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Salkantay Trek to Machu Picchu, 14.-18.05.2022 in Peru - Bericht von kiki

Salkantay Trek to Machu Picchu, 14.-18.05.2022 in Peru

Was steht eigentlich 2022 noch so auf meiner Bucket-Liste? Um die Ramones live zu sehen, bin ich etwas spät dran. Ebenso für neue Musik von Slayer oder dass ich mir einen schönen hohen roten Iro schneiden kann (okay, ich könnte Jürgen Klopp nach seinem Haartransplanteur fragen...ach lassen wir das). Seit gefühlt 5 Jahren möchte ich gerne nach Machu Picchu in Peru wandern. Also nicht so einfach hinfliegen und dann mit dem Touri-Zug nach Aqua Calientes und abgehakt ist die Sache. Soll schon etwas besonderes sein, mit bisserl Natur und anstrengen und Berge möchte ich auch dabei haben. Für 2020 war alles geplant, Flüge gebucht, Lonely Planet gelesen (mehrfach, ich vergesse sehr schnell) und bums...Corona und alles wieder abgesagt. Ist ja auch so einfach, 4-5 Wochen frei auf Maloche zu bekommen. Kotz die Wand an, ey! Also warten. Geduld ist eine meiner ganz großen Stärken...nicht! Im Mai 2022 konnte man dann auch endlich wieder einigermaßen "normal" nach und durch Peru reisen. Also Frau Wolfram und "El Gringo mas alto"-Martin eingepackt und ab durch die Mitte.
Peru ist ein komisches Land. Tagsüber immer ganz doll warm inklusive UV-Strahlung jenseits von gefühlt 80%. Abends und nachts ist es jedoch arschkalt. Nix Pullover, Jacke, Mütze etc. sind angesagt. Zumindest in den Bergen. Da sind wir auch schon beim nächsten Thema. In Europa sind Berge ab 2500 Meter hoch. Da denkt der allgemeine Peruaner noch, er läge am Playa und schiebt ne ruhige Kugel. Hier fangen Berge ab 4000 Meter an und gehen bis 6800 hoch. Glückwunsch an uns Weißbrote mit dem kleinen Lungenvolumen. Ein Faible für Meerschweinchen hat das Land zudem, kulinarisch wie künstlerisch. EY, die Schweinchen!
So heißt es erstmal in den ersten Tagen unserer insgesamt 5 wöchigen Reise akklimatisieren. Wir starten in AREQUIPA, der zweitgrößten Stadt des Landes im Süden auf "nur" 2400 Meter. Die Stadt ist umringt von 3 Vulkanen und hat eine nette historische Altstadt
Mir gefallen im Ausland immer die Dinge, die es in Europa nicht unbedingt so häufig zu sehen gibt. Märkte mit Lama-Föten zum Beispiel.
Ansonsten ist AREQUIPA eine gute Möglichkeit, ein paar Tage das hervorragenden peruanische Essen kennenzulernen und Bier zu trinken.
Wir klettern langsam weiter Richtung "hoch". Der Colca-Canyon weiter nördlich soll Ziel der ersten (angeblich kleinen!) Wanderung sein. 3000 Meter über NN. Vom "Cruz del Condor" (der Name ist tatsächlich Programm) geht es 2000 Meter runter in den Canyon und am nächsten Tag wieder rauf. Beim Aufstieg am nächsten Morgen überlege ich nach circa der Hälfte der Strecke, mich einfach entweder hinzusetzen und anzufangen laut um Hilfe zu schreien oder noch besser einfach in den Abgrund zu springen. Es ist so fucking anstrengend, ich bekomme keine Luft und habe das Gefühl, dass jeder Schritt vorwärts mein letzter sein wird. Aber hey, nur noch 2 Stunden weiter steil bergauf. Völlige Desillusion macht sich in meinem Kopf breit. Wie soll man das über 5 Tage aushalten? Irgendwann bin ich dann doch oben und alle anderen warten schon gefühlte Stunden auf den alten Mann. Laune im Arsch!
Weiter im Reiseplan. Next Stop PUNO am Titicaca-See. Höhe 3800 Meter. Wird langsam, mit der Akklimatisierung oder wie? Wir steigen die drei Stockwerke zu unserem Airbnb hoch und gucken uns irritiert an. Alle drei schnaufen wie Emma die Lokomotive. Echt dünn, diese Luft in Peru.
Kleine Bootstour über den See, inklusive der Besichtigung der "floating Islands". Künstliche Inseln aus Stroh, circa 20*20 m2 groß. Nett, aber unspektakulär.
Kurze Wanderung über die mitten im See gelegene Insel "TAQUILE". Sehr angenehm, wenig Leute (noch weniger Touristen) und da ganz, ganz hinten kann man Bolivien sehen.
So, jetzt aber endlich ab nach Cusco und dem heiligem Tal. Von hier soll unser 5-tägiger Trek dann endlich los gehen. Aber auch hier gilt es erst einmal sich weiter an die Höhe zu gewöhnen. Tolle Wanderung durchs Tal inklusive der Verköstigung von  fermentiertem Mais-Bier "Cicha".
Schneller Tagestrip zum kleinen Rainbow-Mountain PALCCOYO. Das Original war zur Zeit "not available". Auch hier gab es Streitigkeiten wegen Landrechten zwischen zwei ansässigen Gemeinden. Nicht dass mich Streitigkeiten zwischen Menschen heutzutage noch irgendwie verwundern würden. Muss ja jeder sehen, wo er bleibt.
Höhe 4490 Meter. LECK MICH AM ARSCH! Kopfweh ole! Aber leider auch unfassbar geile Aussicht!
So, kann losgehen. Tag 1. Kurzes Wrap up: Ziel ist die Inca-Stadt Macchu Pichu, Anreise 5 Tage und 4 Nächte per Pedes über diverse Gipfel, Berge, Seen und Dschungel in den peruanischen Anden. Kilometer zu absolvieren insgesamt 78,8. Gehzeit roundabout 30 Stunden. Bevor ich überlegen kann, ob die Idee wirklich gut war, klingelt um 3 Uhr auch schon der Wecker und wir werden von Cusco zum Start nach Challacancha (Gesundheit!) gebracht.
Etappenziel heute die Lagune HUMANTAY vor dem gleichnamigem Gletscher. Aufstieg läppische 400 Höhenmeter. Sollte (weil Tag eins), was zum "warm werden" sein. Nach einem mehr als opulentem Abendmahl fallen wir in Skiunterwäsche und zwei Decken plus Schlafsack gehüllt in unsere Kojen.(ARSCHKALT, GANZE NACHT NICHT GEPENNT!) Sven hätte wahrscheinlich in kurzer Hose draußen gezeltet. Aber der lebt ja auch gefühlt im Wald. Ich zitiere mal einen "Kollegen" (spielt Gitarre bei Chefdenker): "Warum soll ich irgendwo draußen pennen, hab doch ne Couch zu Hause". Tja, hatter nicht Unrecht.
Tag 2.
Laut Planung der härteste Tag des Trips. 10-11 Stunden Wandern inklusive der Überquerung des auf 4700 Meter gelegenen Salkantay Passes und im Anschluss (haha, Anschluss nach 4 Stunden bergauf!) nochmal eben 2000 Höhenmeter absteigen. Klingt nach nem Plan. Wetter auf jeden Fall mega, Verdauung ebenfalls. Muss die Angst gewesen sein!
Zwei Stunden später sieht man unser Camp nur noch als "weit, weit weg". Es geht immer noch hoch. Ständig kommen einem Esel und Maultiere entgegen oder es überholen dich gut gelaunte Perunaner, die in Turnschuhen einen "Wochenendausflug" machen. Ihr seid doch alle Scheiße!
Zwischenziel in Sicht.Wetter wechselt von gut zu überragend. Man möge sich den Trip bei Wind und Regen vorstellen. Aber haben wir ja auch so gebucht.
Bäm! We did it! War ja gar nicht so anstrengend (räusper, milde lächelnd). Das Wort "atemberaubend" habe ich schon lange nicht mehr so bewusst eingesetzt. Absoluter Wahnsinn hier oben. Erstmal einen Coca-Tee trinken.
Wir machen gefühlt 250 Bilder (jeder, nur Martin macht 350) Es sieht, egal wohin man schaut, mega aus. Wie kann man zwei Wochen Urlaub am Strand machen, wenn es so tolle Landschaften weiter oben gibt? Das verstehe ich einfach nicht.
So, endlich wieder runter. Nur noch 6 Stunden bergab. Die letzten 15 Kilometer. Katzensprung, würde der Puma hinter uns sagen.
Immer noch völlig euphorisiert steigen wir weiter ab. Die Landschaft wird wieder grüner und waldiger. Anzeichen erster Zivilisation (Bier??) tun sich auf. Immer noch 2 Stunden runter. Abstieg ging von 4700 Meter auf 2780 Meter.
Zu einigen Bilder bedarf es einfach keiner Worte.
So, 11 Stunden nach Tagesanbruch dämmert es langsam und wir erreichen unser Nachtlager. Es gibt eine kalte Dusche (die dringend notwendig ist) und lauwarmes Bier. Ich hab nach 2 Pullen derart einen im Kahn, dass ich um geschätzt 20 Uhr im Bett liege. Buenas Noches!
Tag 3
Von Chaullay geht es weiter runter bis nach Lucmabamba. Heute wieder ein eher "entspannter" Tag ohne bergauf. 18 Kilometer in circa 6 Stunden.
Der Weg schlängelt sich durch einen weiten Canyon hinab. Bis der Guide irgendwann fragt, ob jemand Höhenangst hat. Tja, lange Rede kurzer Sinn. SO überqueren die Einheimischen hier die Flüsse. Zu zweit in die Kiste (aka Gondel) und ab ans andere Ufer.
Es soll sich niemand über mangelnde touristische Infrastruktur beschweren können in diesem Peru. Wir kommen relativ entspannt (und verschwitzt, das Klima hat komplett gewechselt von hochalpin hin zu stickig, schwül) in unserem heutigem Camp an.
Tag 4
Wieder ein Tag mit Bergetappe. Heute geht es 800 Meter zu den Ruinen von Llacttapata hoch (und auf der anderen Seite wieder runter). Und hey: Endlich schlechtes Wetter. Bei strömendem Regen satteln wir die Rucksäcke und machen uns auf den Weg. Laune ging so ;-)
Oben wurde uns eine erste Sicht auf Machu Picchu versprochen. Da, auf der anderen Bergseite. Jetzt müssten nur noch die Wolken da weg.
Nach dem Abstieg beginnt der Nationalpark. Es wird zunehmend voller auf dem Weg. Aus scheinbar allen Ecken scheinen Touris zu kommen. Wie bei "Walking dead" steuert die Horde auf das große Ziel Aqua Calientes zu.
Ab hier hätten wir auch den Zug nehmen können. Pustekuchen....
..wir latschen lieber völlig kaputt und genervt bei tropischer Hitze stundenlang neben den Schienen her. Ab und an kommt ein hupender Zug vorbei mit sauberen Gringos, die uns milde belächeln. (Hallo Sille ;-))
Ende Tag 4...dem Ziel so nah. Es lockt ein Hotelzimmer und nur noch eine Übernachtung, bis wir endlich "rein" dürfen.
Im weichen Bett, frisch geduscht und super geschlafen, klingelt pünktlich um 5.30 Uhr der Wecker. Und dann das...
..Tiefe Wolken hängen in den Bergen und die berühmte Aussicht, für die man tagelang gelatscht ist, kann man sich weiterhin auf einer Postkarte angucken. Man sieht nichts! Das ist so traurig, dass es fast schon wieder witzig ist. Kommt noch besser, keine Angst! Wir warten geschlagene drei (!) Stunden darauf, dass sich die Wolken verziehen um dann irgendwann frustriert in die Ruinen abzusteigen.
Nach einer weiteren Stunde Besichtigung in der Stadt klart es tatsächlich noch auf, aber die Ranger verbieten uns die Rückkehr zur Aussichtsterrasse, da die Tickets keine Gültigkeit (zeitlich limitiert) mehr haben. Wetter, machse nix! 
Rotzalledem war das so ziemlich der genialste Wandertrip, den ich in meinem Leben jemals unternommen habe. Natur, Abenteuer, Essen...alles einfach nur die Kirsche auf der Reisetorte! Die Truppe wandert, zurück in Cusco, in die nächste Bar und gibt sich ordentlich (KEINE Videos aus der Karaoke-Bar, versprochen.) Danke an meine beiden Mitstreiter, ihr wart mega!
In diesem Sinne....wir haben noch 2 Wochen Urlaub vor uns!

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