Killing Noise, 23.04.2023 in Osaka

Von Nagoya geht es für uns am dritten Tag ca. 180km weiter westlich nach Osaka.

Same procedure as every day...wieder rein in den Kleinbus und mal eben rüber fahren. Dafür, dass wir es heute nicht so weit haben wie gestern, zieht sich die Fahrt aber doch schon wieder wie Kaugummi. Nickerchen machen ist aufgrund des nichtvorhanden Platzes, eingekesselt von 'nem Topteil, Merch und anderem Brimborium, nicht drin. Knie ausstrecken auch nicht. Das meldet sich dann auch immer zeitig und schreit nach 'nem anderen Winkel.

Aber immerhin wird man hier auf den Raststätten vor gefährlichen Todestausendfüßlern gewarnt. Die ersten Nicht-Japaner die uns entgegen kommen sind natürlich - Deutsche. Wir grüßen jeden freundlich im vorbei gehen mit "Jaja Kartoffel". Verstehen viele irgendwie nicht und die die es verstehen grüßen nicht zurück oder haben Angst vor dem großen Skinhead mit den Boots der bei uns das Mikro schwingt.

Diverse frittierte Sachen werden in den nächsten Tagen verköstigt, wobei ich mich da vorsichtig zurück halte, allein weil ich nie ganz sicher bin, ob in eben jenen nicht doch irgendwelche Tierreste verarbeitet wurden.

Egal, Müll-Trennung ist hier'n riesen Ding. Aber einheitlich dann doch nicht, so fällt die Aufstellung der einzelnen Container für die jeweiligen Abfälle von Stadt zu Stadt und sogar von Parkplatz zu Parkplatz schon recht unterschiedlich aus. Da gibt's wahrscheinlich auch Abfall-Nerds die das genauer beleuchten können und wollen. Mit Sicherheit.

In Osaka angekommen, müssen wir erstmal runter in die U-Bahn wo dann auf halber Strecke der Laden verbuddelt wurde. Erstes Ritual; Aufkleber raus - Revier markieren.

In der Bude hier riecht es auch endlich mal etwas nach Bunkermuff. Geraucht wird in Japan gerne oder fast ausschließlich indoor. Ein Graus für mich als aktiver Passivraucher, auch wenn die Klimaanlage auf Anschlag läuft und meine Klamotten kaum bis gar nicht nach Rauch müffeln.

Nach dem Soundcheck schnell zum Hotel. Der Besitzer ist ein alter Schulfreund von Momo und dafür, dass wir hier umsonst nächtigen dürfen, müssen wir uns für ein paar Samurai-Fotos zum Deppen machen.

Sieht dann in etwa so aus. Wir haben Spaß!

Wahlweise auch mit Schirmchen in unserem Zimmer, wo jemand einfach vier Matratzen auf den Boden geknallt hat. Aber geschlafen hab ich wie'n Baby. Gut, hatte dann auch diverse Bierchen intus für die nötige Bettschwere. Geübt ist geübt. Nachzulesen in jedem Tourknigge auf Seite 1.

Malle und Husi probieren irgendeine lokale Leckerei aus, ich sitze daneben und kann den Geruch schon nicht ertragen...

...also hoppeln Spitzi und ich in den nächsten Supermarkt, um uns da mit Brot und Flüssigbrot einzudecken.

Als wir draußen sitzen, kommen Husi und Malle schon wieder aus dem Laden raus, wo mittlerweile die YAO CITY BOYS den Abend eröffnet haben.

Laut den beiden soll es drinnen unerträglich laut sein (Endgegner Location heute) und was sich beim Soundcheck schon angedeutet hat, knallt mir mit dem Öffnen der Tür volle Möhre ins Gesicht. bzw auf und in die Ohren.

Trotz meiner 15db Filter in meinem schicken neuen angepassten Gehörschutz, bluten mir die Ohren. Hierher stammt wohl die Definition "mit Kanonen auf Spatzen schießen".

Vor dem - ins Publikum gerichteten Laser - versuche ich mich immer wieder zu verstecken, um noch Teile meiner Netzhaut zu behalten, doch der am Fließband Witze erzählende Sänger findet mich und fordert mich zum mitsingen auf. Kann ich. Ich versteh ja alles. Von meinen Ohohooos war er schwer begeistert. An der Stelle des Abends habe ich mir wohl die später spendierten Freigetränke verdient.

Zum Lüften des Gehörgangs, geht es in den Umbaupausen für alle rüber in den Nebenraum, wo ein DJ auflegt, bis die Betreiberin/Wirtin über die selbe PA wieder alle Gäste auffordert, jetzt wieder nach drüben zu gehen um sich die nächste Band anzugucken.

Geile Idee und der Aufforderung folgen auch einfach mal ALLE und so stehen auch bei den SCRAP NOISE CHILDREN die gleichen Halunken vor der Bühne wie bei der ersten und der letzten (wir) Band.

SNC machen heute einen eher müden Eindruck. Es scheint ein wenig so, als hätten denen diese Rumreiserei mehr zugesetzt als uns. Schwach am Glas. Wir sind voll im Trinkersoll, auch wenn Spitzi jeden Tag nöhlt, dass Husi, Malle und ich sprittechnisch vorlegen können und er aufgrund der Trommelei sich immer bis nach unserem Gig zurück halten muss. Tja, Augen auf bei der Berufswahl!

Irgendwelche technischen Probleme hatte der Kollege am Bass von SNC dann auch noch, denn den feuert er nach dem Gig einfach in die Ecke. Ein Wunder, dass der Vier-Saiter die Attacke ohne Halsbruch überlebt hat.

So einen schnuckeligen Merchtisch würde ich mir auch mal wünschen. Wobei der Leuchtrahmen, welchen Husi extra angeschafft hat, ist auch nicht verkehrt.

BURSTBOX sind als nächstes dran und huiuiui...genau mein Ding. Der Drei-Meter-Iro vom Gitarrero hängt schon nach dem ersten Song auf Halbmast aber egal...das fetzt hier richtig!

Wer Tim Armstrong & Co etwas abgewinnen kann, der erfreut sich auch an den Jungs hier.

Der Sänger der ersten Band versucht ständig, den Frontmann oder auch wahlweise das Publikum abzufüllen, während die gerade spielen. Irgendwie mag hier keiner Schnaps und so erbarme ich mich und lass mir das Zeug einflößen. Who the fuck is Corona?

Die Aktion sollte mir später noch zum Verhängnis werden aber gut...was tut man nicht alles für die Völkerverständigung?!

Der Backstage ist auch hier wieder die Rumpelkammer mit Gelumpe von allen Bands und gleichzeitig einer gemütlichen Raucherecke *husthust*

Kurze Umbaupause...

...und wir geben Vollgas. Und was hier heute abgeht - leckomio! Ich werde immer wieder während der Songs von dem Schlappiro-Gitarristen von Burstbox abgefüllt der mir jedes mal irgendeinen anderen ungenießbaren Schnaps auf Ex in den Rachen schiebt - ob ich will oder nicht.

Finden alle super lustig und beim letzten Song habe ich auch so viel Zeit, in den Strophen die Klampfe einfach zur Seite zu legen um selber in den Pogomopp zu springen. Für so ca. 10-15 Sekunden. Kaputtes Knie? Keine Ahnung. Gerade nicht.

Die letzte Band verpasse ich dann, weil gefühlt jeder mit uns quatschen will und das diesmal auch ganz gut funktioniert, weil immer einer dabei steht der ins Englische übersetzt oder falls nicht, der Google Translator das auch einigermaßen gut hinbekommt. Muss halt immer getippt/gelesen werden.

Am nächsten Tag geht es wieder zur Rock'n'Roll-unfreundlichen Tageszeit (gegen acht Uhr Morgens) los Richtung Tokyo, weil die Karre gegen Nachmittag zurück sein muss. Am Fujiyama kommen wir auch vorbei. Mila oder wahlweise die Sonne haben wir aber nicht lachen gesehen.

Baustellen werden hier gerne sehr großzügig mit sehr vielen Sicherheitskräften gesichert und selbst bei Ein- sowie Ausfahrten schwinkt sehr oft ein Männeken eine Fahne für... die allgemeine Bespaßung?

Sollte es auch dich einmal nach Japan verschlagen; Beste Bier wo geben tut Oi!

Bei der Suche nach dem WLAN muss ich erstmal kilometerweit nach unten scrollen, soviel schwirrt hier rum. Am Folgetag ist erstmal Offday, die anderen fahren in ein Katzenkaffee und ich hole erstmal den fehlenden Schlaf der letzten Tage nach, weil ich das Zimmer heute mal für mich habe. Gegen Nachmittag/Abend erkunde ich ein wenig die Gegend, Morgen geht es ja schon wieder auf die Bühne.

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