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Massenschlägerei, First Claus, Apropokalypse, 20.11.2021 in Hamburg, Viertelzimmer - Bericht von Zwen

Massenschlägerei, 20.11.2021 in Hamburg

Endlich! Der von langer Hand geplante Ausflug nach Hamburg steht vor der Tür. Während meine Reisegefährt*innen sich dort auskennen, als würde ihnen der Matjes durch die Venen schwimmen (Was eine eklige Vorstellung!), war ich hier das letzte Mal als kleines Kind mit meinen Eltern. Damals gab es so Dinge wie die Elphilharmonie noch gar nicht. Die Luca-App gab es damals auch noch nicht und während sie in NRW noch sehr umstritten ist und dort auch kaum Anwendung findet, scheint ganz Hamburg auf diese App zu schwören. Das wusste ich vorher nicht, was am ersten Abend zu Problemen führt. Immerhin geht es in den meisten Läden und Kneipen auch altmodisch mit der Eintragung auf Papier. Ein paar Läden scheinen sich diese Mühe mit den Zetteln aber nicht machen zu wollen. Also habe ich mir dann auch notgedrungen mal eben besagte App runtergeladen. Über die technische Seite und die starken Bedenken bzgl. DSGVO verliere ich hier mal kein Wort, da ich dazu selbst wenig bis gar nichts sagen kann. Stattdessen hier mal ein kurzes Statement über die Anwendung. Diese läuft, sobald erstmal ein Konto auf dem Handy eingerichtet ist und die entsprechenden Kontaktdaten hinterlegt wurden, ganz gut. Nachdem ich also meinen Impfnachweis + Perso vorgezeigt habe, scanne ich kurz den QR-Code und fertig! Beim Rausgehen dann nochmal nach rechts swipen zum Auschecken und fertig. Soweit so bedienfreundlich...blöd wird es immer nur dann, wenn das Einchecken mal nicht so ganz funktioniert...wie es das bei mir auch genau 1x tat...darüber hinaus gilt für Geimpfte immer noch keine Pflicht zur Quarantäne, nachdem man Risiko-Kontakt(e) hatte, also bringt mir das Wissen um einen möglichen Risiko-Kontakt eigentlich nur, dass ich mich danach testen lasse (was man aktuell regelmäßig machen sollte) und vielleicht nicht auf die nächste Party renne. An die Schüppe müsste ja trotzdem gegangen werden. Dementsprechend denke ich, dass die Luca-App gerade bei konsequenter 2G-Regelung, die ich befürworte und die HH auch genau an diesem Wochenende einführt, nicht so viel bringt, aber das ist nur eine subjektive Einzelmeinung von jemanden, für den die App eh etwas befremdlich daherkommt. So, nun aber der übliche Bierschinken-On-Tour-Schwachsinn. Viel Spaß!
Wir treffen uns für unsere konspirative Verschwörung am Dortmunder HBF und nehmen den Flixtrain in Richtung Norden. Kollege L. hat Craftbier mitgebracht, irgendne Assi-Mutter ihre fünf schreienden Kinder, die quer durch den Zug hüpfen und alle nerven. Irgendwann steigen sie dann aber aus, so dass es endlich an uns ist durch den Zug zu hüpfen. Ach ja, eines der Klos hier ist total akzeptabel, das andere sieht aus, als wäre es seit Ulaanbaatar nicht mehr gesäubert worden.
Den ersten Abend verbringen wir dann in St. Pauli mit Saufen und uns über die Luca-App lustig zu machen. St. Pauli und die Reeperbahn sind eigentlich ganz nice, denke nur manchmal, dass hier alles extra auf Kiez und Assi gemacht ist, trotzdem alles dann aber doch etwas "gehobener" ist. Jeder Laden hat hier Türsteher*innen (selbst manche Kiosks!) und manchmal sogar Klopersonal. Außerdem ist das Bier hier gar nicht mal so billig. Der Clochard ist auch zu, weshalb die meisten Punker*innen keinen Ort mehr haben, wo sie hinkönnen. Gefallen tut mir der strikte Antifaschismus, der hier wirklich von so ziemlich allen gelebt wird, ansonsten muss ich beispielsweise bei den Preisen immer wieder an "Agenturensohn" von Zugezogen Maskulin denken. Klar, ganz so schlimmer ist es nicht, aber eben halt schon ein bisschen.
So, damit kann ich dann meine Sozialanalyse bezüglich aller Probleme und Herausforderungen, die sich diesem Kiez bieten, beenden. Erhalten habe ich all mein Wissen durch einen Tag auf St. Paul. Immernoch einen klein wenig besser als die YouTube-Uni.
Außerdem haben wir noch Sightseeing gemacht und waren z.B. an den Landungsbrücken. Bekannt geworden v.a. durch die Shitlers und deren hier gedrehtes Musikvideo.
Im Hintergrund übrigens die Elbphilhormanie. Ein unglaublich asymmetrisches Gebäude. Das muss man wirklich wollen, aber hey, wie teuer kann es schon sein das Ding wieder abzureißen?
Gestern habe ich übrigens den Chef von dem Bums hier erstmal per Telegram-Nachricht angepöbelt, dass er mal schön ein Konzert raussuchen soll, da ich partout nichts finde. Fö weist mich sodann auf ein kleines Punkkonzert in der Viertelstube fast direkt am Hamburger HBF hin. Die Viertelstube ist mir direkt mal super-sympathisch, sowohl Eintritt als auch Bier gegen Spende, gute Musik aus der Dose, außerdem gibt es hier zwei saubere, geschlechtsneutrale Klos und keine Luca-App. Stattdessen tragen wir die Kontaktdaten schön auf einen Zettel ein. Das Konzert findet indes im vierten Stock in einer geräumigen Butze statt.
Den Auftakt machen heute gegen Viertel nach acht FIRST CLAUS. Die pöbeln zum einen ordentlich gegen die Stadt Wuppertal und bekennen darüber hinaus ihren Mut zu mehr Gentrifizierung. Das gefällt mir sehr gut und halte ich insgesamt für sehr wichtige Anliegen. 
Außerdem reagiere ich hiermit auf die mir zugetragenen Beschwerden, dass meine Konzert-Fotos zu professionell geworden seien. Da wir selbstverständlich sehr nah an den Leser*innen sind, nehmen wir derartige Beschwerden natürlich sehr ernst und reagieren umgehend. Aus diesem Grund könnt ihr euch freuen und werdet auf diesen Fotos hier wahrscheinlich gar nichts erkennen. Gern geschehen!
Ansonsten gibt es astreinen Punkrock. Die ersten Besucher*innen können bereits ihre Füße nicht mehr stillhalten. Gefällt mir rundum gut und den anderen auch!
Als nächstes spielen dann APROPOKALYPSE. Die sind mir zunächst etwas zu sperrig, da sie nicht nur Pogofutter geben, sondern auch mal ein bisschen Melodie und vor allem Hall einstreuen. Heute Abend ist das fast schon Verrat an der Sache. Haben Apropokalypse dann aber auch recht schnell selbst gemerkt und so gibt es zwischendrin auch mal schnelles Gedresche an Gitarren und dazu gute Arbeit am Schlagzeug.
Auch die Sängerin macht gut Alarm und schreit sich die Seele aus dem Leib. Passt also alles! Auch wenn es ab und an mal etwas dröhnt; Punk eben!
Irgendwann zur Hälfte des Sets ist dann das trinkbare Bier alle und die Leute müssen notgedrungen Becks trinken. Aber selbst das kann mir bei einem so perfekten Abend nicht die Laune vermiesen. Außerdem habe ich die Kehle bereits ausreichend mit gutem Bier ausgegossen, dass ich den Geschmack des Bieres, dem man nachsagt, es sei direkt aus der Elbe geklärt worden, gut verdrängen kann.
Nun aber MASSENSCHLÄGEREI, welche mir von den anderen beiden Bands bereits ordentlich angeteasert wurden, vielleicht ist es aber auch nur die Freundlichkeit gegenüber Auswärtigen, so sind Massenschlägerei heute auch die einzige Band, die nicht aus der Hafenstadt, sondern aus Mannheim kommt.
Drei Sekunden später wird mir aber klar, dass der Hype mehr als gerechtfertigt ist. Der Sänger fliegt quasi durch das Publikum, während der Rest der Band einfach nur nach vorne ballert. 
Nach eigener Aussage macht die Band Sauflieder und diese werden vom Publikum gefeiert als gebe es weder Morgen noch Kater. 
Nachdem alles in Schutt und Asche liegt, und das Set heruntergeprügelt wurde ohne Gefangene zu nehmen, fordert die Meute noch ausgiebig Zugabe. Ein schwieriges Unterfangen, da Massenschlägerei bereits ihr ganzes Pulver verschossen haben. Die Lösung besteht darin, den Song "Da sauf ich lieber" nochmal zu spielen. Rund zwei Minuten ist dann nochmal Ausrasten angesagt, dann ist endgültig Schluss. 
Vici und ich machen uns wieder auf in Richtung St. Pauli. Dort wollen wir noch ein Absackerpils trinken. Leider ist unser Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt. So werden wir vor einer Location gar mit einem ziemlich schrägen Seitenblick und den Worten "Seid ihr sicher, dass ihr hier reinwollt?", empfangen. Na, danke! Am Ende war es jedoch wohl weniger unfreundlich gemeint als es rüberkam, so kostete der Eintritt eben 8€ und das war uns dann für ein Absackerbier doch etwas zu viel zu viel. Na egal, dann geht es halt ins Bettchen. So schaffen wir es immerhin am nächsten Morgen noch auf den Fischmark, der deutlich mehr Charme hat als dieser komische Wintermarkt auf der Schanze.
Sonntag-Morgen und auf dem Handy sehe ich fünf verpasste Anrufe der Katze. Ich rufe umgehend zurück, nur um mich anschreien zu lassen, warum die Menschen denn nicht da sind und auch noch nicht ihre Kotze weggemacht hätten. Na toll, dann müssen wir wohl wieder zurück. Der Zug verlässt Hamburg und die Luca-App mein Handy. War ein schönes Wochenende im Norden, ich denke bis zum nächsten Besuch lasse ich nicht erneut knapp 20 Jahre verstreichen. 

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