vor 30 Leuten im U gespielt hat.
Yanik: Naja, ich freue mich auf jeden Fall auf GRILLMASTER FLASH, habe ich doch erst letzten Monat ein Konzert von ihm gesehen. Die Leute um mich herum scheinen aber verblüfft, es wird getuschelt: „Ach verrückt, woher kennst du den denn?“. Im Anschluss muss dieser sehr gute Kettcar-Gag erklärt werden. Merkwürdig alles.
Yanik: Viele starke Songs, viele lustige Ansagen. Die Dichte an guten Menschen auf der Bühne ist heute ziemlich hoch. Den Leuten um mich herum entfleucht ab und an ein tiefes "Hohoho", als wären wir hier bei einer Liveaufzeichnung von Neues aus der Anstalt. Aber das ist die bessere Hälfte, der Rest hält es nicht mal für nötig, aufzuhören, ununterbrochen zu reden. Trotzdem, Grillis leider sehr kurzer Auftritt macht Bock. 
Nat: Seine Musik passt halt auch sehr gut zu dem gerade gehörten Akustikset im Rockaway Beat. Und er macht gute Laune. Wunderbar.
Fö: "Hallo Punks", begrüßt uns THEES UHLMANN, so wie er auch den ganzen Abend nicht aufhören wird, das Publikum "Punks" zu nennen. Das finde ich schon irgendwie witzig, auch wenn mir bewusst ist, dass der Mittvierziger Seitenscheitel-Lehrertyp neben mir sich dadurch bestimmt voll darin bestätigt sieht, dass er ja voll der Rebell sei, wenn er Musik von Thees Uhlmann hört.
Yanik: Das ist mir auch extrem aufgefallen und es hat sich auch bestätigt. Aber hey, ich bin ja auch nicht die Punkerpolizei.
Nat:  Fö, ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass du mich in der Öffentlichkeit nicht als "Seitenscheitel-Lehrertyp" titulieren sollst!
Fö: Wie man sieht, kein Trio mehr, eher ein Septett, was für ein Soloprojekt ne ganz schön hohe Zahl ist! Nimmt Thees bei ein paar Liedern die Akustikgitarre in die Hand, sind sogar ganze 5 Gitarren auf der Bühne (E-Bass mitgezählt). Ich weiß nicht, ob man sowas braucht, vielleicht hilft es auch nur, die große Bühne nicht so leer erscheinen zu lassen.
Fö: Die Setlist relativ ähnlich wie im Rockaway Beat, nur etwas länger (haha). Deutlich über 2 Stunden werden Thees Uhlmann und Band heute spielen. Wobei, "spielen" kann man auch in Anführungszeichen setzen, weite Teile des Konzertes füllt Thees durch exzessive Ansagen.
Fö: Ich find ja seine Art zu reden schon irgendwie cool. Sehr offensiv, sehr meinungsstark, sehr einnehmend. Gleichzeitig aber irgendwie auch nahbar, er reagiert sogar auf Zwischenrufe aus dem Publikum, wenn auch nur mit bösem Blick oder indem er Prügel androht. "Ich hab mich noch nie geprügelt - außer mit meiner Tochter" - und dann lacht er zufrieden.
Fö: Und dann erzählt er, dass er seine Tochter sogar gefragt hat, ob er von ihr erzählen darf, und dass er es für pädagogisch sinnvoll hält, Kinder einfach nachzuäffen, wenn man sonst nicht weiter weiß. Eine Erziehungsmaßnahme, die seine Tochter mittlerweile auch an ihm anwendet: "Ohh, ich bin Thees Uhlmann, ich bin son Typ vom Dorf und komm in der Großstadt nicht zurecht, und da schreibe ich Lieder drüber". Passende Einschätzung.
Nat: Ich freu mich schon sehr auf ihre erste Platte.
Fö: So sieht Thees Uhlmann aus, wenn er darauf wartet, dass das Publikum auf etwas reagiert, von dem er weiß, dass es gleich kommen wird, das Publikum aber noch nicht.
Fö: Gespielt werden größtenteils Lieder vom aktuellen Album "Junkies und Scientologen" und vom ersten, selbstbetitelten. Meiner Meinung nach eine sehr gute Songauswahl, das zweite Album habe ich nämlich nie groß gehört.
Fö: Relativ am Anfang gab es auch "Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf". Kurz nachdem das Lied damals rauskam, war ich mit der Rockband Pascow unterwegs. Schlagzeuger Ollo machte es sich zum Spaß, das Lied immer mal wieder auf seinem Handy anzumachen, vermutlich um die Crew zu ärgern. Wir haben ihm nie gesagt, dass wir das Lied eigentlich gar nicht so schlimm finden.
Fö: Gespielt wird auch das "Liebeslied" von den Toten Hosen in einer etwas lahmen Version, plus die Story mit dem Eiswagen. Kannte ich schon von letztens, und mich dünkt, dass er vermutlich das, was er so erzählt, jeden Abend erzählt. Wie son Comedian, der Witze auswendig lernt.
Nat: Warum jemand außerhalb von Düsseldorf die Hosen covert, ist mir ein Rätsel. Quizmaster Fö weiß aber natürlich die Lösung "Der hat doch ein Buch über die geschrieben". Klar, wusste ich. Hab ich allerdings nach dem ersten Kapitel weggelegt.
Yanik: Die Show ist einfach großartig und die Songs werden perfekt gerahmt von den unfassbar intensiv erzählten Geschichten, die Thees zu bieten hat. 
Yanik: Als wäre das Publikum gar  nicht da, schreit Thees nach jedem Song selbstbestätigend ein "Geil!" oder "Genial!" in Richtung seiner Band und zu sich selbst. Und man wird von dieser Art, seine eigene Musik zu lieben so sehr mitgerissen, man hat einfach keine Wahl.
Nat: Die Band bezieht er eh regelmäßig mit ein und stellt sie vor. Was ihn noch sympathischer macht.
Fö: Es gibt unfassbar viele Zugaben. Drei Zugabenblöcke! Drei! Das sind zwei mehr als auf den heiligen Steintafeln des Rock'n'Roll vorgeschrieben sind! Aber, ach, was soll's, die Zugaben sind trotzdem geil. Sie spielen tatsächlich in Dreier-Besetzung "Korn und Sprite"! Dazu erzählt Thees, wie das Publikum im Bochumer Zwischenfall (hier einen Szenenapplaus einfügen) damals Tomte ausgebuht haben, als sie Support für Element of Crime machten. Heute stimmt der Typ, der für Element of Crime die Gitarren stimmt, auch bei Thees Uhlmann die Gitarren.
Nat: So viele Zugaben schaffe ich nicht, der Zug ins Rheinland hat schon zweimal das Signalhorn geblasen und ich muss los. Bis bald Thees!
Fö: Auch sonst gab's noch ein paar Tomte-Stücke: "Schreit den Namen meiner Mutter" und ganz am Ende "Die Schönheit der Chance". Letzteres wieder ein Lied, das mich etwas nostalgisch zurückdenken lässt an eine Busfahrt mit Herrn Jansen, auf dem Rückweg vom Tomte-Konzert, sturzbesoffen und lauthals grölend auf der Rückbank. Au Backe. Immer diese Nostalgieschübe, ich glaube ich werde alt.
Yanik: Es ist die Art und Weise, wie Thees mit den Leuten vor der Bühne umgeht und wie persönlich sich das Konzert trotz des ausverkauften Ladens anfühlt, die das Ganze zu etwas besonderem machen. 

Und klar: Tomte-Songs, auch Tomte-Songs.
Fö: Die ganzen Bandmitglieder einzeln vorstellen, sowas sorgt bei mir meistens für dezente Fremdscham-Momente. Aber nicht so bei Thees Uhlmann! Der ist echt der einzige, der das dermaßen unterhaltsam und witzig hinkriegt, dass ich nicht im Boden versinken möchte. Respekt!

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