Fest der Vielen: Kochkraft durch KMA, Eisenpimmel, 18.08.2023 in Duisburg, Rheinpark - Bericht von Fö
Fest der Vielen Tag 1, 18.08.2023 in Duisburg
Das Ganze findet statt im Rheinpark - ein ziemlich großer Park, von dem das Festival nur einen Bruchteil der großen Wiese einnimmt. Im Hintergrund irgendwelche Industriebauten. Tolle Kulisse.
Als wir ankommen, trauen wir uns noch nicht ganz aufs Gelände. Von dort tönt sehr basslastige Reggae-Musik, die bei mir so ungefähr das Gegenteil davon auslöst, was so ein Konzert-Warmup eigentlich sollte. Die Reisegruppe ist sich uneins, ob Reggae denn nun Müdigkeit oder Aggression hervorruft. Vermutlich beides.
So, doch mal aufs Gelände. Es gibt diverse Stände von verschiedenen unterstützenswerten Initiativen, macht schon nen sehr sympathischen Eindruck das alles, auch wenn immer noch leichte Stadtfest-Vibes durch die Massen ziehen.
Über die Anmoderation habe ich nicht wirklich viel zu sagen, die war in erster Linie unwitzig und in zweiter Linie ging die ganze 10 Minuten in die Spielzeit von KOCHKRAFT DURCH KMA rein. Auch hier wieder Stadtfest-Vibes.
KOCHKRAFT DURCH KMA, das werde ich nicht müde zu betonen, ist eine wirklich großartige Band! Man muss nur echt damit klarkommen, dass sie sehr massiv auf Publikums-Motivations-Spielchen setzen. Direkt vom ersten Song an!
Es folgt ein gutes Konzert, viel Energie auf und teilweise auch vor der Bühne, sehr schweißtreibend (was aber auch daran liegt, dass heute die Sonne brennt wie Sau) und vereinzelte Personen unserer Reisegruppe wurden sogar beim Springen beobachtet! Nur das Hinsetzen- und Aufspringen-Spielchen ließ uns kalt. Machen die Knie nicht mehr mit, ihr wisst.
Wer die Musik noch nicht kennt: Pech! Also, um kurz zu beschreiben, irgendwie Elektro-Punk-Pop-Indie, mit viel Wumms, mit dieser selbstgezimmerten Schlagzeugkiste, aber auch mit Synthie und E-Gitarre, Gesänge werden auch mal durch diverse Effekte entfremdet. Es viel viel gesungen, geschrien, getanzt, gesprungen, und auch einiges an dummes Zeug fabriziert. Da werden Ansagen auch manchmal auf einfaches "Blablabla" reduziert, nach der weisen Feststellung "ist doch alles egal, ihr wollt doch eh nur räudigen Punk sehen"
Kochkraft durch KMA duzen uns und nennen uns "Düse", oder vielleicht schreibt es sich auch "Duise", soll wohl eine Kurzform für Duisburg sein, von der ich nicht weiß, wie viel davon Verarsche ist, kommt die Band doch selbst von hier - zumindest teilweise, zumindest ursprünglich. Aber egal. Ich weiß auch nicht ob wir uns angesprochen fühlen sollen, kommen wir doch nach- und ausweislich nicht aus "Düse". Vielleicht bin ich auch nur verwirrt, weil ich niemanden von der Band Dyse hier sehe.
Zu "Du bist der Tonmann, du musst den Ton anmachen!" werden alle Ton- und Lichtmenschen wo gibt gewürdigt, im Speziellen die hier anwesenden, und so dreht sich das Publikum unter Weisung von Sängerin Lana um in Richtung FOH, um das dortige Technikpersonal unseren Dank auszusprechen. Und um den Tonmann aufzufordern, den Ton anzumachen.
Im Vergleich zum Konzert letztes Jahr in Bochum ist mir das noch alles ein bisschen zu harmlos hier, aber eine Clubshow ist halt auch einfach kein Vergleich. Merke ich auch bei dieser Band, obwohl die gelebte Extrovertiertheit doch eigentlich für große Bühnen gemacht zu sein scheint. Übrigens spielt die Band am 24.11. wieder in Bochum! Und an anderen Daten in anderen Orten. Ja wirklich!
Anschließend wird es Zeit für diese andere Duisburger Band: EISENPIMMEL! Jetzt auch schon ne Weile nicht mehr gesehen, und in Duisburg gespielt haben sie vermutlich auch lange nicht mehr. Ich zehre immer noch davon, damals zugegen gewesen zu sein, als sie mit EA80 beim Konterkonzert im Djäzz gespielt haben.
Eisenpimmel sind natürlich eine Institution, auch wenn die Frage, ob sie denn nun "aus der Zeit gefallen" oder "gut gealtert" sind, natürlich auch über uns schwebt. Ich sach ma, so im direkten Vergleich kann ich mir Siggi Katlewski zumindest besser als Oberbürgermeister vorstellen als beispielsweise Wolfang Wendland von dieser anderen Ruhrpott-Proll-Kapelle.
Ich muss feststellen, ich find die Band einfach immer noch sauwitzig. Die Outfits, die Show-Elemente (wie Bärbel Eierlikör in die Augen der gierigen Fans schüttet - ein Traum!) und natürlich die Ansagen, die insbesondere im Falle von Siggi oft in zusammenhangloses Ruhrpott-Kauderwelsch abdriften.
Et gab sogar Seifenblasen! Und ansonsten Hits am laufenden Band natürlich. Publikum wie zu erwarten eine Persiflage auf sich selbst und insbesondere da bin ich mir dann doch nicht mehr ganz so sicher, ob ich das alles noch gut finden kann. Viele besoffene Rüpel ohne Anstand, und damit dann eigentlich wieder voll dem Klischee entsprechend, über das man eigentlich angetreten ist, sich lustig zu machen. Womit wir auch wieder bei den Stadtfest-Vibes wären.
Die letzten beiden Alben wurden, glaube ich, kaum gewürdigt. An "Reggae Schnaps" kann ich mich erinnern, ansonsten eher an die alten Klassiker. "Pommes in den Straßen", "Staat hau ab", "Prollmops", "Ein Bett im Bahnhof", "Füße Hoch, Fernsehn An, Arschlecken", "Schwarzfahrn und saufen", "Ich Arsch hab mir Fleisch gekauft" und selbstverständlich "Duisburg ist Spitze". Großartige Songs, das alles!
Zu "Komm mal lecker unten bei mich bei" wird Publikum unter 40 ("ohne Rücken") gesucht, das sich als Sitzunterlage zur Verfügung stellt. Ganz großartig ein Typ, der nicht mal mehr das hin kriegt und sich am komplett falschen Ende der Bühne in die komplett falsche Richtung hinhockt.
Achja, die längste Polonaise die Duisburg-Hochfeld je gesehen hat, wird natürlich auch noch zelebriert. Was soll ich sagen, Eisenpimmel haben halt einfach immer noch ihren "die dürfen das halt"-Status, die Fans sind da schon grenzwertiger. Etwas schade fand ich dieses Sich-lustig-machen über die OKF-Diskussion, auch wenn ich nicht wirklich damit gerechnet habe, bei Eisenpimmel niemanden ohne Shirt zu sehen.
Zugabe gab's auch noch! Schönes Konzert, schönes Programm da beim Fest der Vielen, auch wenn so im direkten Vergleich Kochkraft durch KMA einfach die deutlich progressivere und spaßigere Band ist.
Rückfahrt ganz angenehm, da wurde dann auch noch Magie ausgeübt: Eine kalte Dose Krombacher, die Dennis sich noch an der Tanke für die Fahrt holte, verwandelte sich in seinem Rucksack in eine warme Flasche Köpi, ohne dass er sich erklären konnte, wie es dazu kam. War also gleich in mehrfacher Hinsicht ein sehr magischer Abend.
Rückfahrt ganz angenehm, da wurde dann auch noch Magie ausgeübt: Eine kalte Dose Krombacher, die Dennis sich noch an der Tanke für die Fahrt holte, verwandelte sich in seinem Rucksack in eine warme Flasche Köpi, ohne dass er sich erklären konnte, wie es dazu kam. War also gleich in mehrfacher Hinsicht ein sehr magischer Abend.